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MARTIN LUTHER KING

1929–1968

MARTIN WAR SIEBZEHN, als er seine erste Predigt hielt – in der großen Gemeinde seines Vaters in Atlanta, in den Südstaaten der USA. Da hatte er schon zwei Klassen in der Highschool übersprungen und mehrere Redner-Wettbewerbe gewonnen. Auf der Rückfahrt einer dieser Preisverleihungen hatte Martin ein einschneidendes Erlebnis: In dem Bus, in dem er nach Hause fuhr, verlangte ein Weißer, dass er ihm seinen Sitzplatz überließ, obwohl in dem Teil für Weiße noch Plätze frei waren. Auf der über hundertfünfzig Kilometer langen Fahrt musste Martin deshalb stehen. Schon als Kind hatte er die Verachtung für Menschen mit schwarzer Hautfarbe schmerzhaft erlebt: Sein bester Freund, ein Weißer, durfte plötzlich nicht mehr mit ihm spielen. Und das war leider trauriger Alltag. Durch die Gesetze der »Segregation« durften Afro-Amerikaner nicht dieselben Plätze im Bus besetzen, nicht dieselben Toiletten benutzen und nicht in denselben Restaurants essen wie hellhäutige Amerikaner.

Schon Martins Großvater und Vater hatten sich aktiv dafür eingesetzt, dass Schwarze mehr Rechte bekamen, und Martin tat es ihnen nach. Er beschloss, ebenfalls Pastor zu werden wie sie. Martin studierte in Pennsylvania und machte seinen Doktor in Boston, wo er auch seine Frau Coretta heiratete. Mit gerade mal fünfundzwanzig Jahren begann er als Pastor in Montgomery in Alabama. Zehn Monate später erregte in dieser Stadt die Afro-Amerikanerin Rosa Parks große Aufmerksamkeit. Sie weigerte sich, im Bus ihren Platz für einen Weißen freizumachen, und wurde infolgedessen verhaftet.

Für Martin war klar, dass der christliche Glaube sich auch Ungerechtigkeit in der Gesellschaft entgegenstellen muss. Im Studium hatte er von Mahatma Gandhi gehört. Ihm gefielen dessen Methoden, mit gewaltfreien Mitteln Veränderungen zu bewirken. Nachdem Rosa Parks verhaftet worden war, beteiligte er sich deshalb an der Idee, dass alle Afro-Amerikaner aus Protest gegen die Verhaftung keine Busse mehr benutzen sollten. Dafür fuhren schwarze Taxi-Fahrer zum Bustarif und viele legten lange Strecken zu Fuß zurück. Wegen seines Engagements wurde Martin massiv bedroht. Eine Bombe traf sein Haus. Er haderte. Sollte er diesen gefährlichen Kampf wirklich führen? Später schrieb er: »In diesem Augenblick erlebte ich Gottes Gegenwart wie nie zuvor. Mir war, als hörte ich eine innere Stimme, die mir Mut zusprach: ›Steh auf für die Gerechtigkeit! Steh auf für die Wahrheit. Und Gott wird immer an deiner Seite sein.‹«

Die Afro-Amerikaner bestiegen ein Jahr lang keine Busse in Montgomery und die Bus-Unternehmen machten große Verluste. Dann entschied das Oberste Gericht, dass die Gesetze über die getrennten Sitzplätze in Bussen gegen die Verfassung verstießen. Die Aktion war erfolgreich gewesen. Martin Luther King und Rosa Parks gehörten zu den Ersten, die ganz vorne in einem Bus auf Plätzen fahren durften, die früher für Weiße reserviert gewesen waren.

Doch viele Weiße wollten, dass alles so blieb wie bisher. Es begannen Unruhen. Auf Busse, in denen Schwarze saßen, wurde geschossen. Auf Martins Haus wurde ein zweites Bombenattentat verübt und er bekam Morddrohungen, denn mehr und mehr wurde er als Anführer der Bürgerrechtsbewegung in den USA gesehen. Er konnte packend reden, fand treffende Worte und seine Mahnung, der Einsatz müsse friedlich bleiben, aber zugleich etwas voranbringen, überzeugte viele. Unermüdlich reiste er umher, hielt Reden und organisierte gewaltfreie Aktionen wie Sitzblockaden, Demonstrationen oder Gebetstreffen.

Nach fünf Jahren in seiner ersten Gemeinde wechselte er als Pastor in die Gemeinde seines Vaters, auch damit ihm mehr Zeit blieb, um sich für die Rechte der Afro-Amerikaner zu engagieren.

