Читать книгу Die Begegnung - Anna Klein - Страница 3
2.0 Die Anzeige
ОглавлениеDie Kapitulation auf der Basis einer Intim-Insolvenz. Die Nüchternheit eines Marktplatzes der Täuschungen, der Blendungen, der Lügen, des Abwägens, des Sortierens, des Retouchierens, des Sich-selbst-Überlistens – und das des anderen. Es ist eine Offenbarung der Verzweiflung, der Einsamkeit. Das Versagen der im Ursprung gewachsenen Natürlichkeit, die Zugewandtheit.
Viktor war sich dieses, seines Desasters bewusst. Es war ein Hilferuf, dem noch viele weitere folgen sollten. Es war die Tragik seines Lebens. Eines Lebens, das sich zerfetzte zwischen den Welten, die ihm oktroyiert wurden, seinen Talenten, seiner Empfindsamkeit, seinem Kalkül, seiner Betroffenheit, seinem Getroffensein. Dabei hielt er nur an einer, seiner Welt fest, die sich in zunehmendem Maße verweigerte. Sie verwandelte sich in ein Abziehbild, dessen einzelne Überlagerungen Schicht für Schicht abgetragen werden sollten. Für Viktor war dies eine Häutung bei lebendigem Leib. Er verzieh weder sich, noch den anderen.
War es die ihm eigene Ethik, die ihn hielt? Oder doch die moralische Ästhetik, die er sich disziplinarisch auferlegt hatte? Wo war der Unterschied? Woran sollte er dies festmachen? Selbst wenn er einen Anker gefunden hätte, für Viktor und den anderen in diesem Spiel des Lebens bedeutete dieses Sich-Aufeinander-Einlassen Treiben auf offenem Meer. Sein eigener Strudel hielt ihn gefangen. Riss ihn in nur zu gut gekannte Tiefen. Es war ein wiederholter Absturz sehenden Auges. Dem wollte er entgegenwirken, einen Gegenpol setzen.
Sein Alptraum besaß nach außen hin die Strahlkraft eines märchenhaften Traumes. Diese Illuminierung hielt er aufrecht. Glanz gleich welchen Anstrengungen sie unterlagen. Die bewusst herbeigeführte Illusion erstickte alle aufkommenden Zweifel im Keim beim Adressaten dieser Botschaft. Es war geradezu fahrlässig, auf ein derartiges Angebot nicht zu reagieren.
So erschien es Florentina.
Viktor wusste um die Dramatik dieser Kontaktanzeige. Sie allein und die damit verbundene Hoffnung auf Ablenkung, auf Ein-sich-Öffnen ermöglichten seine Rückkehr aus New York. Man würde die Antworten für ihn sammeln, bündeln, wie er Florentina später erzählte. Seine Rückkehr hatte eine Perspektive. Unter der Last dieser Zuversicht bestieg er den Flieger nach New York, um sich dem Gigantismus dieser Stadt hinzugeben, in das Treiben einzutauchen, um ihm nach wenigen Wochen wieder zu entfliehen und sich der weiteren Askese seines Lebens zu fügen.
Es würde jemand da sein, auf ihn warten, wenn auch zunächst in Form einer Antwort der mit hoffenden, malträtierten Herzen geschriebenen Briefe, so hatte er kalkuliert. Dessen war er sich gewiss. Allein diese Gewissheit hatte ihn bewogen, diese Reise zu unternehmen. Aus der Nähe heraus erschien es ihm unmöglich, all dies abwarten zu können. Er wollte für den Einzelfall nicht einspringen. Das Prinzip des Bündelns übte eine Faszination aus, die weder rational noch emotional begründet war. Somit würde es Alternativen geben, Optionen, aus denen er wählen konnte. Es war die Anonymität der Seelen, auf die er sich einlassen würde. Seine würde auf diese Weise nicht erreicht werden können. Sie war nicht verhandelbar.
Viktor schaffte bereits Distanz, bevor er sich überhaupt auf eine noch nicht definierte und vorstellbare Form der Nähe eingelassen hatte.
Auf meiner Traumreise ...
bin ich Dir begegnet. Einer positiven, dem Leben zugewandten bewusst lebenden Frau, sensibel auch für die leisen Töne, warmherzig. Für die Seelenverwandtschaft kein Fremdwort ist und liebevoll unterstützend, den Mut für einen gemeinsamen Lebensweg findet. Ich bin 58, Skorpion, erfolgreicher Unternehmer und bereit und frei für eine Liebe, die stimmig ist, auf Humor und Tiefe basiert. Arbeite und lebe in Wien.
(Bild-)Zuschriften unter: DIE ZEIT 2873 65 Die Zeit, 20079 Hamburg