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Träume werden wahr

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Gerade mal zehn Jahre sind vergangen, als Helmut mit einer, wie er meinte, gekritzelten Skizze von der Sparkasse zur Mittagspause nach Hause kam.


Die zeigte er mir und ich rief begeistert: „Das ist es, das ist das Haus aus meinen Träumen.“

Er muss mich sehr gut kennen, sonst wäre die kleine Zeichnung auf der Rückseite des Kalenderblatts jenes Tages nicht so treffend gelungen.

Auch bei der Arbeit, während in der Kassenbox mal Leerlauf war, hat mein Mann träumend die Bodenfliesen vom Kundenraum betrachtet und die Idee vom Achteckhaus war geboren. Achteckige Muster kamen klar zur Geltung und er hat gedacht: ‚Warum eigentlich nicht, mal sehen, was meine Mausi dazu sagt.’

Viele Ideen hat Helmut im Laufe unserer Partnerschaft ausgebrütet, meine kamen noch hinzu. Alle wurden ausdiskutiert, manche in die Tat umgesetzt, andere verworfen.

Wie herrlich wurde es nun mit diesem Haus, wo unsere Ideen richtig gefragt waren und wir uns ohne Ende austoben konnten. Es gab kein Halten mehr und am Feierabend begannen wir sofort mit einer maßstabsgerechten Zeichnung. Schnell wurden wir uns über die Größe der Räume einig, die wir später bewohnen möchten und daraus ergab sich schon der Umfang unseres Traumhäuschens.

Pläne schmieden ist so schön und träumen sowieso.

Wir hatten keine Ahnung, was die Zukunft bringt, wo wir einmal sesshaft werden, ob das Achteckhaus jemals gebaut wird. Doch Zuversicht und Vertrauen schenkte uns die Überzeugung, dass der Weg, den wir beschlossen hatten zu gehen, der richtige war.

*****

Und nun steht es da, dieses aus Träumen wahr gemachte Achteckhaus mit seinen dicken Mauern und den kleinen Fenstern, in dem wir fortan leben dürfen.


Immer aufs Neue sind wir berauscht vor Glück, dürfen unsere Träume leben, Tag für Tag, denn in diesem Land voller Sonne, fanden wir unser Paradies. Es hält uns gefangen, schenkt Zufriedenheit und tief empfundene Seligkeit.

Frohen Herzens haben wir uns für das Grundstück und die Tiere entschieden und trotz der großen Liebe zum Meer, der Segelei Lebewohl gesagt, die nun als unvergessliche Erinnerung für alle Zeiten im Inneren bei uns verweilen wird.

Es gibt noch sehr viel zu tun, also gehen wir ans Werk, denn nur die Bäder und das Schlafzimmer sind richtig fertig gestellt. Alle anderen Räume warten auf die Handwerker : Helmut und die Dekorateurin Anne-Marie, die zwei werden das schon packen.

Einen festen Plan in welcher Reihenfolge dies oder jenes in Angriff genommen wird, haben wir nicht, denn es dauert sicherlich Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre bis im Haus alles nach unserer Vorstellung errichtet sein wird.

Die Regenzeit hat gerade erst begonnen und nach kurzer Besprechung beschließen wir, dass es wohl das Beste wäre, die Folienfenster durch feste Elemente zu ersetzen. Also fängt Helmut an und genüsslich verarbeitet er das wertvolle Holz, das länger halten soll, als das der Kiefer, denn es ist leicht ölig und ein wenig rötlich. Wenn er sich schon die Arbeit mit dem Eigenbau macht, haben wir uns kurzentschlossen für dieses Material entschieden. Über viele Jahre werden wir Dank daran haben – mal schauen.

Natürlich sind die Teile, wie Haustürblatt, Turmzimmerfenster und Oberlichter nicht mal eben gebaut, doch Helmut bleibt am Ball und irgendwann können die Rahmen zum Verglasen.

Wieder mal leistet unser weißer Bus gute Dienste, denn alle Elemente passen locker hinein.

Schon bald kehrt mein Mann von der Stadt zurück und alle Scheiben sind mit Silikon und kleinen Stiften eingearbeitet.

Welch ein Gefühl ist es, mit Wonne die Folien abzureißen und die verglasten Teile in die Scharniere zu heben. Ab sofort wird nicht mehr so viel Wärme nach draußen entweichen, denn das ist perfekt, meinen wir fast gleichzeitig.

Das Haustürelement hat vierzehn verschieden große Scheiben und nachdem Helmut nach meinen Wünschen Haken eingedreht hat, hänge ich sechs kleine Häkelgardinen und ein Windspiel unregelmäßig auf.

