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Tom und ich lernten uns im Frühjahr vor 12 Jahren kennen.

Ich arbeitete damals schon in dem gleichen Autohaus, in dem ich auch heute noch - allerdings nur noch auf Teilzeitbasis - tätig bin. Ich habe immer gern dort gearbeitet, allerdings gab es zu dieser Zeit ein paar Umstände, die mir das Arbeiten nicht so angenehm machten.

Mein damaliger Vorgesetzter, Herr Konrad, gerade 50 geworden und mächtig in den Midlife-Crisis, hatte nichts Besseres zu tun, als jedem verfügbaren Rock hinterherzusteigen. Leider gehörte auch meiner dazu, was die Zusammenarbeit mit ihm nicht wirklich leicht machte.

Da ich seit geraumer Zeit Single war und ich damals befürchtete, dass dieses Dasein sich auch auf absehbare Zeit leider nicht ändern würde, sah er das sozusagen als Freibrief dafür an, mich ständig mit Einladungen zum Abendessen, anzüglichen Witzen und ähnlichem auf den Nerv zu fallen.

Ich erwog ernsthaft, mich in der obersten Chef-Etage über ihn zu beschweren, war mir aber bewusst, dass seine Arbeit gut war und die Inhaber sicher kein Interesse daran hatten, einen ihrer fähigsten Männer zu verlieren. Wohl oder übel biss ich also in den sauren Apfel und erledigte meine Arbeit weiterhin gewissenhaft und versuchte Herrn Konrad so gut es eben ging zu ignorieren, was natürlich nicht einfach war, wenn man in seinem Vorzimmer saß.

Als ich schon nicht mehr damit rechnete, ihn jemals loszuwerden, wendete sich das Blatt.

An einem Montagmorgen kam ich ins Büro, um erstaunt festzustellen, dass Herr Konrad nicht wie gewohnt schon hinter seinem Schreibtisch saß. Ich ging in sein Büro, um nachzusehen, ob im Ausgangskorb Notizen für mich lagen, musste aber feststellen, dass der komplette Schreibtisch leergeräumt war. Sogar die Bilder seiner Frau und seiner Kinder, die immer einen Großteil seines Schreibtisches eingenommen hatten, fehlten und auch weitere persönliche Gegenstände waren verschwunden. Verwirrt drehte ich mich gerade in dem Moment wieder zur Tür um, als Herr Konrad plötzlich im Türrahmen erschien.

"Schau mich nicht so an, Du dumme Kuh", fauchte er mich direkt erbost an und in seinen Augen funkelte es streitlustig.

Ich zuckte zusammen und trat unwillkürlich einen Schritt zurück.

Er ging an mir vorbei zu dem großen Regal am anderen Ende des Raumes, vor dem noch eine kleine Umzugskiste stand, die mir vorher noch gar nicht aufgefallen war. Wutschnaubend riss er sie hoch und kam auf mich zu.

Er baute sich dicht vor mir auf und funkelte mich wütend an: "Da habt Ihr Schlampen es also tatsächlich geschafft, mich feuern zu lassen. Ich muss schon sagen, ich bin beeindruckt! Aber glaub mir eins, ich bin noch nicht fertig mit Euch!" Er warf mir einen eiskalten Blick aus seinen ohnehin schon kühlen grauen Augen zu. Auch wenn ich wusste, dass diese Worte vermutlich nur leere Drohungen sein würden, zog ich unwillkürlich den Kopf ein.

"Und eins lass Dir gesagt sein: Eine wie Du kriegt eh keinen mehr ab, so prüde wie Du bist. Schau Dich nur an ... diese verstaubten Klamotten, als kämen die direkt aus dem Schrank Deiner Oma." Verächtlich schnaubte er und deutete mit dem Kopf auf meine hochgeschlossene cremefarbene Bluse und die weite schwarze Hose, die, wie ich zugeben musste, wirklich etwas unvorteilhaft war. "Du hättest Dich lieber ein bisschen mit mir vergnügen sollen, um wenigstens mal zu wissen, was Sex überhaupt ist."

Mit diesen Worten ließ er mich in seinem ehemaligen Büro stehen und knallte geräuschvoll die Tür hinter sich zu.

