Читать книгу Sinfonie des sonnigen Tages - Anja Hilling - Страница 10
4. Raumverengung (Pick-up-Stimmen)
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Achtzig Euro vom Meer entfernt
- Ein Pick-up wird beladen.
- Kartoffeln Kalaschnikows Schafe Menschen Gedanken. Ineinander verschlungen für den unbezahlbaren Lift zum Strand.
- Eine Frau landet auf einem Ersatzreifen.
- Sie wird weitergedrückt. Weg vom Reifenbett.
- Über Gesichter Sandsäcke Gliedmaßen. Kommt zur Ruhe über dem linken Vorderrad
- Dort wo die Tiere reisen.
- Sie sieht einem Schaf ins Auge. Spricht mit ihm. Den rasenden Puls zähmend im Angesicht der schwarzen Gleichgültigkeit im Blick.
- Es ist nichts.
Mir ist nur kalt.
- Der Wind vom Osten lässt den Schweiß des Tages auf der Haut erfrieren.
- Die Pupille des Schafs tritt still nach draußen.
- Ein Mann im gelben Netzhemd ist dabei dem Tier den Magen aufzureißen.
- Langsam.
- Mit einem Taschenmesser das so sanft durch seine Finger flattert wie die Haut einer Frau.
- Im Lauf der Bewegung darf man davon ausgehen dass seine Frau nicht mehr lebt.
- Im Lauf der Finger.
- Im leisen Überfall auf das fremde Organ.
- Das Messer teilt das Fell. Berührt die Haut an der Oberfläche. Fühlt sich ein. Fühlt mit der Kante nicht mit der Spitze. Streift durch die Gänge der Rippen. Sucht den weichen Bereich zwischen Herz und Scham. Ertastet den Hohlraum des Skeletts.
- Sticht rein.
- Langsam.
- Lässt das Blut austreten in schwerfälligem Lauf. Kreist weiter im großen Bogen. Produziert das wertvolle Klaffen das gehemmt wird durch das Kreisen des Messers.
- Die Masse stößt gegeneinander und verdickt.
- Die Kunst ist. Im Moment des Todes das Blut warm zu halten.
- Die Frau berührt das Schaf hinter den Ohren.
- Die Stelle die den Schmerz ableitet. Mitten in sie.
- Es müsste schön sein wie ein Tier zu sterben. Ohne Trauer um sich selbst.
- Das Schaf sieht sie an. Bewegt sich nicht.
- Nur durch sein linkes Auge zieht ein Blitz. Schneidet das Glas und lässt den Geruch seiner Innereien durch die Splitter der Netzhaut treten.
- Das Messer kommt aus dem Tier an die Luft.
- Voilà.
- Der Mann im gelben Netzhemd bietet der Frau an ihre Füße in den Magen des Schafs zu stecken.
- Wie heißt du.
- - - -
- Weil Dankbarkeit ihr die Stimme raubt nimmt sie sein Messer und ritzt drei Buchstaben in ihren linken Handballen.
- L.O.U.
- Lou berührt ihren warmen Knöchel im toten Schaf.
- Sie weiß. Das war das Netteste, das je ein Mensch für sie getan hat