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Schreiben über den Tod

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Ella Mirring lebt mit ihren Eltern und Geschwistern in Berlin. Ihr Verlobter Walter wurde gleich zu Beginn des Krieges eingezogen und ist nun in Frankreich stationiert. Ella hat Arbeit in einer Fabrik angenommen und kommt abends erst spät nach Hause, versucht jedoch trotzdem, Walter so oft wie möglich zu schreiben – meist vor dem Zubettgehen. »Wieder ist ein Tag wieder eine Woche vergangen nun sind es schon ihrer 5 an der Zahl, wo du mich und deine Lieben alle hier allein zurückgelassen hast«33, schreibt sie am 9. September 1914.

Der Trennungsschmerz wird immer größer, je länger Walter abwesend ist: »[Ich] habe doch keine Ausdauer nirgend’s wo, möchte raus weit weit weg in die Welt ganz allein, dahin wo mein Geliebter Walter ist. Aber ich kann doch nicht und darf es auch nicht.«34 Talismane und symbolisch aufgeladene Erinnerungsstücke, die als Platzhalterobjekt die körperliche Abwesenheit des geliebten Menschen kompensieren, spielen eine große Rolle bei der Bewältigung der Trennung. Ella hat sogar ein Medaillon mit einem Foto des Verlobten anfertigen lassen – »nun werd’ ich mir den Walter um Hals hängen.«35 Dann hört Ella plötzlich nichts mehr von Walter; schlimmer noch, alle Briefe und Pakete, die sie ihm geschickt hat, kommen zu ihr zurück ( Abb. 7).


Abb. 6: Ella Mirring aus Berlin

Ella will seinen Tod noch nicht wahrhaben, was folgender Brief zeigt:

»Lieber Walter! Habe so sehr sehr lange von dir keine Nachricht bekommen, daher aber traurige von Kameraden. In der Verlustliste steht mein Geliebter drin als schwer Verwundet und du bist doch schon für Tod erklärt worden wo wir alle auch deine lieben Eltern sehr daran zweifeln und die Hoffnung noch nicht aufgeben. Alle die Pakete und Briefe die ich an dir geschickt habe sind zurück gekommen. Nun denke und hoffe ich doch noch sehr das schließlich was ja sehr häufig vorkommt eine Verwechslung vorgekommen ist, das mein Geliebter Walter noch lebt ist das der Fall so bitten wir allen von Herzen du Liebster lasse dich so gut es geht und seist du noch so sehr verletzt ach bitte bitte bitte Geliebter ach komme doch zu uns zu deinen Lieben zu deiner Ella. Habe keine Sorge es ist für meinen Walter und deine Ella gesorgt wir haben keine Not. Ach Bitte Bitte komme doch damit ich meinen Geliebten doch pflegen und ihm noch glückliche Stunden bereiten kann.«36

Am 15. Oktober erhält sie durch den Brief eines Sanitäters Gewissheit, dass Walter tot ist:

»Geehrtes Fräulein! Auf Ihr Schreiben vom 5.10.14. teile ich Ihnen mit daß Ihr lieber Walter Lüdecke durch einen erhaltenen Kopfschuß die Besinnung verloren und bald nach Einlieferung in das Feldlazarett 11 gestorben ist. Beerdigt ist er auf dem Friedhofe im Dorfe Filain unten bei der Kirche. Ob er nun ein Massengrab oder allein gekommen ist kann ich Ihnen nicht mitteilen, da ich bei der Bestattung nicht zugegen war. Die bei ihm vorgefundenen fertiggeschriebenen Karten und Briefe sind von mir mit dem Vermerk daß er gestorben ist abgesandt worden. Die übrigen Briefe und Notitzbuch glaube ich sind verbrannt oder sonst auf irgend einer Art vernichtet worden. Geld und Bild ist nicht vorgefunden worden. Die Uhr nebst Kette, ob auch ein Ring dabei war, kann ich nicht mehr behaupten, hat der Inspektor des Feldlazaretts 11 in Empfang genommen. Einen Bleistifthalter und das Nähzeug habe ich als Andenken behalten. […] Nun wollen wir hoffen daß Walter Lüdecke Ihr geliebter Bräutigam und mein Rgt-Kamerad sanft ruhe im Feindesland.«37


