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Erst Tage später brachte ich es dann tatsächlich über mich und meldete mich wieder bei Friendscout24 an. Vielleicht war es die Furcht davor, dass sich auch in dieser virtuellen Welt niemand für mich interessieren würde, vielleicht aber war auch das Gegenteil der Fall. Was, wenn da tatsächlich jemand auftauchte, der mir richtig gut gefallen würde? Noch kam es mir geradezu unvorstellbar vor, dass ich es jemals wagen würde, ihn dann auch wirklich zu treffen.

Überrascht sah ich, dass mein Profil bereits stolze 17 Nachrichten-Eingänge aufwies. Ebenfalls hatte es schon eine beachtliche Anzahl an Besuchern zu verzeichnen.

Die ersten Nachrichten, die ich öffnete, waren schlicht zum Wegrennen.

Nicht nur, dass die Herren nur so mit Anzüglichkeiten um sich warfen - dafür hatte ich nun wirklich lange genug Herrn Konrad gehabt - nein, auch ihre Profilbilder waren einfach nur abschreckend ... obwohl ich mir vorher eigentlich geschworen hatte, keinen großen Wert auf Äußerlichkeiten zu legen. Aber so ganz ohne optische Sympathiepunkte ging es dann wohl doch nicht.

Es folgten ein paar sehr nett geschriebene Nachrichten, die ich nicht sofort löschte, bei denen ich mir aber aufgrund des großen Altersunterschiedes oder wegen anderer mir nicht zu passen scheinender Aspekte noch überlegen wollte, ob ich zurückschrieb. Zwei weitere Nachrichten, die mir sehr gut gefielen, beantwortete ich so ausführlich wie möglich und hoffte insgeheim, dass ich wiederum Antwort bekam.

So vergingen einige Wochen und ich musste mir nach und nach eingestehen, dass es mir tatsächlich Freude bereitete, mich abends vor den Computer zu setzen, eingegangene Mails zu lesen und Antworten zu verfassen.

Mittlerweile hatte ich sogar drei regelmäßige Kontakte. Zum einen war da Fred, 35 Jahre alt, der ganz in der Nähe wohnte, allerdings schon ein Kind von 2 Jahren hatte und von der Mutter seines Kindes geschieden war. Er war witzig, sah nach seinem Profilbild zu urteilen recht nett aus und es machte Spaß von ihm zu lesen oder ihm zu schreiben.

Dann war da noch Stefan, 30 Jahre, unglaublich hübsch, mit dunklen Haaren, dunkelbraunen Augen und wunderschönen Grübchen. Er wohnte allerdings in Leipzig und das wiederum erschien mir aufgrund der vielen Kilometer, die zwischen uns lagen, doch irgendwie unrealistisch. Dennoch schrieben auch wir uns regelmäßig und ich hatte das Gefühl, dass Stefan immer mehr darauf brannte, mich endlich persönlich kennenzulernen.

Auch Miquel, 28 Jahre, ein gebürtiger Portugiese aus Münster, hatte gewisse Reize. Ihm schrieb ich nun schon am längsten, da er einer der ersten war, die mir eine Nachricht geschrieben hatten. Somit hatte ich mittlerweile fast schon das Gefühl, ihn irgendwie zu kennen, auch wenn wir uns natürlich noch nie gesehen hatten.

Ich staunte über mich selber, wie leicht es mir auf diese Weise fiel, mich meinem jeweiligen Gesprächspartner zu öffnen. Im "wahren Leben" - wie ich es gern nannte - wäre ich nicht im Traum darauf gekommen, beispielsweise Fred zu erzählen, wie sehr ich mich nach einer festen Beziehung sehnte, in der es auch in sexueller Hinsicht gut funktionierte. Auf seine Frage, was genau ich mir da denn vorstellen würde, rutschten wir im Laufe des Gesprächs in eine gewisse Intimität ab und ich weiß jetzt noch, dass ich knallrot vor meinem Computer saß und Gott dafür dankte, dass mich gerade niemand sehen konnte.