Ich brauchte einige Minuten, um mich aus meiner Schockstarre zu lösen und hinüber in mein Büro zurückzukehren. Was war hier bloß passiert? Warum war er gefeuert worden? Unmöglich konnte ich damit irgendetwas zu tun haben ...

Wie ich erst später erfuhr, hatte meine Kollegin Sandra Herrn Konrad wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt. Er hatte sich ihr auf der letzten Betriebsfeier in der Tiefgarage völlig betrunken unsittlich genähert und sie war ihm im letzten Moment gerade noch entkommen, indem sie ihm einen kräftigen Tritt in sein bestes Stück verpasst hatte. Die Chef-Etage hatte aus diesem Umstand wohl oder übel ihre Konsequenzen ziehen müssen und ihn entlassen.

Auch wenn Sandra mir sehr leid tat und dies sicher eine sehr unangenehme Erfahrung gewesen war, wurde mir deutlich, wie froh ich war, dass es passiert war und wir ihn dadurch endlich losgeworden waren.

Dennoch hatten seine letzten Worte an mich ihre Wirkung nicht verfehlt. Am Abend nach dem Vorfall stand ich in meinem kleinen Badezimmer und begutachtete mich kritisch im Spiegel. Ein Hingucker war ich sicherlich nicht, obwohl man mich auch nicht als hässlich bezeichnen konnte.

Meine langen braunen Haare waren immer ein wenig störrisch und ich brauchte oft Ewigkeiten, um sie einigermaßen in Form zu bringen. Aus praktischen Gründen trug ich sie daher meist zum Pferdeschwanz zusammengebunden. Meine haselnussfarbenen Augen, die ich von meiner Mutter geerbt hatte, waren groß und ausdrucksvoll. Lediglich meine Nase war etwas groß geraten, ansonsten war ich mit meinem Gesicht im Großen und Ganzen eigentlich recht zufrieden. Ich war mit 1,69m durchschnittlich groß und hatte relativ gute Proportionen.

Aber auch jetzt, als ich hier so stand, wurde mir bewusst, dass mein verhasster Ex-Chef vielleicht sogar ein wenig Recht hatte. Meine Kleidung war irgendwie nicht das, was andere 29jährige so trugen. Meine Blusen waren alle hochgeknöpft und meine Röcke ... wenn ich denn überhaupt welche trug ... reichten bis weit über das Knie. Mein Dekolleté hatte im letzten Jahr höchstens einmal Tageslicht gesehen und zwar auf der Hochzeit einer Schulfreundin. Ich hatte leider kein Kleid gefunden, was höher geschlossen war und musste daher meinen - wie ich fand viel zu großen - Busen mehr zur Schau stellen, als mir lieb war. Ich weiß noch ganz genau, wie unwohl ich mich an diesem Abend gefühlt hatte.

Man konnte mich wohl tatsächlich etwas bieder nennen.

Der Satz von Herrn Konrad, dass eine wie ich eh keinen mehr abkriegen würde, brannte mir im Kopf. Hatte er auch da Recht? War ich so eine graue Maus, dass mich keiner anguckte, geschweige denn ein Gespräch mit mir führen wollte und ich würde irgendwann als alte Jungfer enden?

In diesem Moment ärgerte ich mich wieder über mich, über mein fehlendes Selbstbewusstsein und meine mangelnde Fähigkeit, mich anderen Menschen, insbesondere Männern, offener zu geben. Ständig hatte ich Angst, blöde Sachen zu sagen oder irgendwie unangenehm aufzufallen, so dass ich es beim Ausgehen mit meinen Freundinnen lieber ihnen überließ, die Männer einzufangen.

Ich war einfach nicht dafür geschaffen, mich in den Vordergrund zu drängen und mir war klar, dass ich daher meist gar nicht wahrgenommen wurde. Ich hielt mich vielmehr so dezent im Hintergrund, dass ich mit meiner ohnehin schon unauffälligen Kleidung und zurückhaltenden Art fast unsichtbar wurde.

Traurig ließ ich den Kopf hängen ... ich würde nächstes Jahr 30 Jahre alt werden und hatte außer zwei kurzfristiger unbedeutender Beziehungen noch nichts vorzuweisen.

