Читать книгу Stella Block – Reporterin mit Lust und Leidenschaft | Erotischer Roman - Anne Sheldon - Страница 4

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ZWEI

»Stella – wo steckst du denn?« Helmut Spanner blickte ihr vorwurfsvoll entgegen, als Stella ihm auf dem Weg zur Redaktion in die Arme lief. »Wir hatten eine Verabredung, schon vergessen?« Helmut fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »Ich bedeute dir nichts mehr, Schätzchen.« Er trug ein schrecklich gemustertes Hemd, dessen obere Knöpfe offen standen, dazu eine verblichene Jeans im Surferlook. Heute war Dreitagebart und Bad-Hair-Day angesagt. Kaum zu glauben, dass Helmut sein tägliches Brot an den Catwalks der großen Modedesigner verdiente.

Die Lust, die sie eben noch mit einem angenehmen Kribbeln im Schoß mit sich herumgetragen hatte, war wie ausgelöscht. Stella zog eine Grimasse und betrachtete Helmut mit säuerlicher Miene.

Der Fotograf der »Trend it« stützte beide Hände in die Hüften. Seit einigen Jahren arbeiteten sie für dasselbe Magazin und waren auf etlichen Terminen als Team aufgetaucht. Stella wusste, dass Helmut, auch wenn er an manchen Tagen herumzickte wie ein Mädchen in der Pubertät, ein hervorragender Fotograf war und sie sich blind auf ihn verlassen konnte. Auch privat verband die beiden eine enge Freundschaft. Ein Paar waren die beiden nicht – er stand ausschließlich auf Männer.

»Hi, Helmut.« Stella blieb stehen und lächelte. Das Treffen mit ihm hatte sie tatsächlich verschwitzt. Doch Stella hatte keine Lust, sich jetzt seinen Vorwürfen auszusetzen. »Ich bin doch da, wollte gerade zu dir kommen«, behauptete sie.

»Jetzt erst?« Helmut warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wo warst du denn?«, wiederholte er pikiert, als Stella nicht gleich antwortete.

»Beim Alten«, erwiderte sie kurz angebunden. Auf eine Diskussion mit dem schwulen Fotografen hatte sie heute keine Lust. »Es gab was zu besprechen.« Ihr Slip war noch immer feucht.

»Ach so.« Helmut war wirklich eingeschnappt. »Mit Paul Jaschke? Du gehst bei ihm ein und aus, als wärt ihr beste Freunde.« Er beruhigte sich nur langsam. »Stella – du bist eine Jetset-Reporterin, wahrscheinlich die Beste, die er sich wünschen kann … aber er ist der Boss dieses Ladens hier. Und er ist unser Brötchengeber.« Plötzlich grinste er. »Oder läuft da was?«

»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Stella. Sie fühlte sich ertappt und musste sich eingestehen, dass Helmut sie offenbar besser kannte, als ihr lieb sein konnte.

Der Fotograf ging nicht darauf ein. »Hast du denn jetzt einen Moment für mich?« Er blickte sich genervt um. »Aber nicht hier, unter vier Augen.« Die Kollegen im Großraumbüro schenkten dem ungleichen Paar keine Beachtung.

Stellas Wunsch, sich an einem stillen Örtchen zu befriedigen, war verraucht. Der Traum von heißem Sex mit Paul rückte in weite Ferne. Vielleicht würde sie das heute Abend, wenn sie allein im Bett lag, nachholen.

»Also gut«, nickte sie. »Komm, wir gehen in mein Büro.« Sie zog ihn wie ein ungehorsames Kind am Hemdsärmel hinter sich her. Im Büro angekommen, schloss sie die Tür und sperrte den Lärm und die Hektik der Redaktion aus. Das Stimmengewirr der Kollegen und das ständige Klingeln irgendwelcher Telefone drangen gedämpft an ihre Ohren.

Als sie allein waren, seufzte Helmut erleichtert. Stella drückte die Bürotür zu, deutete auf einen freien Stuhl und ließ sich auf ihren Drehstuhl sinken. Obwohl Helmut ihr Büro längst kannte, schaute er sich so interessiert um, als würde er es heute zum ersten Mal sehen. Sein Blick huschte über die sachlich-nüchterne Einrichtung des Raumes.

