Читать книгу Braco - kleiner Bruder, großer Engel - Anina Toskani - Страница 5
Braco’s Blick & Deli’s Alzheimer Attacken.
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In der Zwischenzeit, begann Deli’s Stimmung immer heftiger zu schwanken. Sie war immer seltener gutgelaunt, dafür umso öfter melancholisch, schweigsam, in sich gekehrt, regelrecht weltabgewandt. Sie sprach immer häufiger vom Sterben…
Dann fiel mir auf, dass sie manchmal Trinken und Essen, manchmal sogar die Herdplatte auf kleiner Flamme vergaß, bis es in der Küche angebrannt roch. Meist verließ sie kaum noch die grüne Couch, auf der sie in Droschkenkutscherhaltung mit geneigtem Kopf saß, stundenlang grübelnd. Sie beklagte sich über ihr Leiden, auch körperliches Unwohlsein, wiederholte immer öfter den Wunsch, sie wolle einfach weg, nur weg, einfach tot sein, mausetot! Dann wieder sagte sie, sie sei mir eine Bürde und schwere Last; deswegen sei es Zeit, dass sie gehe und den Weg freimache. Solche Aussagen brachen mir das Herz, denn ich liebte sie sehr und wir waren seit der Schulzeit ein regelrechtes Komplott. Meine inneren Alarmglocken begannen heftig zu läuten. Ich sagte ihr, dass wir die Lebenszeit von Gott oder der Seele zugeteilt bekommen haben und den Plan nicht einfach ändern können. „Wir wissen nicht, wie alt wir werden und warum wir länger als gewünscht auf diesem Planeten unterwegs sind!“ Sie nickte stumm. Nun war ich gezwungen, so auf sie aufzupassen, dass sie keine Dummheiten machte. Schon seit einigen Monaten ging ich jeden Morgen vor der Arbeit mit meinem großen Korb aus geflochtener Weide, dem Rotkäppchenkorb zu ihr, um mit ihr gemeinsam, in der kleinen gemütlichen Wohnküche mit Blick auf den grünen Innenhof, zu frühstücken. Der Korb barg frische Früchte, vom Gretl Markt gegenüber, eine Kanne Tee und manchmal ein paar süße Leckereien.
Wir teilen beide die Leidenschaft für leckere Torten und Obstkuchen, was bei uns daheim im Dialekt heißt: „Wir sind verschnuppt!“ So saßen wir morgens oft vor der leise flackernden Kerze bei Tee und Kaffee einander gegenüber. Ich plauderte drauflos, um sie abzulenken, erzählte allerhand All-täglichkeiten, aber oft auch gern von den Erlebnissen mit Braco und den Videos, die ich angeschaut hatte. Deli wurde immer neugieriger, sie mochte die Geschichten, denn ringsherum passierte nicht viel, den lieben langen Tag. Wenn ich begeistert von etwas berichtete, staunte sie wie ein Kindergartenkind auf dem Weihnachtsmarkt und machte große Augen. Begeisterung steckt an! Wenn ich von den Heilungen und meinen persönlichen Eindrücken erzählte, wie gut mir sein stiller Blick tat, staunte sie darüber, dass er gar keine Worte benutzt. Das machte sie sehr neugierig. Es gefiel ihr, da sie selbst auch seit Jahren kein überflüssiges Wort mehr sprach. Schließlich gelang es mir, sie zu überzeugen, doch gemeinsam mit mir in meiner Wohnung, einmal Braco an meinem Bildschirm zu erleben. Wir gingen gemeinsam um die Ecke, von ihrer zu meiner Wohnung, saßen dann einträchtig nebeneinander vor einigen von Braco’s Videos. Deli war äußerst skeptisch wie immer. Ich wunderte mich darüber, dass