Anne, meine seit Grundschultagen beste Freundin, hatte zu dieser Zeit schon ihre vermutlich zehnte Beziehung. Sie war das komplette Gegenteil von mir. Wunderhübsch, mit langen glänzenden blonden Haaren, strahlendblauen Augen und einer atemberaubend weiblichen Figur ... sie war schlicht der wandelnde Männertraum.

Klar, ich hatte auch eine weibliche Figur, aber ich empfand meinen Busen einfach zu groß, während ich fand, dass ihrer einfach wunderbar zu dem Rest ihres Körpers passte. So trug ich also lieber weite Oberteile, um meine Brüste zu verstecken, während Anne's Blusen und Tops nicht enger und figurbetonter ausfallen konnten.

Aber Anne war bereits seit Grundschultagen meine beste Freundin und wir waren gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen, so dass ich keinerlei Neid oder Eifersucht empfand.

Als Anne und ich uns am Samstag nach dem Rausschmiss von Herrn Konrad zum Frühstück in der Stadt trafen und ich ihr von seinen verletzenden Worten mir gegenüber berichtete, runzelte sie die Stirn und fragte: "Sag mal, Merle, findest Du Dich eigentlich wirklich so wenig attraktiv, dass diese Worte von so einem unterbelichteten Vollidioten Dich so hart treffen?"

"Na ja", murmelte ich und versuchte die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken, "ich bin nicht so sicher, was das angeht. Vielleicht hat er ja ein bisschen recht mit dem, was er gesagt hat. Prüde, komische Klamotten, und so ..." Ich sah demonstrativ an mir herunter und zupfte mit dem Finger an meinem weiten Schlabbershirt und meiner etwas zu weiten Jeans. "Ein Objekt der Begierde bin ich doch wirklich nicht, wenn ich mich mal so mit Dir vergleiche. Ich habe da einfach kein Händchen für."

"Ach, Merle, das ist doch Quatsch", sagte Anne und legte mir mitfühlend die Hand auf den Arm, "Du bist eine tolle Frau. Ok, Du hast vielleicht ein paar kleine Komplexe und bist etwas schüchtern, aber das ist doch noch lange kein Grund, dass jemand Dich so runterzieht." Kopfschüttelnd sprang sie auf und riss mich an der Hand mit sich. "Komm, wir gehen jetzt shoppen."

"Nein, Anne, bitte nicht", jammerte ich, "das bringt doch nichts."

"Und ob das was bringt! Du hast doch sicherlich genug Geld auf dem Konto, so wenig wie Du für Klamotten und sonstige Luxusgüter ausgibst. Also sei kein Geizkragen und lass uns gehen."

Freudig strahlte Anne mich an und irgendwie schaffte ich es nicht, ihr den Wunsch abschlagen. Ich hasste zwar nichts mehr als Shoppingtouren durch überfüllte Innenstädte, stickige Umkleidekabinen waren mir ein Graus und da ich mir die aktuelle Mode an meinem Körper zumeist eh nicht vorstellen konnte, verzichtete ich nur zu allzu gerne darauf. Heute würde ich aber wohl nicht darum herumkommen und folgte Anne schließlich ergeben in Richtung der ersten Boutique.

Vier Stunden später hatten wir in drei Läden ordentlich zugeschlagen und ich war stolze Besitzerin von vier - für meinen Geschmack viel zu engen - T-Shirts, zwei Gott sei Dank theoretisch auch hoch zuzuknöpfenden Blusen, zwei knackig sitzenden Jeanshosen, einem unverschämt kurzen Rock und einer wirklich schicken Lederjacke.

"So, jetzt brauchen wir nur noch die passenden Schuhe", freute Anne sich angesichts unserer Ausbeute und schwenkte fröhlich die gefüllten Plastiktüten durch die Luft.

"Lass uns das ein anderes Mal machen, ich kann schon nicht mehr laufen. Und diese ganze Anprobiererei macht mich wahnsinnig. Ich hasse Shoppen!", maulte ich, doch natürlich kam ich bei Anne auch damit nicht durch und eine weitere Stunde später besaß ich zwei Paar neue Schuhe.

Als wir endlich zum Verschnaufen ein weiteres kleines Café in der Innenstadt aufgesucht hatten und ich meine schmerzenden Beine massierte, ging Anne zum nächsten Angriff über.