Eine Wand wurde komplett von einem Bücherregal eingenommen. Gegenüber gab es einen kleinen, runden Tisch mit vier einfachen Stühlen, an dem kleinere Meetings stattfanden. Stellas Schreibtisch stand vor dem Fenster, von dem aus man die Skyline der Hauptstadt sehen konnte. Weit hinten schälte sich der Fernsehturm aus dem trüben Dunst.

Die einzige persönliche Note auf Stellas Schreibtisch war der knallgrüne Wackeldackel, den ihr Paul Jaschke irgendwann mal geschenkt hatte. Na ja, genau genommen hatte er das Werbegeschenk eines Tages in den Müll werfen wollen. Stella hatte der kleine Kerl leidgetan. So hatte sie sich der Figur angenommen und sie vor der Müllkippe bewahrt.

Stella tippte den Kopf des Wackeldackels an und betrachtete ihren Besucher neugierig. Helmut Spanner war Mitte dreißig. Auch wenn er als freier Fotograf arbeitete, war Paul Jaschke sein Hauptauftraggeber. Mit seinen drei Magazinen, allen voran die »Trend it«, gab es immer Arbeit für den begabten Fotografen.

Helmut war mehr als begabt – er war ein wahrer Künstler hinter der Kamera, ein Lichtbildkünstler, wie er sich immer gern bezeichnete. So hatte er bereits mehrere Preise einsammeln können. Die Reichen und Schönen der Welt, Berühmtheiten aus dem Showbiz und der Wirtschaft hatten schon für ihn posiert. Entsprechend gut kam er über die Runden. Obwohl sich Helmut eine andere Wohnung hätte leisten können, lebte er in einer Altbauwohnung am Prenzlauer Berg. Hier war er aufgewachsen, sein Herz hing an diesem Stadtteil.

Manchmal glaubte Stella, dass ihr alter Freund mehr Einkommen generierte als sie selbst, die sich als Glamour-Reporterin an den roten Teppichen der Welt herumtrieb und ein abenteuerliches Jetset-Leben führte.

»Also«, brach Stella das Schweigen. »Was brennt dir so unter den Nägeln, dass du gleich auf beleidigte Leberwurst machst, weil ich unser Treffen um ein Haar verdaddelt hätte?«

»Es geht nicht um den Grund«, lamentierte Helmut und rollte theatralisch die Augen. »Es geht darum, dass du keine Zeit für mich hast, Schätzchen.«

»Es tut mir leid«, beteuerte Stella. Sie bemühte sich, nicht auszurasten. Manchmal war Helmut bockig wie ein kleines Kind. Sie rang sich ein Lächeln ab. »Nun schieß schon los.«

Nach einem Seufzer blickte Helmut sie mit unbewegter Miene an. »Ich brauche ein neues Auto.«

Stella lachte. »Meins kriegst du nicht.«

»Will ich auch gar nicht.«

»Was dann?«

»Gestern war ich im Autohaus, um mir die neuesten Modelle anzusehen. Aber ich glaube, der Typ wollte mich abziehen.«

»Inwiefern?« Stella runzelte die Stirn.

»Im Preis«, präzisierte Helmut. »Ich hatte den Eindruck, dass der Typ mir nicht genügend Rabatt einräumen wollte.«

»Und was soll ich da tun?« Manchmal hatte Helmut eine seltsame Art, Stellas Zeit zu stehlen. Jetzt grinste er spitzbübisch. Er massierte sich das Kinn. Die Stoppeln seines Dreitagebartes raschelten vernehmlich. »Ich dachte, vielleicht kannst du dich – rein zufällig – für das gleiche Modell interessieren und zusehen, ob du einen besseren Preis aushandeln kannst als ich.«

Stella drückte den Rücken durch und zeigte auf ihre Brüste. »Deshalb meinst du?«

Grinsend hob Helmut den Daumen. »Jetzt verstehst du mich, Schätzchen. Geh hin und versuch, einen besseren Preis rauszuholen.«

