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Miss Augusta Eddowes kleidete sich gerade passend für den Morgen an. Ein blaues herbstliches Kleid für den November genau das richtige. Unauffällig und doch ein Hauch von Eleganz. Keine Hauben mehr, seitdem ihr Dienstmädchen Beatrice meinte ihre Lieblingshaube sehe aus wie die Diensthaube der Mädchen in vornehmen Londoner Haushalten, als ein Kompliment gedacht, hatten Hauben stark an Anziehungskraft auf Miss Eddowes eingebüßt. Sie wählte gerade sorgsam einen ihrer drei Hüte aus, als das Telefon zu anstößiger Zeit klingelte. Sie war ein wenig irritiert und rechnete fest mit dem Schlimmsten. Telefongespräche wurden niemals vor halb zehn Uhr morgens geführt. Und Tee oder Essenseinladungen wurden selbstverständlich schriftlich ausgesprochen und der Dienstbote ausgeschickt, der die Antwort gleich entgegennahm. Nur Lieferanten riefen hin und wieder vor neun Uhr an, wenn eine wirkliche Ausnahmesituation eingetreten war. Man würde sich unter den anständigen Leuten in St Mary eher die Finger abschneiden, als gegen diese Regeln zu verstoßen. Das Klingeln des verflixten Kastens, den ihr Neffe ihr geschenkt hatte, vermutlich, weil er dachte, so um ein paar Besuche bei seiner Erbtante herumzukommen, konnte nur Vorbote von etwas ganz und gar Außergewöhnlichem sein.

»Wer kann das nur sein?«

Sie fragte niemand bestimmten und trat dicht vor den klingelnden Apparat. Da musste jemand Entsetzliches, ohne die geringsten Manieren falsch verbunden worden sein, entschied Miss Eddowes. Sie trat zu dem Apparat und bestaunte ihn und dann nahm sie den Hörer ab und richtete nach einigen Versuchen das richtige Ende gegen ihr Ohr. In dem vielseitigen Handbuch, das die Bell-Telefongesellschaft Brighton ihr mit der Post gesandt hatte, stand man musste sich unbedingt mit seiner Anschlussnummer Melden. Nur wie war die noch einmal? Und was passierte, wenn man das nicht tat? Schickte die Bell Company dann Männer vorbei die einem das Telefon wieder wegnahmen?

»Saint George Anschluss 34 hier«, sang sie erleichtert, dass ihr die Nummer eingefallen war in den Hörer.

»Bist du es, Augusta?«

Mrs Bronkers sprach nicht sondern keuchte in den Apparat das sich Augusta entsetzt dachte sie werde Ohrenzeugin eines Mordes, der gerade in der Halle von Bronkers Haus begangen wurde. Miss Eddowes war mehr als schockiert, dieses vertraute Stöhnen und Schluchzen zu hören.

»Du rufst ungewöhnlich früh an, Polly«, tadelte sie.

»Etwas Entsetzliches ist hier passiert!«

»Mein Herz, meine Liebe ... oder willst du mit deinem Auftritt erreichen, dass ich mit den Füßen voran aus meinem Haus getragen werde und du so in den Besitz meines Dünger Rezeptes kommst?«

»Bei uns liegt eine Tote in meinen Kürbissen!«

Einen Moment lang glaubte Augusta Eddowes, ihre beste Freundin habe schon wieder den Verstand verloren. So wie damals als sie einen Skandal produzierte und die vier Preisrichter des Kürbis Wettbewerbs bezichtigte die Waagen manipuliert zu haben. Ein Mann vom Eichamt musste herangeschafft werden der nachwies das Augustas roter Mohn Kürbis um ganze 150 Gramm schwerer war.

»Eine was? Bist du wieder betrunken meine Beste?«

»Ich war in meinem ganzen Leben noch nie betrunken Augusta«, protestierte Polly.

»Eine Tote bei uns. Ich dachte immer, so etwas passiert nur schlimmen Leuten, dass Sie Leichen in London finden und jetzt ist es bei uns passiert hier in meinem Gewächshaus.«

»Und wer ist sie kenne ich sie?«, fragte Augusta aufgeregt.

»Nein sicher nicht. Eine Blonde junge Dame in guter Kleidung, ich dachte zuerst eine Bettlerin aber nein ihre Kleidung sieht nach teurer französischer haute de Cotüre aus. Das Kleid hat sehr feine Nähte und sie hat keinen Hut oder Haube auf.«

»Eine Dame also?«, Augusta war schockiert.

»Eine blonde Dame ein halbes Kind noch. Keine von uns das steht fest, ich habe sie bei uns noch nie gesehen.«

Polly schluchzte in den Telefonapparat, vermutlich wegen der Kürbisse, die sie nun als polizeilich belastet unmöglich zum Wettbewerb am 10. Februar anmelden konnte.

