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Kapitel V

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Am nächsten Tag sah die Welt für Christina wieder ganz anders aus: Die Sonne und die herrlich klare Luft trugen dazu bei. Bei einem Spaziergang mit Roberto erzählte Christina davon, wie schwer ihr die Aussprache mit Volker gefallen war. Ebenso erzählte sie von dem Telefonat mit ihrer Schwester.

„Am Telefon ist das alles so schwierig zu erklären. Ich muss in Ruhe mit ihr reden. Sie wird mich verstehen. Was hältst du davon, wenn du mich nach Deutschland begleitest? Dann können meine Schwester und ihr Mann dich gleich kennenlernen.“

Roberto erklärte sich bereit, in den nächsten Tagen mit ihr nach Frankfurt zu fahren. Während der Unterhaltung kam aber auch heraus, dass Roberto am Vorabend noch bei seinen Eltern gewesen war. Er habe so einiges klargestellt und ihnen anständig die Meinung gesagt. Schließlich gaben sie auch alles zu; mit der Begründung, dass sie doch nur sein Bestes gewollt hatten. Angeblich konnten sie damals nicht anders handeln, denn sie hatten schließlich ein Versprechen abgegeben. Ihr einziger Sohn sollte sich mit Maria Biantini vermählen. Sie hatten sich vor diesem Hintergrund auf einige dubiose Geschäfte mit den Biantinis eingelassen: Angeblich hätten seine Eltern sonst sehr, sehr viel Geld verloren. Er verschwieg Christina allerdings den eigentlichen Gesprächsverlauf. Roberto wollte ihr nämlich unbedingt die nach wie vor ablehnende Haltung seiner Eltern ihr gegenüber ersparen. Besonders seine Mutter regte sich über ihr Wiedererscheinen in Robertos Leben auf — ihr ging es schon immer nur ums Geld. Seiner Mutter hatte es fast die Sprache verschlagen, als sie erfuhr, wer seine Auserwählte war. Dass es ausgerechnet dieses Mädchen aus Deutschland von damals sein musste. Ihre Angst, dass nun all ihre Verschwörungen und Lügen ans Tageslicht kämen, belastete sie enorm. Das wollte sie auf jeden Fall verhindern.

Nachdem Roberto sie aber unter Druck gesetzt und ihnen gedroht hatte: „Entweder ihr akzeptiert Christina, oder ihr seht mich nie wieder!“, erkannten seine Eltern, wie ernst es ihm damit war. Ziemlich mürrisch zeigten sie sich also doch bereit, Christina zu empfangen. Auf keinen Fall wollten sie ihren einzigen Sohn und Erben ihres Unternehmens verlieren. Er sollte doch später ihr Lebenswerk fortführen. Den wirklichen Grund, weshalb sie Christina ablehnten, durfte Roberto aber auf keinen Fall erfahren, darüber waren sich Enzo und Antonietta Satori einig.


Antonietta dachte an den Tag, als sie Christina das erste Mal gesehen hatte. Der Schreck saß ihr heute noch in den Gliedern. Ihr war damals schon aufgefallen, dass Christina große Ähnlichkeit mit Constanza hatte. Im ersten Augenblick dachte sie, dass der leibhaftige Geist von Constanza Satori vor ihr stehe. Antonietta Satori hatte in dieser Zeit keine ruhige Nacht mehr gehabt. Immer wieder fragte sie sich, wer dieses Mädchen sei? Was wollte sie hier? Constanza bekam doch damals ein Kind — war dieses Mädchen irgendwie mit ihr verwandt oder gar ein Nachkömmling? Diese Ähnlichkeit war einfach zu verblüffend: Das konnte kein Zufall sein. Vielleicht hatte sie sich absichtlich Roberto an den Hals geworfen, um herauszufinden, wie groß der Besitz der Satoris inzwischen war? Brauchte ihre Familie etwa Geld? Könnte es sein, das sie all dies ausspionieren wollte, um eventuelle Ansprüche geltend zu machen? All diese Gedanken schwirrten ihr im Kopf herum.

