Читать книгу Flupp! - Annette Kautt - Страница 11

Emily

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Nachdem die Flupppuppe ihm offensichtlich auch heute nicht erlaubte, auf ihren Rücken zu steigen, fiel Dr. Slump wieder seine wundervolle Frau Midori ein. Midori hatte ihm aufgetragen, so schnell wie möglich mit Arale nach Hause zu kommen. Da Arale offensichtlich nicht beim Torwart war, wollte er sie beim Baby suchen gehen.

Arale untersuchte immer gerne ausgefallene Dinge und darunter gehörte sicher auch das Baby. Das Baby war allerdings schon unter normalen Umständen gefährlich. Sobald es aber von Betrüger-Schorschi auf Diät gesetzt werden würde, wäre mit ihm sicher gar nicht mehr zu spaßen. Er musste Arale also unbedingt so bald wie möglich finden.

Dr. Slump stand deshalb kurz entschlossen auf und verabschiedete sich von allen: „Ich flieg dann mal!“

„Viel Erfolg bei deiner Suche!“ wünschte ihm der Torwart.

„Hals und Beinbruch!“ sagte Emiliy und grinste.

Dr. Slump stieg schnell in sein fliegendes Auto und brauste davon.

„Ich hätte mit ihm fliegen sollen“, sagte Rossi als das Flugauto nur noch ein kleiner Punkt am Himmel war. „Besser dort als hier!“

„Ich habe noch eine Höhle frei“, sagte der Torwart. „Wenn Sie möchten, können Sie nebenan einziehen, bis sich Ihre Pfeife wieder findet.“

„Zu liebenswürdig“, sagte Rossi. „Eine Höhle ist zwar keine Villa mit Swimmingpool, aber immerhin Etwas! Ist vor der Höhle vielleicht sogar noch Platz für ein Gärtchen?“

„Für ein Gärtchen so groß wie meine Tischdecke!“ sagte der Torwart.

„Welch ein Glück“, sagte Rossi und sah sich gleich sein neues Zuhause an. „Was will man mehr als einen netten Nachbarn und ein Gärtchen, in dem man eine Karotte groß ziehen kann?“

„Und du?“ fragte der Torwart Emily. Sie saß mit angezogenen Knien auf dem kalten Boden und stierte in die Schlucht. „Solltest du nicht besser wieder nach Hause gehen?“

„Nerv’ mich nicht!“ sagte Emily.

„Warum hast du mich eigentlich besucht?“ fragte der Torwart.

Er kannte Emily seit sie ein Baby war und ließ sich von ihrer abweisenden Art nicht aus der Ruhe bringen.

„Zu öde zu Hause!“ sagte Emily und warf einen Stein in die Schlucht. „Alles Langweiler. Selbst das Ekelmonster reißt mich nicht mehr vom Hocker.“

„Und hier ist es spannend?“

„Hier kommen wenigstens immer mal wieder beknackte Leute vorbei“, sagte Emily.

Sie zeigte auf Betrüger-Schorschi, der in seinem Korb stand und kontrollierte, ob die Leute außer dem Proviant auch noch andere Dinge weggenommen hatten.

„Dieser hässliche Typ zum Beispiel. Wer ist das eigentlich?“

„Betrüger-Schorschi“, sagte der Torwart. „Er kam mit der Flupppuppe von drüben. Keine Ahnung, was sie an ihm findet. Er ist gerade mal einen Tag hier und spielt sich schon als Retter des Blauen Gebirges auf.“

„Ich könnte ihm einen Löffel von meiner seltsamen Soße verpassen!“ schlug Emily vor. „Meine Flasche ist fast voll!“

„Er ist von drüben“, sagte der Torwart. „Er steht nicht unter meinem Schutz!“

„Ich werde ihm zwei Löffel verpassen“, sagte Emily und verzog den Mund zu einer hinterhältigen Fratze. „Dann werden wir sehen, was in ihm steckt.“

Der Torwart nickte.

„Flupppuppe!“ rief er möglichst beiläufig. Sie flog gerade einige Meter über ihnen auf dem Rücken und ließ die Sonne auf ihren Bauch und ihre Beine scheinen. „Hast du nicht Lust, in meine Höhle zu kommen? Ich möchte dir etwas zeigen!“

„Suppe?“ rief die Flupppuppe erfreut.

„Ja!“ antwortete der Torwart. „Zeit für Suppe!“

Betrüger-Schorschi stand in seinem Korb und hatte sich überzeugt, dass alles noch an Ort und Stelle war. Offensichtlich hatten die anderen wirklich nur Hunger gehabt.

Er stieg aus dem Korb und sah, dass die Flupppuppe ihre Beine durch den Höhleneingang streckte.

Was, war es wirklich schon wieder Zeit für Suppe?

„He, du da!“ rief Emily. „Bist du ein Mann?“

„Was denkst du denn?“ fragte Betrüger-Schorschi. „Natürlich bin ich ein Mann!“

Das Mädchen ging ganz schön ran, dachte er. Dabei war sie höchstens 13 Jahre!