sie den Skeptizismus seit Vati’s Tod 1995 übernommen und zu ihrer zweiten Natur gemacht hatte. Er war sehr rational und analytisch gewesen, ganz im Gegensatz zu ihrem emotionalen und herzlichen Wesen, doch nun empfand ich oft, als würde mir in Deli eine Kombination meiner beiden Eltern gegenübersitzen. Sie brachte oft Argumente, die mich in Erstaunen versetzten. Trotzdem war sie bereit, Braco’s Blick einmal auszuprobieren und dachte, sie habe dabei nichts Besonderes empfunden oder bemerkt. Zu meinem Erstaunen sah ich jeodch, als ich sie heimlich von der Seite beobachtete, gleich bei einem der ersten Male, eine Träne in ihrem Augenwinkel. Das war seit Jahren nicht mehr vorgekommen. Sie pflegte oft zu sagen, sie könne nicht mehr weinen, nicht einmal dann, wenn sie tieftraurig sei und das sei sie eigentlich fast immer. Zu solchen Aussagen konnte ich immer nur stumm und betroffen nicken und meinen Kummer herunterschlucken. Ihre innere Versteinerung tat mir tief im Herzen furchtbar weh. Ich hätte sie so gern wieder glücklich gesehen. Der zweite Weltkrieg hatte Deli’s s und Vati’s beste Jugendjahre überschattet, die Heirat verzögert und Berufsvisionen verschleppt. Deli’s Jungmädchentraum vom glücklichen Landleben, in einem schönen Haus mit Garten und Schneideratelier, bezahlte sie mit dem Verlust ihrer Kunden aus der Stadt. Vater hatte unser Einfamilienhaus auf dem Dorf eigens auf Deli’s Wunsch hin gekauft, sogar gegen seine persönliche Überzeugung, nur um ihren Traum umzusetzen, doch die ohne Architekt ausgeführten Pfuschereien wurden viel zu teuer bezahlt. Ihn kostete die Entscheidung zugunsten der Familie damals Kraft, Nerven und begrenzte ihn bei der Arbeitssuche auf ein engeres Umfeld. Deli ließ, ungeahnt, bei der Entscheidung, in ein winziges Dorf von 400 Seelen zu ziehen, am meisten Federn. Sie verlor in den ersten Jahren in ihrem Traumhaus, das sich als teurer Alptraum entpuppte, sage und schreibe 40 Kilo und dazu ihre Gemütsruhe, ihren Humor und schließlich sämtliche Schneidereikunden. Die Entfernung von der Stadt war auf Dauer zu groß.
Das alles hätte man vorher bedenken müssen! Ich selbst verlor damals alle Freundinnen vom Gymnasium in der Stadt, weil auch sie woanders hinzogen oder, in der Stadt wohnten, während ich 40 Minuten mit dem Bus zu fahren hatte. Damals be-gann auch, schleichend, die merkwürdige Persönlichkeitsveränderung Delis mit Schlaflosigkeit, Gewichtsverlust und schließlich Angstattacken, die nach der Schilddrüsenoperation mit diesem ‚dämo-nischen Ohrwurm‘ einsetzen, der sie, bis fast zu ihrem Tod, verfolgte, indem er ihr ununterbrochen einflüsterte, sie müsse sterben. Vater konnte sich auf ihre Wesensveränderungen keinen Reim machen. Leider konnte Deli nicht in Worte fassen, was sie bedrückte, fühlte sich oft hundsmiserabel, war melancholisch, de-pressiv und schlecht gelaunt, manchmal auch unerwartet aggressiv. Vater wusste keinen Ausweg als den Rückzug in seinen Hobbykeller, wo er viele Abende und Wochenenden in seine Leidenschaft für Flugzeugbau investierte, während Deli im Haus, allein im Wohnzimmer, Hand-arbeiten machte oder sich mit Lesen ablenkte.
