Читать книгу Mein sexhungriges Kätzchen - Anonym - Страница 6
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ОглавлениеUm Bruno nicht zu wecken, stieg ich am nächsten Morgen sehr vorsichtig über ihn weg. Sekundenlang glitt mein Blick über seinen nackten Körper, dann deckte ich ihn behutsam zu.
Ich schlich hinaus und wagte erst in der kleinen Diele wieder richtig zu atmen.
Beatrice war bereits im Bad. Aber sie sah sich nicht nach mir um, als ich nackt und noch schlafwarm keinen Meter von ihr entfernt stand.
„Guten Morgen, Beatrice.“
„Morgen“, sagte sie knapp.
Ich zwang mich, ihre Verstimmung nicht zur Kenntnis zu nehmen.
„Hast du gut geschlafen?“
„Danke, ausgezeichnet.“
Ich dehnte mich und gähnte herzhaft. Mir kam zu Bewußtsein, daß es grausam war, mich in ihrer Gegenwart so wohlzufühlen. Aber ich wollte ihr und mir nichts vormachen.
„Ich auch.“
„Du?“ fragte sie gedehnt und wandte sich um. „Du hast geschlafen? Ich hatte nicht den Eindruck. Ihr habt bis zum frühen Morgen herumgerammelt, daß der Fußboden wackelte.“
„Beatrice!“
Ich war ehrlich entsetzt. Sie hatte das mit unüberhörbarem Haß gesagt. Nie zuvor hatte ich meine kleine Beatrice so erregt gesehen.
„Beatrice! Beatrice!“ äffte sie meine Stimme nach. „Es ist so! Ich hätte wirklich nicht gedacht, daß du dich so benimmst – nach allem.“
Die letzten Worte hatten zögernd geklungen; wahrscheinlich hatte sie etwas anderes sagen wollen.
Ich putzte mir die Zähne und wartete darauf, daß sie sich beruhigte. Gewiß, eine Auseinandersetzung war unvermeidlich. Aber ich hoffte, wir könnten trotz Bruno Freundinnen bleiben – wenn auch auf andere Art als bisher. Beatrice trat unter die Dusche und schloß die Schiebetür. Normalerweise duschten wir morgens gemeinsam und seiften uns gegenseitig ab. Diesmal wagte ich es nicht, zu ihr in die flache Wanne zu schlüpfen. Tatsächlich! Ich hatte Angst vor Beatrice.
Sie merkte es und genoß ihren Triumph. Als ich schließlich ebenfalls geduscht hatte und das Badezimmer verließ, saß sie schon am Frühstückstisch.
Eine halbe Stunde früher hatte ich mich noch auf mindestens drei Schnitten Toast mit viel Butter gefreut. Aber jetzt begnügte ich mich mit einer Tasse Kaffee.
„Es ist spät“, sagte Beatrice. „Wir müssen uns beeilen. Oder bleibst du zu Hause?“
Ich schüttelte den Kopf. Ich dachte darüber nach, ob ich Bruno wecken sollte, entschied mich aber dagegen. Auf einen Zettel kritzelte ich ein paar Zeilen, in denen ich ihm mitteilte, daß ich abends zurück sein würde. Ich schlich in mein Schlafzimmer, legte den Zettel auf das Tischchen neben dem Bett und unseren Ersatz-Schlüsselbund darauf.
Bruno schlief fest. Sein Atem ging gleichmäßig. Die leichte Steppdecke ließ seinen nackten Oberkörper frei. Zärtlich beugte ich mich über ihn und küßte seine Schulter. Er lächelte im Schlaf.
Oder bildete ich mir das nur ein?
Schweigend ging ich neben Beatrice her zur Haltestelle der Straßenbahn. Wie üblich, bekam man um diese Zeit mit Mühe einen Stehplatz. Ein kleiner dicker Mann drängte sich gegen mich; ihm schien die Enge willkommen zu sein.
„Ekelhaft!“ sagte Beatrice, als wir ausstiegen.
Ich forschte nicht nach, was sie meinte.