»Und dann?«

»Kaufen wir für die Differenz kartonweise Prosecco«, versprach Helmut. »Und dann betrinken wir uns.« Er zwinkerte ihr zu, dann wurde er ernst. »Nein, mal ohne Scheiß: Mir kam dabei eine Idee: Wär das nicht mal ein Anlass für eine Reportage nach dem Motto ›Wie klappt es eigentlich mit …?‹ oder so?«

Stella begann der Gedanke zu gefallen. »Ich hätte da Spaß dran«, räumte sie ein. Sie zückte einen Stift und nahm einen Zettel aus der Plexiglasbox. Dann ließ sie sich von Helmut den Namen des Autohauses und des Verkäufers geben, mit dem ihr Freund vergeblich gehandelt hatte.

»Er ist so süß«, schwärmte Helmut. »Aber er ist jung, keine dreißig, schätze ich. Gut aussehend, sportlich – und er hat einen knackigen Arsch.«

Stellas Interesse war schon geweckt. Jetzt wurde die Geschichte interessant. Gegen einen gut aussehenden Typen hatte sie nie etwas einzuwenden. Dennoch gab sie sich empört. »Helmut!«, machte sie entrüstet.

»Ist so«, grinste er. »Du wirst es sehen. Sehr schade, dass der Typ eine Hete ist und ich keine Chance habe, ihn zu missionieren.«

»Du bist echt nicht zu toppen«, lachte Stella. Vielleicht, so hoffte sie, würde das der erste Beitrag für ihren Erotikblog werden, den sie in Kürze eröffnen würde. »Ich sehe zu, was ich tun kann«, versprach sie Helmut.

»Du bist ein Schatz.« Der Fotograf erhob sich.

»Nicht den Tag vor dem Abend loben«, warnte Stella. »Noch habe ich nichts getan.« Jetzt schmunzelte sie. »Aber es ist eine Win-win-Situation, wir profitieren alle davon, wenn ich deinen smarten Verkäufer mit meinen Titten beeindrucken kann.«

***

Das Klingeln des Telefons riss Stella aus ihren Gedanken. »Hier ist Marlies«, säuselte die Stimme von Pauls Sekretärin. »Und – nein, er hat mich noch nicht gefeuert.« Spott klang in ihrer Stimme mit. Also hatte dieses kleine Miststück doch mitgehört. Stella beschloss, Paul bei nächster Gelegenheit davon zu berichten, dass seine Assistentin seine Gespräche belauschte.

»Kleines«, begann Stella, »wenn du schon im Thema bist: Hat Paul es sich überlegt? Bekomme ich meinen Blog?«

»Nein«, antwortete Marlies konsterniert. »Davon hat er nichts gesagt, Frau Block.«

Schlaglichtartig tauchte das Bild ihres erotischen Traums vor Stellas Augen auf. Sie spürte eine Flamme der Lust in ihrem Schoß auflodern. »Worum geht es dann?«, fragte sie unterkühlt und versuchte, ihre aufsteigende Erregung zu unterdrücken. Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl herum und kaute auf der Miene ihres Schreibers.

»Herr Jaschke hat mich beauftragt, Sie zu ihm zu bitten.«

Stella triumphierte. Wahrscheinlich hatte er es sich doch noch einmal überlegt. Sie warf einen Blick auf ihren Terminkalender. »Wann?«

»Sofort?«

»Kann ich einrichten.« Stella legte auf. »Yes!«, rief sie voller Euphorie und erhob sich von ihrem Stuhl.

»Hast du was vergessen?«, fragte Stella, als sie bald darauf den Kopf durch den Spalt von Paul Jaschkes Tür steckte.

Paul schaute auf, lächelte, dann legte er den Zeigefinger an die Lippen und deutete nach draußen. Er signalisierte Stella, reinzukommen und die Tür zu schließen.

»Sie muss nicht alles mithören«, sagte er, als die Tür geschlossen war.