Wahrscheinlich war dann auch dieses Gespräch letztendlich der Grund dafür, dass ich auf das Drängen von Fred, uns nun endlich auf einen Kaffee zu treffen, immer ausweichend reagierte. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, ihm gegenüberzusitzen und in seine Augen zu sehen, während ich mir in Erinnerung rufen würde, dass Fred bereits wusste, was für Vorlieben ich im Bett hatte. Vermutlich würde ich das gesamte Café mit meinem feuerroten Kopf zum Leuchten bringen.

So kam es schließlich dann auch, dass Fred mehr und mehr das Interesse verlor, da er das Gefühl nicht loswurde, dass ich eigentlich gar keine Lust darauf hatte, ihn kennenzulernen. Irgendwann hörte ich nichts mehr von ihm.

Anne war von der ersten Minute an brennend interessiert an meinen "Fortschritten", wie sie es nannte. Warum ich nach Monaten immer noch niemanden getroffen hatte, wollte ihr partout nicht einleuchten und sie drängte bei jedem Anruf und jedem Treffen darauf, mir doch endlich einen Ruck zu geben und ein erstes Treffen mit einem potentiellen Kandidaten zu wagen.

Auch fand sie es überhaupt nicht schlimm, dass Stefan - ihr absoluter Favorit - so weit weg wohnte.

"Na und? Merle, er ist 30 Jahre und freiberuflicher Journalist. Der kann doch theoretisch überall wohnen. Was spricht denn dagegen, dass Ihr Euch kennenlernt und schaut, wohin Euch der Weg führt?", meinte sie, als wir mal wieder einen gemeinsamen Kino-Abend verbrachten.

"Ja, schon, aber ich habe irgendwie Angst, dass das Treffen trotzdem katastrophal wird. Wir wissen mittlerweile so viel vom anderen und dennoch werden wir uns fremd sein. Was, wenn wir uns im echten Leben überhaupt nicht verstehen und er sauer wird, dass er für mich so weit gefahren ist?", fragte ich sie unsicher.

"Das gehört halt dazu", meinte Anne, "aber wie heißt es so schön: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Komm, gib Dir einen Ruck und lad ihn ein. Ihr müsst Euch ja nicht gleich am ersten Abend in den Kissen wälzen, aber wenn es doch so kommt ... warum nicht?"

Während Anne lachte und sich scheinbar gerade vorzustellen schien, wie es mit Stefan und mir ablaufen könnte, stieg mir bereits wieder die Röte ins Gesicht.

Puh, ich war da, glaube ich, nicht für gemacht. Mein ruhiges Leben gefiel mir doch eigentlich auch gar nicht so schlecht. Vielleicht sollte ich es einfach dabei belassen.

Tatsächlich kam es dann aber doch so, dass ich an einem regnerischen Samstagnachmittag den Rechner mit dem Ziel einschaltete, Stefan eine Nachricht zu schreiben, in der ich ihm vorschlagen wollte, mich zu besuchen.

In Gedanken hatte ich mir bereits die Worte zurechtgelegt, die ich gleich in die Tastatur tippen würde, war aber immer noch nicht ganz überzeugt davon, dass es wirklich eine gute Idee war.

Nachdem ich mich eingeloggt hatte, sah ich, dass ich fünf neue Nachrichten erhalten hatte. Drei löschte ich aufgrund des vulgären Inhalts direkt wieder, eine war von Miquel, der wissen wollte, wie es mir ging und wie ich diesen schrecklichen Regentag verbrachte, und die letzte neue Nachricht war von Tom.

Hallo Unbekannte ... so oft bei mir und doch kein Wort?

Ich starrte auf den Bildschirm und rutschte verlegen auf meinen Stuhl hin und her.

Leider war es so, dass man jeden neuen Besucher auf seinem Profil angezeigt bekam, egal, ob er letztendlich eine Nachricht hinterließ oder nicht. Auf Tom's Profil war ich vor einiger Zeit gestoßen, als ich dabei war, mich durch die diversen Profile zu klicken. Ich war an seinem irgendwie hängengeblieben, da zum einen sein Profilbild eine gewisse Faszination auf mich ausübte und zum anderen seine Worte mich magisch anzogen.

