Читать книгу I love Happy Cats - Anneleen Bru - Страница 9
ОглавлениеWie Ihre Katze die Welt wahrnimmt
Ihre Katze sieht nicht, was Sie sehen
Katzen können besser sehen als Menschen, aber sie sehen weniger bunt. Bei der menschlichen Netzhaut kommen auf einen Zapfen (um Farbe zu sehen) vier Stäbchen (um Hell und Dunkel zu unterscheiden, also um scharf zu sehen). Katzen haben pro Zapfen etwa 20 Stäbchen, wodurch sie selbst die kleinste Bewegung in der Ferne wahrnehmen können. Für ihre Überlebenschancen und den Beutefang ist das äußerst effizient.
Katzen können Blau, Grün, Violett und ein wenig Gelb sehen. Farben wie Rot, Rosa, Braun und Orange nehmen sie nur als Grauabstufungen wahr. Sie unterscheiden dafür mehr Grautöne als wir Menschen. Die Farbe einer Beute ist daher aber völlig uninteressant.
Bewegung, Geräusche und Gerüche sind hingegen von großer Bedeutung. Für die Katze spielt der Kontrast zwischen dem Körper des Opfers und dem Hintergrund eine wesentliche Rolle. Haben Sie einen hellen Boden, dann wählen Sie dunkles Spielzeug, ist der Boden dunkel, dann ist helles Spielzeug besser.
Katzen können sehr gut im Dunkeln sehen und kommen im Vergleich zu uns Menschen mit einem Sechstel der Lichtmenge aus. Sie haben eine lichtreflektierende Schicht (das Tapetum lucidum) hinter ihrer Netzhaut, die selbst schwaches Licht reflektiert. Ihre Augen brauchen demnach schon ein wenig Licht. In völliger Dunkelheit kann auch eine Katze nicht sehen.
Katzen können ab einem Meter Abstand scharf sehen. Sie können sich nicht auf Dinge fokussieren, die näher vor ihnen liegen – sie setzen dann Schnurrhaare und Pfoten ein, um etwa Abstand, Ort und Beweglichkeit zu messen. Das bedeutet, dass viele Besitzer nicht richtig mit ihren Katzen spielen, wenn sie ihnen das Spielzeug direkt vor die Nase halten. Die Katze sieht den Gegenstand nur verschwommen, wodurch sie keinen Anreiz hat, sich wirklich mit dem Objekt zu beschäftigen. Manchmal wird dann zu Unrecht gefolgert, dass die Katze nicht gern spiele, was äußerst schade ist, denn eigentlich spielt sie für ihr Leben gern. Die Katze läuft gern hinter etwas her, das sich in einigen Metern Abstand bewegt und wegläuft. Das triggert ihren Jagdinstinkt!
GUT ZU WISSEN – Kennen Sie die Filme auf YouTube, in denen sich Katzen vor einer Gurke erschrecken, die während des Fressens hinter sie gelegt wurde? Das konnten wir als Fachleute nur schwer mit ansehen, da es den Katzen eine Heidenangst einjagte. Ich selbst, aber auch Katzenbesitzer auf der ganzen Welt, haben sofort dazu aufgerufen, das NICHT nachzumachen!
Die Katze frisst in ihrem sicheren Kernraum (später mehr dazu) und erwartet, dass dieser absolut vorhersagbar ist. Eine Katze sieht unter einem Meter nicht scharf, sodass diese Gurke ein großes, unscharfes Objekt ist, das sich von hinten an sie heranschleicht. Ihre Katze wird also nicht nur einmal erschreckt, sondern lernt, dass sie zukünftig in ihrem Kernraum nicht mehr sicher ist. Das fördert Verhaltensweisen wie Angst, Markieren und ein allgemein unruhiges Benehmen.
Also unbedingt unterlassen!
Aus jüngsten Forschungen wissen wir, dass Katzen höchstwahrscheinlich auch ultraviolette Farben sehen können. Äußerst interessant, vor allem, da Katzen Pheromone und Duftstoffe in ihrer Umgebung absetzen, etwa beim Markieren. Es ist also gut möglich, dass Katzen dann nicht nur ein Duftsignal ausscheiden, sondern auch die Farbe erkennen können, die die Wirkung des Signals noch unterstützt.
Sie hören nicht, was Ihre Katze hört
Das Gehör Ihrer Katze ist fein eingestellt, um Beute zu hören. Ein Mensch hört je nach Alter im oberen Bereich eine Frequenz zwischen 5 und 20 kHz. Katzen können bis zu 60 kHz wahrnehmen, was für sie wichtig ist. Denken Sie aber an die elektronischen Geräte, die rund ums Haus aktiv sind und von uns kaum wahrgenommen werden – für die Katze aber deutlich zu hören sind. Es kann während einer Therapie also durchaus vorkommen, dass ich meine Kunden bitte, alle Geräte aus der Steckdose zu ziehen, um einen Unterschied im Katzenverhalten zu bemerken. Elektrisches Rauschen kann auf einige Katzen einen zu starken Reiz ausüben, der sie frustriert und/oder Stress auslöst. Eine Katze kann mehr Wellenlängen hören, was aber nicht bedeutet, dass sie Geräusche, die wir ebenfalls hören, lauter oder stärker hört. Sie kann einfach nur mehr Frequenzen wahrnehmen.
