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KAPITEL 2 EROBERE DIR DEIN LEBEN ZURÜCK GOTTES PLAN FÜR DICH: EINE HANDVOLL RUHE
ОглавлениеKönntest du spontan sagen, was Gottes Plan für dein Leben ist? Was er sich für dich gerade jetzt vorstellt? Auch wenn ich diese Frage nicht für dich beantworten kann, weiß ich eines ganz gewiss: Gott möchte Träume in deinem Herzen wachsen lassen. Er hat gute Ideen und Pläne für dich in dieser Welt. Ist das nicht ein wundervoller und spannender Gedanke? Was könnte Gott vielleicht mit dir erreichen wollen? Ich liebe Biografien, weil sie so deutlich zeigen, wie Gott immer und immer wieder seine brillante Geschichte durch gewöhnliche Männer und Frauen schreibt. Er gebraucht nicht irgendwelche geistlichen Superhelden, sondern normale Menschen. Menschen wie dich und mich, die so oft vielleicht meinen, nichts Besonderes zu sein. Die vielleicht so oft zweifeln und unsicher sind.
Meine Liebe, du bist in Gottes Augen unendlich wertvoll. Und dein Leben zählt. Er möchte dich gebrauchen und mit dir etwas in dieser Welt verändern. Verweile ruhig einen Moment bei diesem Gedanken.
Gottes Wege mit uns sind sehr unterschiedlich und individuell. Aber ganz bestimmt beinhalten sie nicht, dass wir so viel Besitz wie möglich anhäufen. Mit Sicherheit ist das, was Gott sich für uns vorstellt, nicht der ewige Trott, Geld und immer mehr Geld zu verdienen, damit wir uns Sachen leisten können, die wir eh nicht brauchen und die Zeit und Pflege bedürfen. Und dann noch mehr Geld zu verdienen, damit wir uns noch mehr Sachen gönnen können, bis wir in unserem Zeug versinken und das alles gar nicht mehr genießen können.
Das ganze Ansammeln von Dingen kann wirklich in ganz schön viel Druck, Stress und Überforderung ausarten. Damit das nicht passiert, gibt die Bibel uns einen sehr weisen Ratschlag:
Besser nur eine Handvoll besitzen und Ruhe genießen als viel Besitz haben und alle Hände voll zu tun.
Prediger 4,6 (Hfa)
Diese Handvoll Ruhe ist das, was Gott eigentlich für dich geplant hat. Das ständige Gestresse und Gehetze und Überfordertsein gehört mit Sicherheit nicht zu dem, was er sich für dein Leben wünscht. Weißt du, wenn du nur eine Handvoll besitzt, dann ist eine Hand noch frei für Gottes Träume, die er hineinlegen will. Wie willst du noch Kapazitäten für das haben, was Gott für dich vorbereitet hat, wenn du mit beiden Händen krampfhaft versuchst, all das, was du für wichtig erachtest, in deine Arme zu quetschen?
Wir lesen in der Bibel von einer erstaunlichen Geschichte. Ein junger, angesehener Mann mit den allerbesten Lebensaussichten erfährt eines Tages, dass Jesus, dieser aufsehenerregende Rabbi, bei ihm in der Stadt ist. Mit aufrechtem Gang und erhobenem Kopf bahnt sich der junge Mann einen Weg durch die Masse, um Jesus zu sehen. Natürlich gestylt nach der angesagtesten Mode und mit den teuersten Marken. Alle machen ihm sofort Platz, weil jeder weiß, um wen es sich handelt. In den hinteren Reihen hört man Getuschel; ein paar Mädchen kichern und versuchen, einen kurzen Blick auf den begehrtesten Schwarm der Gegend zu erhaschen.
Jetzt erfüllt sein selbstbewusster Bariton den Platz: „Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu bekommen?“ (Matthäus 19,16). Sogleich dreht sich Jesus zu dem jungen Mann um und schaut ihn unverwandt an. Sein liebevoller Blick sieht hinter dessen mühevoll errichtete Fassade. Er sieht sein Herz.
Lächelnd antwortet Jesus: „Wenn du den Weg gehen willst, der zum Leben führt, dann halte die Gebote!“
Der junge Mann reckt seinen Brustkorb noch ein bisschen weiter nach vorn, als er selbstsicher kontert: „Alle diese Gebote habe ich befolgt. Was fehlt mir noch?“
Gemurmel erhebt sich. Mit dieser Antwort müsste der Rabbi doch zufrieden sein!
Jesus sieht ihn ganz ruhig und voller Zuneigung an. „Wenn du vollkommen sein willst“, sagt er, „geh, verkaufe alles, was du hast, und gib den Erlös den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben. Und dann komm und folge mir nach!“ (Matthäus 19,17.20-21).