Tom beschrieb sich selbst als ausgeglichen, ruhig, harmoniebedürftig und hoffnungslos romantisch. Mal ehrlich, das sind ja schon mal Kriterien, die nicht zu verachten sind.

Hinzu kam, dass er z.B. Fragen nach der Traumfrau mit "Ich erhoffe mir, eine Frau zu finden, mit der ich seelenverwandt bin, mit der ich reden, weinen und lachen kann und die mich so nimmt wie ich bin. Ich würde sie auf Händen durch's Leben tragen und immer versuchen, sie mindestens einmal am Tag herzlich zum Lachen zu bringen" beantwortete. Ich war förmlich dahin geschmolzen, als ich diesen Satz das erste Mal gelesen hatte. Gab es solche Männer wirklich?

Ferner hatte er fast identische Hobbies wie ich: Ich liebe Kinoabende, egal ob romantische Komödie, Actionfilm oder spannender Thriller. Lesen, Musik hören - gerne Rock, Pop und auch mal Klassik -, Konzertbesuche, entspannte Urlaube, vorzugsweise am Strand .... Genau das Gleiche machte auch ich gerne. Was also hatte mich bisher davon abgehalten, ihm einfach eine Nachricht zu schicken? Ganz klar ... sein Aussehen.

Tom hatte insgesamt drei Profilbilder eingestellt und angesichts der Tatsache, dass er darauf immer gleich aussah, konnte man annehmen, dass es keine Fake-Bilder waren, sondern es sich wirklich um ihn handelte.

Sofort aufgefallen waren mir seine dunklen, fast schwarzen Haare, die auf jedem der Bilder leicht zerzaust wirkten. Seine Augen waren wohl die blauesten, die ich je gesehen hatte und ich hatte mich schon mehrfach gefragt, ob sie in echt wohl auch so strahlen würden. Seine Gesichtszüge waren markant und männlich und wirkten fast wie in Stein gemeißelt. Die gerade Nase war einfach perfekt und die Lippen wirkten voll und irgendwie sinnlich.

Auf den beiden Bildern, auf denen nicht nur sein Gesicht zu sehen war, sondern ihn einmal auf dem Fahrrad sitzend und einmal im Anzug - scheinbar auf einer Feierlichkeit – zeigten, konnte man erkennen, dass er eine sportliche, man könnte auch sagen fast athletische Figur hatte, sehr groß war - nach eigenen Profilangaben 1,92 m –, und er ganz offensichtlich über einen guten Kleidungsstil verfügte.

Er war einfach zu perfekt, zu schön, als dass ich je auf die Idee gekommen wäre, so einem Mann eine Nachricht zu schicken. Ich, Merle, die kleine graue Maus, die hier hinter dem Computer hockte und heimlich die schönsten Männer der Friendscout24-Seite durchklickte. Nein, das erschien mir lächerlich.

Dennoch musste ich zugeben, dass ich in den letzten Wochen wohl sehr häufig auf dem Profil von Tom gewesen war. Keine Ahnung warum, ich hatte einfach Freude daran, ihn mir anzusehen und wieder und wieder seine Antworten auf die gestellten Fragen durchzulesen, die mir so gut gefielen.

Nun war es ihm also aufgefallen und sicher fragte er sich, warum ich ihn immer wieder anklickte. Instinktiv bekam ich ein schlechtes Gewissen, obwohl ich ja nichts Verbotenes getan hatte, sondern lediglich in eine gewisse Bewunderung für ihn verfallen war. Sollte ich zurückschreiben oder einfach vermeiden, sein Profil wieder anzuklicken? Ich entschied mich nach längerer Grübelei für die erste Möglichkeit.

Entschuldige, ich wollte nicht lästig werden.

Ach, Merle, schalt ich mich, nachdem ich die Nachricht versandt hatte, das ist wieder so typisch für Dich. Sofort eine Entschuldigung raushauen und ins Schneckenhaus verkriechen, obwohl du doch eigentlich gar nichts gemacht hast, für das Du Dich schämen müsstest. Maßlos ärgerte ich mich wieder einmal über mein fehlendes Selbstbewusstsein.

