Читать книгу Die Weisheit des Traumas - Anouk Bindels - Страница 5

Einleitung

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2006 veröffentlichte die Hebrew University in Jerusalem eine Sammlung von 1400 Briefen, die Albert Einstein seiner Frau und seinen Kindern geschrieben hatte. Einstein verstarb 1955 und hinterließ der Universität ein beachtliches Archiv. Seine Stieftochter Margot Einstein bestimmte, dass die Briefe erst zwanzig Jahre nach ihrem Tod veröffentlicht werden sollten.

Margot starb 1986. Im Juli 2006 gab die Hebrew University dann zum ersten Mal Einzelheiten über Einsteins Briefe bekannt. Nach Aussagen der Archivverwaltung werfen die 3500 Seiten Korrespondenz ein neues Licht auf das Privatleben eines der größten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Insbesondere einer der Briefe Einsteins an eine seiner Töchter ging mir sehr nahe. Er schreibt darin:

»Es gibt eine extrem starke Kraft, für die die Wissenschaft bisher noch keine Formel gefunden hat. Es ist eine Kraft, die alle anderen beinhaltet, sie regelt und die sogar hinter jedem Phänomen steckt, das im Universum tätig ist und noch nicht von uns identifiziert wurde.

Diese universelle Kraft ist die Liebe.

Wenn die Wissenschaftler nach einer einheitlichen Theorie des Universums suchten, vergaßen sie bisher diese unsichtbare und mächtigste aller Kräfte. Liebe ist Licht, da sie denjenigen erleuchtet, der sie aussendet und empfängt. Liebe ist Schwerkraft, weil sie einige Leute dazu bringt, sich zu anderen hingezogen zu fühlen. Liebe ist Macht, weil sie das Beste, das wir haben, vermehrt und nicht zulässt, dass die Menschheit durch ihren blinden Egoismus ausgelöscht wird. Liebe zeigt und offenbart. Durch die Liebe lebt und stirbt man. Liebe ist Gott und Gott ist die Liebe.

Diese Kraft erklärt alles und gibt dem Leben einen Sinn. Dies ist die Variable, die wir zu lange ignoriert haben, vielleicht, weil wir vor der Liebe Angst haben. Sie ist schließlich die einzige Macht im Universum, die der Mensch nicht nach seinem Willen steuern kann.«

Um die Liebe sichtbar zu machen, zieht Einstein einen einfachen Vergleich zu seiner berühmtesten Formel: E = mc². Er schreibt:

»Wenn wir anstelle von E = mc2 die Energie akzeptieren, um die Welt durch Liebe zu heilen, kann man durch die Liebe multipliziert mal Lichtgeschwindigkeit hoch Quadrat zu dem Schluss kommen, dass die Liebe die mächtigste Kraft ist, die es gibt. Denn sie hat keine Grenzen. (…) Nach dem Scheitern der Menschheit in der Nutzung und Kontrolle über die anderen Kräfte des Universums, die sich gegen uns gestellt haben, ist es unerlässlich, dass wir uns von einer anderen Art von Energie ernähren.

Wenn wir wollen, dass unsere Art überleben soll, wenn wir einen Sinn im Leben finden wollen, wenn wir die Welt und alle fühlenden Wesen, das sie bewohnen, retten wollen, ist die Liebe die einzige und die letzte Antwort.

Vielleicht sind wir noch nicht bereit, eine Bombe der Liebe zu bauen, ein Artefakt, das mächtig genug ist, allen Hass, Selbstsucht und Gier, die den Planeten plagen, zu zerstören. Allerdings trägt jeder Einzelne in sich einen kleinen, aber leistungsstarken Generator der Liebe, dessen Energie darauf wartet, befreit zu werden.

Wenn wir lernen, liebe Lieserl, diese universelle Energie, zu geben und zu empfangen, werden wir herausfinden, dass die Liebe alles überwindet, alles transzendiert und alles kann, denn die Liebe ist die Quintessenz des Lebens.

… Ich bedauere zutiefst, nicht in der Lage gewesen zu sein, das auszudrücken, was mein Herz enthält: mein ganzes Leben hat es leise für Dich geschlagen. Vielleicht ist es nun zu spät, mich zu entschuldigen, aber da die Zeit relativ ist, muss ich Dir wenigstens jetzt sagen, dass ich Dich liebe und dass ich durch Dich zur letzten Antwort gekommen bin.

Dein Vater Albert Einstein«

Als ich diesen Brief las, war ich bereits einige Jahre damit beschäftigt, dieses Buch zu schreiben. Mein Manuskript lag mittlerweile bei drei Verlagen, zweimal erhielt ich es ungelesen mit einem nichtssagenden Brief zurück.

Zu meinem großen Erstaunen lud mich schließlich ein bekannter Verleger in Amsterdam zum Gespräch ein. Auslöser dafür war mein Artikel über Trauer und Hinterbliebene in der Zeitung NRC. Berührt von der Schilderung meiner Geschichte, wollte er mich kennenlernen.

Es wurde ein unangenehmes Gespräch. Das Buchthema war in seinen Augen für eine Veröffentlichung ungeeignet und ich sollte vor allem nicht glauben, dass meine Geschichte von vielen Menschen gelesen würde. Entmutigt kehrte ich nach Hause zurück und legte das Manuskript erst einmal für einige Jahre beiseite.

Ich arbeitete trotz dieser Zurückweisung mit viel Liebe und Einsatz in meiner Praxis als Coach, Therapeutin und Trainerin weiter an der Entwicklung meiner Methoden und meines Ansatzes. Vielleicht zufällig, vielleicht aber auch nicht, bekam ich zu Beginn der Coronakrise im März 2020 – als ich plötzlich darüber nachdenken musste, wie ich meine Arbeit fortführen wollte – den Brief Einsteins an seine Tochter zu sehen. Das war der nötige Anstoß für mich, weiter an dem Buch zu arbeiten, das ich viele Jahre zuvor begonnen hatte. Der Arbeitstitel stand für mich sofort fest: Liebe = mc².

Was in diesem Brief über die Kraft der Liebe stand, berührte mich tief. Ich spürte ganz stark, dass die Kraft der Liebe den traumatischen Ereignissen in meinem Leben eine tiefere Bedeutung gegeben hatte, sodass ich mich selbst mit neuer Energie heilen konnte. Diese Erkenntnis zeigte mir klar, wie sehr diese außergewöhnlich starke, universelle Kraft der Liebe in unserem Leben wirken kann, wie wir uns selbst und unsere Traumata heilen und uns mit Liebesenergie nähren können, sodass wir diese wiederum an andere weitergeben können, die sie brauchen. Es spielt dabei keine Rolle, ob wir körperliche, emotionale, geistige oder spirituelle Heilung suchen. Ich entdeckte, dass hinter jedem Phänomen diese unsichtbare Kraft der Liebe steckt. Aus diesem Wissen heraus entstand der Herz-Gehirn-Heilungsprozess.

Die Weisheit des Traumas

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