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4. Krisenmanagement

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Den Schock überwinden

Zuhause angekommen, immer noch völlig verstört, bemüht Boden unter den Füßen zu spüren, greife ich wie automatisch zu der kleinen Flasche mit den Bachblüten-Notfalltropfen. Wir gönnen uns erst einmal einen „Schluck“, um den Schock zu verdauen. Langsam fange ich an zu mir zu finden und realisiere, dass mir mein „Zepter“ aus der Hand genommen wurde und von nun an fremde Leute bestimmen wie, und womit es weiter geht.

Wenn es mir schlecht geht ziehe ich gern zur Aufmunterung eine von meinen Affirmationskarten.

Die Karte, die ich an diesem Tag ziehe, heißt:

„Morgendämmerung“

Wie einen kleinen Hoffnungsschimmer zaubert sie mir ein Lächeln auf mein Gesicht, als wolle sie sagen: „Auch das geht vorüber, wie jede Nacht vorübergeht und der Sonne weichen muss“.

Als ich diese Karte in meiner Hand halte, höre ich folgende Worte aus meinem Inneren:

„Genau dann, wenn die Nacht am dunkelsten scheint,

beginnt ein neuer Tag, und wenig später

die Morgendämmerung“.

(A. B. Lindner)

Dieser Satz macht mir immer wieder Mut, weil er mir offenbart, dass bald alles vorbei sein wird, dass auch in meinem Leben bald wieder die Sonne zum Horizont hinaufsteigt. Das gibt mir Mut und Hoffnung.

Wie sag ich´s den Kindern

Nun habe ich eine Diagnose und einen Behandlungsplan in der Tasche. Ich weiß nun, wie ich mich optimal ernähre und womit ich mein Immunsystem stärke.

Aber wie bitteschön bringe ich meinen Kindern bei, dass ich mehrmals für eine Woche ins Krankenhaus muss?

Ich habe große Angst davor, wie meine Kinder reagieren werden. Können Sie die Wahrheit ertragen? Kann ich ihnen Schmerz und Leid ersparen, wenn ich nichts sage? Wie bringe ich Ihnen bei, dass ihre Mama so krank ist?

Kinder haben ein feines Gespür für Stimmungen und werden merken, dass irgendetwas anders ist. Außerdem kann ich Heimlichtuereien nicht ausstehen. Meine Mutter hat immer alles unter dem Teppich gekehrt und ließ mich oft im Ungewissen. Das war ein fürchterliches Gefühl.

Ich entscheide mich, mit offenen Karten zu spielen.

Ich erzähle Ihnen, so kindgerecht wie möglich, was bei mir entdeckt wurde und dass es gut ist, es weg machen zu lassen.

Da fragt mich meine Tochter gerade heraus: „Mama, hast du Krebs?“ und ich antworte Ihr: “Ja, Liebes“.

Wir weinen zusammen und nehmen uns gegenseitig in die Arme.

Als wir uns wieder gefangen haben, geben wir einander die Hände und rufen unseren Schlachtruf: „Gemeinsam schaffen wir das!“

Es ist immer die bessere Entscheidung offen mit solch einem Thema umzugehen. Mit Heimlichtuereien können Kinder nicht gut umgehen. Mit Klarheit haben Kinder die Chance, die anstehenden Erlebnisse und Eindrücke besser zu verarbeiten.

Wenn Sie unsicher sind, welche Worte Sie wählen sollen, lassen Sie sich bei einer Familientherapeutin beraten. Diese helfen Ihnen in solch einem Fall auch kurzfristig.

„Ehrlichkeit währt am Längsten.“

(Sprichwort)

Wohin mit den Kindern?

Meine zweite große Angst: Wohin mit den Kindern, wenn ich im Krankenhaus bin?

Ich lebe mit meinen Kindern allein. Tomo wohnt noch nicht bei uns und arbeitet genau in der Zeit, wo meine Kinder eine Betreuung brauchen. Meine Mama ist dement und nicht in der Lage diese Aufgabe zu übernehmen und meine Geschwister wohnen so weit weg, dass sie nicht mal eben vorbei schauen können.

Auf der Suche nach einer Kinderbetreuung, die zwischen 16:00 und 22:00 Uhr arbeitet, wurde ich von Pontius zu Pilatus geschickt und keiner konnte mir so richtig weiterhelfen. Mein letzter Weg führt mich zu meiner Krankenkasse, und die Damen haben sich so was von ins Zeug gelegt für mich - ich bin heute noch zutiefst berührt und dankbar.

Für den Fall, dass Sie sich in einer ähnlichen Lage befinden, könnte Ihnen das weiterhelfen:

Der Stichpunkt ist: „Familienpflege“. Es gibt Vereine, wie Frauenwerk, Mütterdienst, Caritas, Diakonie und BRK sicher auch in Ihrer Stadt. Die Familienpflegerin stellt sich vorher bei Ihnen vor und übernimmt dann den Haushalt und die Kinderbetreuung während Sie im Krankenhaus sind.