Genervt von mir selber wandte ich mich vom Computer ab, um mir in der Küche einen Kaffee aufzusetzen. Als ich gerade aufstehen wollte, kündigte ein leises Ping eine neue Nachricht an. Verwundert drehte ich mich wieder dem Bildschirm zu und sah, dass sich ein Chat-Fenster geöffnet hatte, das jetzt mitten auf dem Bildschirm stand.

Tom: Mit keinem Wort habe ich gesagt, dass Du mir lästig bist. Ich hätte mich jederzeit über ein Hallo von Dir gefreut ...

Oh Mist, er war gerade online. Das war mir vorhin völlig entgangen, als ich seine Nachricht beantwortet hatte. Als ich jetzt hinsah, konnte ich deutlich das Wort "online" hinter seinem Namen lesen.

Nun kam ich irgendwie in Handlungszwang, da er nicht über die Nachrichten-Funktion geschrieben hatte, sondern direkt eine Chat-Unterhaltung gestartet hatte. Ich könnte es natürlich einfach ignorieren, aber warum? Nein, ich entschied mich, ihm zu antworten:

Merle: Stimmt, Du hast Recht, ich hätte zumindest mal Hallo sagen können. Also: Hallo!

Tom: Ah, ich sehe schon, Du bist keine Frau der großen Worte. Trotzdem schön, mal was von Dir zu lesen. Ich bin Tom und Du bist ...?

Merle: Ich bin Merle. Und nein, eigentlich rede ich schon ein bisschen mehr.

Tom: Merle, ein ungewöhnlicher Name, gefällt mir.

Merle: Danke schön. Ja, meine Eltern wollten etwas ausgefallenes, keine weitere Stefanie, Susanne oder Melanie, von denen es in meinem Geburtsjahr wohl schon jede Menge gegeben hat.

Tom: Das war eine gute Idee Deiner Eltern. Meine waren da leider weniger einfallsreich. Ich heiße eigentlich Thomas, aber so nennt mich niemand. Also, bleib auch Du bitte gerne bei Tom.

Merle: Das mach ich.

Tom: Also, Merle, was machst Du so an einem solch regnerischen Samstag?

Merle: Ich schreibe Dir :-) ... Nein, Spaß beiseite. Ich bin nebenbei damit beschäftigt meinen Papierkram weg zu sortieren und die Wohnung ein wenig auf Vordermann zu bringen. Und Du?

Tom: So, so, nebenbei also? Eigentlich wäre es doch schön, wenn Du Deine volle Aufmerksamkeit gerade auf den Bildschirm richten würdest, oder? Ich zumindest warte gespannt auf Deine nächste Nachricht ...

Oh, wie war denn das jetzt gemeint? War er beleidigt, dass ein Mann wie er nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit einer Frau bekam? Ein erneutes Ping kündigte eine weitere Chat-Nachricht an.

Tom: Das kam jetzt komisch rüber, oder? War aber nicht so gemeint. Ich persönlich finde es nur einfach schön, wenn man das Gefühl hat, dass das Gegenüber sich voll auf die Unterhaltung konzentriert. Wenn wir zwei im Restaurant sitzen würden, würdest Du wohl auch nicht nebenbei Rechnungen sortieren, oder? ;-)

Ich musste schmunzeln.

Merle: Nein, definitiv nicht :-) Du hast ab jetzt meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Tom: Schön. Also erzähl mir mal von Dir ...

Merle: Was möchtest Du denn wissen?

Tom: Fragen mit Gegenfragen zu beantworten ... auch so eine Unart ;-)

Merle: Ich weiß gerade einfach nicht, womit ich beginnen soll.

Tom: Wie wäre es hiermit: Welchen Film wirst Du Dir als nächstes im Kino anschauen?

Merle: "Die zauberhafte Welt der Amelie" hört sich interessant an. Den möchte ich unbedingt noch sehen.

Tom: Eine gute Wahl. Ist Dir aufgefallen, dass die Filme, die Du in Deinem Profil als Deine Lieblingsfilme genannt hast, identisch mit den meinen sind?