Kurz darauf begannen vier junge College-Studenten eine Umwälzung – indem sie sich setzten. Auf Barhocker in einem Imbiss nämlich, in dem nur Weiße erlaubt waren. Sie bestellten Kaffee, wurden aber nicht bedient, bis der Laden schloss. Also kehrten sie am nächsten Tag zurück und weitere schlossen sich ihnen an. Als Studierende in anderen Städten davon hörten, begannen sie mit ähnlichen Aktionen. Martin kam bei einem solchen Sitzstreik ins Gefängnis, wurde aber nicht wie die anderen nach wenigen Tagen freigelassen, sondern zu vier Monaten Zwangsarbeit verurteilt. Erst als der spätere Präsident John F. Kennedy sich einschaltete, kam Martin frei.

Eine Stadt war damals besonders für ihren Rassismus bekannt: Birmingham. Martin und seine Mitstreiter beschlossen, ihre gewaltfreien Aktionen in dieser Stadt fortzuführen. Ihnen war wichtig, dass sie gut vorbereitet waren. In Kirchen und bei verschiedenen Treffen wurde gewaltfreies Verhalten eingeübt. Wer zum Beispiel an einer großen Demonstration in Birmingham teilnehmen wollte, sollte »Zehn Geboten« zustimmen, die Martin veröffentlichte. Das erste davon lautete, täglich über Leben und Lehre von Jesus nachzudenken. Andere Gebote riefen dazu auf, aus Liebe zu reden und zu handeln, weil Gott die Liebe ist, und täglich darum zu beten, dass Gott uns benutzt, damit alle Menschen in Freiheit leben können.

Wieder starteten sie Aktionen, bei denen sich Afro-Amerikaner in Restaurants für Weiße setzten und darum baten, bedient zu werden. Von Weißen geführte Geschäfte boykottierten sie. Zusammen mit anderen Bürgerrechtlern wurde Martin erneut festgenommen.

Bei den Protesten für die Gleichheit aller Menschen wollten in Birmingham auch Schüler mitmachen. Schließlich ging es auch um ihre Zukunft. Sie übten, sich gewaltfrei zu verhalten, und zogen am 2. Mai 1963 los. Doch gegen die friedliche Demonstration ging die Polizei ihrerseits mit Gewalt vor. Sie setzte Wasserwerfer ein und ließ Hunde auf die Menschen los. Fast tausend Schüler wurden sogar verhaftet! Doch gleichzeitig verhandelte die Regierung mit den Bürgerrechtlern und schließlich wurden einige Fortschritte beschlossen, zum Beispiel, dass Restaurants für alle öffnen mussten. Einen Tag danach explodierten Bomben vor dem Motel, in dem Martin übernachtete. »Wir werden weiter demonstrieren und singen und beten«, sagte Martin in der Predigt am folgenden Sonntag. »Alle Menschen sind Brüder, alle Amerikaner sind eine Nation – schwarz oder weiß.«

In diesem Sommer wurde in fast zweihundert Städten demonstriert. Dem größten Marsch in Washington schlossen sich 250 000 Menschen an, Millionen verfolgten ihn im Fernsehen. Martin Luther King hielt die letzte von vielen Reden an diesem Tag und »I have a dream« wurde zu einer der berühmtesten Reden der Geschichte: »Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird«, sagte er darin und schloss mit den Worten eines alten Liedes: »Endlich frei, endlich frei; Gott dem Allmächtigen sei Dank, wir sind endlich frei.«

Im Jahr darauf bekam Martin den Friedensnobelpreis, vor allem weil seine Bewegung immer friedliche Aktionen startete und Gewalt strikt ablehnte. Andere Gruppierungen wie die Black-Power-Bewegung widersprachen Martin und wollten auch mit anderen Mitteln kämpfen. Immer stärker engagierte sich Martin auch gegen Armut und sprach sich gegen den Vietnamkrieg aus, den die USA gerade führten.

Anfang 1968 schien Martin schon zu ahnen, dass er nicht mehr lange leben würde. Anders als sonst schenkte er Coretta vor seiner Reise künstliche Blumen, die nicht verwelken würden, und er rief seine Mutter von unterwegs an, was er sonst nie tat. Am 4. April 1968 war Martin in Memphis, um dort an einer Demonstration teilzunehmen und sich für die Rechte der Afro-Amerikaner einzusetzen. Als er abends auf den Balkon seines Hotelzimmers trat, waren zwei Schüsse zu hören. Martin Luther King starb mit gerade einmal neununddreißig Jahren. Sein friedlicher Kampf hat viele inspiriert. Ein Feiertag erinnert in den USA an jedem dritten Montag im Januar an diesen mutigen Pastor und Bürgerrechtler.



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