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3. Diagnose Krebs

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30. September 2010: Diagnose

Klinikum Nord. Es ist jetzt 13:30 Uhr. Ich steige von der Behandlungsliege herab und ziehe mich an, als mich diese Worte direkt wie eine Faust ins Gesicht treffen: „Sie wissen ja schon, dass sie einen Tumor haben…“ sagt die Ärztin, während sie mit dem Rücken zu mir steht. Habe ich das jetzt richtig gehört? Sagte Sie Tumor? Bisher kannte ich keine eindeutige Diagnose. Meine Gedanken fahren Achterbahn. Ich bin völlig durcheinander, ringe um Fassung und stammle wirres Zeug. Der Boden unter meinen Füßen verabschiedet sich, weshalb ich mich um Standhaftigkeit bemühe. Als die Ärztin meine Reaktion bemerkt, dreht sie sich zu mir um und sagt: „ na, dann wissen Sie´s jetzt.“ Als ob sie mir noch eine zweite Ohrfeige verpassen müsste. Ich bin so geschockt, über die Diagnose und empört über die Art und Weise, wie sie mir das eben beigebracht hat, dass ich wie versteinert dasitze und meinen Mund nicht mehr zubekomme.

„Am besten verlieren wir keine Zeit, und fangen gleich morgen mit der Chemotherapie an“ höre ich Sie sagen. Ja, ja, erst ist jede Menge Zeit zum rumtrödeln und jetzt muss alles hoppladihopp gehen. "Ich muss erst die Unterbringung meiner Kinder regeln, morgen geht unmöglich" erwiedere ich. Wir einigen uns auf einen Termin in knapp zwei Wochen - auf meine Verantwortung, das versteht sich ja von selbst. Ohne rechtliche Absicherung geht gar nichts.

Frau Dr. G. klärt mich über die Behandlung auf, und was die Nebenwirkungen oder mögliche Komplikationen der Therapie, der Bestrahlung und der Operation sind. - Aber ich höre schon längst nicht mehr zu. Alles läuft an mir vorbei wie ein schlechter Film, der sich nicht abschalten lässt. Ich unterzeichne, wie ferngesteuert, die notwendigen Papiere, die über mein zukünftiges Leben bestimmen sollen. Aber das ist mir in dem Moment nicht wirklich bewusst. Dann führt die Ärztin mich und meinen Freund Tomo, der mich begleitet, auf den Gang hinaus, verabschiedet sich eilig und geht zu Ihrer Tagesordnung über. Wir tasten uns zur nächsten Sitzgelegenheit und lassen uns nieder. Noch lange sitzen wir da, regungslos. Den Kopf wie leer gefegt starren wir uns einander an und können das alles nicht glauben. Uns kommt das alles total unreal vor. Ich war vor dieser Diagnose so glücklich wie lange schon nicht mehr in meinem Leben. Ich hatte angefangen, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen, zu ordnen und in Bahnen zu lenken, die ich selbst bestimmt hatte. Das passt alles überhaupt nicht zusammen. Und jetzt – ich wurde soeben auf den Punkt Null zurückkatapultiert, nicht wissend, nur mit einer leisen Ahnung dessen, was auf mich zukommen sollte.

Schließlich machen wir uns auf dem Heimweg, natürlich mit einem ausführlichen Behandlungsplan in der Tasche, der weit über die nächsten Monate reicht, und fortan über mich und mein Leben entscheiden wird.

„Willst du die Straße vor dir kennen,

erkundige dich bei denen, die sie bereist haben.“

(aus: Ausgewählte chinesische Weisheiten)

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