Erst viel später, kurz vor seinem Tod im Sommer 1995, gestand mir Vater unter vier Augen, dass er seit etlichen Jahren seine geliebte Deli, die er, gleich nach seiner Rückkehr aus dem Krieg, aus Liebe geheiratet hatte, seit langem nicht mehr wiedererkannte. Sie war ihm fremd geworden. Ich war so fassungslos, dass ich keinen Ton herausbrachte. Mein Vater starb 1995 an Prostatakrebs, im gleichen Jahr wie Ivica Prokic, der Lehrer Bracos in Südafrika. Dass Vati Krebs hatte, verschwieg er Deli und mir bis zuletzt, denn er wollte sich keinesfalls operieren lassen. Wir erfuhren von seinem Leiden erst nach seinem Tod durch den Hausarzt, völlig schockiert. Als ich Deli, wenige Jahre später, nach München holte, verdrängte ich zuerst erfolgreich unheilvolle Symptome einer drohenden Katastrophe. Ich ertränkte sie im täglichen Bürostress und meinem Gesang. Unbezahlte, nicht einmal erfassbare Überstunden waren in den 90er Jahren an der Tagesordnung bei deutschen Großunternehmen, so kam ich oft abends spät nach Hause und wusste nicht, was Deli an ihren Abenden machte. In der Freizeit beschäftigte ich mich mit Operngesang, meiner Leidenschaft und sang in der Kirche. Ich versuchte, Deli regelmäßig in unser Schwimmbad in Ottobrunn oder zu Waldspaziergängen mitzunehmen, denn Abwechslung und Bewegung taten ihr gut. Damals ahnte ich nicht, was noch alles im Laufe der Jahre auf mich zukommen würde.
GottseiDank! Sonst wäre ich vermutlich schreiend davongerannt. Eigentlich kämpfte ich gegen eine Realität, die schon zu lange Wurzeln geschlagen hatte, um noch grundlegend verändert zu werden. Trotz allem war ich überglücklich, als es mir im Frühjahr 2013 gelang, Deli von einem Besuch bei Braco persönlich, in der Kongresshalle in Stuttgart zu überzeugen, damit wir Braco’s heilenden Blick einmal live miterleben konnten. Deli sagte sogar zu und ich dachte, ich könne mich darauf verlassen, war pünktlich frühmorgens an der Tür. Unseren Rotkäppchen-korb hatte ich mit Tee und belegten Broten liebevoll für unterwegs vorbereitet. Ich wollte um 5 Uhr früh aufbrechen, um morgens ab 8 Uhr an Bracos Blick in der Kongresshalle Esslingen teilnehmen zu können. Doch, es kam, wie es kommen musste, Deli war um keinen Preis von ihrer Couch wegzubewegen, wie so oft, wenn sie wieder von einer heftigen Attacke ihrer bedrohlichen inneren Stimmen angefallen worden war. Ich spürte, dass die Atmosphäre um sie herum elektrisch geladen war. Es schien geradezu in der Luft zu knistern, je näher man der grünen Velourcouch rückte. Elektrische Phänomene dieser Art tauchten oft um Deli’s Platz auf der grünen Couch herum auf. Einmal sprang dabei sogar die große elektrische Rollade aus der Fassung, als ich frühmorgens den Schalter betätigte, um Licht hereinzulassen, denn im Dunkeln konnte man die Hand vor Augen nicht sehen. Die Rollade blieb, total schief, ir-gendwo in der Mitte des Fensters, hängen, dann bewegte sich nichts mehr, weder vor noch zurück. Deli hatte mich dann wütend und irgendwie sogar schadenfroh, angepflaumt, ich hätte ihre Rollade kaputtgemacht, obwohl ich nichts dafür konnte. Allem Anschein nach, waren in ihrer Nähe stets unsichtbare Geister am Werk, die versuchten, absichtlich Unfrieden zwischen Deli und mir zu stiften. Aggression, dämonische Übergriffe und unangenehme elektrische Ladungen lagen erlebte ich noch oft, wenn ich in Deli’s winziger Wohnung ankam. Am deutlichsten waren sie um die Couch herum zu spüren, auf der Deli die meiste Zeit vor sich hin grübelnd saß. Manchmal hatte ich das Gefühl, das Unglück läge regelrecht in der Luft, ganz in ihrer Nähe und spränge dann gelegentlich auf mich über.
