Читать книгу Sinfonie des sonnigen Tages - Anja Hilling - Страница 4

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„Diesen Kuss der ganzen Welt!“

Friedrich Schiller: Ode an die Freude

VERLAUF

Das Stück folgt den vier Sätzen einer Sinfonie, die klassischerweise das Leben in einem einzigen Tag durch die Nacht ins Licht führt. Obwohl oder weil es nie Zweifel gab, dass diese Geschichte, wie jede andere, im taumelnden Jubel endet, wird das Motiv des Lichts in der Durchführung des Tages als permanent auftauchender Widerstand empfunden, und der Mensch wird sich gegen das Ende verteidigen, gleich einer Wimper, die sich eher an die Wurzeln im Gesicht klammert als sich dem Sturm anzuvertrauen.

ORT

Die Handlung ist ans Meer verlegt, jene Fläche zwischen zwei Kontinenten, auf der zwei Welten sich treffen. Auf dieser Seite der Welt kämpft ein Paar im Urlaub sich durch den Rest ihrer Liebe. Von der anderen Seite kommend, versucht eine Frau den Rest ihrer Organe übers Meer zu bringen. Die Motive bewegen sich aufeinander zu.

TEMPO

Zwei gegenläufige Themen bestimmen den Rhythmus: die Flucht und der Stillstand. Die Sätze gehen das sich selbst überschwemmende Tempo des Lebens, das aus dem Nichts entsteht, sich aufschwingt im ersten Satz, schneller entgleitet im zweiten, fast zur Ruhe kommt unter den Mächten der Natur im dritten, und dann, viertens, in die Auflösung rast.

BESETZUNG

Drei Figuren nähern sich jener Grenze, an der ihre Identität in die weiße Gischt des Tages schwappt. Ihr Trip wird begleitet von zwei Fagotten, einem Kontrafagott, einer Pikkoloflöte, zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Klarinetten, vier Hörnern, zwei Trompeten, drei Posaunen, Pauken, Trommeln, Becken, Triangeln, Streichern, einem Computer und einem Chor. Menschen und Worte werden durch Musik ersetzt, früher oder später.

Die Aufführung dauert so lang wie sie braucht, es gibt keine Pause. Wer danach noch bleiben möchte, der soll es tun.

Sinfonie des sonnigen Tages

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