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Drei Freunde

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„Der Weltraum! Unendliche Gezeiten! Dieses sind die Abenteuer des Raumschisses Entenscheiß..." Schallendes Gelächter unterbrach Tom.

„Wo hast du das denn schon wieder her?"

Paul hatte fast das Lenkrad verrissen, so sehr musste er lachen.

„Ist mir gerade in den Sinn gekommen."

Toms aufgerissene Augen und sein schnelles Festhalten des Türgriffes verrieten seine Panik bei dem Schlenker des Autos.

„Das nächste Mal gibst du vorher 'ne Warnung, sonst landen wir noch im Graben." Paul hatte sich und das Auto wieder unter Kontrolle.

„Wie soll die denn aussehen? 'Achtung, Achtung! Thomas Schneider hat soeben einen furchtbar witzigen Gedanken gehabt und würde ihn jetzt gerne kundtun! Bitte beachten Sie die Sicherheitsvorschriften und bringen Sie Frauen und Kinder in Deckung!'"

„Wäre doch mal was. Oder du sparst dir die Warnung und haust deinen Spruch raus, wenn wir nicht gerade mit 130 über die Landstraße fahren."

„Hm", brummte Tom. „Damit würde die Spontanität verloren gehen und ein Großteil des Humors sinnlos verpuffen. Und das bei meiner hohen Frequenz an überragenden Witzen."

„Stimmt auch wieder. Allerdings wäre unser Leben dann langweiliger, weil du nur noch wie ein Nerd ohne einen erkennbaren Grund vor dich hinkichern würdest."

Tom wollte auf den Seitenhieb verächtlich antworten, schluckte seinen Ärger aber herunter. Er wusste, dass sein bester Freund Recht hatte und er fühlte sich auch ein bisschen geschmeichelt. Als Nerd bezeichnet zu werden, war eine Auszeichnung für ihn.

Die beiden Freunde schwiegen. Paul versuchte seinen Puls unter einen gefährlichen Wert zu bekommen und Tom kicherte zweimal leise vor sich hin. Etwa 32,4 Sekunden nach diesem Vorfall kamen die beiden mit ihrem Cabrio an eine Abzweigung von der Landstraße, die augenscheinlich zu einem einzelnen Bauernhof in der Ferne führte. Hier stand lässig eine hochgewachsene Blondine in engem Top und Hotpants. Paul hielt mit quietschenden Reifen vor ihr und schaute sie mit einem breiten Grinsen an.

„Hallo schöne Frau! Können wir sie irgendwo hinfahren?“

„Aber nur, wenn ihr es mir ordentlich besorgt!“

„Geht klar! Spring rein!“

Die Blondine sprang gekonnt auf den Rücksitz und Paul fuhr mit quietschenden Reifen an.

„Hallo Jungs!“

„Hallo Nele!“, erwiderten Paul und Tom im Chor.

„Diese Art der Begrüßung sollten wir mal vor der Uni bringen, dann haben wir wieder fünf Minuten Berühmtheit", setzte Paul hinzu.

„Stimmt!“, sagte Nele und genoss die vorbeihuschende Luft, die hier und dort zu einem kleinen Kühlbesuch in Neles Gesicht und Haaren vorbeikam.

Nele nippte an ihrem Kaffee und genoss die Autofahrt über die Landstraße nach Göttingen. Früher hatte sie es gehasst, bei ihrem Vater auf dem Bauernhof zu leben. Weit und breit keine Menschenseele. Sie war umzingelt von Feldern, Bäumen und Tieren. Als sie mit 15 Jahren zu ihrem Vater zog, vermisste sie nicht nur ihre Mutter, sondern auch ihr altes Leben in der Stadt. Alle Freunde und Freundinnen waren mit einem Mal Lichtjahre entfernt. Eine einzelne Bushaltestelle an der Bundesstraße ermöglichte ihr morgens die Flucht in die Stadt und schützte sie in der schwierigen Zeit nach dem Tod ihrer Mutter davor, die Schule zu schwänzen. Nele musste innerlich grinsen, als sie an die Zeit zurückdachte, als ihr Vater sie abends in der Stadt oder am Rande der Bundesstraße einsammeln musste, weil sie mal wieder den letzten Bus verpasst hatte. Mit einen Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit musste sie daran denken, dass ihr Vater ihr nie Ärger gemacht hat. Die Art Ärger, bei der sie beschimpft und bestraft wurde. Ärger machte ihr Vater nur mit verrückten Ideen und abstrusen Erfindungen.

Nele kann den Drang laut zu lachen nicht unterdrücken.

„Was ist denn los?“ fragte Paul ungläubig. „Hast du ‘nen Kasper in deinem Kaffee?“

„Ich….ich…mein…“ waren die einzigen Worte die Nele mit hoch rotem Kopf und bauchhaltend herausbrachte.

Paul und Tom zogen die Augenbraunen hoch und schauten ihre Freundin Nele an, als ob sie eine Außerirdische wäre.

„Ich musste grad an die neuste Erfindung von meinem Vater denken. Eine Erdbeerpflückmaschine. Heute Morgen führte er mir diese ganz stolz vor und wisst ihr was sie pflückte?“ Nele fing wieder lauthals zu lachen an.

Verwirrt schauten sich die Jungen an.

,Will die uns verarschen?‘ dachte Paul.

„Na, was soll wohl eine Erdbeermaschine pflücken“, antwortete Tom in einem erhabenen Ton. „Natürlich Erdbeeren.“

Nele schaute die beiden an und lachte noch lauter. Nach einigen Minuten bekam sie wieder Luft.

„Natürlich, aber diese pflückt die Blätter…“

Paul und Tom schauten sich an und wussten nicht so recht, ob sie lachen sollten oder nicht. Aber dann konnten die beiden sich auch nicht mehr halten. Paul fing als erster an, weil ihm einfiel, dass Herr Hausmann, Neles Vater, erst letzten Monat einen alten

Staubsauger mit einem Motor zu einem Laubfeger aufmotzte. Als er diesen stolz Paul vorführen wollte, saugte der nicht nur das Laub ein, sondern auch alle Pflanzen inklusive der oberen 30 cm Erdschicht.“ Lachend kamen die drei Freunde an der Universität Göttingen an.

Die große Reise

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