Das Ganze sieht wie ein Setzkasten aus und wir können noch wunderbar ins Grüne des Gartens gucken.

Die Freude ist immer wieder groß, immer wieder.

Nach langer Überlegung weiß ich nun auch endlich, wie mein Küchenschrank aussehen soll. Vom Rot zum Grün oder Blau gingen meine Gedanken, doch nichts löste Jubelschreie in mir aus.

Unschlüssig war ich bis zu dem Tag, als mir bei Aufräumungsarbeiten einer der uralten Stoffkalender, die ich früher gesammelt hatte, in die Hände fiel.

Ich hielt ihn von mir ab, betrachtete ihn und wusste mit Sicherheit, der aufgedruckte Omaschrank soll meiner werden.

Ganz schnell musste ich nun meinen persönlichen Handwerker befragen: „Kannst du mir so einen Schrank bauen, wie auf diesem Küchenhandtuch?“

Er lächelte und meinte: „Das kann ich schon, aber der macht viel Arbeit und die Fertigstellung wird eine Weile dauern.“

Ich rief beglückt: „Das macht nichts, ich kann warten, denn das wäre mein absoluter Traumküchenschrank.“

„Dann werde ich ihn für dich bauen, ich weiß ja, dass du geduldig bist und ich mir Zeit lassen kann.“

Hab ich ein Glück, dass ich so einen geschickten Mann habe!

Meine Wohlfühlfarben zum Wohnen waren schon immer beige und braun, mit denen man problemlos bunte Farbtupfer kombinieren kann.

Mit Helmuts Einverständnis soll der Schrank, der aus Kiefernholz gebaut wird, in mittelbraun gebeizt werden. Wie bei allen Möbelstücken, die aus Helmuts Werkstatt kommen, wird zunächst eine genaue Zeichnung angefertigt.

Ich hole derweil Geschirr aus dem Schuppen, damit wir die unterschiedlichen Höhen der Schubladen und Fächer besprechen können.

So ein Regentag wie heute, ist ideal für solche Planung eines großen Objekts. Es ist wohlig warm in der Küche, im Ofen knistert das Feuerholz und im Kessel dampft schon das Kaffeewasser.

Ganz in Ruhe messen wir alles aus, Helmut zeichnet und ich darf mir wünschen womit Schränkchen und Schiebladen bestückt werden, denn das ist ja mein spezieller Arbeitsbereich, wie mein Mann meint.

Der Materialplan ist bald fertig gestellt, und nach und nach gekaufte Dinge wie Holz, Scharniere, Griffe und Schiebladenrollen liegen bereit, die Arbeit kann beginnen.

In drei Etappen, Unter-, Mittel- und Oberteil, nimmt das Möbelstück Form an.

Ich freue mich unbändig und kann es kaum noch abwarten, bis Fach für Fach die Farbe getrocknet ist und ich einräumen kann.


Oberhalb der Kellenstange ist noch ein wenig Platz und Helmut fragt: „Willst du hier noch zusätzlich kleine Schiebladen haben?“

„Wenn du Spaß hast sie zu bauen, sehr gerne.“ Wie in einem Kaufmannsladen reihen sich dann neun Minischiebladen aneinander, alle aus Massivholz, wie auch der ganze Schrank und ich habe natürlich Verwendung für jede einzelne, wie zum Beispiel große und kleine Gummibänder, Korken, Partyspiker und noch vieles mehr. Hier noch ein Regal für meine Entenfamilie, dort ist Platz für Kaffee- und Zuckerdose. Auch die Besteckschieblade bekommt kleine Zwischenwände, damit die verschiedenen Sorten nicht durcheinander purzeln.


Meine Begeisterungsrufe stacheln Helmut an, die Seitenwände bekommen für die Gefälligkeit einen leichten Bogen und dann setzt er noch einen obendrauf, kleine Strahler, die aus dem Oberschrank gucken, beleuchten die aus Fliesen gewerkelte Arbeitsplatte, wow !

Damit der Schrankcharakter erhalten bleibt, wünsche ich mir statt Fliesen auch Holz an der Wand überm Waschbecken – für meinen Geschmack perfekt.


Nach sehr, sehr vielen Arbeitsstunden gibt Helmut dann den schwarzen Peter an mich ab: „Alles ist ausreichend getrocknet, nun kannst du einräumen.“

Fieberhaft hole ich die im Abstellraum gelagerten Sachen, wasche sie ab und bestücke ein Fach nach dem anderen mit Tassen, Gläsern, Tellern, Schüsseln und Töpfen.