Die Kosten für diese Betreuung hat meine Krankenkasse übernommen.

Es ist auch möglich, jemand Bekannten für diese Aufgabe einzusetzen. Vielleicht eine Mama eines Schulfreundes Ihres Kindes. Die Kinder kennen sich einander schon, sodass diese Variante für die Kinder meist der einfachere Weg ist. Das Kind könnte dann im Haushalt der anderen Person beaufsichtigt werden. Was den Vorteil hat, dass niemand für Sie fremdes sich in Ihrer Wohnung aufhält. Der Nachteil: Ihre Pflanzen und Haustiere brauchen ebenfalls eine „gute Seele“, von der sie umsorgt werden.

Aber dafür stellen sich auch gerne die Nachbarn, falls Sie diese kennen und mögen, zur Verfügung.

Für die Kinderbetreuung wurden mir die Kosten erstattet. Dazu stellt man einen Antrag auf Haushaltshilfe für einen bestimmten Zeitrahmen. Anträge bekommt man bei den Krankenkassen. Für eine selbst organisierte Betreuung brauchen Sie zusätzlich einen Vordruck zur Abrechnung für eine selbstbeschaffte Haushaltshilfe.

Die Handhabung kann von Kasse zu Kasse unterschiedlich sein. Ich kann hier nur von meiner Krankenkasse sprechen. Ich empfehle Ihnen daher, sich ausführlich bei Ihrer Krankenkasse beraten zu lassen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen in meiner Umgebung sehr gerne geholfen haben. Das Annehmen war anfangs eine Überwindung und vielleicht werden auch Sie ein wenig üben müssen.

„Dankbare Menschen sind wie fruchtbare Felder -

sie geben das Empfangene zehnfach zurück.“

(August von Kotzebue)

Ich bin ein Mensch, der ungern nach Hilfe fragt, am liebsten mach ich alles allein. Aber in so einem Fall braucht man einfach die Unterstützung anderer Menschen.

Wenn Sie selbst offen mit Ihrer Erkrankung umgehen, werden Sie sehen, dass viele Menschen selbstlos Ihre Hilfe anbieten. Diese Menschen machen es von Herzen, Sie fallen denen nicht zur Last. Bei meiner Tochter in der Schule haben sich die Mamas der anderen Kinder fast darum geschlagen, sie für eine Woche bei sich aufzunehmen. Und meine Tochter hat sich riesig gefreut, für eine Weile bei Ihren Freundinnen zu wohnen. Für sie war es ein kleines Abenteuer.

Wenn jemand fragt, wie es Ihnen geht, seien Sie ehrlich und berichten, was Ihnen widerfahren ist. Dazu müssen Sie nicht in Gejammer und Klagelieder ausbrechen, einfach nur berichten. Die Leute haben Mitgefühl, kein Mitleid, kein Bedauern.

Nur so können Sie auch Unterstützung erfahren. Wenn Sie verheimlichen, wie es Ihnen geht, dann weiß auch keiner, dass Sie Hilfe benötigen. Zu fragen: Können Sie mir helfen?“ ist oft schwieriger, als wenn die Leute es von sich aus anbieten und Sie sagen können: „Oh, ja, das würde mir sehr helfen“.Probieren Sie es mal aus. Es ist gar nicht so schwer.

Ich möchte Ihnen auch wärmstens ans Herz legen mit Ihrem Partner stets offen zu sein. Verheimlichen Sie Ihm/Ihr nicht, wie sie sich fühlen, nur weil Sie Angst haben ihm oder Ihr zur Last zu fallen. Reden Sie offen über Ihre Gefühle, über Ihre Ängste und Befürchtungen. Wenn Sie anfangen, zu verheimlichen, wie es in Ihnen ausschaut, dann schaffen Sie eine Kluft zwischen sich und Ihrem Partner und sind letztendlich allein. Und er/sie auch.

Zusammen sind Sie stark! Nur zusammen können Sie es schaffen. Nehmen Sie sich in die Arme, streicheln einander, weinen miteinander, trösten Sie sich gegenseitig, denn auch Angehöriger einer krebskranken Person zu sein ist keine leichte Aufgabe.

Die Nähe zu wichtigen Menschen gibt Ihnen Kraft und Lebensmut. Sagen Sie sich alles, was Sie sich schon immer sagen wollten. Träumen Sie zusammen, wie Ihr gemeinsames Leben nach dem Krebs ausschauen könnte, tun Sie Dinge, die Sie schon immer tun wollten. Und leben Sie miteinander, zu 100%. Menschen, die uns am nächsten stehen verdienen unser uneingeschränktes Vertrauen. Sie verdienen es, dass wir uns Ihnen 100 % öffnen.

Selbst aktiv gegen Krebs

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