Stella kicherte. »Du bist sehr naiv, mein Lieber. Deine Tippse hat Ohren wie Kohlblätter und hört alles mit, egal, ob die Tür zu oder offen ist«, entgegnete Stella und berichtete ihm vom Anruf seiner Sekretärin. Paul hob die Augenbrauen. »Mit der Diskretion hat sie es offensichtlich wirklich nicht.«

»Nicht die Bohne.« Stella schüttelte den Kopf. Dann besann sie sich auf den Grund ihres Besuches. »Also, bekomme ich meinen Blog?«, wechselte sie das Thema.

»Wie bitte?« Paul runzelte die Stirn.

»Du hast es dir überlegt, nehme ich an?«

»Unsinn. Ich habe einen Auftrag für dich.«

»Wie schön.« Stella sank auf einen Stuhl und schlug die Beine übereinander. »Und?«

»Kennst du die Magic Two?«

»Pah«, machte Stella gelangweilt. »Wer kennt das Zauberduo nicht?« An Magie glaubte sie nicht, und die selbst ernannten Zauberer, die sich alle eher schlecht als recht durch Varietés und TV-Shows hexten, waren in ihren Augen nichts als Illusionisten. Die Magic Two gehörten allerdings zur Elite der Magier – seit einiger Zeit lebten sie in Las Vegas, wo sie jeden Abend eine atemberaubende Show zeigten.

»Sie sind zurzeit in Deutschland unterwegs.«

»Und ich dachte, ich muss sie in Vegas besuchen.«

Jaschke lachte. »Unsinn. Logan Cook und Noah Pearl sind derzeit auf Deutschlandtournee. Und wir, das heißt die Zehlendorf Media, sind offizieller Medienpartner der Tour. Wir sollten ein Porträt über die beiden machen.«

»Für eine Homestory brauche ich Helmut.«

Paul lachte amüsiert. Dann wurde er ernst und schüttelte den Kopf. »Ich bestimme, wer dich begleitet und die Bilder vor Ort macht.«

»War klar.« Gelangweilt und gekränkt betrachtete Stella ihre knallrot lackierten Fingernägel. »Also mache ich Fotos mit dem Handy, damit du dir das Honorar für einen richtigen Fotografen in die Tasche stecken kannst?«

»Stella – bitte!« Jetzt war Paul ernsthaft beleidigt. Er atmete ein paarmal tief durch, dann rang er sich ein verbindliches Lächeln ab.

Er grinst wie ein Staubsaugerverkäufer, fand Stella – allerdings ein heißer Staubsaugervertreter, den sie gern in ihre Wohnung gelassen hätte.

»Es geht nicht ums Geld.« Paul lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Wir haben eine Einladung der beiden Magier bekommen. Sie befinden sich derzeit in ihrem Haus, der Villa Morgana.«

Stella kicherte. »Das klingt nach einem verwunschenen Zauberschloss.«

»Mitnichten.« Paul schüttelte den Kopf. »Die Villa befindet sich in einer Toplage in Düsseldorf, am Rheinufer.«

»Sie verdienen Millionen mit ihren Shows«, überlegte Stella. Irgendwann hatte sie die beiden in einer Fernsehshow gesehen. Obwohl sie perfekte Illusionisten waren, glaubte sie auch bei ihnen nicht an wahre Zauberei. Kurz rief sie sich ins Gedächtnis, was sie über Noah Pearl und Logan Cook wusste. Sie erinnerte sich daran, dass die beiden Künstler ein Geheimnis aus ihrem Privatleben machten. Hartnäckig hielten sich die Gerüchte, sie seien ein Paar, was vom Management der Künstler weder bestätigt noch dementiert wurde. Ein kluger Schachzug, alles offen zu halten. So blieb man beim Publikum im Gespräch. Stella hatte auf dem Schirm, dass Pearl und Cook noch keinem Medienvertreter einen Blick in ihre Privatsphäre gestattet hatten.

»Seit wann begnügen wir uns mit simplen Homestorys?«, hakte sie nach.

Paul Jaschke grinste. »Wer sagt, dass wir das tun? Zunächst einmal spannen wir die Magier vor den Karren. In jeder Vorstellung, die sie geben, wird ein Marketingteam von Zehlendorf Media anwesend sein, es werden große Transparente in den Hallen hängen.«

»Werbung also.« Stella schürzte die Lippen.