Es fühlte sich an, wie schwarze Magie. Deli’s Alzheimer Dämonen suchten gierig nach Gelegenheiten, negative Gefühle oder Missgeschicke hervorzurufen, an denen sie sich tierisch zu ergötzen schienen. Erst mit der Zeit wurde ich gewahr, dass diese Schmarotzer sich von Wut, Scham, Schadenfreude und Schuldgefühlen ernährten, wobei sie von Deli auf mich übersprangen und tüchtig Zwietracht schürten, sobald sie auf Nachschub an negativen Emotionen Gelüste hatten. Es war ein gefährliches Phänomen, auf das ich regelmäßig hereinfiel, indem ich wütend reagierte, sobald Deli mich mit spitzen Bemerkungen empfing.
In aller Herrgottsfrühe auf die Fahrt nach Stuttgart zu Braco eingestellt, beschloss ich an diesem Tag, lieber allein loszudüsen, als unnütze Zeit mit Überzeugungsmanövern bei Deli’s Abwehr zu verlieren. Ich würde sie einfach in Gedanken mitnehmen. Es war wunderbar, so in den frühen Morgen zu starten. Die Autobahn war frei, die Fahrt verlief reibungslos. Ich fand die Kongresshalle Esslingen ohne Umschweife und kam vor 8 Uhr pünktlich an, kaufte mehrere Tickets und saß dann im großen Vorraum, der sich langsam mit Menschen füll-te. Ich atmete tief durch, versuchte die Bürde auf meinem Herzen und meinen Schultern loszulassen. Meine Berufstätigkeit ließ mir einfach keine Zeit, mich wirklich intensiv um Deli zu kümmern. Sobald ich ihr einen Tag widmete an meinen freien Freitagen oder am Wochenende, fühlte ich mich noch mehr ausgelaugt. Für mich selbst blieb auch kaum Zeit übrig. Ich war mit allen Aufgaben allein, Deli hatte zu niemand außer mir Vertrauen und ließ niemand in die Wohnung. Schon zehn Jahre vorher, hatte Deli erstaunlicherweise, in weiser Voraussicht, darauf bestanden, dass ich die notarielle Vollmacht zur Personen- und Vermögenssorge bekam. Für spätere Entscheidungen war ich damit abgesichert.
Gespannt wartete ich, vor der Tür des Saales, in der Kongresshalle Stuttgart, auf Einlass zu Braco‘s Blick. Meine Blumen hatte ich abgegeben und der netten Toilettenfrau gleich eines meiner Tickets geschenkt. Ich war ein wenig aufgeregt und kann sagen, dass meine allererste persönliche Begegnung mit Braco’s Blick in Stuttgart wirklich beeindruckend und einfach unvergesslich war. Nach der Begrüßung des Publikums durch einen Mitarbeiter und einem Frage- und Antwortspiel zwischen ihm und dem Publikum, wurde ein Ausschnitt aus Braco’s Videos gezeigt.
Dann kam Braco ruhigen Schrittes, leichtfüßig wie ein Indianer, auf die Bühne. Er trug ein weißes Hemd. Als er dort stand und seinen Blick ruhig über die Reihen schweifen ließ, schien sich meine Wahrnehmung zu verändern. Ich sah plötzlich ein großes, schweres Kreuz aus Metall von ca .30 cm Länge über seinem Kopf schweben. Es sah aus wie die Kreuze in orthodoxen Kirchen, war aus Altsilber mit lauter großen, blauen Edelsteinen eingelegt. Das Kreuz schwebte längere Zeit einige Zentimeter über seinem Haupt in der Luft. Ringsherum um seinen Kopf und Körper nahm ich viel silbrig-weißes Licht war, das sich im Laufe der Sitzung intensivierte und von ihm aus in den Saal strahlte. Er schien aus allen Poren diese lichte Energie abzugeben. Dann spürte ich eine Art emotionaler Entladung, als dieses Licht in meinen Körper eindrang. Das war von einem Gefühl angenehmer Leichtigkeit und Heiterkeit begleitet, so als ob ich innerlich in eine freudige Stimmung explodieren würde. Die Sitzung ging viel zu schnell vorbei. Ich hätte gern länger verweilt. Als Braco sich zum Gehen wandte, sah ich, mit Erstaunen, ein Lichtwesen von ähnlicher Gestalt und Größe genau hinter ihm hergehen. Spontan dachte ich, das kann ja nur Ivica, sein geliebter Lehrer und Meister sein, den