Читать книгу Dominanz – Die Kunst der erotischen Herrschaft | Erotischer Ratgeber - Arne Hoffmann - Страница 5
ОглавлениеWie kannst du einem Partner wehtun, den du liebst und respektierst?
Möglicherweise hast du dir den Ratgeber besorgt, weil du gemerkt hast, dass dich Fantasien erregen, in denen du andere Menschen erotisch quälst. Oder dein Partner hat dich dazu aufgefordert, so etwas einmal zu versuchen, und du bist grundsätzlich bereit dazu. Aber du fragst dich, wie du die emotionale Hürde überwinden kannst, jemanden zu beherrschen und zu schikanieren, den du sehr gern hast. Wenn du ein Mann bist, hast du vielleicht sogar schon Probleme damit, deine Partnerin als »dumme Schlampe« oder »notgeile Stute« zu bezeichnen, nachdem du dein ganzes Leben lang gelernt hast, dass man Frauen respektieren soll.
Das Erste, was du dir in dieser Situation klarmachen solltest, ist, dass es sich um ein Spiel handelt. Bezeichnungen wie »notgeile Stute«, die du im Alltag nie äußern würdest, tragen dazu bei, zu betonen, dass ihr euch momentan in einer erotischen Fantasiewelt befindet. Wesentlich ist, dass du solche Spiele nur mit jemandem spielst, der aus eigener Lust daran dazu einwilligt. Einvernehmlichkeit ist hier das A und O und deshalb sollten du und dein Partner gründlich miteinander besprechen, was genau euch beiden Spaß machen würde und was nicht. In diesen Gesprächen dürftest du schnell feststellen, dass sich dein Partner nicht für dein Vergnügen aufopfert, sondern durch solche Aktionen selbst sehr erregt wird. Sich jemand anderem zu unterwerfen oder sich hilflos in seinen Fesseln zu winden, kann mit Lustgefühlen verbunden sein, die sich sogar biologisch (in Form von Hormonschüben) nachweisen lassen. Und während Schmerzen an sich unangenehm sind, sorgen sie in bestimmten Situationen dafür, dass körpereigene Stoffe (Endorphine) ausgestoßen werden, die einen auf angenehme Weise berauschen. Insofern solltest du dir Schmerzen und Demütigungen eher vorstellen wie Wasabi, Meerrettich und andere Gewürze: Es macht sicher keinen Spaß, ein ganzes Glas davon zu verspeisen, aber in der richtigen Dosis machen sie das Essen deutlich pikanter und köstlicher.
Frag ruhig nach, was genau deinen Partner in Wallung bringt und warum er glaubt, dass das bei ihm so gut funktioniert. Je besser du das durchschaust, desto eher kannst du ihm genau das geben, was er braucht, damit seine Lustkurve steil ansteigt.
Außer durch Gespräche mit deinem Partner kannst du deine Hemmungen dadurch überwinden, dass du viel zu diesem Thema liest – vielleicht besonders Erfahrungsberichte von unterwürfigen und masochistischen Menschen – oder dich zum Beispiel im Internet mit Menschen unterhältst, die SM-Spiele praktizieren. Auf diese Weise erhältst du zum einen ein besseres Gespür für die Psychologie hinter solchen Aktionen und zum anderen lernst du, wie du dich am besten so verhältst, dass du deinen Partner nur auf »angenehme« Weise verletzt und nicht so, dass es ihn tatsächlich belastet. Du lernst dann, dass erotische Unterwerfung viel mit Verantwortung für den Partner und sein Wohlbefinden zu tun hat statt mit reiner Lust am Quälen.
Hier kann es helfen, wenn du für dein Verhalten klare und stabile moralische Kriterien entwickelst. Dazu gehört vor allem, dass du auf die Grenzen deines Partners achtest, die ihr vor eurem Spiel miteinander vereinbart habt. Tue also nichts mit ihm, was er nicht möchte, wenn du nicht riskieren willst, sein Vertrauen zu verlieren. Im schlimmsten Fall verliert dein Partner sogar generell Vertrauen in andere Menschen und entwickelt Probleme, mit seiner sadomasochistischen Neigung zurechtzukommen.
Zugegeben: Manche unterwürfige Menschen genießen es ganz besonders, wenn die zuvor von ihnen festgelegten Grenzen gerade einen Schritt weit überschritten werden. Sie fühlen sich dann besonders ausgeliefert, was ihre Lust in die Höhe schießen lässt. Für manche dient es auch der Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit, wenn sie auf irrationalen Ängsten beruhende Grenzen verschieben können.
Vor allem aber, wenn du Anfänger im Bereich der Dominanz bist, solltest du es nicht als deine Aufgabe betrachten, die Grenzen deines Partners zu übergehen, um seine Persönlichkeit zu verändern. Die Gefahr, dabei Schlimmes anzurichten, was du nicht leicht wiedergutmachen kannst, ist einfach zu groß. So etwas solltest du nur wagen, wenn du deinen Partner und was solche Spiele bei ihm auslösen, außerordentlich gut kennst und die Kommunikation zwischen euch beiden störungsfrei funktioniert. Während du deinen Partner erotischen Qualen aussetzt, gehört es zu deiner Verantwortung, immer wieder zu überprüfen, ob es ihm noch gut geht. Je mehr Erfahrung du dabei sammelst, desto eher kannst du auch leise Signale in seinen Gesichtszügen, seinem Tonfall und seiner Körpersprache erkennen, die zeigen, dass es ihm schlechter geht, als er eigentlich möchte. Dann hast du die Möglichkeit, Druck wegzunehmen, das Spiel umzulenken, es sanft ausklingen lassen – oder auch einfach mal nachzufragen, wie es deinem Partner gerade geht.
Nicht zuletzt dürfte es dir (und deinem Partner) helfen, wenn ihr euch nicht kopfüber in die extremsten Spiele hineinstürzt, sondern mit kleinen Schritten beginnt, zuerst noch sehr sanft und nicht weit von eurem gewohnten Sex entfernt. Einige Beispiele sind in meinem Ratgeber »Die ersten Schritte SM« aufgeführt. Spürt nach jeder dieser Aktionen nach, wie es euch damit geht und unterhaltet euch darüber. Auf diese Weise bekommt ihr ein immer besseres Gespür für solche Spiele, die dir jetzt vielleicht noch unheimlich sind, und die allmähliche Gewöhnung daran macht dich selbstsicherer.
Es kann allerdings auch sein, dass du bestimmte Wünsche nicht erfüllen kannst. Zum Beispiel tun sich viele Menschen verständlicherweise schwer damit, jemanden übel zu erniedrigen und zu demütigen, den sie lieben und respektieren. Manche Menschen lösen dieses Problem, indem sie ihre Beziehung öffnen, also entweder der dominante oder der unterwürfige Partner solche erotischen Freuden mit jemand anderem als seinem festen Partner erlebt. So wie andere Formen von Sex können auch SM-Aktionen problemlos zwischen Menschen stattfinden, die nicht verliebt ineinander sind, sondern sich nur gefunden haben, weil es ihnen Spaß macht, auf diese Weise miteinander zu spielen. Eine solche Öffnung eurer Partnerschaft solltet ihr vorher gründlich durchsprechen, um das Risiko gegenseitiger emotionaler Verletzungen zu senken.
Am besten ist es, wenn du mehr und mehr lernst, an deiner Rolle bei solchen Spielen ohne unsinnige Schuldgefühle Gefallen zu finden – und das nicht nur dir selbst zuliebe: Auch ein unterwürfiger Partner ist glücklicher und erregter, wenn er von jemandem beherrscht wird, der seine Dominanz wirklich genießt.