Abb. 7: Briefumschlag mit dem Vermerk »Zurück«

Aus diesem sehr knapp gehaltenen und auf wesentliche Informationen beschränkten Brief spricht eine nüchterne Distanz zum Thema Tod, was nicht zuletzt dem Beruf des Krankenwärters geschuldet sein könnte, für den das serielle Sterben im Krieg zum Alltag gehört. Während Walters tödliche Verletzung sowie seine letzten Stunden nicht näher geschildert werden, nähert sich der Briefschreiber dem Sterben des Kameraden über eine organisatorische Aufzählung darüber, was mit seinem Besitz geschehen ist. Dies kann als Versuch gewertet werden, angesichts des allgegenwärtigen und massenhaften Todes im Krieg die Kontrolle zu bewahren und Ordnung herzustellen. Die Aussage des Krankenwärters, Walters Bleistifthalter und Nähzeug als Andenken an sich genommen zu haben, bricht den ansonsten sehr distanzierten Duktus des Briefs für einen Moment auf und bildet ein Gegengewicht zu dem allgegenwärtigen entindividualisierten Sterben ringsherum. Die eindrücklichste Verkörperung des industriellen Krieges, der jegliche Individualität auslöscht und untrennbar mit einem anonymen Tod verbunden ist, ist das Massengrab. Ob Walter in einem Einzel- oder einem Massengrab beerdigt wurde, weiß der Krankenwärter nicht. Darüber erhält Ella von Walters Freund Wilhelm Franke Auskunft, der am 28. November 1914 folgenden Brief schreibt:

»Liebes Fräulein, Ihr Bräutigam, Walter Lüdecke ist Mitte September (Datum weiß ich augenblicklich nicht) verwundet worden und zwar war es ein sehr gefährlicher Kopfschuß. Walter wurde besinnungslos meiner Station überwiesen. Ich gab mir die größte Mühe mit ihm, um aus ihm zu erfahren wie er heißt, wie seine Angehörigen heißen, oder sonst dergleichen, aber vergebens. Liebes Fräulein ich kann Ihnen daß alles nicht so schicken, ich werde Ihnen alles ausführlich mündlich erzählen. Denn Sie glauben nicht, wie viel Nächte ich bei ihm saß, und wie manches Wort oder Sätze sprach er im Fieber, ich erfuhr dadurch bald, daß er unverheiratet ist, daß er ein hübsches Mädchen liebte denn wie oft rief er Ella, oder Erna, ich verstand ihn oft nicht. Einmal rief er nach mir ich fragte mein Kamerad was fehlt dir, er sprach unverständliche Laute machte aber Bewegungen als wie, ich sollte schreiben. Die andere Nacht schlief er ein, ganz ruhig und ohne Schmerzen, wir haben ihn begraben wie es einem tapferen Kameraden zukommt. Er liegt im Massengrab mit noch 6 Kameraden, auf dem Friedhofe dicht an der Kirche (kath) in Filain Wir haben ein großes hölzernes Kreuz mit Widmung darauf gestellt, haben soviel Blumentöpfe wie wir im Dorfe kriegen konnten rings um das Grab gestellt und nun Friede seiner Asche.«38

