Читать книгу Die Amazonas-Detektive - Verschwörung im Dschungel - Antonia Michaelis - Страница 9
ОглавлениеVIERTES KAPITEL, | |
in welchem die Amazonas-Detektive ein Gespräch hinter einem roten Vorhang belauschen und der Hund Kaffee trinkt |
»Pablo? Pablo! Guck nicht so entsetzt, es ist nur der Hund, kein Monster!«
Pablo blinzelte. Und blickte in Ximenas Gesicht, das irgendwo über ihm schwebte. Der Hund, der offenbar Pablos Gesicht abgeleckt hatte, zog sich eben zurück.
»Ich … ich dachte, du wärst ein Kaiman«, murmelte Pablo und wischte sich Hundespucke von der Wange. »Wo ist Maria? Sie wollte uns erzählen, wo genau die Studenten …« Er sah sich um.
Es war später Morgen, die Sonne hing goldgelb über den Bäumen am Platz und der Platz selbst war leer gefegt. Nur hier und da eilten an seinem Rand Menschen vorbei.
»Weg«, sagte Ximena. »Maria ist weg. Samt all ihrer Kinder.«
Ihre blauen Augen sahen ernst aus.
»Na ja, sie … sie ist wahrscheinlich nach Hause gegangen, um neuen Saft zu machen, den sie dann verkaufen kann«, sagte Pablo, aber er hatte ein komisches Gefühl.
Denn der Wagen mit den halb vollen Saftflaschen stand noch auf dem Platz: ein seltsames Relikt, eine Spur, die nirgendwohin führte.
»Du glaubst doch nicht im Ernst, jemand hat Maria mitgenommen, nur weil sie mit uns geredet hat?«, flüsterte Pablo. »Nein. Das ist Unsinn. Dann hätte der Jemand auch gleich uns mitnehmen können.«
»Vielleicht ist sie einfach nur … etwas eilig aufgebrochen«, sagte Ximena. »Weil sie vor etwas oder jemandem Angst hatte. Ich glaube, sie ist noch nicht lange weg. Ich bin eben erst aufgewacht und ich dachte, ich hätte noch die Stimmen von einer ganzen Menge kleiner Kinder gehört, die versucht haben, sich zu beeilen … Als ich richtig wach war, war niemand mehr da. Außer … denen da!«
Sie nickte hinüber zum Rand des Platzes, wo neben einer schwarzen Kutsche zwei Männer standen und diskutierten. Gut angezogene Männer, Männer in schönen, schlichten hellen Anzügen und weißen Hemden. Sie mussten eben aus der Kutsche gestiegen sein. Kautschukbarone, die irgendwo außerhalb der Stadt auf riesigen Haciendas lebten und Tausende Sklaven zum Kautschuksammeln in den Wald schickten. Pablo rieb sich die Augen und wurde wirklich wach. Nein. Die Kutsche war ein historisches Ausstellungsstück und die Männer standen nur daneben, weil man sich dort gut anlehnen konnte.
Sie sahen einmal kurz zu Pablo und Ximena hinüber, dann diskutierten sie weiter und einer zeigte zum Theater mit seinen verschnörkelten goldenen Verzierungen.
»Wenn ich Pech habe, kennt einer von denen meinen Großvater«, sagte Ximena. »Und sie haben ihn längst angerufen, um ihm Bescheid zu geben, dass ich hier bin.«
»Ist er so ein Leute-Kenner?«, fragte Pablo.
»Die mit Geld, die kennen sich doch alle«, sagte Ximena. »Aber stimmt, eigentlich sagt er immer, er kann die anderen nicht leiden. Er geht nie zu irgendwelchen Partys oder Empfängen, er … He! Die gehen rein, guck! Ins Theater! Was wollen die da? Es ist keine Vorstellung um diese Zeit. Und Touristen sind sie auch nicht. Das ist … das ist komisch, findest du nicht?«
»Ich wollte immer schon mal rein«, murmelte Pablo.
»Na, dann los«, sagte Ximena.
