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Diät

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Nach einer ruhigen, ereignislosen Nacht, schickte die Sonne ihr erstes fahles Licht auf die kalten Steine. Zeit zum Schlafen, dachte Emily und gähnte.

Da zerriss ein Schrei die Stille. Nach einer kurzen Pause folgte ein zweiter und ein dritter Schrei. Dazwischen schluchzte eine Kinderstimme.

Und mit einem Mal wusste Emily, wer da schrie: Das Baby!

Es schrie offensichtlich so laut, dass man es sogar bis zur Höhle des Torwarts hören konnte!

Sicher würden die anderen bald von den Schreien geweckt werden und mitbekommen, was Betrüger-Schorschi mit seiner Diät angerichtet hatte!

Emily feixte. Das Baby schrie wirklich herzzerreißend.

„Ontel Schoschi!“ schrie es. „Ontel Schoooooooschi!“

Es war richtig gewesen, hier zu bleiben. Der Tag versprach spannend zu werden. Sehr spannend.

Emily dehnte sich und ging raus auf den Felsvorsprung.

Als erstes kam das kleine, rot bemäntelte Männchen aus seiner Höhle gelaufen.

„Kann es sein, dass da ein Baby schreit?“ fragte das Männchen.

Das Baby schreit!“ sagte Emily und grinste. „Es sehnt sich offensichtlich nach dem lieben guten Onkel Schoschi!“

„Ontel Schoschi Bei holen! Bei holen, dann wieder kommen!“

„Bei?“ fragte Herr Rossi. „Was denn für ein Bei?“

„Keine Ahnung“, sagt Emily. „Vielleicht ein Beil?“

„Brei!“ korrigierte sie Betrüger-Schorschi.

Er war unbemerkt zu den anderen getreten und sah aus wie immer. Offensichtlich hatte er die seltsame Soße unbeschadet überstanden.

„Ich hatte dem Baby Brei versprochen.“

„Haben Sie gestern nicht von Schokolade gesprochen?“ fragte Herr Rossi irritiert.

„Stimmt“, sagte Betrüger-Schorschi schnell, „Schokoladenbrei!“

„Schoschi spicht, hält er auch!“ rief es über die Berge.

Die Akustik in diesen Bergen war unglaublich, dachte Betrüger-Schorschi. Obwohl sie meilenweit von dem Baby entfernt waren, hörte man das Baby schreien. Oder war das wieder nur das falsche Echo?

Der Torwart kam aus der Höhle gelaufen und horchte.

„Und jetzt?“

„Jetzt wäre ein Frühstück angemessen!“ sagte Betrüger-Schorschi unbeeindruckt.

Er ging in die Höhle und machte sich an dem Herd zu schaffen.

Das Baby schrie noch ein, zwei Male laut nach Onkel Schoschi. Dann war es still.

„Wenn das mal gut geht!“ sagte der Torwart. „Spätestens heute Mittag wird es wieder mit Steinbrocken schmeißen.“

„Und wenn schon“, sagte Emily. „Wenn es uns zu viel wird, liefern wir Betrüger-Schorschi einfach dem Baby aus. Wer uns die Suppe einbrockt, muss sie auch auslöffeln.“

„Die Leute von drüben passen einfach nicht zu uns“, sagte der Torwart.

„Wer passt schon zu uns!“ sagte Emily. „Du etwa?“

„Wo sind eigentlich deine Katzen?“ lenkte der Torwart ab.

„Zu Hause“, sagte Emily. „Denen ist hier die Luft zu dünn!“

„Frühstück!“ rief Betrüger-Schorschi aus dem Höhleneingang.

Alle setzten sich an den Tisch und Betrüger-Schorschi präsentierte stolz seine neueste Kreation: Wassergurke auf gerösteten Haferflocken, dazu Nussschaum und geraspelte Karotte. Er hätte es selbst nicht für möglich gehalten, aber es war ihm tatsächlich gelungen, aus den wenigen Zutaten eine köstliche Mahlzeit zuzubereiten.

„Ihh!“ sagte Emily.

„Oh!“ sagte der Torwart.

„Es ist zwar nicht viel, aber wenigstens etwas!“ sagte Herr Rossi und kostete tapfer. Nach dem ersten Bissen rief er erstaunt aus: „Lecker! Wirklich lecker!“

Nun probierte auch der Torwart.