Dem Massengrab sowie der damit verbundenen Assoziation der Anonymität versucht Wilhelm Franke entgegenzuwirken, indem er betont, dass Walter nicht allein auf dem Schlachtfeld gestorben, sondern in Gesellschaft seiner treusorgenden Kameraden friedlich eingeschlafen ist. Der Topos vom sanften, schmerzlosen Tod, der mit einem friedlichen Einschlafen gleichgesetzt wird, ist ein häufig auftretender Euphemismus in den Feldpostbriefen des Ersten Weltkriegs. Dieser ist den romantisierenden Kriegsdarstellungen des 19. Jahrhunderts entlehnt und kann zugleich als bewusste Sprachstrategie gewertet werden, um die Hinterbliebenen zu schonen. Eine weitere Methode, der grauenhaften Vorstellung vom anonymen Tod im Krieg semantisch entgegenzutreten, ist die Beschreibung des Grabes mit persönlicher Widmung und Blumenschmuck. Die Anknüpfung an tradierte Rituale bildet einen Kontrast zum sinnlosen und einsamen Sterben. In dieser Tradition steht auch Frankes Vorschlag aus einem Brief vom November 1914: »Am 1. Freitage werde ich Walter besuchen und zwar Nachmittags um 3. Uhr, dann können Sie in Gedanken bei uns sein, beten Sie dann auch mit.«39 Dieser Bewältigungsritus basiert auf der Überwindung räumlicher Distanz durch gemeinsames Erinnern und ritualisierte Handlungen, die emotionalen Halt schaffen und zugleich ein Gemeinschaftsgefühl kreieren.

Eben jene räumliche Trennung zwingt zur schriftlichen Kommunikation, was von vielen Briefschreiberinnen und Briefschreibern als defizitär empfunden wird. Wilhelm Franke betont, das Geschehene schriftlich nicht adäquat wiedergeben zu können und hofft daher auf ein persönliches Treffen. Obwohl auch Wilhelm Franke das sprachliche Bild vom »tapferen Kameraden« bemüht, finden sich in seinem Brief keine Sinnstiftungsversuche, die Walters Tod in einen höheren Zusammenhang stellen. In folgendem Brief, den der Soldat Gustav Lehmann am 31. Dezember 1914 an Ella richtet, ist das genaue Gegenteil der Fall. Er schreibt:

»Ihr liebster war mein bester Freund und Kamerad am 5ten Morgen den wir hatten uns lieb gewonnen wie ein paar Brüder und haben alles was ein Soldat hat geteilt wir hatten uns ein paar Tage vor seinem Tode ein kleines Zelt gebaut da es zu jener Zeit sehr regnete haben wir uns gegenseitig gewärmt aber unsere Brüderliche Kameradschaft sollte nicht lange dauern da kam eines Tages es war um die Mittags Zeit seines Schicksals, es wurden Kameraden im feindlichen Feuer schwer verwundet, da hieß es Sanitäter mit der Krankentrage kommen aber sie kamen nicht bis zur Batterie den die Kugeln rasten im unterwegens dahin. Warlich liebes Fräulein einen schöneren Tod findet selten ein Kamerad wie Ihr Liebster Walter Lüdecke den er ist in seinem Beruf dahin gerafft worden. Er hat geholfen wo er konnte nun liebes Fräulein vertragen Sie ihr schweres Schiksal wie ein deutsches Mätchen und denken Sie an die fielen Mätchen Frauen und Mütter die alle ihr Liebstes hingegeben haben so mancher von denen kehrt nicht mehr wieder darum möchte ich Sie Liebes Fräulein, und alle die einen Held zu beweinen haben auf den einen Tröster hinweisen der alles so bestimmt hat hinwiefern wir uns auch zu ihm wenden sollen zu Jesu der die größte Schlacht auf Erden geschlagen hat der den Tod und Teufel besiegt hat, nicht mit blanken Wafen sondern mit seinem mechtigen Wort und durch seiner großen Liebe, ja die Liebe die den Himmel hat zerrissen die sich zu uns sündigen Menschen nider beugte sagen Sie Liebes Fräulein welch ein Trieb hat im dazu bewegen müssen das er der von keiner Sünde wußte sich zu uns Sünder auf Erden nieder lies, ja die große Liebe hat es selbst gethan die er zu uns Menschen hat, nun will ich schliessen den die Pflicht ruft wieder.«40