"Jetzt wird es Zeit, dass wir endlich einen Mann für Dich finden", sagte sie bestimmt und begann sich demonstrativ umzugucken.

"Anne, bitte lass das, das ist echt peinlich", meinte ich verlegen und ging fast ein wenig in Deckung. "Ich glaube nicht, dass gerade hier der passende Mann rumsitzt."

"Nein, vermutlich hast Du recht", grübelte Anne mit gerunzelter Stirn, "aber ich habe da schon so eine Idee, die für Dich genau passend ist. Hast Du heute Abend schon was vor?"

Prüfend sah ich sie an und sagte misstrauisch: "Nein?"

"Prima, ich komme so gegen 20.00 Uhr direkt nach dem Sport bei Dir vorbei. Wir brauchen lediglich Deinen Computer."

Verwirrt schaute ich sie an, aber bevor ich den Mund zur Frage öffnen konnte, lächelte sie vielsagend: "Du wirst schon sehen..."

Abends machten wir es uns vor meinem nagelneuen Computer, auf den ich mächtig stolz war, gemütlich und tranken ein Glas Wein.

"Also, pass auf, es gibt da mittlerweile diverse Seiten im Internet, auf denen man einen Partner finden kann ...," begann Anne.

"Wie bitte?", unterbrach ich sie entsetzt und wollte schon aufspringen. Das konnte ja wohl nicht ihr Ernst sein. Anne hielt mich jedoch am Pullover fest und zog mich zurück auf meinen Stuhl.

"Hör Dir doch wenigstens erstmal an, was ich mir Geniales ausgedacht habe", maulte sie beleidigt.

"Hm," brummte ich widerwillig und wandte das Gesicht demonstrativ von ihr ab.

"Hier zum Beispiel, die Seite heißt Friendscout24 und man eröffnet dort ein Profil, in dem man Bilder von sich hochladen, Fragen über sich beantwortet und bestimmte Suchkriterien angeben kann."

"Suchkriterien?", fragte ich spöttisch.

"Ja, genau, zum Beispiel wie Dein Traumprinz aussehen sollte, Haarfarbe, Augenfarbe ... und wie groß sein bestes Stück mindestens sein sollte ..."

"Was?", rief ich entsetzt.

"Mensch, Merle, das war ein Scherz", lachte Anne sich kaputt, "das musst Du Dir dann tatsächlich später in Natura ansehen. Komm, ich zeig Dir mal ein paar Seiten von Leuten, die da schon angemeldet sind."

Flink huschten ihre Finger über die Tastatur und innerhalb der nächsten Stunde beschäftigten wir uns mit dem Studieren von Profilen bereits vorhandener Mitglieder.

Etwas widerwillig musste ich zugeben, dass das gar nicht so uninteressant war und sich manche Profile wirklich nett anhörten. Allerdings zerbrach ich mir sofort den Kopf darüber, ob diese Bilder immer der Wahrheit entsprachen. Manche sahen nämlich aus, als wären sie direkt aus der Modezeitschrift abgeknipst.

Anne, die meine Skepsis zu bemerken schien, schüttelte rasch den Kopf: "Klar sind da welche bei, die nicht echt sind, aber das lernt man schnell zu unterscheiden."

Prüfend sah ich sie an: "Sag mal, warum kennst Du Dich eigentlich so gut aus damit? Sag nicht, Du hast hier selbst ein Profil?"

"Doch, habe ich. Seit genau fünf Monaten", gab sie fast stolz zu und straffte ihre Schultern.

"Aber ... Du hast doch Jan, warum brauchst Du das dann?" Ich dachte an den hübschen Jan, mit dem Anne seit knapp acht Monaten zusammen war und der sie abgöttisch zu lieben schien. Ich konnte mit bestem Willen nicht verstehen, warum sie sich ein Profil auf einer Partnervermittlungsseite eingerichtet hatte ... und das sogar erst, nachdem sie mit Jan zusammengekommen war.

"Ach, ich war einfach neugierig. Ich hatte im Wartezimmer beim Zahnarzt in einer Zeitschrift einen Artikel über Friendscout24 gelesen und musste das dann unbedingt selbst ausprobieren." Sie warf ihre langen blonden Haare in den Nacken und zwinkerte mir vergnügt zu. "Ich habe bisher nur andere Profile durchgelesen und glaub mir, das kann richtig lustig sein."