er viel zu früh verlor. Ich hatte inzwischen seine Lebensgeschichte aus Videos, Büchern und der Ho-mepage erfahren. Diesen lichten Doppelgänger von Braco sah ich, auch später noch, in vielen Sitzungen. Langsam folgte ich dem Strom der Menschen, die den Saal verließen in den Vorraum, mir wurde eine Blume in die Hand gedrückt. Dann fiel mir in der wartenden Menge ein großer freundlicher Mann mittleren Alters auf, der Braco’s Plakate eifrig fotografierte. Als er mich anlächelte, lächelte ich zurück. Beim Warten auf die nächste Sitzung, kamen wir ins Gespräch, tauschten Emailadressen aus. Er schrieb mir ein paar Tage später, dass er aufgrund seiner Heilerausbildung mein offenes Herzchakra wahrgenommen habe und mir dringend empfehle, mich um Urlaub für mich selbst zu kümmern, da er sehen könne, dass mir im Alltag, seit langem die Lebensfreude fehle. Er hatte, ohne von meinen Problemen zu wissen, den Burnout in meiner Aura gelesen, bevor ich mir selber darüber im Klaren war. Ich hatte nämlich durch meine tägliche Sorge um Deli gar keine Zeit, über mich und meine Bedürfnisse nachzudenken. In diesem Moment, als ich da so im Gespräch mit dem netten Heiler war, beschloss ich spontan, den ganzen Tag in Stuttgart zu verbringen, denn ich wolle soviel wie möglich von Braco’s kraftvoller heller Energie mit nach Hause nehmen. Deli’s Foto und ein Foto von der ganzen Familie hatte ich mitgenommen, um für alle, die Lebenden und die Verstorbenen um Hilfe zu bitten. Die Fotos hielt ich bei den Sitzungen in der Hand. Im Laufe mehrerer Begegnungen am Vormittag fühlte ich mich immer besser, bekam frischen Mut und Hoffnung für Deli. Trotzdem spürte ich auch eine Ozeanwelle von Müdigkeit und ein großes Auf und Ab der Gefühle. In der Pause, als ich noch mit all diesen Eindrücken beschäftigt war und versuchte, die Energien zu verdauen, setzte sich eine junge Frau mit unangenehm durchdringenden Augen, dunklen Haaren und einem fast lauernden Gesichtsausdruck neben mich. Sie sprach mich freundlich an, obwohl sie mir auf den ersten Blick unsympathisch erschien. Sie sah aus wie eine Zigeunerin, tatsächlich hatte sie es auch darauf abgesehen, mir aus der Hand zu lesen, um Geld zu verdienen. Ich war viel zu erschöpft, sie energisch abzuwehren, ließ ihren Wortschwall über mich ergehen. Sie läse in meiner Aura, was für ein großes mitfühlendes Herz ich hätte und wie großzügig ich sei. Fast bekam ich Atemnot, als sie das sagte, mein Energiefeld war anscheinend, durch Bracos Blick, noch weiter offen als sonst. Ich wollte kein Aufsehen erregen und forderte die Zigeunerin auf, mit mir nach draußen an die frische Luft zu kommen. Ich bot ihr eine Eintrittskarte für Braco’s Blick als Geschenk an, doch es ging ihr nur um Geld, nicht um Braoc’s Blick. Um sie abzuwimmeln, drückte ich ihr dann schweigend einen Geldschein in die Hand und ging wieder in die Halle. Dabei wurde schlagartig bewusst, dass auch die Schatten deutlicher hervortreten, wo das Licht sehr hell scheint. In meinen fünf Begegnungen mit Bracos Blick an diesem Tag fühlte ich mich von Mal zu Mal angenehmer. Ich erfuhr Trost und Stärkung. So hoffte ich, auch Deli würde von der Heilung etwas mitbekommen. Die Rückfahrt verlief gut, doch unterwegs flog ein winziger spitzer Stein zuerst auf meine Windschutzscheibe, dann geriet ein anderes Steinchen in die Räder, genau zwischen die Bremsscheiben. Ein störendes Reibegeräusch war zu hören, das mich beunruhigte. Daheim brachte ich den Wagen, zur Vorsicht, wenige Tage danach, in die Werkstatt. Ich musste die Bremsen komplett erneuern lassen, denn das Steinchen hatte sich fest hineingefressen. Es kostete ein kleines Vermögen.