Helmut schmunzelt, er freut sich über meinen Eifer, meint aber: „Nur keine Hektik, du hast Zeit ohne Ende.“

Wie recht er hat, ich entspanne mich, bereite uns erst mal einen Kaffee und gemeinsam bestaunen wir dieses unglaublich schöne Möbelstück.


Ich danke meinem Tausendsassa, weil er mit so viel Liebe meinen Traumschrank gebaut hat.

*****

Unser Leben läuft weiter in fröhlichen Bahnen.

Die Freude ist besonders groß, wenn Jungtiere das Licht der Welt erblicken und gedeihen.

Voller Andacht bewundern wir immer wieder die Schönheit der Natur um uns herum, genießen traumhafte Sonnenuntergänge und Millionen Sterne in klaren Nächten. Daraus schöpfen wir stets neue Kraft.

Immer aufs Neue sind wir sooo froh, dass Helmut und ich einst den Mut hatten, alles hinter uns zu lassen, um neue Wege zu gehen.

Dankbar haben wir die Führung angenommen, die uns hierher gebracht und uns eine neue Heimat geschenkt hat, von der wir nie mehr fortgehen wollen.

Das Wetter ist wunderbar, der Himmel ist blau, so blau und wohlige Sonnenstrahlen erwärmen die Erde.

Die Ziegen können auf die Weide und sich am saftigen Grün laben. Die nur wenigen Tage alten Tierbabys toben miteinander in der Nähe der Mütter, machen aus purer Lebensfreude Luftsprünge und können so oft sie wollen vom Euter der Mama trinken. Ein Gänseblümchen wird auch schon mal probiert, mit wichtigem Kopfnicken ein wenig durchgekaut und wieder ausgespukt: Das fresse ich lieber später, ist mir noch zu bitter.

Es ist rührend zu sehen, wie alle Tiere die wärmenden Sonnenstrahlen genießen. Huhn und Küken machen ein Staubbad und strecken die Flügel weit zur Sonne hinauf.

Der Hofhund liegt auf der Seite, damit sein Bauch und alle vier Beine durchwärmt werden.

Unsere erste kleine Griechenhündin Popsi braucht viel Wärme. Zwar hat sie ein echtes Fell in ihrer Hütte, doch seit wir im Haus wohnen, möchte sie immer bei uns sein. Wir lassen sie gewähren, sie ist ja nicht mehr die Jüngste. Sie liebt zwar die Sonne, aber noch mehr den Fellplatz in der Küche oder mal bei Herrchen mit auf dem Sofa, wenn beide Mittagsschlaf halten.

Sobald es anfängt zu regnen, hole ich die Ziegenschar zum Auslauf, wo sie ganz nach Wunsch, draußen oder im trockenen Stall auf Stroh Unterschlupf finden können.

Ich höre Helmuts Schleifmaschine, also versorge ich doch gleich die Meute für die Nacht. Für die großen Ziegen binde ich Knabber-Äste an den Maschendraht des Geheges. Je nach Jahreszeit sind es Äste vom Maulbeerbaum, der Akazie oder Granatapfel, auch mal ein kleiner Happen Rosmarin und Lorbeer.

Sehr gerne mögen sie Olivenäste, wo ab und an noch eine Beere versteckt ist.

Am nächsten Morgen sind fast alle Äste abgefressen, manchmal sogar die Rinde mit abgeschält. Auf jeden Fall haben wir sehr zufriedene Ziegen, die selten meckern.

Nun kommt noch frisches Wasser in die dafür vorgesehenen Eimer und Maiskörner in den von Helmut gebastelten Trog.

Die Zicklein haben sich schon in das warme Bettchen zurückgezogen, das war ja auch ein aufregender Tag für sie.

Die Hühner bekommen eine Portion Mischfutter, das ich aus Mais, Hafer und Roggen in einem Eimer vorrätig halte. Den Küken streue ich gekörnten Mais und Reis auf ihren Platz und passe auf, bis sie satt sind, denn erst jetzt dürfen die großen den Rest vertilgen.

Das war’s dann für den heutigen Tag, ach nein, die Hunde bekommen noch ihr Betthupferl und für alle ist ein trockenes Nachtlager bereitet.

So können auch wir uns ins gemütliche Haus zurückziehen und Feierabend machen, morgen ist auch noch ein Tag, so Gott will.

Ganz unerwartet bekommen wir einen Anruf vom Pächter unseres Eigentumsladen-Gebäudes.

Er fragt an, ob es uns möglich wäre, das Gebäude an ihn zu verkaufen, denn so würde er finanziell besser über die Runden kommen. Sozusagen ist bei ihm die Bitte aus der Not geboren.