„Dann habe ich hier was für dich!“ sagte Emily. „Komm mal her!“

Betrüger-Schorschi ging zögernd auf Emily zu. Was wollte sie von ihm?

„Nur Mut!“ sagte Emily. „Oder ist der Retter des Blauen Gebirges eine Memme?“

Was bildete sich diese Göre eigentlich ein?

„Und?“ fragte Betrüger-Schorschi und trat auf Emily zu. „Was jetzt?“

„Hier!“ sagte Emily und hielt ihm eine Flasche mit einer roten Flüssigkeit entgegen. „Das macht starke Männer noch stärker!“

„Interessant“, sagte Betrüger-Schorschi. „Und schwache Männer?“

„Haut es um!“ sagte Emily.

„Aha“, meinte Betrüger-Schorschi. „Und was ist da drin?“

„Seltsamkeiten!“ sagte Emily. „Der Rest ist geheim.“

‚Wusste ich es doch!’ dachte Betrüger-Schorschi. ‚Das Mädchen will mich zum Narren halten. Sicher ist in der Flasche nur Himbeersirup und ein bisschen Dreck. Da nehme ich einfach einen Schluck und verschaffe mir bei Emily Respekt. Wenn ich es nicht einmal schaffe, ein kleines Mädchen zu beeindrucken - wen dann?’

„Gib her!“ sagte Betrüger-Schorschi. „Ich nehme ein paar Schluck!“

Er riss Emily die Flasche aus der Hand und trank.

„Halt!“ sagte Emily. „Ein paar Schluck sind zuviel! Normalerweise verabreiche ich höchstens zwei Löffel!“

„Dann hast du es wahrscheinlich nur mit Memmen zu tun, he?!“ sagte Betrüger-Schorschi und wischte sich über den Mund.

Das Zeug hatte komischerweise nicht nach Sirup, sondern nach Blut geschmeckt. Trotzdem hatte er drei große Schlucke genommen. Er konnte sich doch nicht vor einem Kind die Blöße geben!

Emily schaute ihn interessiert an.

Seine Hände zitterten ein bisschen, aber ansonsten schien er ganz in Ordnung zu sein. Nun, vielleicht dauerte es bei Leuten von drüben ein wenig länger?

„Zeit für Abendessen!“ rief der Torwart aus dem Höhleneingang. „Wer möchte alles Suppe?“

Er zeigte auf Betrüger-Schorschi und warf Emily einen fragenden Blick zu, doch sie zuckte mit den Schultern.

Rossi kam freudig aus seiner Höhle gelaufen und sagte: „Ich möchte gerne etwas Suppe! Suppe ist zwar nicht Eiskrem, aber immerhin Etwas!“

Er setzte sich beim Torwart an den Tisch, zeigte fragend auf die Beine der Flupppuppe, die sich durch den Höhleneingang streckten und fragte: „Kann sich die Dame nicht anders an den Tisch setzten?“

„Lieber eine Taube auf dem Dach als einen Spatz in der Hand!“ erwiderte die Puppe rätselhaft.

Herr Rossi räusperte sich und hob an, etwas über Manieren am Tisch zu sagen, da brüllte plötzlich von draußen eine schreckliche Stimme: „Lass meine Puppe, sie ist meine Suppe!“

„Zeit für seltsame Soße?“ fragte die Flupppuppe.

Emily grinste schief und sagte: „Nur ein Bisschen. Außerdem ist er von drüben. Ich glaube, es hat nicht viel bewirkt!“

Betrüger-Schorschi kam in die Höhle gewankt. Sein Kopf war lila angelaufen und seine Wangen groß wie aufgedunsene Tennisbälle. Er lief zu Rossi und drückte ihm seinen Zeigefinger in den Bauch.

„Du roter Knirps im Schlafrock!“ schrie er. „Beleidige meine Puppe nicht! Du nicht!“

„Nichts für Ungut“, stammelte Rossi. „Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten!“

„Sehr gut!“ zischte Betrüger-Schorschi und kippte Rossis Stuhl um. „Dann tu es aber auch nicht!“

Rossi rappelte sich schnell wieder auf und versteckte sich hinter dem Stuhl des Torwarts. Betrüger-Schorschi hob Rossis Stuhl vom Boden, wirbelte ihn in der Luft und schrie zum Torwart: „Komm her du Angeber! Ich mach dich platt! Ich hätte dich schon viel länger wie eine Made zerquetschen sollen! Warum hast du mich damals auch vor allen Leuten blamiert? Der Minister hätte mich adeln sollen, nicht dich! Aber jetzt hast du lange genug im Rampenlicht gestanden! Jetzt ist es mit dir aus!“

Er schmiss den Stuhl Richtung Torwart. Der Stuhl verfehlte sein Ziel nur knapp und fiel krachend zu Boden. Betrüger-Schorschi brüllte wütend und ging stampfend auf den Torwart zu. Seine Oberarme wurden bei jedem Schritt größer und sein Nacken war so breit wie der eines Stiers. Er senkte den Kopf, scharrte kampfeslustig mit seinem rechten Fuß auf dem Boden und holte zum Schlag aus.

„Lahme Vorstellung“, sagte Emily und schüttelte gelangweilt den Kopf.