Sind die Dämonen überall am Werk, selbst in Bracos Umgebung? Fragte ich mich ängstlich. Ich hatte intuitiv das Gefühl, dass eine Art Boshaftigkeit am Werke war, die sich gegen mich richtete, die nicht akzeptierte, dass ich Deli helfen wollte. Es gab etwas wie einen unsichtbaren, großen Widerstand, der sie immer wieder von mir und meinen positiven Hilfsangeboten wegzog. Ich kam mir oft vor wie Sysiphus, der den Stein auf den Berg schleppt, wobei dieser ihm jedes Mal auf dem Gipfel entgleitet und wieder herunterrollt, sodass er wieder von vorn mit der Arbeit beginnen muss.
Bei uns daheim ging es auch oft irgendwie nicht mit rechten Dingen zu. Ich hatte häufig, nach Besuchen bei Deli, kleine und größere Missgeschicke und fühlte mich aus der Balance geworfen. Erst heute kann ich aus Erfahrung sagen, dass Hass und Verwünschungen, Neid und alle bösen Triebe sich über große Entfernungen auswirken, sobald man mit einem Familienmitglied in sehr enger Gefühlsverbindung steht. Nur durch intensive Lektüre und Anhören der CDs des Achtsamkeitslehrers, Eckhart Tolle, begriff ich, erst viel später, dass der energetische Teil des Menschen, der Emotionen speichert - der sogenannte Schmerzkörper - eine Art eigenes Wesen entwickeln kann, das versucht, sich am Energiefeld nahestehender Personen aufzuladen. Ist dieses Energiefeld mit negativen Emotionen aufgeladen, braucht es immer neue negative Energie als Nachschub, um zu überleben. Solche Persönlichkeitsanteile verhalten sich wie Schmarotzer: sie schlagen sich an den Gefühlen nahestehender Personen regelrecht den Bauch voll. Sobald man dann selbst nicht total positiv geladen ist, um der Satansbrut an negativen Kräften zu widerstehen, ist man ihnen ausgeliefert. Sie überwältigen ihre Opfer in jedem schwachen Moment. Durch meinen zunehmenden Burnout wurde ich, ohne es zu merken, immer anfälliger für Deli’s Alzheimer Dämonen und ihre Attacken.
In Stuttgart hatte ich die Gelegenheit genutzt, Bücher über Braco und seinen Lehrer, Ivica Prokic, zu kaufen und schon, in den Pausen, begann ich, fasziniert, zu lesen. Braco’s und Ivica’s Biografien verschlang ich noch an diesem Wochenende und gab dann Deli meine Bücher weiter. Da sie stets gern viel las, denn Lesen war fast ihre einzige Abwechslung, war das eine gute Gelegenheit, sie mit der positiven Kraft in Berührung zu bringen. Begeistert berichtete ich ihr am nächsten Morgen schon beim Frühstück, von meinen Erlebnissen in Stuttgart mit dem heilenden Blick von Braco Deli wurde sehr neugierig, besonders, nachdem sie das Buch über Braco’s und Ivica’s Geschichte gelesen hatte. Ich wunderte mich darüber, dass ich mich von Ivica Prokic auf den Bildern im Buch fast noch mehr angezogen fühlte als von Braco.
