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Erkennst du dich wieder?

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Es erfordert extrem viel Energie, nach einer solchen überwältigenden Erfahrung weiter zu funktionieren. Mir war nicht klar, dass ich die Erinnerung an diesen Schmerz immer so weit wie möglich aus meinen Gedanken halten wollte. Das war eine große Anstrengung, vergleichbar mit einem Vollzeitjob.

Lange Zeit tat ich so, als ob nichts geschehen wäre. Ich nahm mein Leben kurz nach der Beerdigung wieder auf und ging bald wieder arbeiten. Während ich innerlich immer noch sehr erregt, verwundbar und vor allem vollkommen wehrlos war, fand ich mitten in meinem Krankheitsprozess eine neue Beziehung, verkaufte mein Haus und zog ans andere Ende des Landes. Ich gab alles auf, um mit diesem neuen Mann zusammenzuleben!

Es ist bekannt, dass traumatisierte Menschen oft Schwierigkeiten haben, intime Beziehungen einzugehen, und dass es ihnen sehr schwerfällt, wieder zu vertrauen. Ironischerweise geraten sie oft in eine neue traumatische Beziehung. Das war auch bei mir der Fall. Die Dynamik in meiner neuen Beziehung sah so aus, dass meine Angst vor dem Verlassenwerden, vor Verrat und intensiven Einsamkeitsgefühlen immer wieder getriggert wurde. Dadurch wurden in meinem Gehirn immer wieder dieselben Schaltkreise aktiviert und riesige Mengen von Stresshormonen ausgeschüttet. Die Folge waren unangenehme Gefühle und intensive körperliche Empfindungen, die mich überwältigten, sodass meine Gesundheit sich nicht verbesserte. Mit einem Fachbegriff ausgedrückt: Ich geriet in einen Kreislauf der Retraumatisierung.

Meine Emotionen schossen zwischen Scham, Schuld, Wut, Angst, Trauer, Hoffnungslosigkeit, tiefer Verlassenheit und Einsamkeit hin und her. Mein Verhalten war von Wut geprägt. Ich kämpfte gegen alle, die mir lieb waren und das Beste für mich wollten, stieß Menschen zurück. Dazu steckte ich in einer Beziehung mit einem Mann, der sich genauso verhielt und der – wie sich später herausstellte – selbst schwer traumatisiert war.

Im Lauf des Jahres 2009 bekam ich noch mehr körperliche Probleme. Meine Mundschleimhäute entzündeten sich und es bildeten sich Geschwüre in meinem Mund. Eine weitere Autoimmunerkrankung wurde festgestellt: erosiver Lichen planus, eine Plattenepithelkrankheit. Dagegen bekam ich noch mehr Corticosteroide in Form von Salben und Pillen. Diese Medikamente störten meine Speichelproduktion. Eine schmerzhafte Erfahrung.

2010 steigerten sich meine Gesundheits- und Beziehungsprobleme weiter. Allmählich wurde mir bewusst, dass ich in einer Abhängigkeitsbeziehung zu einem Mann steckte, der mich und meine Kinder weiter traumatisierte. Er verstand sich nicht mit den Kindern und gab ihnen ständig das Gefühl, dass es sie nicht geben sollte. Wir waren schließlich in sein Haus gezogen! Es wurde nie unser Zuhause. Im Mai jenes Jahres verlor ich meinen Arbeitsplatz, meinen einzigen noch sicheren, wiedererkennbaren Ort. Ein weiterer Verlust.

Im Verlauf des Jahres litt ich immer stärker unter der Erosion der Schleimhäute in meinem Körper (Mund, Vagina, Anus, Speiseröhre). Mein Immunsystem war mittlerweile fast zusammengebrochen und neben Hautproblemen bekam ich es auch mit allerlei Allergien zu tun.

Infolge der Spannungen in meiner Beziehung und meiner gesundheitlichen Probleme war ich emotional sehr angeschlagen und lebte in ständigem Stress. Es blieb mir immer weniger Vitalität und Energie zum Leben. Ich ging durch die dunkelste Nacht meiner Seele. Damals konnte ich es nachvollziehen, warum jemand seinem Leben ein Ende setzen wollte. Ich ertappte mich bei Gedanken, die in diese Richtung gingen.

Das Antidepressivum half mir in diesem Kampf mit mir selbst nicht. Ich trank mehr, als mir lieb war, nahm regelmäßig Drogen (Cannabis) und verlor die Kontrolle über meine Kinder und die Verbindung zu ihnen. Nach außen hin hielt ich mich aufrecht. Meine mentale Flexibilität nahm jedoch drastisch ab, ebenso meine Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Die Weisheit des Traumas

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