»Mehr noch. Ich möchte, dass du die beiden besuchst und ihr Geheimnis ergründest.«

»Du willst wissen, ob die Gerüchte, sie seien schwul, stimmen?«

Jaschke setzte ein Pokerface auf. »Das auch. Aber es gibt irgendein Geheimnis in ihrem Haus.«

»Und jetzt?«

»Finde es heraus, Stella. Sonst lassen sie keine Pressevertreter in ihr Domizil, und wir haben jetzt die einmalige Gelegenheit, über die Kooperation einen Blick in ihr Haus zu werfen. Wenn wir das Geheimnis lüften, sind wir vorn, Stella, ganz weit vorn.«

»Das ist ein linker Zug, Paul.«

Er fuchtelte mit der Hand in der Luft herum und schüttelte den Kopf. »Würde ich so nicht sagen, Schätzchen.«

Hatte er sie eben Schätzchen genannt? Stella wusste nicht, was mit dem Herausgeber der »Trend it« los war.

»Es hat nichts mit seriösem Journalismus zu tun«, beharrte sie.

»Wer sagt, dass ein Trendmagazin immer seriös sein muss?«

»Ist das nicht der Anspruch deines Schwiegervaters?«

»Robert Zehlendorf ist Zeitungsmensch der alten Schule«, erwiderte Jaschke sichtlich genervt. »Die neuen Zeiten hat er nicht mehr auf dem Schirm. Das Leseverhalten der Menschen da draußen …« – er deutete mit dem Daumen über die Schulter durch das bodentiefe Fenster seines Büros – »… die Menschen wollen immer mehr erfahren und die Grenzen zu den einst unerreichbaren Promis schmelzen durch die sozialen Netzwerke schneller als die Polkappen. Warum also sollen wir nicht auch für etwas mehr Transparenz sorgen?«

»Diese beiden Magier laden uns für eine Homestory ein und du willst sie linken?« Stella schüttelte den Kopf.

»Nein.« Jaschke schüttelte den Kopf. »Du wirst sie besuchen und dich sehr aufmerksam in ihrem Haus umsehen und umhören. Mehr nicht.«

»Und wenn ich kein Geheimnis lüften kann?«

»Dann kommst du mit besagter Homestory zurück und ich kümmere mich um den Rest.«

»Dann kannst du das auch gleich selbst machen.«

»Nein – ich werde mich um den Laden kümmern, während meine beste Reporterin sich um die heißen Geschichten kümmert.« Er lächelte charmant.

Stella hatte keine große Lust, kurzfristig zu verreisen. »Warum soll ich das tun?«

»Weil du auf meiner Lohnliste stehst und weil du meine beste Frau da draußen bist.« Er grinste noch ein wenig breiter. Mit einer schnellen Bewegung griff er zu seinem iPad und wischte auf dem Display herum. »Außerdem«, sagte er dann, ohne aufzublicken, »außerdem wollen die beiden explizit nur dich empfangen.« Paul Jaschke warf das Tablet auf den Schreibtisch. »Offensichtlich eilt dir dein guter Ruf voraus, Schätzchen.«

Da war es wieder. Schätzchen.

»Deine Ehe ist soweit in Ordnung?«, fragte Stella.

»Natürlich.« Paul nickte. »Warum?«

»Nur so.«

»Okay, ich werde nach Düsseldorf fliegen. Aber warum sie nur mich sehen wollen, ist mir schleierhaft.«

»Dann frag sie, wenn du dort bist. Dein Flieger geht in vier Stunden.« Paul erhob sich. Für ihn war das Gespräch beendet. Er wartete, bis Stella aufgestanden war, dann brachte er sie zur Tür. »Marlies hat alle Unterlagen und das Ticket. Lies dich ein, dann fahr nach Hause und mach dich schön für die Zauberer.«

»Ich bin immer schön«, grinste Stella selbstbewusst.