Gustav Lehmanns Brief vereint zahlreiche Diskurse und Deutungsangebote des Ersten Weltkriegs und stellt ein Konglomerat aus religiösen, fatalistischen, nationalistischen und chauvinistischen Motiven dar. Zu Beginn des Briefes wird der Topos von der männlichen Frontgemeinschaft beschworen, die sich klar von den zivilen Bindungen zu Familienmitgliedern oder Ehefrauen abgrenzt und der die Soldaten oft eine tiefere, beinahe schicksalhafte Bedeutung zuschreiben. Eng damit verbunden ist die Überzeugung, man könne den Daheimgebliebenen aufgrund divergierender Erfahrungswelten weder das Erlebte im Krieg noch die große Relevanz der soldatischen Gemeinschaft beschreiben. Auf diskursiver Ebene werden auf diese Weise die Gräben zwischen Front und Heimat, zwischen Soldaten und Zivilisten, zwischen Männern und Frauen konstruiert und festgeschrieben. Gustav Lehmanns Brief deutet an, dass in der Vorstellung mancher Soldaten die soldatischen Männerfreundschaften nicht nur Familienbande ersetzen, sondern zugleich Frauen ausschließen: Weiblich konnotierte Verhaltensweisen wie die fürsorgliche Liebe oder das Spenden von emotionaler Nähe und Trost werden von den Soldaten selbst übernommen.41 So betont Lehmann etwa das brüderliche Einverständnis und Vertrauen, das zwischen ihm und Walter herrschte und das vom Teilen materieller Güter bis hin zum gegenseitigen Wärmen in der Kälte reichte. Die Ausnahmesituation an der Front legitimiert emotionale und feminin besetzte Verhaltensweisen, die innerhalb der starren Geschlechtergrenzen der Vorkriegszeit kaum sagbar gewesen wären.42 Zugleich unterstützt Lehmann jedoch eben jene genderbezogenen Differenzen, indem er an Ellas Rolle als Frau, und wichtiger noch, als deutsche Frau appelliert: Schicksalsergeben soll sie den Tod ihres Verlobten hinnehmen und in diesem Opfer ihren spezifisch weiblichen Beitrag zum deutschen Kriegserfolg sehen. Eine individuelle Trauer als Privatperson steht ihr nicht zu, schließlich erleiden Tausende dasselbe Schicksal wie sie. Diese Argumentationsweise geht mit der Überzeugung einher, dass der oder die Einzelne in ein überpersönliches Kollektiv eingebunden ist und dem Sterben im Krieg somit eine höhere Bedeutung zukommt: Walters Tod, der in Lehmanns Brief nicht nur zur Berufung, sondern gleich zum schönsten Tod von allen stilisiert wird, war nicht umsonst, da er im Dienst einer – nicht näher definierten – übergeordneten Sache stand. Das Opfernarrativ, welches sich sowohl auf den toten Soldaten als auch dessen trauernde Verlobte bezieht, ist untrennbar mit einem gesteigerten Pflichtgefühl verbunden. Dieses klingt in vielen Feldpostbriefen des Ersten Weltkriegs an und steht in einer Reihe mit einer meist unreflektierten Kriegsentschlossenheit. Der Pflichtbegriff manifestiert sich jedoch für Frauen und Männer auf unterschiedliche Weise: Die männliche Pflicht besteht in der Verteidigung des Vaterlands auf dem Schlachtfeld und im Extremfall im Opfertod, während die weibliche Pflicht in einem passiven Hinnehmen des Verlusts und einem Fügen in die Rolle als Frau besteht. Der weibliche Beitrag zum erhofften Sieg ist zwar unabdingbar, wird jedoch stets als sekundär im Vergleich zum männlichen Kriegsopfer gesehen.43