Aus Angst davor, ihren Besitz zu verlieren, zog sie damals weitere Erkundigungen über Christina ein. Antonietta Satori nutzte all ihre Verbindungen und ließ sich die Informationsbeschaffung durchaus etwas kosten, denn sie musste unbedingt herausfinden, wer dieses Mädchen war. Und ihre Befürchtungen bestätigten sich tatsächlich: Christina war die Enkelin von Constanza. Ihre Eltern lebten wohl nicht mehr. Ihr Vater war Henry Miller. Sie teilte dem Informanten mit, dass sie keine weiteren Ermittlungen wünsche. Hatte sie doch wieder einmal mit ihren Befürchtungen recht gehabt. Es war nicht auszudenken was passieren würde, wenn das Mädchen aus Deutschland dahinter kam. Dies musste sie mit allen Mitteln verhindern. Deshalb entwickelte sie damals einen Plan. Antonietta konnte ziemlich sicher sein, dass Christina durch den Besuch von Signore Biantini mehr als gekränkt sein musste. Sie sollte begreifen, dass Roberto einer anderen versprochen war. Demnach blieb ihr nichts anderes übrig als abzureisen. Und ihr Plan ging auf, dafür hatte sie schon gesorgt. Durch Christinas Abreise bestand vorläufig keine Gefahr mehr, dass diese Liebelei sich fortsetzen sollte. Jetzt musste sie nur noch Roberto bearbeiten. Deshalb drang sie auch später darauf, dass Roberto so schnell wie möglich Maria heiratete. Nur so vergrößerte sich ihr Besitz. Die Mitgift, welche Maria durch ihre Eltern mit in die Ehe brachte, war beträchtlich. Roberto hatte jedoch damals sehr gelitten — er konnte Christina nicht vergessen. Seine Mutter ließ aber nicht locker, bis er schließlich einwilligte, Maria zu ehelichen.

Antonietta überlegte, ob denn all ihre Anstrengungen von damals umsonst gewesen sein sollten. Nun tauchte schon wieder dieses Mädchen auf. Was wollte sie? Führte sie irgendetwas im Schilde? Antonietta versuchte, wie immer, einen kühlen Kopf zu bewahren. Ausgehend von ihren damaligen Informationen wusste sie, dass Christina selbst nicht unvermögend war.


Roberto verlangte von seinen Eltern, dass sie zur Wiedergutmachung Christina und ihn zum Abendessen einluden. Das Ehepaar Satori willigte schweren Herzens ein.

Von diesem bösen Streit konnte Roberto Christina jedoch nichts erzählen, denn es war ihm einfach unangenehm, wie sich seine Eltern verhalten hatten und sich auch jetzt noch gegen Christina stellten. Sicherlich wäre sie, wenn sie von dieser Auseinandersetzung erfahren hätte, gar nicht mit zum gemeinsamen Essen gekommen.

Christina machte sich aber Sorgen und fragte feinfühlig nach: „Bist du auch nicht zu hart mit deinen Eltern umgegangen?“

„Nein, nein, keine Bange. Es ist alles wieder in Ordnung. Meine Eltern würden sich freuen, wenn wir heute Abend zum Essen bei ihnen vorbeikämen.“

Er war sich ziemlich sicher, dass sich seine Eltern von ihrer besten Seite zeigen würden.

Christina erschrak ein wenig: „Heute Abend schon?“

„Ja, warum nicht?“, entgegnete er.

Damit hatte sie so schnell nicht gerechnet. Ihren Einwand, dass seine Eltern sicherlich nicht gerade erfreut sein würden, ausgerechnet sie zu sehen, ließ er aber gar nicht erst gelten: „Ich habe ihnen gestern Abend dermaßen die Leviten gelesen, dass du dir absolut keine Sorgen machen brauchst.“

Christina erwiderte: „Vielleicht sollten wir ihnen doch noch ein wenig Zeit lassen, sich an den Gedanken unserer Liebe zu gewöhnen?“

Doch Roberto antwortete: „Es ist schon viel zu viel Zeit sinnlos verstrichen, es bleibt ihnen ohnehin nichts anderes übrig. Sie müssen sich jetzt damit abfinden, mein Liebling, es wird schon alles gut gehen. Mach dir bitte keine Sorgen.“

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