Eine Katze kann außerdem nicht nur die Stärke, sondern auch Höhe und Tiefe eines Geräusches einschätzen und bestimmen, ob Geräusche nah beieinander liegen oder nicht, und nah beieinander liegende Geräusche zudem unterscheiden. Es ist für Katzen lebenswichtig, kleine Beutetiere aufzuspüren und ankommende Gefahren zu hören.
Farben sind für Katzen nicht wichtig
Wenn Sie einen normalen Tierhandel betreten, werden Sie von der Vielfalt an Katzenspielzeug in allen Formen und Farben förmlich überwältigt. Farben sind allerdings für Ihre Katze überhaupt nicht interessant. Form und Material des Spielzeugs können hingegen schon eine Rolle spielen. Für Katzen ist es wichtig, wie eine Beute oder ein Spielzeug riecht, sich anfühlt, klingt (flatternd, zwitschernd) und sich bewegt.
Schöne Farben sind ihnen egal und dienen nur dazu, uns zu animieren, das hübsche Spielzeug zu kaufen. Sie sollten allerdings, wie vorher schon erwähnt, an den Kontrast zwischen Spielzeug und Untergrund, auf dem die Katze spielt, denken.
Das Fell – so empfindsam
Ihre Katze hat ein sehr empfindsames Fell, mit einer ganzen Armee an Rezeptoren, die auf Berührung, Druck, Bewegung, Schmerz und Temperatur reagieren. Als solitäre Jäger haben Katzen nicht viel Köperkontakt mit anderen Artgenossen und nutzen ihr Fell vor allem, um damit Informationen über die Umgebung aufzunehmen.
Das Fell einer Katze ist derart empfindlich, dass sich Reiben oder Streicheln an einer Stelle anfühlen kann wie das 20-malige feste Kratzen an einer Stelle bei uns Menschen. Also nicht liebevoll und sanft, sondern recht unangenehm und irritierend.
Katzen zu streicheln, finden diese von Natur aus überhaupt nicht angenehm, es sei denn, sie haben sich früh (zwischen zwei und sieben Wochen) daran gewöhnen können, am besten, solange sie von der Mutter gesäugt wurden, und assoziieren damit nun etwas Positives. Darauf wollen wir später noch näher eingehen.
Kuscheln und Streicheln ist für uns Menschen sehr wichtig und wir drücken damit unsere Zuneigung aus. Für unsere Katzen ist es am besten, unsere Erwartungen und auch die Art und Weise, wie wir sie streicheln, anzupassen. Belassen Sie es bei kurzen Streicheleinheiten, und zwar möglichst nur am Kopf. Möchte die Katze von sich aus mehr? Dann können Sie sie weiterstreicheln, aber streicheln Sie in Abständen immer nur zwei- bis dreimal.
Und das bringt uns zur Geschichte von der „bösen Katze“. Wir wissen inzwischen, dass Katzen als solitäre Jäger nicht viele Signale kennen, um „stopp“ oder „genug“ auszudrücken, sodass sie recht schnell auf deutliche Signale (wie Beißen, Kratzen oder Ausholen) umstellen müssen, um zu zeigen, dass wir sie genug gestreichelt haben und besser aufhören sollten.
Schnurrhaare – wichtiger, als Sie glauben
Haben Sie schon einmal auf die Schnurrhaare Ihrer Katze geachtet? Sie sind hervorstechende Körperteile, die uns Menschen zeigen, wie es der Katze geht, und dienen ihr auch als Werkzeug zum Sammeln von Informationen. Die Schnurrhaare laufen am Ende spitz zu und verdicken sich zur Haut hin.
Die Katze lokalisiert damit auf weniger als einem Meter Abstand ihre Beute, da sie in unmittelbarer Nähe nur verschwommen sieht, Sie erinnern sich?
Schnurrhaare sind folglich Fühler und sehr empfindlich, um Informationen an die mit ihnen verbundenen Nerven weiterzuleiten. Diese wiederum sind direkt mit dem Gehirn gekoppelt. Auf diese Weise kann eine Katze trotz ihres schlechten Sehvermögens auf kurze Entfernungen ihre Beute ausmachen und sehr schnell auf jede noch so kleine Bewegung reagieren.
Katzen fühlen mit ihren Schnurrhaaren, ob das Herz ihrer Beute noch schlägt. Sie können dank der Schnurrhaare einfache Duftstoffe aufnehmen und abgeben.
Außerdem setzen sie ihre Schnurrhaare ein, um einzuschätzen, ob sie mit ihrem ganzen Körper durch eine Öffnung passen. Stoßen die Schnurrhaare nicht an die Seiten? Dann passt die Katze hindurch.