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Von Paul Johnson
DIESES Buch ist nicht als reißerischer Enthüllungsreport für sensationslüsterne Voyeure gedacht. Seitdem der Secret Footballer Anfang 2011 seine erste Kolumne für den Guardian verfasste, wurden zahllose Versuche unternommen, seine Identität zu enthüllen. Dazu unterwarfen eifrige Tüftler seine Texte und die darin genannten Namen, Orte, Spiele und Vereine einer geradezu forensischen Analyse. In Fanforen wird kontrovers und kenntnisreich diskutiert, es gibt sogar eine Website, die sich nur diesem Thema widmet: whoisthesecretfootballer.co.uk. Mehrere Dutzend Spieler sind bereits als Secret Footballer ausgemacht worden. Je nachdem, wer als Kandidat gehandelt wird, spielt er für Blackburn, Sunderland, Fulham, Bolton, Wolverhampton, Burnley, Newcastle, Leicester, Liverpool, West Ham, Everton, Spurs, Birmingham oder Celtic. Und noch ein paar andere.
Seinem Wikipedia-Eintrag zufolge ist er Engländer und hat für mindestens zwei Premier-League-Klubs gespielt. Die Debatten und das Rätselraten sind ebenso unterhaltsam wie nachvollziehbar – und vielleicht wird der Secret Footballer eines Tages seine wahre Identität preisgeben. Um aber weiterhin so detailreich über das Geschäft und die beteiligten Personen schreiben zu können, muss er einstweilen anonym bleiben. Seine ehemaligen Klubs wären über seine Offenherzigkeit alles andere als erfreut und würden ihm vermutlich Vertragsbruch vorwerfen. Auch sein Berater hätte wenig Verständnis, ganz zu schweigen von seinen früheren Trainern.
Der Secret Footballer erzählt, wie es ist, gegen Manchester United ein Tor zu schießen, oder auch, John Terry „mit Schmackes in die Waden” zu treten. Er beschreibt sein Leben als Profi mit einem über 1,4 Millionen Pfund dotierten Vertrag (sowie einer monatlichen Hypothek von 19.000 Pfund) und den, wie er es ausdrückt, „ganz neuen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung”. Er berichtet von gerissenen Betrügern, Geldumschlägen, den Deals, den komplizierten Prämien; von hinterhältigen und verständnisvollen Trainern; von guten und schlechten Teamkameraden; von den Medien, den Frauen und den Ausschweifungen; er lässt nichts aus, weder die unterhaltsamen Anekdoten noch die erschütternden.
Aber der Secret Footballer ist anders als die anderen, und das war schon früh in seinem Leben so. Er erzählt von der ärmlichen Wohnsiedlung, in der er aufgewachsen ist, und von den gebrauchten Turnschuhen, in denen er als Junge spielte. Er stammt aus bescheidenen, aber geborgenen Verhältnissen. Wir erfahren, dass sein Vater ihn ermunterte, Klassiker wie Shakespeare, Dickens und Joyce zu lesen. Zum Profifußball kam er nicht auf dem üblichen Weg, und er hatte mit dem Widerspruch zu kämpfen, als Fußballprofi einerseits seinen Traum leben zu dürfen, andererseits von der Realität des Geschäfts zermürbt zu werden. Das gleiche Spannungsfeld wird in seiner Entschlossenheit deutlich, seine Herkunft aus der Arbeiterklasse nicht zu verleugnen, während er eine Vorliebe für edle Weine und kostspielige Urlaube entwickelte. All dieser Druck machte ihn unsicher, verschlossen und unberechenbar, bis er ganze Tage nur damit verbrachte, nach dem Training zu Hause auf einem Stuhl zu sitzen. Wie er schließlich Hilfe suchte und fand, davon erzählt der Secret Footballer ohne Bedauern als einer unveränderlichen Realität seines Lebens.
Vor ein paar Jahren las er in der Financial Times die Kolumne eines Immobilienmaklers, der anonym von einer Welt berichtete, zu der normalerweise nur Eingeweihte Zugang haben und in der es viel komplexer, gefährlicher und heuchlerischer zuging, als die Öffentlichkeit es jemals für möglich gehalten hätte. Die Parallelen zum Fußball lagen auf der Hand. Fußball wird von Millionen Menschen verfolgt und in den Medien bis ins kleinste Detail durchleuchtet. Trainer und Spieler geben Interviews, Ex-Profis schreiben Kolumnen, und über alles Mögliche – von den Finanzen und der Taktik bis hin zum Privatleben der Spieler – wird berichtet und diskutiert. Aber was wissen wir wirklich über das Geschäft? Die Antwort des Secret Footballers lautet schlicht und einfach: nicht besonders viel.
Also kam ihm die Idee für eine regelmäßige Kolumne. Er wandte sich an uns, d. h. unseren Sportchef Ian Prior und mich, und wir waren der Meinung, die Sache hätte enormes Potenzial. Aber wir hatten auch Zweifel: Würde er wirklich aufrichtig schreiben? Was würde er verheimlichen? Konnte er überhaupt schreiben? Als der erste Text eintraf, waren sämtliche Zweifel weggefegt – und seitdem ist er immer besser geworden. Dieses Buch war seine Idee, und alles, was darin steht, sind seine eigenen Worte, seine eigenen Erfahrungen, seine eigenen Empfindungen und seine eigenen Gedanken. Er ist ein außergewöhnlicher Mann.
Paul Johnson ist stellvertretender Chefredakteur Guardian News & Media.