Mir kam dieser quicklebendige, leidenschaftlich für Menschen und ihr Wohlergehen selbstlos eintretende Mann wie ein Apostel aus dem Umfeld von Jesus Christus vor. Er hatte sich von Jugend an für die Wahrheit eingesetzt und Menschen in seinem Umfeld stets geholfen. Alle, die zu ihm kamen, bekamen Unterstützung, sei es, zu Beginn seiner Tätigkeit in Zagreb auf dem Fischmarkt, wo er nach seiner Flucht aus Serbien, Fische verkaufte, sei es, danach, in der wunderschönen Villa, am Srebrnjak 1, wo Braco noch heute seine Gruppen empfängt. Ivica’s Aufrichtigkeit, seine Fähigkeit, Vergangenheit und Zukunft zu lesen und seine Hellsichtigkeit, erinnern mich sehr an den Apostel Paulus aus dem neuen Testament, der von einem erbitterten Gegner des Herrn Jesus Christus zu sei-nem ehrerbietigsten Verfechter und Diener wurde und dabei nie ein Blatt vor den Mund nahm.
Zwei Tage nach diesem intensiven Wochenende am 8.7.2013 in Stuttgart, sah ich plötzlich morgens in meiner Meditation, die ich regelmäßig noch im Bett mache, Ivica Prokic persönlich auftauchen. Ich sah ihn richtig körperlich in der Kleidung, die er auf Fotos im Buch trug und wunderte mich sehr, da ich ihm niemals persönlich begegnet bin. Es war eine angenehme Erfahrung. Ich hatte das Gefühl, als wolle er mir mitteilen, dass er mir zur Seite stehe. Nachdem ich dann die anderen Bücher über Braco gelesen hatte, wandte ich mich oft innerlich um Hilfe an Ivica. Deli war vom Wirken Bracos und Ivicas, wie in den Büchern und auf DVDs beschrieben, tief beeindruckt und saß nach der Lektüre der Bücher noch oft mit mir vor Videos auf youtube. Sie begleitete mich dann sogar beim Livestreaming Ende Juli. Dabei passierten mancherlei Dinge. Einmal, so erinnere ich mich, ging ich, durch Bracos Blick, in eine so tiefe Trance und Entspannung, dass mein Körper zur Seite glitt und ich fast vom Stuhl gerutscht wäre. Plötzlich hörte ich Deli’s tiefe Stimme neben mir: „Pass‘ auf, sonst fällst Du gleich vom Stuhl!“ Das weckte mich sofort aus meiner Lethargie. Durch Braco’s Blick erlebte ich oft Gedankenstille und schien manchmal bis an den Rand des Schlafes zu gehen. Als wir beide auf einer DVD die Geschichte eines amerikanischen Ehepaars erfuhren, die über eine spontane Heilung von Prostatakrebs berichten, sagte ich zu Deli, dass ich es so bedauerte, dass wir nicht vor 1995 auf Ivica gestoßen seien, denn dann würde Vati noch leben. Ich war sofort überzeugt, Ivica hätte Vati helfen können und hätte damals auch Deli in eine bessere Verfassung gebracht. Leider starben Ivica und mein Vater beide 1995, kurz nacheinander. Deli nickte ganz betroffen. Ich glaube, das war genau der Moment, als ich innerlich beschloss, dass Deli und ich gemeinsam zu Braco in sein Haus am Srebrnjak 1 in Zagreb fahren und auch Ivicas Grab besuchen würden. Ich sagte ihr das aber nicht, da ich sie nicht mit meinen Plänen überfallen wollte. Ich wusste ja, wieviel Angst sie vor neuen Erfahrungen hatte.
Der beste Termin für die Reise wäre der 4. August zu Ivica’s jährlicher Geburtstagsfeier, dachte ich insgeheim bei mir und lächelte. Deli würde sicher erst einmal protestieren wie immer, aber sie hatte ja Gelegenheit, in der Zwischenzeit noch mehr positive Erfahrungen mit Braco’s Blick zu sammeln. Ich wusste auch, dass ich mit Engelsgeduld, ihren Widerstand vorsichtig und diplomatisch aufweichen konnte. Ich bat meine Schutzengel und Braco innerlich um Hilfe für dieses Reiseprojekt.
Blick vom Burgberg auf Zagreb
Kathedrale und orthodoxe Kirche