Die beiden Männer waren im schattigen Seiteneingang des Theaters verschwunden und drei Minuten später zwängten sich auch Pablo und Ximena durch die schwere Schwingtür. Drinnen war es kühl und ein Geruch nach Vergangenheit und Putzmittel lag über dem Raum. Die Bodenfliesen glänzten, man konnte sich darin spiegeln und alle Wände waren mit goldenem Stuck dekoriert.
An der Theaterkasse saß eine rotmundige junge Dame hinter ihrem Glasfenster, lackierte ihre Nägel und wartete auf Menschen, die Karten für den Abend kaufen wollten.
»Da!«, wisperte Ximena und zeigte die Treppe hinauf, die mit rotem Plüschteppich ausgelegt war. Tatsächlich, weiter oben unterhielt sich jemand.
Sie duckten sich, huschten unter dem Glasfenster der Kartendame vorbei und die Stufen hinauf, lautlos wie zwei Mäuse.
Oben kamen sie in einem leicht gekrümmten, sehr breiten Gang heraus. Natürlich, das Theater war rund und dieser Gang lief wohl einmal ganz darum herum. In dem Gang standen auf einem schwarzen Kasten vier alte Scheinwerfer, ein Ausstellungsstück für Touristen. Ximena zeigte nach rechts, wo lauter reich verzierte Türen nebeneinanderlagen.
»Da geht es zu den Logen«, wisperte sie. »Wo die wichtigen Leute sitzen, wenn sie ins Theater gehen. Mein Großvater hat auch eine.«
»Das heißt … du hast hier schon Stücke gesehen?«, flüsterte Pablo fasziniert. Ximena legte den Finger auf den Mund und nickte. »Ööööde«, wisperte sie. »Die Leute gehen sowieso nur hin, damit man sie sieht.« Dann lauschte sie und Pablo lauschte ebenfalls. Die Stimmen der Männer kamen aus einer der Logen. Sie schlichen bis zu der Tür dieser Loge, die nur angelehnt war. Dahinter bedeckte zusätzlich ein dunkelroter Vorhang die Türöffnung. Ximena schob ihn ganz vorsichtig ein Stück zur Seite. Und da saßen sie – die beiden Männer in ihren hellen Anzügen, da saßen sie bequem auf zwei gepolsterten Theaterstühlen und sahen auf den Saal und zur Bühne hinab, die jetzt hinter einem weiteren Vorhang verborgen lag.
Die Welt, dachte Pablo, besteht aus Vorhängen, jeder verbirgt eine andere Wahrheit.
Da war der Vorhang des Waldes, der die Stadt umgab und hinter dem seltsame Dinge geschahen und Menschen verschwanden.
Da war der Vorhang von Ximenas Erinnerung, dem Lied der Frau, das sie träumte, die Frage, wo ihre Eltern geblieben waren.
Und da war der Vorhang von Miguels Reise, von der er nie zurückgekommen war.
Die Männer in der Loge lachten, gelöst und fröhlich.
»Schauen Sie es sich an«, sagte der eine. »All dieser Prunk. Früher saßen die Kautschukbarone hier. Heute, ich sag es Ihnen, sind es die Energiebarone. Die Wasserbarone, wie klingt das?«
Wieder Lachen. »Wie aus einem Kinderbuch«, sagte der zweite Mann. Er war ein bisschen größer als der erste und auch etwas schlanker. »Wenn wir das Ding durchhaben, werde ich also eine Loge hier haben?«, fragte er. »Aber natürlich«, antwortete der erste Mann, »versprochen ist versprochen.«
»Und ich werde meine Frau ins Theater führen und meine drei Töchter, alle in extra geschneiderten Kleidern«, sagte der erste Mann und lachte schon wieder. Etwas stimmte nicht ganz mit seiner Stimme … Und dann hatte Pablo es. Der Mann hatte einen Akzent. Er sprach gutes Portugiesisch, aber Portugiesisch war nicht seine Muttersprache.
»Sie spielen mit dem Gedanken hierherzuziehen?«, fragte der kleinere, breitere, der ohne Akzent.
