Читать книгу Finn und Tea bei den Kreuzrittern - Anja Obst - Страница 5

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»Finn? Wo steckst du denn?«

Sein Vater streckte den Kopf durch den Türspalt.

»Warum antwortest du denn nicht, wenn wir dich rufen?«

Der Vater sah seinen Sohn mit ernster Miene an.

»Ist alles in Ordnung? Du siehst aus, als ob du einen Geist gesehen hättest.«

»Äh, nein, ich meine, ja, alles okay«, stammelte Finn.

Das war ja ein schnelles und unerwartetes Ende des Ausflugs! Er sah sich um. Tea war durch die plötzliche Rückreise von seiner Schulter gestürzt und hing nun kopfüber von der Zugbrücke. Das kann selbst für eine Puppe nicht bequem sein. Behutsam bettete Finn Tea auf eines der Kissen in seiner Kreuzritter-Berglandschaft.

»Was hast du dir denn hier Tolles aufgebaut?«

Der Vater kniete sich hin und begutachtete den beschwerlichen Weg, den Finn für seine Ritterfiguren gestaltet hatte.

»Von hier geht's los«, Finn zeigte, als ob nichts gewesen wäre, auf die Burg, »dann müssen sie erst durch diese Berge und dahinten«, sein Finger wanderte zum Kopfende seines Bettes, »ist Jerusalem. Das soll befreit werden.«

»Jerusalem? Wie kommst du denn darauf?«

»Das wurde doch von den Seldschuken erobert und nun sollen die Kreuzritter dem Kaiser, äh, Alexis oder so, helfen, es zurückzubekommen.«

Fassungslos saß der Vater mit offenem Mund da. Er konnte kaum glauben, dass sein Sohn sich eine so plausibel klingende Geschichte ausdenken konnte. Und wer, zum Henker, sind die Seldschuken?

»Woher hast du denn die Idee?«

»Äh, nun, von . . . äh . . . «

Aus den Augenwinkeln sah Finn, wie Tea umkippte, das Kissen hinunter kullerte und dann auf dem Lexikon liegen blieb. Die dicke Überschrift der aufgeschlagenen Seite lautete: Der erste Kreuzzug.

»Hier, aus dem Lexikon!«, beendete Finn mit einem leisen Aufseufzen seinen Satz.

Finn hielt seinem Vater das Buch hin, der kurz den Eintrag überflog. Tatsächlich, Seldschuken hießen die Eroberer. Dass Finn sich das gemerkt hatte, wollte der Vater kaum glauben.

»Na, das nenne ich doch mal spielerisch lernen!«, kommentierte er und gab seinem Sohn das Lexikon zurück.

»Robert?«, rief die Mutter von unten.

»Ja, Moment, Liebes«, rief seinerseits der Vater. »Weshalb ich überhaupt gekommen bin«, wandte er sich wieder an Finn, »wir wollen ein bisschen spazieren gehen. Gehe ich recht in der Annahme, dass du keine Lust hast, mitzukommen?«

Als Antwort reichte ihm das freche Grinsen von Finn.

»Gut, dann viel Spass auf deiner Reise nach Jerusalem! Bis später!«

Erneut musste Finn ein Haarestrubbeln über sich ergehen lassen, dann war der Vater wieder zur Tür hinaus.

Der Junge wartete, bis die Haustür ins Schloss gefallen war und rief dann:

»Man, was für ein Abenteuer! Ich war so kurz davor, meinem Vater davon zu erzählen! Tea, das war echt großartig!«

Die Puppe verneigte sich tief.

»Immer wieder gerne!«

»Wie hast du das gemacht?«

»Tut mir leid, aber das ist mein Betriebsgeheimnis«, lachte Tea. »Und wahrscheinlich würdest du das Zeit-Raum-Kontinuum aus der Relativitätstheorie mit den damit zusammenhängenden Kausalitäten sowieso nicht ganz verstehen«, verkomplizierte sie die Abenteuerreise absichtlich und setzte dazu ein Gesicht auf, das Finn von weiteren Fragen abhalten sollte. Der Plan ging auf.

»Das was? Wie? Ach, egal! Das war echt abgefahren, wie wir durch die Farben gedüst sind und plötzlich ganz woanders waren! Und das Treffen mit einem echten Ritter! Wahnsinn! Wann können wir wieder los? Wir können doch wieder dahin? Oder? . . . »

»Hol mal Luft!«, unterbrach ihn die Puppe.

Als Finn wieder normal atmete, begann Tea zu grinsen.

»Auf jeden Fall habe ich schon mal einen Lernerfolg gesehen.«

»Lernerfolg?«

»Na, spielerisch lernen, wie dein Papa vorhin sagte. Du weißt jetzt nicht nur, wer die Seldschuken sind, du kannst das Wort sogar aussprechen.«

»Haha! Was ist denn jetzt? Fliegen, äh, fahren, äh, reisen wir noch mal ins Mittelalter?«

Es bereitete Tea sichtlichen Spaß, Finn zappeln zu lassen. Sie inspizierte ihren schwarzen Umhang, klopfte ihn ein bisschen aus, fegte mit der kleinen Hand Staub von ihren Schuhen und überprüfte schließlich noch die Sauberkeit ihres spitzen Hutes. Als sie ihn wieder aufsetzte, blickte sie in Finns flehendes Gesicht.

»Hmmmm«, machte Tea. »Ich denke darüber nach. Lass dich überraschen!«

Mehr war aus ihr nicht herauszukriegen.

Finn und Tea bei den Kreuzrittern

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