Читать книгу Minimalismus Mom - Anne Löwen - Страница 13

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Dieser Übung nachzuspüren, wie sich dein Haushalt für dich anfühlt, ist natürlich im übertragenen Sinn gemeint. Scheint dir, was du besitzt, zu schwer oder passend?

Ziel des minimalistischen Lifestyles ist es, sich sein Zuhause und sein Leben so zu gestalten, dass es passt und einen nicht mit seinem Gewicht erdrückt. Es bedeutet, genau das zu haben, was man wirklich braucht und liebt. Und sich gleichzeitig zu erlauben, all das nicht zu besitzen, was einem zu viel ist. Es bedeutet, sich seinen eigenen Wohlfühlbereich zu schaffen, eine Oase, in die man gerne zurückkehrt und in der man sich erholen und auftanken kann.

Ist das nicht eigentlich genau der Lebensstil, den wir uns alle so sehr wünschen? Wer möchte nicht ein Zuhause haben, das einen wirklich aufatmen und zur Ruhe kommen lässt? Das einen mit Freude und Frieden erfüllt? Das alles hat, was man braucht oder sich wünscht?

Ich glaube, der Grund dafür, dass nur so wenige in unserem Land nach diesem Prinzip leben, ist der, dass so viele Missverständnisse rund um Minimalismus kursieren. Viele von uns haben wahrscheinlich schon Bilder im Internet von spartanisch eingerichteten Zimmern gesehen, in denen Menschen in grauen Leinengewändern einfach auf dem kahlen Boden schlafen. Ganz im Ernst: Mein Ding ist das überhaupt nicht. Ich liebe mein Bett mit der dicken Matratze, der kuscheligen Decke und den flauschigen Kissen. Ich liebe Gardinen an den Fenstern, die einen Raum sofort gemütlich und wohnlich machen. Ich liebe meine Bücher und meine ätherischen Öle, von denen ich jeweils einige zu Hause habe (dazu später mehr). Und graue Leinengewänder brauche ich auch nicht so wirklich.

Aber hier kommt die gute Nachricht: Du musst nicht auf deine geliebte Jeans oder deine gemütliche Bettdecke verzichten, wenn du minimalistisch leben willst. Du musst auf gar nichts verzichten. Um es noch mal zu wiederholen: Minimalismus bedeutet nicht Verzicht. Minimalismus bedeutet, so zu leben, wie es für dich passt – ohne irgendwelche Anzahlbeschränkungen.

Es geht nicht darum, nur zwei T-Shirts zu besitzen, sondern genauso viele, wie du brauchst. Und das hängt von so vielen Umständen ab. Wenn du jeden Tag wäschst, wirst du mit weniger auskommen, als wenn du deine Maschine nur einmal in der Woche anwirfst. Wenn du in einer Bank arbeitest, brauchst du mehr Businessklamotten, als wenn du Erzieherin oder mit deinen Kleinen zu Hause bist. Deshalb ist Minimalismus auch absolut individuell und sieht für jeden anders aus.

Wenn du überhaupt nicht gerne liest, kannst du deine Büchersammlung mit gutem Gewissen abgeben. Wir hingegen haben superviele Schränke voll mit Büchern, weil alle sechs Personen aus unserer Familie Bücher absolut lieben und täglich lesen beziehungsweise Bilderbücher anschauen.


Minimalismus heißt also, dir deine vier Wände so zu gestalten, dass sie genau zu dir und deinem Leben passen. Es heißt, dir deine persönliche Wohnoase zu kreieren, in der du mit Leichtigkeit leben kannst, anstatt dir deinen Lebensraum eng zu machen, indem du Dinge hortest, die du gar nicht brauchst oder liebst.

Und ich kann dir sagen, dass dieses ganz individuelle Gestalten total viel Spaß macht. Ja, es ist nicht einfach, sich Kiste für Kiste, Schublade für Schublade, Regal für Regal durchzuarbeiten; aber wenn du einmal das Gröbste geschafft hast, bringt es wirklich nur noch Freude.

