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An einem Frühlingsmorgen
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An einem Frühlingsmorgen
mache ich mir ernsthafte Sorgen.
Wie die Sonne mir scheint ins Gesicht
und sich im Wasser spiegelt,
so merke ich nicht,
wie sich die Tür der Welt vor mir verriegelt.
Von weitem höre ich Kirchengeläute
und das Geschwätz der vielen Leute.
Schmetterlinge kommen vorbei an mir,
ich zähle sie und komme auf vier.
Ich will sie dir schenken,
doch dann muss ich daran denken,
dass sie ein Geschenk Gottes seien sollen
und ihre Freiheit haben wollen.
Wie der Wind über Felder fegt -
so leise und schlicht,
wie er die Blumen und Blätter bewegt,
so merke ich nicht,
wie der Mensch die Natur in Beschlag nimmt
und immer mehr die Oberhand gewinnt.
An der Stelle vor kurzem noch ein Baum stand,
sich nun plötzlich ein Haus befand,
still und unauffällig bahnt sich der Fluss einen neuen Weg,
Hauptsache ihm wird nichts in die Quere gelegt.
Ich atme tief ein und schließe die Augen,
den blumigen Duft der Blüher will ich aufsaugen,
dem lieblichen Vogelgezwitscher lauschen
und lasse die Eindrücke nicht an mir vorbeirauschen;
halte stattdessen lieber inne und denke
„Haltet ein, wir brauchen die Natur - Bedenke!“
An einem Frühlingsmorgen
mache ich mir ernsthafte Sorgen.