„Flupppuppe!“ rief der Torwart. „Hilf mir!“

„Keine Angst!“ sagte die Flupppuppe. „In der Not frisst der Teufel Fliegen!“

„Hilfe!“ schrie der Torwart und duckte sich unter Betrüger-Schorschis Faust .

„Gleich hab ich dich!“ schrie Betrüger-Schorschi.

Er packte den Torwart am Hals und holte zum nächsten Schlag aus.

Der Torwart sah schon sein letztes Stündlein geschlagen, als Betrüger-Schorschi mitten im Schlag plötzlich innehielt und horchte.

War da nicht eine Musik?

Ja richtig, man konnte ein Lied hören! Es hörte sich an, als ob es von weit her kommen würde, trotzdem verstand man den Text.

Ich bin die tolle Puppe,

nur mit mir gibt’s Suppe.

Bist du mal alleine,

dann rufe meine Beine:

Meine zarten, schlanken

prallen Hinterpranken

Zick zack zong

ohne Gong!

Ich bin die tolle Puppe

Nur mit mir gibt’s Suppe.

Ich helfe immer allen,

den Menschen und den Quallen.

Doch wenn du meine Beine stichst,

dann helfe ich dir nicht.

Denn ohne Beine,

bin ich keine.

Ich bin die tolle Puppe

Nur mit mir gibt’s Suppe.

Bist du in großer Not,

ich bring’ es dir ins Lot:

Mit meinen zarten, schlanken

flugsichren Hinterpranken

Zick zack zong

ohne Gong!

Ich bin die tolle Puppe

nur mit mir gibt’s Suppe

seit heut’ ist auch mein Freund dabei

mit ihm gibt’s Ruhm und Geld wie Heu,

ich trage ihn jetzt übern Berg,

zu Abenteuern, Kind und Zwerg

auf meinen zarten, schlanken,

flugsichren Hinterpranken

Betrüger-Schorschi ließ den Torwart los und ließ sich auf einen freien Stuhl fallen. Bei der letzten Strophe schlug er die Hände vor dem Gesicht zusammen und weinte.

Er schluchzte so laut und hemmungslos, dass die anderen ganz still wurden und betreten zur Seite schauten.

Emily sagte: „Das ist doch nur das blöde Echo! Und wie immer kommt es zur falschen Zeit. Jetzt hat es mir mein ganzes Schauspiel versaut!“

„Aber mir das Leben gerettet!“ sagte der Torwart und rieb sich seinen Hals. „Ich für meinen Teil werde nie wieder etwas gegen das falsche Echo sagen.“

„Warum kommt das falsche Echo nicht dann, wenn man es ruft, sondern wenn es will?“ fragte Rossi erstaunt.

„Es stammt aus einem schlechten Comic!“ sagte der Torwart.

„Man hätte es nie reinlassen sollen!“ sagte Emiliy giftig. „Du bist zu gutmütig. Man sollte dich als Torwart absetzen! Ich hätte auch schon einen supertollen Anwärter für den Posten.“

„Das falsche Echo hat mir das Leben gerettet“, wiederholte der Torwart.

„Und der Typ, den du jetzt reingelassen hast, ist auch nicht besser“, sagte Emily und zeigte auf Betrüger-Schorschi. Er war inzwischen eingeschlafen und schnarchte leise vor sich hin.

„Mit dem hast du doch deinen Spaß gehabt“, sagte der Torwart.

„Eben! Gehabt!“ sagte Emily. „Golem sollte Torhüter sein.“

„Der ist doch längst eingestampft worden!“ sagte der Torhüter. „Außerdem weißt du ganz genau, dass ich mir den Job hier nicht selbst ausgesucht habe. Wenn es nach mir ginge, säße ich jetzt in Urban und würde mir die Füße von Nylon-Fäden kitzeln lassen!“

„Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“, sagte die Flupppuppe kurz angebunden. Sie zog ihre Beine aus dem Fenster und flog davon.

„Jetzt hast du sie vertrieben!“ klagte der Torwart. „Jetzt kommt sie nie wieder!“

„Du hast sie vertrieben!“ sagte Emily. „Mit deinem Gerede über Nylon-Fäden und kitzlige Füße.“

„Gestatten?!“ machte sich Rossi bemerkbar. „Ich ziehe es vor, jetzt zu gehen. Wenn Sie mich brauchen, finden Sie mich nebenan.“

Er stand auf, lüftete seinen Hut und ging in seine Höhle.

„Ich werde mich auch schlafen legen“, sagte der Torwart zu Emily. „Und für dich wäre es eindeutig an der Zeit, nach Hause zu gehen!“

Der Torwart räumte den Tisch ab, spülte das Geschirr und legte sich auf die Holzpritsche. Nach wenigen Minuten war er eingeschlafen.

Emily ging nicht nach Hause. Sie rückte ihren Stuhl vor den Höhleneingang und schaute hinaus in die Dämmerung. Sie beobachtete den Schatten, der immer größer und größer wurde und schließlich den ganzen Berg verdunkelte.

Es war Nacht.

Emily war in ihrem Element.

Flupp!

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