Darüber müssen wir erst einmal gründlich nachdenken, denn bis zur Rente ist es noch eine Weile hin und bis jetzt haben wir von der monatlichen Pacht den Lebensunterhalt bestritten.

Helmut grübelt nach unserem Zweiergespräch noch allein für sich die ganze Nacht.

Beim Frühstück erklärt mir mein Finanzbeamter dann die Sachlage und meint: „Ich weiß, du wolltest schon längst die letzte Immobilie in Deutschland abstoßen und wenn nun das Geschäft nach meinen Vorstellungen abgewickelt werden sollte, bin auch ich bereit zu verkaufen.“ Viele Faxe gehen hin und her, genauestens werden alle wichtigen Dinge geklärt und für beide Parteien zur vollen Zufriedenheit ausgeklügelt. Glücklicherweise haben wir noch einen von uns bevollmächtigten Notar in der alten Heimat, der alle behördlichen Dinge vor Ort für uns abwickeln kann, wir können in Prasino bleiben.

Nach vielen Tagen voller Spannung und Aufregung sind die Papierberge vom Notar abgesegnet und das Gebäude nebst Tiefgaragenstellplatz ist verkauft.

Wir sind beide sehr froh und auch diese Entscheidung haben wir erst getroffen, als wir beide voll Ja dazu sagen konnten.

„Weißt du, was ein entscheidender Punkt für mich war, den Laden zu verkaufen?“

„Nein, was meinst du?“

„Es war nicht nur des Geldes wegen, ich wollte gern auch helfen, damit unsere Nachfolger besser klarkommen.“

Ich strahle Helmut an und liebe ihn für seine Güte. Nicht Geld sondern Liebe sollte die Welt regieren.

Nach dem festgelegten Geld für unser leibliches Wohl für die Jahre bis zur Rente, haben wir jetzt Spielraum auf dem Sparbuch. Was für ein Gefühl, das allererste Mal in unserer gemeinsamen Karriere schwelgen wir im Kaufrausch, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Das Haus wird mit Möbeln bestückt, die wir beide mögen, der Preis ist fast Nebensache.

Mein Turmzimmer bekommt edle Stühle passend zum Tisch mit geschnitzten Beinen. Zum Ausruhen suche ich mir ein Sofa aus, wie man es früher hatte. Es hat ein Kopfteil und eine geschwungene halbe Rückenlehne, bezogen mit edlem Stoff passend zu den Vorhängen.

Melde ich leise Bedenken an: „Ist das nicht zu teuer?“, meint Helmut nur trocken: „Ist doch egal, wir haben beide soviel gearbeitet, das ist unser beider Lohn und nun bist du mal dran, ich habe schon so viele tolle Geräte für die Werkstatt bekommen. Freu dich einfach, ich will es so.“

Nachdem meine Ängste fortgeweht sind, kehrt tiefe Freude in mir ein. Ich fühle mich wie ein kleines Mädchen, das seine Puppenstube einräumt. In diesem Rückzugsort, einem Traum aus Holz, ist die Welt in Ordnung.

Leise dringen das Quaken der Frösche von der Quelle und das Piepsen der hungrigen Vogelkinder durchs Fenster an mein Ohr. Scheinbar lassen sich unter den Dachziegeln vom Türmchen wunderbar sichere Nester bauen, denn in jede Richtung – Ost, Nord, Süd und West – haben die Vogeleltern ein Zuhause für ihre Brut gebastelt. Baumaterial finden sie in unserem Garten in Hülle und Fülle.

Zum Durst stillen ist die Schale, die meine Steinfigur auf dem Kopf trägt, fast täglich mit frischem Wasser gefüllt und wenn die Wiese frisch gemäht ist, finden alle Piepmätze das geliebte Kleingetier, wie Würmer, Käfer und anderes für den Speiseplan – wo sonst könnte es noch schöner sein?

Die Gardinen sind bald genäht fürs Fenster und auch der Vorhang vorm Eingang. Die Bretter dafür hat Helmut natürlich auch gebastelt, mit Schienenvorrichtung von unten, das Sichtbrett mit harmonischem Bogen. Er hat alles geschliffen und in derselben Farbe angemalt, wie die Wände, das tolle Bücherregal, den kleinen Eckschrank für einen Minifernseher und den Tisch, auf dem die schöne Orgel Platz findet.

Er hat große Freude an meiner unbeschreiblichen Glückseligkeit und sagt: „Ich würde es toll finden, wenn du mich hier ab und zu zum Kaffee einlädst. Das ist nun dein Zimmer und ich werde stets fragen, ob ich es betreten darf.“

Ursprünglich waren im Plan vom Haus als Trennung der Zimmer Türen vorgesehen. Was will er bloß noch alles selber machen?

