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Schriftauslegung

Bevor ich jeweils praktische Hilfen gebe, wie wir heute die Bibel lesen können, möchte ich auf die Tradition der Schriftauslegung eingehen, wie sie in der Geschichte des Christentums praktiziert worden ist. Es gibt nicht die einzig mögliche Weise, die Bibel auszulegen, sondern verschiedene Möglichkeiten, auch wenn das Ringen um die »richtige« Auslegung schon sehr alt ist. Der Blick in die Tradition lässt uns die Freiheit, die Methode auszusuchen, die uns am besten liegt. Das kann sich auch von Text zu Text wandeln.

Die Sprache der Bibel ist eine dichterische und damit eine offene Sprache. Das heißt: Jede große Dichtung – ob »Die Nibelungen« oder »Faust« oder was auch immer man dazu zählt – muss immer neu ausgelegt werden, so auch die Bibel. Und sie hat zu jeder Zeit immer Neues zu sagen und kann die Herzen der Menschen immer wieder neu berühren.

Ich möchte sieben verschiedene Weisen der Auslegung hier anführen, wie sie uns die spirituelle und theologische Tradition anbieten. Dabei geht es nicht um die Frage, welche Auslegung die beste ist. Jede ist möglich und gut und erfüllt bestimmte Bedürfnisse. Sehen Sie selbst, lieber Leser, liebe Leserin, mit welcher Auslegung Sie sich wohlfühlen und welche Ihnen eher fremd bleibt. Und dann entwickeln Sie Ihre eigene, ganz persönliche Auslegung. Viele meinen, das sei Willkür. Es müsse doch die einzig richtige Auslegung geben, die von der Kirche autorisiert wurde. Doch diese hat in ihrer Geschichte alle sieben Auslegungsmethoden autorisiert. Die Texte der Bibel bleiben offen, sodass viele Leseweisen möglich sind.

Am Schluss jedes Kapitels möchte ich zudem noch ein paar Anregungen geben, wie wir die jeweilige Leseweise für uns persönlich praktizieren können.

Der kleine Bibelcoach

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