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3.0 Die Antwort

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Ein Bewerbungsschreiben aus dem Inneren. Gelagert zwischen den Polen intimster Wünsche, geschuldet der Illusion der Auserwählten und dem Wissen um konkurrierende Bedürftigkeit, Kalkuliertheit und existenzieller Absichten.

Florentina war geübt darin, sich auf Wörter einzulassen. Es war ihre Welt. Die Form der Buchstaben zu betrachten, ihre stilistische Perfektion, wenn sie denn gewählt war, hatte etwas Erhabenes, das beim Lesen als aufwertender Begleiter des Inhaltes mitschwang. Florentina zelebrierte die Begegnung mit jedem Buch, das sie beabsichtigte zu lesen, aufs Neue. So wie sie jede Begegnung zelebrierte, bevor sie sich zunächst in ihre Bestandteile und dann in Nichts auflöste.

Vielleicht war dies der Grund dafür, dass sie keine Bücher verlieh, sondern jedem Buch einen integrierten Platz in ihrer Bibliothek einräumte. Eingebettet in bereits vom selben Autor geschriebene Ausgaben oder deren thematische Zuordnung. Es wurde zu einem Ritual feinstofflicher Transformation. Ein Ausleihen hätte Lücken gerissen, die den Gesamteindruck beeinträchtigten. So entstand die für Florentina so wichtige Vertrautheit, die ein jedes Buch aus seinem Aggregat als Gegenstand in seine Gegenstandslosigkeit enthob. War es einmal gelesen und platziert.

Florentina strich zunächst über den Umschlag. Es war vital, dass diese Berührung von Sympathie getragen wurde. Dann entfernte sie den Einband und erkundete das entblößte Hardcover. Sie machte sich mit dem Schriftbild vertraut, dem Papier, seiner Struktur, suchte nach dem eingeschlagenen Leseband, strich es glatt. Versuchte eine weitere Struktur im Aufbau des Buches zu finden. All dies passierte bevor sie ein Buch las.

Das Lesen selbst war ein von der Zeit getriebener Prozess. Nicht, dass sie es hinter sich hätte bringen wollen. Sie versank für den Moment. Aber es waren immer nur Augenblicke. Dieser hemmungslos zugewandte Zwang auf das nächste Buch vereitelte einen inneren Zugang zu dem momentanen. Was niemand mehr bedauerte als Florentina.

Florentinas Briefe entstanden aus einem Diskurs zwischen Intellekt, Ideologie und Intuition, auf die sich verlassen konnte. Dessen war sie sich sicher.

Sie machte sich die Wörter zueigen. Sie manipulierte sie. Sie missbrauchte sie. Es entstanden neue Wortschöpfungen. Sie verstümmelte Sätze. Verkürzte. Im Gegenzug setzte sie Punkte erst nach langen in sich verschlungenen Reihen.

Ihre Abschnitte waren brutal. Sie verlor Zusammenhänge und diese sich selbst, um sie und sich dann wieder einzufangen. Sie ließ Sätze abbrechen. Dafür setzte sie Zeichen. Für sie waren es akrobatische Instrumente. Ihre Briefe hatten etwas Architektonisches. Selten blieb sie im Fluss. Sie forderte ihren Adressat. Und schrieb doch nur an sich. Sie war Absender und Adressat zugleich. Ihre Virtuosität entpuppte sich als Deckmantel einer Botschaft an sich selbst mit einem Höchstmaß an Zufriedenheit. Ihr Schreiben war ein Schreiben aus dem Inneren.

Viktor sollte dies zunächst nicht bemerken. Erst sehr viel später kritisierte er eine vermeintliche Projektion, die jedoch anderes gelagert war als er hätte vermuten können. Florentina verweigerte jedwede Aufklärung. Davor schützten ihn ihre vorausgegangene Betroffenheit und das daraus entstandene Schweigen.

Lieber Traumreisender,

als Hypothese würde ich dies zunächst gerne so stehen lassen ...

Ob diese einem Vergleich standhält und sich bewahrheitet, wäre zu beweisen.

Wahr ist, dass mich die Sensibilität in der Vorstellung eines gemeinsamen Lebenswegs berührt hat. Getragen von Achtsamkeit und Empathie für den anderen, der Aufmerksamkeit für die leisen Töne und einem liebevollen Umgang miteinander. Der Wunsch nach Stimmigkeit und damit einer möglichen Seelenverwandtschaft.

Ich hoffe, es ist nicht anmaßend, wenn ich hier versuche, die ‘Anforderungen‘ vorsichtig zu interpretieren und mich damit auch meinen Wunsch- und Wertevorstellungen zu nähern.

Ich bin 52, ebenfalls Skorpion.

Auch ich habe den Wunsch und die Freiheit, mich auf eine Partnerschaft einlassen zu wollen und zu können.

Und dies möglichst auf eine Partnerschaft mit gegenseitigem Respekt, eine Partnerschaft, die sich nicht in Oberflächlichkeiten verliert, die aufrichtig und authentisch ist. Die auf ebenso großem Humor wie auf Tiefgang basiert,

die eindeutig und klar ist und auf überflüssige Spielchen verzichtet. Eine Partnerschaft, in der sich eine tiefe Liebe entwickeln kann, in der auch gemeinsame Träume Zeit und Raum haben.

Ich arbeite als Kreativdirektorin in München. Kenne Wien von beruflichen Aufenthalten und privaten Besuchen bei Freunden recht gut und mag diese Stadt mit ihrer hohen Lebensqualität und dem phantastischen Umland.

Ich bitte um Nachsicht, dass ich zunächst kein Foto beilege, würde dies aber nach einem vertrauensvollen Kontakt gerne nachholen. Den Hinweis auf innere und äußere Schönheit habe ich sehr wohl verstanden ... Da bin ich reflektiert und selbstkritisch genug.

Es wäre schön, auf dieser Basis aufeinander zugehen zu können.

In einem Gespräch 0178. 4876898 oder per e-Mail. f-grafschaft @gmx.de).

Einen herzlichen Gruß

Florentina

München, 20. Juli 2016

Die Begegnung

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