Ich mache den Vorschlag: „Was meinst du, wenn wir vorerst statt Türen, Kettenvorhänge aufhängen, dann kannst du dir Zeit lassen und vielleicht gefällt es uns ja sogar besser.“

Gedacht und getan – die Kettenvorhänge sind immer noch da, Türen nehmen viel zu viel Platz weg und – ich liebe das Klappern der Ketten beim Durchgehen und – Helmut stört es nicht.

Irgendwann kontrolliert Helmut ganz nebenbei den Kontostand und meint dann locker: „So, jetzt sollten wir mal wieder normal Haushaltsgeld abheben. Ist das in Ordnung für dich?“

Erleichtert sage ich: „Das ist gut, denn langsam wird mir das Ganze unheimlich.“

Auch wenn die Scheinwerferzeit nun ein Ende hat, sind wir total zufrieden, denn wir haben uns viele kleine und große Wünsche erfüllt.

Zwar haben wir das lockere Einkaufen sehr genossen, aber es macht uns beiden keinerlei Problem wieder normal zu wirtschaften.

Als wir Deutschland Lebewohl gesagt haben, um nach Griechenland zu gehen, war der tiefe Wunsch im Gepäck, dass wir eines Tages mit unseren Söhnen im Mittelmeerraum vereint sind.

Es ist kaum zu glauben, denn wieder wird einer unserer Träume erfüllt. Eines Abends klingelt das Telefon, große Freude, unser Ältester der Thomas ruft an.

Uns stockt fast der Atem, als er vom Vorhaben seiner kleinen Familie berichtet. Gemeinsam haben sie beschlossen, Firma und Haus zu verkaufen, um dann ein größeres Schiff zu erwerben, auf dem sie in Griechenland bei der Insel Lefkas leben wollen … für immer.

Wir schweben wie auf Wolken, können dieses Glück kaum fassen. Auch wenn es noch dauern kann, wie Thomas meint, denn so leicht verkauft sich dieses Zweierpaket nicht, Winterdienst plus Haus und das möglichst an eine Person.

„Einfach wird es nicht werden“, sagt Thomas, „der Erlös muss dann für ein großes Schiff und die Lebenshaltungskosten ausreichen, auf jeden Fall bis das Chartergeschäft anläuft, das wir aufziehen wollen.“

Doch er ist guten Mutes und blickt voller Spannung in die Zukunft. Auch wenn wir warten müssen, die Vorfreude ist überwältigend.

Als unser Jüngster, der Stefan, von diesem Vorhaben erfährt, kommt er ganz gewaltig ins Grübeln. Eine ganze Nacht muss er darüber nachdenken, ganz für sich allein das Für und Wider bedenken.

Doch nach den vielen schlaflosen Stunden ist dann der Entschluss gefasst, er will den Schritt wagen: Haus und Hof von Thomas kaufen.

Als Thomas es schließlich erfährt, ist er total aus dem Häuschen. Mit so einer schnellen Lösung hatte er im Traum nicht gerechnet. Und er ist glücklich, dass sein kleiner Bruder in Zukunft auch im Sommer faulenzen kann.


Die beiden Brüder treffen sich zu einem intensiven Gespräch, per Handschlag wird die Einigkeit über die zu erledigenden Dinge besiegelt.

Viele Behördengänge und weitere klärende Besprechungen folgen, dann ist der Deal unter Dach und Fach.

Thomas und Stefan umarmen sich voller Rührung und einer wünscht dem anderen alles Glück der Erde auf dem nun beginnenden neuen Lebensweg.

Zwei Fliegen haben sie mit einer Klappe geschlagen: Stefan kann seine schon seit Jahren ungeliebte Arbeit an den Nagel hängen und Thomas geht in seine so heiß ersehnte Freiheit.

Auf dem schnellsten Weg ist die frohe Botschaft zu uns gelangt und wir malen die baldige Zukunft rosig aus.

Stefan kann dann längere Zeit bei uns Urlaub machen und Thomas können wir jederzeit auf Lefkas mit dem Auto besuchen und unser Enkelkind sehen.

Was für ein riesiges Geschenk wird uns vom Schicksal beschert – dem Himmel sei Dank.

Die große Vorfreude verleiht uns Flügel, emsig gehen wir an die Fertigstellung unserer Zimmer im Haus. Denn mit Beginn des Sommers trudeln, wie jedes Jahr die Feriengäste ein. Dann ruht meist die Arbeit, es wird gegrillt, gebadet und oft bis in die Nacht diskutiert.

Abendrot (3) Die Reise zu mir: Glaube - Liebe - Hoffnung

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