»Wie dem auch sei: Komm mit einer schönen Homestory nach Hause.«

***

»Warum wusste ich, dass es nicht klappt?« Helmuts Stimme klang weinerlich. Stella lehnte an einem Tisch im Arbeitszimmer des Fotografen und betrachtete den selbsternannten Lichtbildkünstler mit einer Mischung aus Mitleid und Spott. »Du bist einfach zu sensibel, Helmut.«

Das Zimmer war eine kurios anmutende Mischung aus Technikraum, Büro und einer Studioecke – mit Blitzanlage und einem Hintergrundsystem an der Decke.

Helmut, der gerade an einer Werkbank stand und sein Teleobjektiv mit einem speziellen Tuch polierte, hauchte auf die Linse und blickte Stella anklagend an. »Nein, ich wusste, dass dir andere Dinge wichtiger sind, als mir einen Gefallen zu tun.«

Stella winkte entnervt ab. Auf Stress mit ihrem Lieblingsfotografen hatte sie keine Lust. »Komm mir nicht so. Ich habe den Termin in Düsseldorf und mir bleiben noch zweieinhalb Stunden, um nach Hause zu fahren, Sachen für die Reise zu packen und mich frisch zu machen, dann geht schon mein Flieger.« Sie blickte auf die Uhr an der Wand von Helmuts Arbeitszimmer. »DAS ist Stress«, fügte sie dann hinzu.

»Siehst du – du hast keine Zeit.« Helmut zog einen Schmollmund und senkte den Blick.

Stella konnte ihm nicht böse sein. Jetzt tat er ihr fast schon wieder leid. »Ich werde mich um den knackigen Autoverkäufer kümmern, sobald ich zurück bin, versprochen.« Stella lächelte dem Fotografen aufmunternd zu. »Was ist das für ein Typ?«

Helmut grinste. »Er ist groß, breitschultrig, hat tolle Augen und einen knackigen Hintern. Und er –«

»Ich meine den Wagen, nicht den Verkäufer«, unterbrach Stella ihn lachend.

»Ach so, der.« Helmut sammelte sich, dann fuhr er fort: »Ein kleiner italienischer Flitzer, knallrot, hundertfünfzig Pferdchen unter der Haube, Vollausstattung, Klima, Navi, einfach alles.«

»Marke?«

»Alfa Romeo Guilietta«, antwortete Helmut und sprach den Namen aus, als sei er eine neue italienische Eissorte. Aus seinem Mund klang er wie Urlaub, Strand und Meer. Er schnalzte genießerisch mit den Lippen. »Ein tolles Auto, würde dir auch gut stehen.«

»Danke, ich bin versorgt«, erwiderte Stella. »Aber ich werde mir wie versprochen dein Traumauto ansehen und versuchen, bessere Konditionen rauszuholen.«

»Du bist ein Schatz, Stella.«

»Und du spiel nicht immer gleich die beleidigte Leberwurst, wenn es mal länger dauert. Wenn du so bleibst, will bald keiner mehr mit dir spielen.«

»Du verarschst mich«, stellte Helmut gekränkt fest. »An manchen Tagen nimmst du mich einfach nicht ernst.«

»Ich könnte verstehen, dass du beleidigt bist, weil Paul dich nicht mit nach Düsseldorf schickt.« Helmut legte das Tuch zur Seite, pustete auf die Linse und betrachtete sein Werk kritisch. Er war ein Perfektionist, doch ein Fotograf war immer nur so gut wie seine Ausrüstung.

»Er will Reisekosten sparen, vermute ich?«

Stella beobachtete ihn bei der Arbeit. Weltvergessen polierte er an seinem Tele herum, ein gewaltiges Rohr.

»Er will, dass ich ohne Fotograf zu den Magiern gehe«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. »Paul will von einer Agentur Bildmaterial einkaufen, das nicht halb so gut sein wird, wie deine Bilder es sind.«

»Meinst du?«

»Klar.« Stella hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, dann ließ sie ihn zurück. Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Die weltberühmten Magier hatten sie zu einer Audienz geladen.

Stella Block – Reporterin mit Lust und Leidenschaft | Erotischer Roman

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