Читать книгу Wild Guide Balearen - Anna Deacon - Страница 23
ОглавлениеFormentera & Ibiza
Ibiza und Formentera liegen nur drei Seemeilen voneinander entfernt und sind doch vom Charakter her ganz unterschiedlich. Jenseits der Urlaubsorte, die viele mit Ibiza verbinden, liegt eine vollkommen andere Welt. Kurvenreiche Straßen schlängeln sich zwischen Feldern mit duftenden Mandelblüten, Bruchsteinmauern, knorrigen Feigenbäumen und Orangenhainen. Versteckte Wanderwege führen von Kalksteinklippen durch Pinienwälder zu menschenleeren Buchten mit klarem, türkisblauem Wasser. Eine kurze Fährfahrt bringt uns zum kleinen Inselparadies Formentera mit weißen Sandstränden, kristallklarem Wasser, Pinienwäldern und entspanntem Hippie-Vibe.
Man versteht, warum die alten Griechen sie Pityûssai oder Pinieninseln tauften. Die alten, dichten Wälder machen die Landschaft überraschend saftig und grün. Man hat Siedlungen aus der Bronzezeit gefunden, aber es scheint, als wären die Inseln entvölkert gewesen, bevor Phönizier, Karthager und Römer kamen. Danach wurden sie von Arabern, Christen und Türken besiedelt und regelmäßig von Piraten angegriffen – der Grund für die Wachtürme auf vielen der Landspitzen.
In jüngerer Zeit wurde Ibiza Zufluchtsort für alle, die Francos Regime entkommen wollten, später dann für Aussteiger und Hippies. In den 1960ern und 1970ern kamen Musiker in Scharen, um hier ihre Alben aufzunehmen und den Vibe aufzusaugen: Mick Jagger, Joni Mitchell und Bob Marley, um nur einige zu nennen. Die Partyszene, die ihnen folgte, wuchs, bis Ibiza sich zum Zentrum der internationalen Clubszene etablierte. Das ruhigere Formentera zog Musiker wie Bob Dylan an, der angeblich im Restaurant Fonda Pepe Schach gespielt haben soll.
Ibiza ist wahrscheinlich die gebeuteltste Insel der Balearen, doch auch wenn manche Gegenden vom Tourismus verschandelt sind, findet man abseits ausgetretener Pfade immer noch das ursprüngliche Ibiza: kleine Dörfer, in denen traditionelles Essen in Holzöfen zubereitet und auf Terrassen mit Bougainvillea und Blick auf die Berge serviert wird. Alte Bauernhäuser, die in nachhaltige Agrotourismus-Hotels umgewandelt wurden. Schöne Wälder, versteckte Strände, zerklüftete Berge und legendäre Sonnenuntergänge. Der Anblick des glühenden Feuerballs, der hinter der mystischen Insel Es Vedrà im Meer versinkt, ist etwas, das man nie vergisst. Die alten Griechen behaupteten, dass die Sirenen hier für Odysseus sangen. Überall auf Ibiza findet man heilige Steinkreise, Felszeichnungen und Kultstätten, während die Menschen von heute sich in Wandgemälden, Trommelzeremonien und schrulligen Hippie-Märkten ausdrücken. Von dem Ibiza der kleinen Buchten, die von alten Fischerhütten gesäumt sind, ist nicht allzu viel übrig geblieben.
Beide Inseln sind ein Paradies für Naturliebhaber. Der Naturpark Ses Salines erstreckt sich vom Südwesten Ibizas bis nach Formentera und beheimatet Meeresschildkröten, Wale und viele Seevögel. Er umfasst ein großes Salinengebiet, das Zugvögel wie Flamingos, Störche und Fischadler beherbergt, und zählt wegen der dichten Neptungraswiesen zum UNESCO-Welterbe.