Darüber hinaus stellt Lehmann eine Analogie zwischen Walters Sterben und der Passion Christi her: So wie sich Christus für die Menschheit opferte, starb auch Walter einen religiös konnotierten Opfertod, der einem göttlichen Ziel diente. Bezeichnenderweise wird der Leidensweg Christi mit Kriegsterminologie beschrieben, was einmal mehr die Nähe von religiösen und kriegsimmanenten Diskursen belegt: Jesus habe die größte Schlacht auf Erden geschlagen. Anders als die Soldaten, die in Schützengräben ausharren müssen, entschied er diese jedoch nicht mit Waffengewalt für sich, sondern mit seinem großen Selbstopfer, welches zu guter Letzt die Rettung der Menschheit sein wird. Lehmanns Ausführungen sind von einer fehlerhaften Orthographie und sprunghaften Assoziationen durchzogen. Atemlos betont er, ein jeder müsse sich seinem gottgewollten Schicksal fügen, vor dem es kein Entrinnen gebe. Der Brief schließt mit einem floskelhaften und für die Empfängerin wohl wenig befriedigenden Verweis auf den heilsbringenden Tröster und wirft noch einmal das Schlagwort der Pflicht in den Raum.

Häufig liegen zudem Existenzielles und trivial wirkende Alltagsthemen eng beieinander, wie folgende Feldpostkarte zeigt:

»Habe deine Karte vorgestern erhalten. Es freut mich sehr, das du noch lebst. Herr Husmann ist auch da gewesen mit 50 Autos, mit Liebesgaben.«44

Im zeitgenössischen Bewusstsein findet selten eine strikte Trennung zwischen alltagsrelevanten und existenziellen Diskursen statt. Es lässt sich zwar eine gewisse Distanz zum Tod feststellen, allerdings deutet dies nicht auf eine Tabuisierung desselben hin, sondern auf einen pragmatischen Umgang mit diesem allgegenwärtigen Thema. Zum einen erschwert der begrenzte Umfang einer Feldpostkarte detaillierte Darstellungen tiefgründiger Themen. Zum anderen hat sich am Anfang des Krieges noch keine adäquate sprachliche Darstellungsform für das zuvor nie gekannte Phänomen des massenhaften Sterbens und Tötens etabliert: 1914 wird das Thema Tod in Ermangelung an sprachlichen Alternativen noch in bekannte und tradierte Sinnstrukturen eingebunden. Dabei ist auffällig, dass zwar die Todesursachen sowie die Waffen, welche die tödlichen Verletzungen auslösen, in den Briefen erwähnt werden. Der Gegner bleibt jedoch meist unsichtbar. Dadurch entsteht der Eindruck, die Kriegsmaschinerie habe ein überpersönliches Eigenleben entwickelt und agiere losgelöst von den teilnehmenden Soldaten, die unbekannten Mächten ausgeliefert sind und keinerlei Handlungsspielraum haben. Dieses Phänomen des abwesenden Gegners schließt außerdem ein, dass zwar das Sterben, nicht aber das aktive Töten in den Feldpostbriefen thematisiert wird: Eine »Auseinandersetzung mit dem Zufügen von Gewalt im Sinne einer aktiven Täterschaft«45 fehlt beinahe komplett. Die Soldaten schreiben sich zwar in einen Opferdiskurs ein und reflektieren über den Tod im Krieg, treten in den Feldpostbriefen jedoch so gut wie nie als Täter in Erscheinung. Neben einem offensichtlichen Verdrängungsmechanismus ist der Grund hierfür in der bereits zu Kriegsbeginn weit verbreiteten Auffassung des Krieges als plötzlich hereinbrechende Katastrophe zu suchen. Da in den Briefen selten über Kriegsursachen und Verantwortungen nachgedacht wird, liegt es den meisten Briefschreibern fern, die eigene Rolle in diesem Krieg zu hinterfragen oder gar über die eigene Mitschuld zu reflektieren. Die fehlende Reflexion über die eigene Täterschaft lässt sich zudem mit der allgemeinen Unsichtbarkeit des Gegners erklären: In einem industrialisierten Krieg, in dem der Mensch gegenüber den maschinellen Waffen eine untergeordnete Rolle einnimmt, tritt der Gegner weder als aktiver Täter noch als Opfer in Erscheinung.

Briefe aus dem Krieg

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