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Für wen ich dieses Buch geschrieben habe

Dein Pferd ist gestorben. Alles ist auf einmal anders. Unvorstellbar, dass das geliebte Haustier nicht mehr da ist. Die Trauer wiegt schwer. Es wird dir nie wieder zum Weidetor entgegenkommen. Es wird nie mehr brummeln, wenn es seine Möhre erwartet. Und nie mehr mit dir durch Wald und Flur streifen. Ob es ein Unfall war, eine schwere Krankheit oder ob es im hohen Alter gestorben ist: Der Tod eines Tieres kann uns in ganz besonderer Weise erschüttern.

Jeder Mensch reagiert in so einer Situation anders. Und häufig ist es unwahrscheinlich schwer, mit den vielfältigen Gefühlen und Gedanken umzugehen. Im einen Moment möchte man womöglich nur noch weglaufen, im nächsten ist man wütend auf alles und jeden und dazwischen drehen sich immer wiederkehrende Gedankenspiralen, die zu keinem Ziel zu führen scheinen.

Ein (Herzens-) Pferd bis in den Tod begleiten zu dürfen, ist etwas Wunderbares. Der Weg danach noch viel mehr. Nicht jeder Reiter darf das erleben und nicht jeder Mensch kann die Zeit danach als eine wunderbare (emotionale) Reise empfinden.

Der Tod gibt uns die Möglichkeit, den Blick auf das Wesentliche zu richten; das, worauf es im Leben ankommt. Er zeigt uns, dass alles endlich ist und man das Leben intensivieren sollte.

In unserer Gesellschaft ist der Tod kein Thema, über das gesprochen wird. Betroffene werden alleine gelassen mit ihrer Trauer, es herrscht allgemeines Schweigen. Ich möchte dieses Schweigen ein Stück weit brechen. Und Steine aus dem alten Gemäuer der Stille herausschlagen. Für all diejenigen, die sich entschieden haben, sich mit dem Tod und der Trauer auseinanderzusetzen.

Dies ist kein Ratgeber, denn ich glaube, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Dieses Buch soll vielmehr ein Begleiter sein, der dir in den dunkelsten Stunden „eine verständnisvolle Hand reicht“. Es soll ein Begleiter sein für Menschen, die sich in ähnlichen Situationen befinden wie ich. Mein Herzenswunsch ist, dass du auf den Seiten dieses Buches Trost und Hilfe findest, unabhängig davon, ob du ein Pferd, einen Hund, eine Katze oder einen Menschen verloren hast.

Vielleicht kann meine Geschichte eine Gefährtin sein, die dir zeigt, dass du nicht alleine bist. Ich kenne deinen Schmerz. Folge mir, ich erzähle, wie es bei mir war. Vielleicht erkennst du dich an manchen Punkten meiner Geschichte wieder.

Dieses Buch soll:

• dir zeigen, dass du nicht alleine bist

• beweisen, dass du nicht unnormal bist

• dich zum Weinen bringen

• dich trösten

• dein geliebtes Tier wertschätzen

Dieses Buch wird deinen Schmerz nicht nehmen können oder dein gebrochenes Herz heilen. Ich bin kein Trauertherapeut, kein Coach, Verhaltensexperte oder Psychologe. Ich bin Betroffene. Trauernde. Ein Zweck dieses Buches ist es, mir selber dabei zu helfen, zu heilen und den Schmerz zu überwinden. Und mich immer daran zu erinnern. In diesem Buch schreibe ich meine eigenen Erfahrungen nieder und erzähle, was mir geholfen hat. Ich habe immer viel Zuneigung für Funi empfunden und er für mich, das kann ich mit Gewissheit sagen. Wir waren einander sehr vertraut und es ist viel, was der Tod mir genommen hat.

Ich teile dieses Buch in verschiedene Abschnitte. Der erste Abschnitt erzählt von meinem ersten Jahr ohne Funi. Ich habe jeden Monat einen Post in den sozialen Medien verfasst – mal auf englisch, mal auf deutsch – und meine Gedanken und Gefühle darin festgehalten. Dabei traf ich auf Menschen, denen es ähnlich erging. Menschen, die ich teilweise noch nie im Leben gesehen habe und mich dennoch für einen Moment eng mit ihnen verbunden fühlte. Ich möchte einige von ihnen selber zu Wort kommen lassen und dir zeigen, dass du mit der Trauer und der Zeit danach nicht alleine bist. Dass es auch anderen Menschen so geht wie dir. Diese Menschen erzählen ihre ergreifenden Geschichten im zweiten Abschnitt. Halte am besten dafür Taschentücher bereit!

Im dritten Abschnitt des Buches geht das Leben weiter. Mit einem Neuanfang und einem Ende.

Im vierten und letzten Abschnitt gehe ich das Thema sachlicher an. Ich erzähle dir, was Trauer überhaupt ist und dass es fünf Phasen der Trauer gibt, die auch für mich Sinn ergeben. Ich gebe Tipps, die mir in meiner Situation geholfen haben.

Zwischendurch bleiben immer wieder ein paar Seiten leer, sodass du deine eigenen Gedanken und Erinnerungen niederschreiben kannst. Dieses Buch soll nicht einfach nur durchgelesen werden und dann im Bücherregal verschwinden. Es soll mit dir trauern, dich trösten und sich mit dir erinnern. Es darf Kaffeeflecken und Eselsohren bekommen, du kannst Zeilen und ganze Absätze unterstreichen und vollkritzeln. Das Leben muss nicht spurlos an diesem Buch vorüberziehen. Es soll dich ein kleines Stück deines Lebens begleiten. Ein bisschen so, wie dein Pferd dich begleitet hat.

Dieses Buch widme ich unseren Seelenpferden. Es ist ein Nachruf. Ein Liebesbrief. Die letzte Ehre. Ein Dankeschön an die schönen Momente. Macht‘s gut, ihr treuen Gefährten.

Ann-Rebecka Madsen, Stade, November 2019




Vom Abschied meines besten Freundes

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