Mit weit geöffneten Augen starrt der Mädchenschwarm Jesus an. Das kann doch nicht wirklich der Ernst dieses Lehrers sein! Alles? Nein, nicht meine Lieblingstunika. Und schon gar nicht mein schnellstes Pferd. Und meine zusammengesparte Altersvorsorge? Ausgeschlossen! Hat dieser Kerl überhaupt alle Tassen im Schrank? Und dem dann noch hinterherlatschen wie all die anderen Lemminge hier? Bestimmt nicht! Ohne mich!
WENN DU NUR EINE HANDVOLL BESITZT, DANN IST EINE HAND NOCH FREI FÜR GOTTES TRÄUME, DIE ER HINEINLEGEN WILL.
Ohne ein weiteres Wort kehrt er Jesus den Rücken und verlässt den Schauplatz. Doch auch wenn er versucht, sich nichts anmerken zu lassen, hallen die Worte des Rabbis noch in seinem Inneren nach. Seinen ganzen Besitz zurücklassen … Nein, das geht einfach nicht. Ein solches Leben kann er sich wirklich nicht vorstellen. Trotzdem lässt ihn das Gefühl nicht los, dass er etwas verpasst. Und während er frustriert einen Schritt vor den anderen setzt, ist seine Körperhaltung mit einem Mal nicht mehr so aufrecht wie sonst.
Immer und immer wieder macht mich die Lebensgeschichte dieses jungen Mannes traurig. Wir hören an keiner anderen Stelle in der Bibel mehr von ihm. Wie sein Leben wohl weitergegangen ist? Wahrscheinlich so ähnlich, wie es vor seiner Begegnung mit Jesus verlaufen war. In unseren gewohnten Bahnen fühlen wir uns nun einmal am allerwohlsten. Wahrscheinlich lebte er einfach weiter so, wie er es schon immer getan hatte: Geld verdienen, Geld ausgeben, Besitz genießen, wieder Geld verdienen und so weiter.
Aber irgendwie kann ich nicht anders, als mich zu fragen, was aus ihm geworden wäre, wenn er auf die Einladung Jesu eingegangen wäre. Was klar ist: Sein Leben hätte sich um 180 Grad gedreht. Er hätte sich nicht länger über seinen Reichtum und seine Stellung identifizieren müssen, sondern über Jesus. Nichts wäre mehr gewesen wie bisher. Und was ebenso klar ist: Er wäre glücklicher geworden, als er es sich je hätte ausmalen können und als er mit seinem Besitz je geworden ist. Weil nichts erfüllender ist als ein Leben in der Nachfolge Jesu.
Ja, bestimmt wäre es nicht immer einfach gewesen. Aber was hätte er alles erleben können? Er hätte mit eigenen Augen gesehen, wie Jesus Kranke gesund machte. Oder wie er nur kurze Zeit später triumphal in Jerusalem einzog. Er hätte all die spannenden und lehrreichen Wortgefechte zwischen Jesus und den Pharisäern live verfolgen können. Er hätte das bedeutungsvollste Ereignis der Weltgeschichte hautnah miterlebt: die Leidensgeschichte Jesu. Vielleicht wäre er sogar dabei gewesen, als nur drei Tage später ein paar Frauen voller Begeisterung in die Versammlung der Jünger platzten und riefen: „Jesus lebt! Er ist auferstanden!“
Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre er auch einer derjenigen gewesen, die dabei waren, als der Heilige Geist plötzlich auf die Erde gesandt wurde und gewaltig unter den Jüngern wirkte. Vielleicht wäre er einer der Felsen in der ersten Gemeinde geworden. Oder er wäre in die Welt hinausgezogen und hätte Gemeinden gegründet und das Leben von unzähligen Menschen verändert.
Das und so vieles mehr ist diesem jungen Mann versagt geblieben, weil sein Besitz ihn davon abhielt. Jesus lud ihn zu einem abenteuerlichen Leben als Königskind ein. Einem Leben, das so viel reicher macht als jeder materielle Besitz. Doch ironischerweise war genau dieser Besitz Grund dafür, dass der junge Mann all das verpasste. Wie unglaublich tragisch, oder?
Ich frage mich, was ich wohl schon alles verpasst habe, weil ich mein Herz zu sehr an meinen Besitz gehängt habe. Welche Glaubenserfahrungen oder Gebetserhörungen sind mir einfach nur deshalb versagt geblieben, weil ich mich nicht von meinem Besitz weg und aufs Wasser wagen konnte? Hast du auch schon einmal darüber nachgedacht?