»Nicht permanent. Für ein paar Wochen hier und da – ein Ferienhaus, Sie verstehen. Ich habe da draußen eine Villa in Aussicht, historisch, aber sie muss noch restauriert werden. Schön für die Mädchen. All diese Natur. Und meine Frau liebt Blumen. Es gibt doch sicher eine Menge Blumen im Urwald.«
»Blumen, hm«, sagte der andere. »Ähm, eigentlich … eher Bäume. Sie blühen natürlich bisweilen, aber die Blüten sind ganz oben, sie verstehen, wo das Licht ist. Da kommt man schlecht hin … Aber das macht ja nichts!« Er lachte schon wieder. »Macht gar nichts! Man kann die Bäume ja beseitigen und Blumen pflanzen. Einen wunderschönen Blumengarten hinter Ihrer Villa, Blumen, so weit das Auge reicht, Sie werden genug Leute finden, die sich um die Blumen kümmern, die Indios sind zwar im Grunde alle dumm, aber wenn man sie mit ein wenig Strenge erzieht, können sie gute Arbeiter werden. Man darf nicht zu sanft mit ihnen umgehen.«
Er seufzte. »Einen Teil des Geldes, das Sie mir freundlicherweise zur Verfügung stellen, werde ich dazu verwenden, das alte Theater ein wenig zu verbessern. Für unser Volk. Ich bin ein großzügiger Mensch.« Er räusperte sich. »Ich fände es zum Beispiel schön, wenn die Logen kleine Kühlschränke hätten, um Drinks bereitzustellen. Und es sollte hier oben eine Klimaanlage für die Logengäste geben. Mir ist ständig zu heiß. Aber man muss ja hingehen, nicht wahr, um gesehen zu werden, sonst vergessen die Menschen noch, wer ihr Bürgermeister ist!«
»Klimaanlage … warum nicht«, sagte der erste Mann. »Den Strom haben Sie dann ja.«
Sie lachten beide wieder und dann sagte der rundlichere Mann plötzlich: »Was machen wir mit den Kindern? Den beiden da unten?«
Pablo zuckte zusammen und fasste Ximena am Arm.
»Sie versuchen, Dinge herauszufinden. Irgendwie ist es ja fast niedlich. Sie spielen Detektiv. Ein Glück, dass ich meine Informanten habe, die solche Dinge zuverlässig und rasch an mich weitermelden …«
»Was wir mit ihnen machen sollen? Gar nichts«, sagte der dünne Mann. »Es sind Kinder! Sie werden wohl kaum das nächste Schiff zum Rio Demini nehmen und uns in die Suppe spucken.«
»Sie suchen ihren Freund. Einen der Studenten. Kinder können sehr hartnäckig sein. Eins von ihnen können wir ziemlich leicht beseitigen. Der Junge lebt auf der Straße. Kein Ding, wenn er verschwindet. Das andere ist ein Mädchen aus gutem Haus. Das ist schwieriger.«
»Ach was. Ich denke nicht, dass eine Gefahr von ihnen ausgeht. Was im Übrigen tun wir mit den Studenten? Wir können sie nicht ewig da unten sitzen lassen.«
»Nicht?«, fragte der rundere Mann und lachte wieder leise. »Hm. Nein. Wir sollten eine Lösung finden. Unangenehmes Thema. Es sind so viele. Einundzwanzig. Und sie hätten es fast geschafft, uns die Weltpresse auf den Hals zu hetzen. Lauter Zeitungen, die böse Artikel über uns schreiben … ein Glück, dass wir das noch verhindern konnten, nicht wahr? Ich werde jemanden finden, der die Drecksarbeit macht, ich kümmere mich. Gute Leute sind leider meistens sehr beschäftigt.«
Er stand auf. »Aber zuerst kümmern wir uns jetzt um diesen Straßenjungen und seine kleine Freundin. Wir werden sie ganz höflich in meinen schönen Wagen einladen.
Dann fahren wir die Kleine zurück zu ihrem Großvater und den Jungen … nun ja, den nehmen wir noch ein Stückchen weiter mit. Sie wird ihn nie wiedersehen und dann vergessen. Sie hat genug anderes Spielzeug in ihrer silbernen Villa, ganz bestimmt.«
Pablo spürte, wie ihm eiskalt wurde.