"Weiß Jan davon?"

"Natürlich nicht, das würde wohl ein bisschen komisch bei ihm rüberkommen, denkst Du nicht?" Sie schüttelte angesichts meiner Frage belustigt den Kopf und wandte sich dann wieder dem Bildschirm zu. "Also, nun aber genug von Jan und mir. Wir sitzen hier, um Dir ein Profil einzurichten. Konzentrier Dich also und gib mir die Antworten auf die Fragen, die ich Dir gleich stellen werde, okay?"

Immer noch nicht restlos überzeugt, stimmte ich schließlich zu und wir konzentrierten uns bis weit nach Mitternacht darauf, mir ein anständiges Profil einzurichten.

Gefühlte 100 Fragen und Antworten später, betrachteten wir beide zufrieden das Ergebnis.

"Sieht doch gut aus", freute sich Anne und massierte sich die Schulter, "jetzt fehlt nur noch ein schönes Foto."

"Muss das denn unbedingt sein?", fragte ich unsicher, "irgendwie ist mir der Gedanke unangenehm, wenn mein Bild im Internet steht. Wenn das irgendjemand sieht!"

"Na ja, genau darum geht es hier aber schließlich. Die Mitglieder wollen ja nicht nur was lesen, sondern sich auch ein ungefähres Bild vom Gegenüber machen. Komm, gib Dir einen Ruck und teste es wenigstens. Wenn Du das Gefühl hast, dass Du damit gar nicht leben kannst, können wir es immer noch wieder rausnehmen." Hoffnungsvoll sah sie mich mit ihren großen blauen Augen an und schließlich seufzte ich und begann in meinen Bildern aus dem letzten Mallorca-Urlaub zu wühlen.

"Ja, das hier ist super", schrie Anne begeistert auf, als ein Foto von mir am Strand von Cala Ratjada auftauchte. Es zeigte mich im Sand sitzend, während ich lächelnd in die Kamera blinzelte. Meine braunen Haare waren hochgesteckt und einzelne Strähnen fielen mir locker auf die Schulter, was erstaunlich lässig aussah. Auch mein Lächeln wirkte auf dem Foto echt und nicht so gekünstelt, wie es auf diesen gestellten Fotos oftmals der Fall war. Ja, man konnte schon sagen, dass ich auf diesem Foto ausnahmsweise mal gut getroffen war.

Allerdings gab es da einen winzig kleinen Haken, der für mich eigentlich ein Ausschlusskriterium darstellte.

"Was ist? Das ist doch gut, das nehmen wir! Oder nicht?", fragte Anne in meine Bedenken hinein.

"Ich weiß nicht ... Guck doch mal, wie leicht bekleidet ich darauf bin."

Leicht bekleidet war vielleicht ein bisschen übertrieben, aber für meine Verhältnisse war es schon recht freizügig. Ich trug über meinem Bikini lediglich ein großes Wickeltuch, welches zwar alle eventuell anstößigen Körperteile verdeckte, aber dennoch erahnen ließ, dass ich nichts weiter als den Bikini darunter hatte.

"So ein Quatsch," lachte Anne, "da sieht man doch gar nichts. Außerdem erkennt man sofort, dass es sich um ein Urlaubsfoto handelt und jeder weiß, dass man nicht mit hochgeschlossenem Business-Look am Strand hockt. Gib jetzt her, ich scanne es ein und dann können wir es hochladen."

Mit ungutem Gefühl ließ ich mich also überreden und schon bald betrachteten wir mein nunmehr komplettes Profil.

"Klasse, das wird was, das habe ich im Gefühl. Irgendwo in den Weiten des Internets versteckt sich Dein Traumprinz und wartet nur darauf, von Dir gefunden zu werden." Anne klatschte begeistert in die Hände und erhob sich. "Jetzt wird es aber auch echt Zeit für mich. Berichte mir sofort, wenn sich irgendwas tut, ok?"

Lachend umarmten wir uns und ich versicherte Anne, dass ich umgehend zum Hörer greifen würde, sobald die ersten Nachrichten eintrafen.

Nachdem Anne gegangen war, schaltete ich den Computer aus, ohne auch nur einen weiteren Blick auf mein Profil zu werfen.


Nurfürdich

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