Читать книгу Die Begegnung - Anna Klein - Страница 2
1.0 Prolog
ОглавлениеEine Begegnung ist ebenso zufällig wie sie anfällig ist. Eine Begegnung ist unabdingbar interkulturell, selbst innerhalb ihres angestammten Kulturkreises. Sie ist ein faszinierend verschwörerisches Phänomen. Bisweilen dämonisierend. Nicht unbedingt persönlich, dafür isolierend. Nicht immer direkt. Bisweilen flüchtig.
Begegnungen bedienen sich des Vakuums vermeintlicher Schnittstellen zweier Individuen auf der Suche nach Glück, nach Gemeinsamkeit, nach Kohärenz.
Begegnung ist eine Illusion des Sich-im-anderen-finden bei gleichzeitigem Sich-im-anderen-verlieren.
Sie ist erschöpfend und Aus-sich-schöpfend. Sie erzwingt die Nacktheit und erhöht den Drang, sich bedecken zu wollen. Sie mündet in einer sich ergebenen Haltung des Fatalismus, der Gewohnheiten, der Schamhaftigkeit, des Verrats an sich und dem anderen.
Eine Begegnung bedingt die Dramaturgie superlativer Ignoranz.
Allein – zweisam – am einsamsten. Verraten.
Florentinas Begegnung mit Viktor ist die Chronik eines von Beginn an sehnsüchtig leidenschaftlichen Aufeinanderzugehens ohne Erreichbarkeit. Getrieben von einer Intensität, die die Gedärme sprengt, von Illusionen getränkt, von tiefem Schmerz malträtiert, die von einer in sich einstürzenden pathologischen Verletztheit zu einem Unterfangen von Wahn und Wahnsinn wird, das sich selbst ad absurdum führt. Das einer großen Feigheit zum Opfer fällt, der nie auch nur der Hauch eines Mutes vorausgegangen ist.
Die Fragmentierung einer Chronologie, die sich ineinander fügt, nie ein Ganzes wird und sich in der Verleugnung verliert, in der Verweigerung.
Florentinas Trauma und Viktors Überleben.