Ximena zog ihn von der Tür weg, in den Flur, und hinter das einzige Ding, das dort stand: den schwarzen Kasten mit den alten Scheinwerfern. Sie kauerten dort, in einem Gewirr aus uralten Kabeln, das von den Scheinwerfern herunterhing, und Pablos Herz schlug wild in seiner Brust.
Er sah, dass Ximena die Fäuste geballt hatte.
Die beiden Männer schlenderten über den roten Teppichboden. Sie hatten es nicht eilig, klopften sich gegenseitig auf die Schulter und Pablo hörte den dünnen Mann sagen: »Und die Indios? Gehen die nicht auf die Barrikaden? Immerhin fluten wir zwei ihrer Dörfer. Das ist ein angeblich unkontaktiertes Volk, eines der letzten …«
»Eben. Wir haben sie nur aus der Luft gesehen, vom Flugzeug aus. Keiner weiß von ihnen. Also?« Er lachte schon wieder. »Also wird es auch keinem auffallen, wenn sie nicht mehr da sind.«
»Aber sie werden nicht einfach untergehen! Sie werden umziehen müssen und dann werden sie sich irgendwo beschweren …«
»Das wird man sehen«, sagte der rundliche Mann. »Moment. Was ist das?« Er drehte sich nach den Scheinwerfern um und sein Gesicht sah auf einmal sehr gelb aus. Pablo sah, wie Ximena eine Hand vor den Mund schlug. Offenbar war einer von ihnen an irgendeinen Knopf gekommen. Der alte gelbe Scheinwerfer war angesprungen.
»Hier ist Licht«, sagte der dünne Mann, etwas dümmlich. Auch er hatte sich umgedreht und ein anderer Scheinwerfer leuchtete sein Gesicht rosa an. Dann wechselte die Beleuchtung zu grün und blau.
»Das ist merkwürdig, sonst schalten nur die Fremdenführer die alten Schweinwerfer an, wenn sie Touristengruppen hier herumführen«, sagte der runde Mann und machte einen Schritt auf den Kasten zu. »Da ist ein Schalter hinten an diesem Kasten …«
Der dünne Mann sah sich nervös um und blinzelte. Gerade wurde seine Nase rot und dann orange. »Aber wer hat die Dinger angemacht?«, fragte er. »Ist jemand hier? Hat jemand uns belauscht?«
Die beiden Männer standen jetzt genau vor dem Kasten. Und dann gingen sie darum herum.
Diesmal war es Pablo, der Ximena um den Kasten zog. Die Männer standen wieder vor einer Seite, an der keine Kinder saßen. Sie gingen langsam und sorgfältig einmal um den Kasten herum und Pablo und Ximena rutschten genauso langsam und sorgfältig um den Kasten herum, immer so, dass die Männer sie nicht sahen.
Pablo hatte furchtbare Angst, aber zugleich machte sich ein Lachen in seiner Kehle breit, das unbedingt hinauswollte.
»Hier ist niemand«, sagte der runde Mann. »Jemand hat die Dinger angelassen und wir haben es vorhin nicht bemerkt. Gehen wir.«
Als ihre Schritte, gedämpft vom Teppich, auf der Treppe verklungen waren, atmete Ximena auf.
»Der Bürgermeister«, sagte sie. »Der runde Mann war der Bürgermeister. Er war zu Neujahr bei uns auf einem Empfang. Mein Großvater hasst Empfänge, aber zu Neujahr gibt er jedes Jahr einen, weil meine Großmutter das früher so gemacht hat. Ich mochte den Kerl schon damals nicht. Er hat mich in die Wange gekniffen und gesagt, ich sehe aus wie ein Engel.«
»Ähem«, sagte Pablo. »Du … du siehst natürlich überhaupt nicht aus wie ein Engel.«
»Und jetzt suchen sie da unten nach uns«, sagte Ximena. »Diese … diese …«
Offenbar war sie nicht gut im Fluchen. »Hundesöhne?«, schlug Pablo vor. Sie nickte begeistert.
»Weißt du, das ist etwas, was ich dringend lernen muss, wenn wir jetzt Detektive sind. Privatdetektive in Büchern trinken Whisky und benutzen derbe Flüche. Hundesöhne.« Ximena lächelte engelhaft. »So ein schönes Wort. Oh, warte. Wo ist eigentlich der Hund?«
Sie sahen sich an. Sie hatten den Hund beide völlig vergessen.
