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Der „Bundesgenossenkrieg“: der letzte große Krieg der Griechen untereinander (220–217 v. Chr.)
ОглавлениеAuf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt, war Doson gezwungen, nach Makedonien zurückzukehren, um im Norden einen Angriff der Illyrer abzuwehren; er siegte, wurde jedoch vermutlich durch eine Wunde derart geschwächt, dass er 221 v. Chr. plötzlich verstarb. Sein Neffe, der nun 18 Jahre alt war, bestieg den Thron als Philipp V. Er folgte Doson auch als Anführer |90|des Hellenenbundes nach. Ihre Erziehung, ihre Familientraditionen und die mit ihrer königlichen Stellung verbundenen Erwartungen veranlassten sowohl Philipp als auch seinen Zeitgenossen, den Seleukiden Antiochos III., zu militärischen Unternehmungen, die die Welt 30 Jahre lang – von 219 bis 189 v. Chr. – erschüttern sollten. Keine ihrer Ambitionen wurde erfüllt. Im Gegenteil, am Ende ihres Lebens ließen beide ihr Königreich viel schwächer zurück, als es zu Beginn ihrer Herrschaft gewesen war.
Philipp V. wurde bald dazu aufgefordert, Dosons Werk fortzusetzen; er führte den Hellenenbund von 220 bis 217 v. Chr. in einen Krieg gegen den Ätolischen Bund, Sparta und Elis. Der Krieg war durch die Überfälle der Ätoler in Zentral- und Südgriechenland ausgelöst worden: Die aufsteigende Macht der Ätoler bedrohte Makedoniens Verbündete (Epirus und Akarnanien) und sogar die Grenzen des Königreichs selbst; und auf der Peloponnes waren Städte des Achäischen Bundes von den Ätolern angegriffen worden. Dieser sogenannte Bundesgenossenkrieg brachte Zerstörung über ganz Griechenland, er ließ aber auch Philipps militärisches Geschick zutage treten; dass er mit Aratos einen erfahrenen Anführer als Berater hatte, trug zum Erfolg des jungen Königs bei. Trotz bedeutender Siege stimmte Philipp im August 217 v. Chr. Friedensverhandlungen mit den Ätolern zu. Das Abkommen stellte den Status quo vor Ausbruch des Krieges wieder her. Zwar machte es alle Errungenschaften Philipps zunichte, aber es vermehrte dennoch seinen Ruhm als Anführer. Es ist kein Zufall, dass ein kretisches Bündnis, das Kretische Koinon, ihn zu seinem prostates (Anführer) wählte.
Um zu verstehen, weshalb Philipp den Krieg beendete und warum das Jahr 217 v. Chr. insgesamt zu einem der bedeutendsten Wendepunkte der hellenistischen Geschichte werden sollte, müssen wir den Blick auf Ereignisse lenken, die weit entfernt von Griechenland stattfanden: einerseits auf die Konflikte zwischen den Ptolemäern und den Seleukiden um Südsyrien (s. S. 94–102), andererseits auf den erbitterten Wettstreit zwischen Rom und Karthago um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeerraum.