Читать книгу Herausforderung des Schicksals - Anne Schröter - Страница 5

Kapitel II

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Als sie dann später unter der Dusche stand und sich zum Abendessen umzog, ging ihr ein seltsamer Traum, den sie gerade gehabt hatte, nicht aus dem Kopf: Sie sah Robertos Mutter, eine typische stolze Italienerin, weinend und betend mit einem Rosenkranz in der Hand. Sie strafte Christina mit einem eisigen, verachtenden Blick. Überall brannten Kerzen, ringsherum lagen weiße Kamelien.

So ein Unsinn, dachte Christina. Ein Psychologe würde diesen Traum sicherlich auseinander pflücken und ihr raten, diese alte Liebe zu vergessen. Aber konnte sie Roberto wirklich einfach aus ihrem Gedächtnis löschen? Ihr Verstand sagte ihr: Ja, denn es ist lange vorbei. Schließlich hatte sie einen tollen Beruf als Immobilienkauffrau und außerdem gab es Volker, der ihr Sicherheit und Geborgenheit gab. Ja, sie konnte mit ihrem Leben zufrieden sein. Aber hatte sie nicht insgeheim sogar gehofft, Roberto hier wiederzutreffen? Christina war ehrlich genug, um sich einzugestehen, dass sie mit sich selber ins Reine kommen musste. Denn wenn sie Volker heiratete, sollte das Kapitel Roberto ein für alle Mal erledigt sein.


Der Wagen, der sie abholen sollte, war rechtzeitig vor der Eingangstür des Hotels vorgefahren. Im Restaurant angekommen, führte man sie zu einem reservierten Tisch, an dem sie Roberto schon erwartete. In dem türkisfarbenen trägerlosen Kleid, für das sie sich entschieden hatte, kam Christinas makellose Figur besonders gut zur Geltung. Ihre dunklen Haare fielen leicht gewellt auf ihre gebräunten Schultern. Nicht nur Roberto, sondern auch die anderen Gäste wurden durch ihre elegante Erscheinung auf sie aufmerksam. Christina sah einfach zauberhaft aus. Ihre leichte Nervosität und ihre Unsicherheit konnte sie geschickt verbergen. Voller Stolz begrüßte Roberto sie mit einem formvollendeten Handkuss.

Er ließ zur Begrüßung Champagner bringen. Christina bedankte sich erst einmal für die wunderschönen Kamelien, die sie von ihm bekommen hatte. Es entging ihr nicht, dass auf dem Tisch, an dem sie Platz nahm, wieder ein kleines weißes Kameliengesteck stand. Er hatte es also nicht vergessen, dass es ihre Lieblingsblumen waren, und es war nicht nur Zufall mit den Blumen im Hotelzimmer gewesen. Christina wunderte sich über die ausgesprochene Aufmerksamkeit der Bedienung.

Roberto erwähnte währenddessen kurz, dass seine Urgroßeltern väterlicherseits aus Deutschland stammten.

Christina unterbrach ihn, „Jetzt weiß ich auch, warum du so gut Deutsch sprichst.“

„Ich dachte, ich hätte dir das bereits erzählt?“

„Nein davon hatte ich keine Ahnung.“

Im Laufe des Abends erfuhr sie zudem, dass Roberto inzwischen der Besitzer dieses Hotels war. Während des Essens sprachen sie darüber, wie übel man ihnen damals mitgespielt hatte. Roberto war sehr enttäuscht von seinen Eltern. Solche Intrigen hätte er ihnen nie zugetraut. Er versprach ihr, seine Eltern in den nächsten Tagen diesbezüglich zur Rede zu stellen. Dann wechselten sie das Thema und beide bemühten sich, die Vergangenheit nicht mehr zu erwähnen. Christina berichtete, wie sie so lebte, und erzählte von ihrem Beruf. Ihre Schwester und Stefan erwähnte sie ebenfalls. Ja, sogar von Volker erzählte sie. Auch, dass sie vorhätten, in Kürze zu heiraten, verschwieg sie ihm nicht. Bildete sie sich das nun ein oder schaute er sie plötzlich irgendwie prüfender an? Sie sprach auch davon, dass ihre Eltern beide nicht mehr lebten.

„Die Immobilienfirma, die meine Eltern meiner Schwester und mir hinterlassen haben, führen wir nun gemeinsam weiter. Mit Stefans Hilfe kommen wir ganz gut zurecht. Sonst wären wir zwei aber auch ziemlich aufgeschmissen.“

Christina musste selber darüber lachen. Mittlerweile verschwanden ihre Unsicherheit und ihre Angst, sie unterhielten sich wie alte Freunde. Ja, sie lachten und scherzten sogar miteinander, es war genau wie früher. Nach dem Essen lud Roberto sie zu einer kleinen Hotelbesichtigung ein. Christina war angenehm überrascht. Voller Bewunderung stellte sie fest, mit wie viel Geschmack und Sinn für vornehme Eleganz das ganze Hotel eingerichtet war. Die absolute Krönung waren die Suiten.

Nachdem sie diese begutachtet hatten, begaben sie sich in einen ganz anderen Trakt. Roberto öffnete die Tür. Christina vermutete, dass sie sich hier in der sogenannten Luxussuite befinden müssten. Die Einrichtung war sehr elegant. Überall brannten Kerzen. Es sah einfach traumhaft schön aus, Romantik pur. Die ganze Einrichtung war mehr oder weniger im englischen Stil gehalten, die Möbel aus Mahagoni und mit Messing beschlagen. Die weiße Polstergarnitur kam besonders gut zur Geltung. Rechts und links befanden sich kleine Glastische mit großen Porzellanlampen. Auf dem großen Glastisch stand ein wunderschönes Gesteck aus Seidenblumen. Die Seidenvorhänge, auf denen pastellfarbene Kamelien waren, gaben dem Ganzen eine warme Gemütlichkeit. Der große Kamin lud zum Träumen ein.

Roberto sah ihren fragenden Blick und sagte: „Das hier ist mein ganz privater Bereich. Hier wohne ich. Du hast doch sicherlich Verständnis dafür, wenn wir uns hier weiter unterhalten? Unter den Augen des Personals fühlt man sich dann doch nicht so wohl.“

Als Roberto ihr erneut ein Glas Champagner reichte, überfielen sie wieder diese Angst und Unsicherheit, die sie schon fast vergessen hatte. Sicherlich kam er jetzt darauf zu sprechen und wollte vielleicht wissen, weshalb sie ausgerechnet hier ihren Urlaub verbrachte? Was sollte sie ihm bloß antworten? Ihr Herz schlug plötzlich schneller. Ihre Knie fingen an zu zittern. Dann prostete er ihr zu, und als sie das Glas an ihre Lippen führte, hatte sie Mühe, ihre Hände ruhig zu halten.

Natürlich bemerkte Roberto ihre Nervosität. Er nahm ihr ganz behutsam das Glas aus der Hand, schaute ihr tief in die Augen und flüsterte: „Hab keine Angst, kleine Christina, ich liebe dich immer noch. Ich habe nie aufgehört, an dich zu denken.“ Dann schloss er sie in seine Arme und küsste sie voller Leidenschaft.

All ihre guten Vorsätze waren dahin. Ein Schauer voller Leidenschaft und Zuneigung durchzuckte ihren Körper. Christina hatte nicht die Kraft, sich dagegen zu wehren. Es war aussichtslos — die Angst und ihre Unsicherheit wichen einem Gefühl der zärtlichen und glühenden Erregung. Sie wurden von der gleichen Leidenschaft erfasst, die ihre Körper damals zum Schmelzen gebracht hatte. Christina konnte und wollte sich nicht dagegen wehren: Sie liebte Roberto immer noch; das wusste sie jetzt. Darum ließ sie sich einfach von ihren Gefühlen davontragen. Beide wurden von einer Leidenschaft erfasst, die sie erschauern ließ. Erst gegen Morgen schlummerten beide, eng umschlungen, vor Erschöpfung ein. Dieses Mal schworen sie sich: Keine Macht der Welt soll uns jemals wieder trennen können.


Roberto erzählte ihr später, was er damals durchgemacht hatte, als sie einfach abgereist war und er von niemandem erfuhr, was tatsächlich vorgefallen war. Er gestand ihr, dass er Maria nie geliebt hatte. Es machte Maria auch nichts aus, da sie ihre Ehe sowieso nicht ernst genommen habe. Maria war ein fröhlicher Mensch, sie wollte immer nur lustig sein.

Laut dachte Roberto nach: „Gab es überhaupt etwas, was Maria ernst nahm in ihrem Leben? Nein, auf eine ganz besondere Art genoss sie das Leben in vollen Zügen. So haben wir damals ein Abkommen getroffen und nur geheiratet, weil unsere Eltern es so wollten. Maria wusste, dass ich dich nicht vergessen konnte. Es gab eine Zeit, da redeten wir uns ein, wenn wir erst einmal Kinder hätten, würden wir lernen, uns zu lieben. Aber das war aussichtslos. So wurden wir sehr gute Freunde und konnten uns aufeinander verlassen.“

„Warum habt ihr euch dann nicht getrennt?“ Christina wollte alles ganz genau wissen.

„Marias Krankheit hat all das dann verhindert. Es wäre nicht fair von mir gewesen, sie ausgerechnet dann im Stich zu lassen, als sie mich am meisten brauchte.“ Sein Gesicht wirkte bei diesen Worten etwas nachdenklich und zugleich traurig.

Christina nahm ihn in den Arm und sie küssten sich wieder und wieder.

Roberto sagte: „Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe jetzt einen Bärenhunger.“ Er griff zum Telefon und bestellte ein Frühstück für zwei Personen.

Christina erschrak. „Was soll das Personal denken?“, meinte sie und verschwand sofort ins Bad.

Roberto lachte und zog sich seinen Bademantel an. Während des Frühstücks beschloss Roberto, sich für diesen Tag freizunehmen. Die Zeit mit Christina wollte er genießen. Jetzt, wo er sie endlich wiederhatte, hätte ihn niemand davon abhalten können.

„Meine Segeljacht liegt unten im Hafen. Was hältst du davon, wenn wir gleich ein bisschen rausfahren?“

Christina schaute ihn mit großen Augen an. „Nur du und ich?“

„Aber ja”, erwiderte Roberto.

Voller Begeisterung umarmte sie ihn. „Ich muss aber erst rasch in mein Hotel zurück, um mich dort umzuziehen.”

So verabredeten sie sich am Jachthafen.

Christina war begeistert und strahlte vor Glück, als sie sagte: „Ich liebe dich, ich liebe dich.“

Roberto schloss sie noch einmal in seine Arme. Seine dunklen Augen durchbohrten die ihren förmlich. „Liebes, bleib nicht so lange weg.“ Dann küsste er sie nochmals.

Christina lachte glücklich. Noch im Hinausgehen rief sie ihm zu: „Liebling, ich bin ja gleich wieder da.“


Christina zog sich rasch im Hotel um, damit sie ja pünktlich am Hafen sein würde. Eigentlich wollte sie Lilian anrufen, aber das konnte sie auch später noch erledigen. Sie hatte es jetzt eilig. Roberto erwartete sie schon.

Am Hafen angekommen, verschlug es ihr für einen Moment die Sprache. Dass Roberto finanziell ziemlich gut dastehen musste, ahnte sie schon. Doch das hatte sie nicht erwartet: Die Jacht sah einfach gigantisch aus. Sie war etwa zwölf Meter lang, verfügte über eine Kombüse, einen Salon mit Pantry, drei Doppelkabinen zum Schlafen und ein Bad.

Roberto reichte ihr zur Begrüßung ein Glas Champagner und im Salon entdeckte Christina ein kaltes Buffet.

Liebevoll sagte sie zu Roberto: „Ich glaube, ich träume. Du hast ja wohl an alles gedacht?“

Seine weichen, zärtlichen Lippen verschlossen ihren Mund. Dann antwortete er: „Hier sind wir wenigstens ungestört und nicht den neugierigen Blicken des Personals ausgesetzt. Sag, könntest du dir vorstellen, für immer hier zu leben“?

Christina schaute ihn mit großen Augen an. „Mit dir an meiner Seite? Das wäre einfach wunderbar.“

Roberto strahlte über das ganze Gesicht. Als er sie umarmte, seufzte er: „Du ahnst gar nicht, wie glücklich du mich machst.“

Nun holte er etwas aus seiner Jackentasche hervor; es war ein kleines Kästchen, das er vorsichtig öffnete. Er entnahm dem Kästchen einen Smaragdring und steckte ihn Christina an den linken Ringfinger.

Roberto wurde ganz ernst, als er sagte: „Christina, willst du meine Frau werden?“

Vor lauter Rührung rannen Christina die ersten Tränen über ihr leicht gebräuntes Gesicht. Mit tränenerstickter Stimme antwortete sie, ohne erst lange zu überlegen: „Ja, mein Liebling. Schon im ersten Moment, als ich dich wiedersah, wusste ich, dass ich dich immer noch liebe.“

In diesem Moment wurden beide von einem berauschenden Gefühl der Glückseligkeit erfasst und gaben sich diesem hin.

Christina flüsterte leise: „Ich liebe dich. Aber was soll ich nur machen?“

„Psst“, raunte Roberto ihr ins Ohr, „alles wird gut. Hauptsache, wir haben uns wieder.“

Immer wenn sie in seinen starken Armen lag, fühlte sich Christina geborgen, ja, beschützt. Sie genoss dieses Glück in vollen Zügen.

Später auf dem Deck ließen sie sich den Wind um die Nase wehen. Roberto erklärte ihr, dass ihn hier vor allem die landschaftlichen Kontraste faszinierten. Während das östliche Ufer karg und wild sei, herrschten am sonnigen Westufer des Lago Maggiore Glanz und Pracht. Die herrschaftlichen Villen und Paläste, die üppigen Parks und Gärten müsse man einfach gesehen haben.

„Es ist wunderschön hier“, erwiderte Christina.

Unter anderem besuchten sie die Isola Bella, die berühmteste der drei Borromäischen Inseln. Ein guter Freund von Roberto besaß auf der Fischerinsel Isola die Pescatori, ein kleines Restaurant, in dem sie Salvatore — so der Name seines Freundes — überschwänglich freudig begrüßte und wo sie ausgiebig zu Abend aßen. Als sie am nächsten Morgen wieder anlegten, sahen sie Vittorio, der ihnen schon von Weitem zuwinkte und nach dem Anlegen aufgeregt erzählte, dass seit gestern Abend ein Mann namens Volker Steinert in seinem Hotel abgestiegen sei. Fassungslos starrte Christina ihn an.

„Er hat sofort nach Ihnen gefragt, Signora.“

Christina erschrak, sie machte sich große Vorwürfe. Warum hatte sie es bloß immer hinausgeschoben, Volker anzurufen und ihm alles zu erklären? Sie hätte ihm schon längst die Wahrheit sagen müssen. Weshalb war sie nur so feige? Das hatte er nicht verdient, gerade Volker, der immer so anständig, ja, immer so ehrlich ihr gegenüber war. Schließlich wusste er genau, worum es ihr ging, als sie ihren Urlaub antrat. Sie hatte alles mit ihm besprochen. Christina war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass sie einfach nicht wusste, wie sie es ihm nun — da es tatsächlich dazu gekommen war — einfach am Telefon erklären sollte. Es war keineswegs ihre Absicht, ihn zu verletzen. Roberto, der sich bei seinem Freund Vittorio für diese Nachricht bedankte, versuchte nun, Christina zu beruhigen.

„Wir wussten, dass der Tag kommen würde, Liebes, du musst jetzt ganz stark sein. Ich würde dich auch gerne begleiten, aber das wäre sicherlich das Falscheste, was wir im Moment tun könnten.“

Christina stimmte ihm zu: „Ja, du hast recht, da muss ich jetzt alleine durch.“


Im Hotel angekommen, erkundigte sie sich an der Rezeption sofort danach, wo sich Volker im Augenblick befände. Man nannte ihr die Gartenterrasse. Christina straffte sich und atmete noch einmal tief durch. Schnurstracks ging sie auf den Tisch zu, an dem Volker Platz genommen hatte. Er ahnte bei ihrem Anblick gleich, dass etwas nicht stimmte. Er stand auf und begrüßte sie mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange.

Nachdem auch Christina sich gesetzt hatte, eröffnete er sogleich das Gespräch: „Christina, ich habe einige Male versucht, dich zu erreichen, aber es war jedes Mal vergebens. Selbst in der Nacht habe ich es einmal versucht. Der Nachtportier behauptete jedoch, du seist nicht im Haus.“

Ein langes Schweigen trat ein.

„Kann es sein, dass du die Nächte gar nicht hier verbracht hast? Sag, dass es nicht wahr ist.“

Wieder schwiegen beide eine ganze Weile. Christina wandte sich von ihm ab und stand mit gesenktem Kopf da.

Erneut war es Volker, der nun das Wort ergriff und sagte: „Christina wir waren immer ehrlich zueinander. Mach mir jetzt bitte nichts vor. Du hast ihn wiedergetroffen, nicht wahr? Sicherlich habt ihr auch die Nächte zusammen verbracht.“ Etwas ungehaltener als zuvor sagte er: „Warum sagst du nichts, oder meinst du, ich könnte die Wahrheit nicht ertragen?“

Christina schüttelte den Kopf: „Nein, ich will ehrlich sein.“

Volker versuchte, einen ganz gefassten Eindruck zu machen, was ihm auch gelang.

Christina drehte sich wieder zu ihm um und antwortete weinend: „Ja, deine Vermutung stimmt. Ich habe Roberto wiedergesehen. Ich wollte es vermeiden, dir alles am Telefon zu erklären. Ich wusste aber auch, dass ich dir sehr wehtue, wenn ich es dir sage. Ehrlich gesagt … ich wusste nicht, wie ich es dir überhaupt beibringen sollte. Ja, wir haben uns wiedergetroffen und uns neu ineinander verliebt.“

Obwohl Volker mit so etwas gerechnet hatte, traf es ihn doch sehr. Es kostete ihn sichtlich Mühe, die Fassung zu bewahren. Einen kleinen Hoffnungsschimmer hatte er noch, denn einfach so aufgeben wollte er nicht. Nachdem er seine Gefühle wieder einigermaßen im Griff hatte, meinte er:

„Vielleicht ist es ja nur eine kleine Schwärmerei, die bald vergeht? Im Urlaub ist alles irgendwie anders, die ganze Atmosphäre … alles ist viel leichtlebiger. Das hier ist nicht der normale Alltag, hier wirklich zu leben ist etwas ganz anderes. Sei doch bitte vernünftig. Überleg doch mal.“

Für einen Moment schwiegen beide.

„Christina, ist es dir wirklich ernst damit? Willst du es dir nicht doch noch einmal in Ruhe überlegen?“

Christina schüttelte den Kopf: „Nein, Volker, da brauche ich nicht zu überlegen, es ist mein fester Entschluss. Man kann seinen Gefühlen einfach nicht entrinnen, glaub mir bitte, ich habe es wirklich versucht. Ich wollte das nicht. Es ist einfach passiert. Meine innere Stimme sagt mir, dass ich das tun muss. Ich kann nicht anders — ich liebe ihn. Ich muss meinen Weg zu Ende gehen. Es tut mir so leid … können wir nicht wenigstens gute Freunde bleiben?“

Während sie diese Worte sagte, füllten sich ihre Augen wieder mit dicken Tränen, was Volker bemerkte. Auch er hatte mit seinen Tränen zu kämpfen.

Mit belegter Stimme fragte sie schmerzvoll: „Freunde?“

Wieder trat diese unangenehme Stille ein, bevor er zögernd erwiderte: „Christina, weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst? Vorläufig kann ich dir nichts versprechen. Vielleicht später einmal. Ich brauche jetzt erst einmal etwas Zeit. Sei mir nicht böse, wenn ich direkt wieder abreise. Es ist besser so. Ich wünsche dir, dass du glücklich wirst und deine jetzige Entscheidung nicht irgendwann doch noch bereuen musst.“

Er schaute ihr tief in die Augen und hielt sie an den Schultern fest, als er nun mit weicherer Stimme sagte: „Solltest du einmal Kummer haben, werde ich immer für dich da sein. Vergiss das nicht.“

Da war es um Christina geschehen, sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie weinte bitterlich, als sie leise murmelte: „Bitte verzeih' mir. Ich kann nicht anders.“

Sie nahmen sich zum Abschied kurz in die Arme. Nun spürte auch Christina seine heißen Tränen auf ihren Wangen. Schnell drehte Volker sich um und ging — es war für beide das Beste. Völlig durcheinander stürmte Christina auf ihr Zimmer, schmiss sich auf ihr Bett und heulte wie ein Schlosshund.

Herausforderung des Schicksals

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