Außerdem lernst du dich selbst noch mal um einiges besser kennen. Denn um zu entscheiden, was du brauchst oder nicht brauchst, behalten möchtest oder eben nicht, musst du dich selbst und dein Leben immer wieder hinterfragen und unter die Lupe nehmen. Ist zwar nicht immer ganz easy, aber dennoch befreiend. Es hat so viel damit zu tun, dementsprechend zu leben, was einem wirklich wichtig ist. Sich selbst immer wieder an Wahrheiten zu erinnern und Lügen und schlechte Gedankenmuster aus seinem Leben zu werfen. Und das sind ja alles Dinge, die für jeden lebensbereichernd sind und der Unzufriedenheit einen Strich durch die Rechnung machen.

MINIMALISMUS IST ABSOLUT INDIVIDUELL UND SIEHT FÜR JEDEN ANDERS AUS.

EIN BEFREIENDER LEBENSSTIL

Das Leben, das ich früher ohne Minimalismus gelebt habe, hat mich tatsächlich immer irgendwie unzufrieden gemacht. Nicht dass du mich falsch verstehst: Ich war nicht dauerfrustriert oder permanent unglücklich. An sich war ich eigentlich auch da schon ein total glücklicher Mensch. Aber was meinen Haushalt angeht, war ich auf jeden Fall unzufrieden und ziemlich überfordert. Irgendwie war mir alles zu viel. Warum das so war, verstehe ich erst jetzt, wenn ich an unser vorminimalistisches Leben zurückdenke.

ZU VIELE OPTISCHE REIZE

Ich glaube, dass mir ganz besonders die vielen optischen Reize zu schaffen gemacht haben. Gefühlt war alles irgendwie zu bunt und zu voll. Überall stand etwas herum. Die Schubladen waren übervoll. Das war ein permanenter Stress für meine Sinne.

Allerdings war mir das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bewusst. So richtig verstanden habe ich das erst später, als unser Haus optisch viel ruhiger wurde und ich gespürt habe, wie unendlich gut mir diese Entspannung für die Sinne tut. Vieles merkt man ja erst dann, wenn es sich verändert. Mir war gar nicht bewusst, wie sehr mich die ganzen Gegenstände um mich herum eigentlich gestresst haben. Erst als sie weg waren und ich die Ruhe wirklich spüren konnte, wurde es mir klar.

ZU VIEL CHAOS

Anders war es allerdings mit dem ganzen Chaos. Das hat mich schon immer spürbar genervt. Leider gehörte ich wirklich nicht zu den ordentlichsten Typen, sondern eher zu den verpeilten, die alles irgendwo verschludern. Ständig habe ich irgendwo irgendetwas gesucht. Und oft auch nicht mehr gefunden. So viele peinliche Situationen sind dadurch entstanden (oder Mahngebühren wurden fällig, weil ich die Rechnungen verschlampt und dann vergessen hatte …).

Dieses ständige Gefühl von Chaos um mich herum und dass ich meinen Haushalt nicht im Griff habe, hat mir echt zu schaffen gemacht. Ich fühlte mich in diesem Bereich wie ein Versager. Und all das führte zu diesem konstanten Gefühl der Überforderung. Egal, was ich an Ordnungssystemen ausprobierte, nichts konnte mir wirklich langfristig helfen.

ZU VIEL ARBEIT

Unser Besitz will gepflegt, entstaubt und geputzt werden. Als wir noch inmitten all unserer gefühlt 100 000 Sachen saßen, hatte ich den Eindruck, nie fertig zu sein. Wenn ich in allen Räumen endlich Staub gewischt hatte, hatte sich im ersten schon wieder eine Staubschicht gebildet. Wenn ich versucht habe, in einen Raum mehr Ordnung zu bringen, dauerte es nicht lange und alles war schon wieder durcheinander – einfach weil zu viele Sachen in zu wenig Platz gestopft waren.

Es war wie eine Schublade, in die man versucht, mehr reinzuquetschen, als eigentlich hineinpasst. Man bemüht sich, alles hineinzuschieben und die Schublade mit aller Kraft zuzudrücken. Doch immer bleibt noch ein Spalt offen, durch den ein paar zerknitterte Blätter und eine Taschentuchpackung lugen. Es kam mir so vor, als ob unser Haus wie diese zu volle Schublade war, die ich mühevoll versuchte zuzudrücken. Leider ohne Erfolg und mit viel zu viel Kraftaufwand.

Minimalismus Mom

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