»Heute Morgen war er noch da, aber seit dem Theater nicht mehr …«, murmelte Pablo.
Sie traten gemeinsam ans nächste Fenster und sahen hinunter auf den Platz, auf die Bäume, die Steinbänke, die verlassenen Caféstühle rings um den Platz. Alles war leer, nur ein paar Tauben flogen über das Pflaster. Und mitten auf dem Platz standen die beiden Männer in ihren cremefarbenen Anzügen und sahen sich um. Suchten zwei Kinder. Dann schüttelten sie die Köpfe und gingen davon, zu einem Wagen, der irgendwo wartete. »Die glauben, sie finden uns schon irgendwo«, knurrte Pablo. »Sie haben jemanden, der ihnen hilft. Es gibt einen Verräter unter meinen Freunden auf der Straße. Vielleicht hat der auch den Hund mitgenommen und irgendwo eingesperrt.«
»Schau mal, da«, sagte Ximena und zeigte auf eines der Cafés. Und da sah Pablo den Hund. Er saß auf einem Caféstuhl, gegenüber vom einzigen Morgengast des Cafés. Die beiden teilten sich ein Sandwich und einen Kaffee. Der Cafégast hatte etwas aus seiner Tasse für den Hund auf eine Untertasse gegossen.
»Das ist doch … das ist Tom Weißfeder«, flüsterte Pablo. »Der muss ja gestern ganz gut verdient haben, wenn er sich ein Frühstück im Café leistet. Komm, vielleicht lädt er uns auch ein. Tom ist gewöhnlich großzügig.«
»Ja, wir brauchen ein Frühstück«, meinte Ximena und lief leichtfüßig voraus, die Treppe hinunter. »Denn wir haben heute noch etwas vor.« Sie machte ihre Stimme ganz tief und sagte: »Diese Kinder werden wohl kaum das nächste Schiff zum Rio Demini nehmen.«
Dann drehte sie sich zu Pablo um und Pablo grinste. »Dreimal darfst du raten, was wir jetzt tun.«
»Jetzt nehmen wir das nächste Schiff zum Rio Demini«, sagte Pablo und hielt sie kurz an ihrem weißen Nachthemdärmel fest. »Aber – Ximena. Kannst du einfach so wegbleiben? Von zu Hause? Der alte Silberbaron wird sich schreckliche Sorgen machen.«
»Ach, der ist froh, wenn ich weg bin, wetten?«, sagte Ximena. »Dann macht niemand Krach im Haus und singt und hüpft die Treppen hinunter. Dann kann er schön ungestört in einem Sessel sitzen und vor sich hin brüten.« Sie lachte.
»Aber – hast du keine Angst?«, fragte Pablo. »Willst du wirklich in einen Wald fahren, in dem so viele seltsame Dinge passieren? Es gibt wilde Tiere und wilde Menschen offenbar auch und …«
»Wilde Pflanzen?«, fragte Ximena. »Ja. Ich weiß das. Aber wir sind die Furchtlosen Drei vom Rio Negro.«
»Und du hast nicht mal anständige Kleider!«, sagte Pablo.
»Der Hund hat auch keine anständigen Kleider«, sagte Ximena.
Pablo verdrehte die Augen. »Der Hund läuft nicht in einem weißen Nachthemd rum.«
»Ich kann es ausziehen.« Ximena zuckte mit den Schultern und griff nach dem Saum des Nachthemdes.
»Bloß nicht! Meinst du, nackt bist du weniger auffällig?« Pablo schüttelte den Kopf und Ximena lachte. »Ich habe doch Geld. Wir besorgen eben Kleider. Ich will solche Kleider wie du. Und ich will mein Haar nie wieder mit einer Seidenschleife zusammenbinden müssen.«
»Du willst kaputte Hosen und ein zerrissenes Hemd?«
»Und eine Mütze«, sagte Ximena. »Mit Schirm. Wie ein echter Detektiv. Damit mich niemand erkennt. Los, komm.«