„Erstaunlich, wie sie aus so wenig Lebensmitteln etwas so Gutes kochen können!“ sagte er anerkennend.

„Gewusst wie!“ sagte Betrüger-Schorschi selbstbewusst und schob sich genüsslich einen Löffel Nussschaum in den Mund.

„Ontel Schoschi!“ hallte es über die Berge. „Ontel Schoschi!“

Die Essenden schauten sich betroffen an.

„Ontel Schoschi Bei holen!“ schrie das Baby. Seine Stimme hörte sich immer verzweifelter an. „Bei holen, dann wieder kommen!“

Emily nahm sich noch etwas von den gerösteten Haferflocken.

„Ontel Schoschi spicht, hält er auch!“

Herr Rossi nahm sich noch zwei Wassergurken.

Jetzt schrie das Baby nicht mehr, sondern weinte.

Es weinte so schauerlich und herzzerreißend, dass der Torwart seinen Teller zur Seite schob und aufstand.

„Widerlich ist das!“ sagte er. „Das Baby ist ein Bewohner des Blauen Gebirges und steht damit unter meinem Schutz! Ich kann es nicht einfach verhungern lassen!“

„Aber wir stehen auch unter deinem Schutz!“ warf Emily ein. „Wenn wir es immer weiter füttern, werden wir alle bald nichts mehr zu essen haben!“

„Dass ich nie an einen Ort komme, wo ich meine Ruhe habe!“ jammerte Herr Rossi. „Hier habe ich zwar ein Zuhause und ein Gärtchen gefunden, aber mein Glück? Nein! Hätte ich doch nur mein Pfeifchen nicht verloren!“

Das Baby war vom vielen Schreien schon heiser geworden.

„Die Diät ist die einzige Chance!“ sagte Betrüger-Schorschi beschwichtigend und leckte sich mit der Zunge seine Lippen ab. „Betrachten Sie das Baby nicht als Bewohner, sondern als Ungeheuer.“

Das Baby wurde leiser. Bald wimmerte es nur noch.

„Sie sind Arzt!“ rief der Torwart. „Fliegen sie jetzt sofort zu dem Baby und sehen nach, ob es gesund ist!“

„Ach und wie?“ fragte Betrüger-Schorschi. „Die Flupppuppe ist nicht da!“

„Ein abgekartetes Spiel“, sagte der Torwart. „Sie und die Flupppuppe stecken also unter einer Decke! Das hätte ich von der Flupppuppe nie gedacht!“

„Das ist gar kein Spiel!“ sagte Betrüger-Schorschi. „Sie selbst haben die Puppe mit ihrem lächerlichen Gerede von Nylonpuscheln vertrieben!“

„Das stimmt!“ sagte Emily. „Die Puppe steht nicht auf Puschel.“

„Wir müssen dem Baby trotzdem helfen!“ schrie der Torwart. „Ich lasse es nicht zu, dass in meinem Gebiet Babys verhungern!“

„Hören Sie mal!“ sagte Rossi und lauschte. „Wenn mich nicht alles täuscht, kommt die Flupppuppe gerade wieder! Ich höre da so ein Zischen in der Luft.“

Der Torwart und Betrüger-Schorschi horchten kurz auf und stürzten dann nach draußen. Emily und Rossi gingen hinterher.

Von der Flupppuppe war allerdings weit und breit nichts zu sehen. Dafür aber schnitt Dr. Slumps Luftauto eine weiße Spur durch die Luft.

Es dauerte keine zwei Minuten und Dr. Slumps Auto landete auf dem Felsvorsprung.

Dr. Slump öffnete hektisch die Fenstertüre und rief: „Ich wusste, dass ihr noch hier seid! Schnell einsteigen! Das Baby schreit sich die Lunge aus dem Leib! Die ganze Bevölkerung ist auf dem Weg zum Kesselberg, um sich das Spektakel anzusehen!“

Betrüger-Schorschi und der Torwart sprangen schnell auf die Rücksitze. Eigentlich war das Auto jetzt voll. Aber Emily quetschte sich einfach noch auf den Fahrersitz neben Dr. Slump.

Dr. Slump schlug das Einstiegsfenster zu und düste davon.

Herr Rossi blieb als einziger auf dem Felsvorsprung und schaute verwundert dem Flugauto nach. Er wäre gerne mitgeflogen. Aber eigentlich war es auch nicht schlecht, sich hier in aller Ruhe um seine Karotte kümmern zu können.

Flupp!

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