Aha, er hatte sich also mein Profil durchgelesen. Ich merkte, wie mein Herz einen kleinen Hüpfer machte. Ich verglich schnell seine Einträge mit den meinen und stellte fest, dass wir in der Tat exakt die gleichen Filme angegeben hatten.

Merle: Nein, es war mir noch nicht aufgefallen, ich habe gerade nachgesehen. Aber einer Deiner Lieblingsfilme ist tatsächlich Pretty Woman? Irgendwie ein typischer Frauenfilm, oder nicht?

Tom: Ich habe da wohl eine extrem ausgeprägte romantische Ader :-) Im Ernst, was gibt es Schöneres als sich so richtig zu verlieben, egal aus welcher Schicht man stammt oder wie man seinen Lebensunterhalt verdient? Ich mag den Film.

Merle: Stimmt, wirklich eine schöne Vorstellung, aber sowas gibt es dann wohl doch nur im Film. Ich glaube nicht, dass man im wahren Leben oft auf so eine Story treffen würde.

Tom: Tja, vermutlich hast Du da Recht. Schade eigentlich ... Hast Du heute Abend schon was vor?

Oh, wie sollte ich denn jetzt diese Frage deuten? Wollte er spontan vorbeikommen und mit mir einen Filmabend veranstalten?

Ein Blick auf sein Profil bestätigte mir nochmal, dass er in Hamburg lebte und somit ja nicht gerade um die Ecke wohnte. Erleichtert lehnte ich mich wieder zurück und tippte meine Antwort.

Merle: Nein, ich habe nichts vor. Ich denke, ich werde mir nachher irgendeinen kitschigen Film ansehen und dann früh im Bett verschwinden. Das Wetter macht nicht wirklich Lust, das Haus zu verlassen. Regnet es in Hamburg auch so?

Tom: Ja, hier schüttet es wie aus Eimern. Was meinst Du, Merle, verbringen wir den Abend miteinander? Ich meine natürlich auf rein virtueller Ebene. Ich würde gern mehr von Dir erfahren.

Wieder machte mein Herz einen freudigen Satz.

Merle: Sehr gerne, Tom.

So kam es also, dass wir uns an diesem Samstag bis weit nach Mitternacht schrieben. Wir schalteten sogar zwischendurch beide den Fernseher ein, um den gleichen Film anzusehen und gemeinsam über die besten Szenen zu diskutieren. Es war, als säßen wir auf meiner kleinen Couch und würden uns schon ewig kennen.

Ich erfuhr, dass Tom eigentlich aus Frankfurt a.M. stammte, Hamburg aber mittlerweile seit drei Jahren zu seiner Wahlheimat geworden war. Er arbeitete als freier Grafiker und liebte diesen Beruf scheinbar sehr. Ich lächelte, weil mir sofort in den Kopf kam, wie begeistert Anne darüber wäre, da sie ebenfalls als Grafikerin tätig war.

Nachdem ich mir eine Weile angehört hatte, wie gerne er seinen Job machte, war es mir schon fast unangenehm zugeben zu müssen, dass ich lediglich eine kleine Sekretärin in einem von vielen Autohäusern war. Aber Tom fand es toll und meinte nur, dass die Sekretärinnen doch immer die guten Seelen seien und so wichtig für ein funktionierendes Unternehmen. Ich fühlte mich geschmeichelt und überhaupt fand Tom immer die passenden Worte, um mir das Gefühl zu vermitteln, dass er schon jetzt große Stücke auf mich hielt. Dabei kannten wir uns - zumindest auf virtueller Ebene - gerade mal sieben Stunden.

Schließlich beendeten wir an diesem ersten Tag unseres virtuellen Kennenlernens um 1.15 Uhr in der Nacht unseren Chat, nach genau neun Stunden und fünfundzwanzig Minuten.

Tom: Gute Nacht, liebe Merle, schlaf gut. Ich freue mich, wieder von Dir zu hören. Meldest Du Dich?

Merle: Ja, das tue ich, versprochen. Ich wünsche Dir auch eine gute Nacht, Tom.

Nurfürdich

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