»Sie liegt einfach so im Gemüsebeet, mausetot, mit aufgerissenen Augen. Du musst sofort kommen Patrick unser Chauffeur ist unterwegs. Ich weiß du kannst dir keinen eigenen Wagen leisten.«

»Ich? Warum ich?«

»Ja, du wer sonst, etwa die Polizei, die nicht mal ihre eigene Nase bei Dunkelheit finden würde?«

»Natürlich, Liebste«, sagte Miss Eddowes.

Der Mord kam ihr gar nicht ganz ungelegen so konnte sie schnell einen Blick auf das geheimnisumwitterte Eccelstone Kürbisbeet werfen, mit dem Poliene so angab. Eine neue Zucht von Lord Redstocke, der auch der Präsident vom Zierkürbiszüchter Verbandes war. In der Fachzeitschrift Cucurbita warb der Lord für seine neue Gattung mit Worten wie Riesenwuchs und außerordentlich. Eine Papiertüte Samen kostete 30 Guinees im Harrods Kaufhaus.

»Wenn du meinst, ich kann dir warmen Trost in diesen unangenehmen Stunden spenden, komme ich natürlich sofort meine Liebe.«

»Trost, warum Trost?«, fragte Polly verständnislos, »Karl, wurde, doch nicht erdrosselt, ich brauche dich, weil du dich mit dem Menschen der kriminellen Klasse so gut auskennst.«

»Aber ich woher denn«, protestierte Augusta, »meine bescheidenen Erfolge sind rein literarischer und der Erfolg von der Blausäuremörder und hier macht Scotland Yard einen Fehler sind reine Fiktion meine Beste.«

»Ha Fiktion«, sagte Polly höhnisch, »wo es um Mord und Totschlag geht, bist du die Richtige. Sie ist nämlich ermordet worden, das steht zweifelsfrei fest. Sie wurde erdrosselt das sah ich ihrem Hals an. Und ich finde, wenn Morde passieren, muss man seine Verantwortung als Besitzerin eines Gewächshauses wahrnehmen und den Täter zur Strecke bringen, der diesen heiligen Ort entweiht hat. Mord im Gewächshaus wie barbarisch, warum hat der Mörder sie nicht gleich im Beichtstuhl unserer Kirche erdrosselt?«

»Da hast du wohl recht. Wenn in meinen gelben Mormonentulpen einer ermordet werden würde, hätte ich keine Ruhe, bis ich den Täter dingfest hinter Gittern wüsste, es ist moralische Verantwortung meine Liebe.«

»Karl findet es auch es ein starkes Stück an Unverschämtheit, das man ausgerechnet bei uns die Leute ermordet. Er sagt er würde nie so herzlos sein und mit seinen Morden harmlose Leute belästigen. Sondern er würde um niemanden zur Last zu fallen die Leichen in Stücke hacken und zu feiner Asche brennen oder im Wald vergraben, aber auf keinen Fall in die Eccelstone Kürbisse einer ehrenwerten Dame werfen.«

»Das ist sehr rücksichtsvoll von Karl.«

»Ja und er meint das beweist, zu einhundert Prozent, dass, der Mörder einer dieser Sozialisten ist, von den so viel in seiner Times steht?«

»Vielleicht ein Sozialist, aber vielleicht ist es auch ein wahnsinniger Konservativer, der es sich zu Aufgabe gemacht hat, anständige Leute in Verruf zu bringen. Du weißt ja, bedauerlicherweise bleibt immer etwas am Ruf kleben. Zumal in einem Dorf wie unserem, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Bestimmt verbreiten die Leute schon Gerüchte dein Mann sei dir mit der hübschen Toten untreu gewesen und hätte sie erwürgt.«

»Aber das würden sie doch nie tun«, stotterte Polly unsicher.

Sie kannte natürlich die Antwort, natürlich würden sie. Poliene Bronkers musste nur an diese grauenhafte Mrs Browning denken. Eine Frau, die mit unverständlicher und hartnäckiger Boshaftigkeit versuchte, dem Vikar von St. George eine Reihe höchst kompromittierender Dinge anzudichten. Ihre Feindschaft hatte er sich zugezogen, weil er in einer Sonntagspredigt mehrmals erwähnte, Schweigen sei Gold und das üble Gerüchte verbreiten Gott verurteile. Miss Eddowes hängte etwas schadenfroh auf. Egal was Polly ihr erzählt hatte bestimmt war es längst nicht so dramatisch, wie sie es geschildert hatte. Ihre Freundin neigte dazu, die Dinge zu übertreiben. Augusta zog sich fertig an und setzte sich ans Fenster mit Blick auf die Dorfstraße und wartete auf den Morris, der nach einer halben Stunde kam.

Mord im Gewächshaus

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