Als wir nun noch etwa 200 Meter vom Geschäft entfernt waren, fragte sie: „Und wie geht es jetzt weiter?“
„Darüber müssen wir uns unterhalten“, sagte ich leise. „Allerdings müssen wir das! Solltest du die Absicht haben, diesem Mann länger Quartier zu bieten …“
„Dieser Mann!“ unterbrach ich sie wütend. „Sprich bitte nicht in diesem Ton von Bruno!“
„Er hat dich verrückt gemacht! Du bist völlig verändert seit gestern abend!“
„Mag sein“, gab ich zu.
Vielleicht hatte Bruno mich wirklich verhext. Vielleicht war das, was ich für Liebe hielt, ganz etwas anderes. Vielleicht war ich nur Brunos animalischer Anziehungskraft erlegen, so wie mir das – vor der Zeit mit Beatrice – schon mit mehreren Männern passiert war.
Wir erreichten die Buchhandlung wie üblich mit einigen Minuten Verspätung. Aber da wir zu den tüchtigsten Kräften gehörten, sah die Geschäftsleitung großzügig darüber hinweg … (Ebenso, wie man darüber hinwegsah, daß Beatrice und mich etwas verband, was man nach dem herrschenden Kodex von Sitte und Anstand höchstens naserümpfend zur Kenntnis nahm).
Für gewöhnlich macht meine Arbeit mir Vergnügen. Aber an diesem Tag war ich erstens nicht bei der Sache, und zweitens ließ Beatrice keine Gelegenheit aus, mir versteckte und offene Vorwürfe zu machen.
Abends, als wir uns im Waschraum trafen, hatte sie mich so weit, daß ich mich ihr nicht mehr widersetzen konnte; meine Widerstandskraft war aufgebraucht.
„Du wirst ihn heute nicht sehen!“ sagte sie. „Aber – er wartet bestimmt in der Wohnung auf mich!“
„Du wirst ihn nicht sehen!“ wiederholte Beatrice, „ich will nicht, daß du jetzt zu ihm gehst und wieder mit ihm ins Bett steigst! Ich will nicht, daß er deinen nackten Körper berührt und dir seinen häßlichen Schwanz zwischen die Beine steckt!“
„Was ist das denn für eine Sprache!“ sagte ich mit sanftem Tadel und kam mir lächerlich vor.
„Wir gehen in ein Hotel“, entschied Beatrice.
„Das ist doch nicht dein Ernst!“
„O doch! Wir übernachten in einem Hotel. Und morgen, hoffe ich, ist dieser Bruno verschwunden.“ Sie dachte nach. „Am besten ist es, du rufst ihn an und sagst ihm, daß du ihn nicht mehr sehen willst.“
„Aber das stimmt doch nicht! Beatrice, so geht es nicht. Du kannst nicht auf diese Weise Entscheidungen für mich treffen.“
Sie sah wohl ein, daß sie zu weit gegangen war und entschuldigte sich.
„Trotzdem werden wir in einem Hotel übernachten“, fuhr sie fort. „Du brauchst Zeit und Gelegenheit, wieder zu dir zu kommen. Solange er in deiner Nähe ist, bist du nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Dieser Mensch hat dich verhext. Ich habe es sofort gemerkt, als du ihn gestern mitbrachtest. – Außerdem kenne ich ihn aus deinen Erzählungen gut genug, um zu wissen, welchen unheilvollen Einfluß er schon einmal auf dich ausgeübt hat.“
„Unheilvoll? Du irrst dich, Beatrice. Ich habe nie behauptet, daß er einen unheilvollen Einfluß auf mich ausgeübt hat!“
„Weil du es selbst nicht gemerkt hast. Weil du ihm damals verfallen warst!“
„Sei nicht albern!“
„Und jetzt läufst du Gefahr, daß es wieder so wird!“
Ich nahm mir ganz fest vor, nicht auf den albernen Einfall einzugehen, mit Beatrice in einem Hotel zu übernachten. Wir stritten eine halbe Stunde darüber.
Dann kauften wir am Hauptbahnhof Zahnbürsten und einige andere Kleinigkeiten und mieteten uns in einem schäbigen kleinen Hotel unten am Fluß ein.