Читать книгу Geschichten aus dem Neuen Testament - Lyrisch interpretiert - Arno Hildebrandt - Страница 9

Kapitel 3

Оглавление

Maria

 Marias Herkunft und Kindheit

 Marias Geburt und ihre Zeit als Kleinkind

 Die Überantwortung Marias an Josef

 Die Verheißung der Geburt Jesu

 Marias Schwangerschaft und ihr Besuch bei Elisabeth

 Josefs Heimkehr

 Jesu Geburt und Marias Leben danach

Marias Herkunft und Kindheit

Nun möchte ich von den Geschichten

über Maria hier berichten.

Dass sie die Mutter Jesu war,

wissen wir durch die Schriften zwar,

doch es ist schwerlich zu erfahren,

wer Ihre Vorfahren einst waren.

Viele von hoch gelehrten Leuten

wollten die Schriften schlüssig deuten,

welche erhalten uns geblieben,

weil es einige niederschrieben.

Jedoch die ganze Wissenschaft

hat dies nicht eindeutig geschafft.

Auch mir wird es wohl kaum gelingen,

die Fakten klar herauszubringen.

Ich konnte mich – beim Versgestalten –

nur am bereits Geschriebnen halten.

Manches ist da nicht gleich verständlich

da stellenweise nicht identisch.

Jedenfalls war es mein Bestreben,

alles über Marias Leben

in den Berichten aufzuspüren

und es zusammen hier zu führen.

Ich meine, das ist nicht verkehrt

und aller Nachforschungen wert.

Wo stammte dieses Mädchen her? 1

Dies zu ermitteln fällt recht schwer.

Ist sie es – wie teils angenommen –

die vom Stamm Davids hergekommen?

Denn Jesus sollte ja allein

ein Nachkomme von David sein!

Da Josef aber, das ist klar,

nur Jesu Pflegevater war,

musste Maria obendrein

selbst auch vom Stamme Davids sein!

So wird das Nachfolgegeschlecht

den Prophezeiungen gerecht!

Es wurden damals – wie bekannt –

jedoch die Väter nur genannt.

Darum schrieb man im Stamm-Verlauf

damals nur Männernamen auf.

Denn Lukas hat auch festgehalten:

Er ward für Josefs Sohn gehalten. 2

Ich fand zwar in der Bibel was,

doch wenig nur, drum nahm ich das

Protevangelium zur Hand

wo ich Informationen fand

über das einstige Geschehen,

die in der Bibel so nicht stehen.

Am Anfang schrieb Jakobus klar 3

über Marias Elternpaar

Joachim und Anna – die beiden –

waren eigentlich zu beneiden,

denn sie waren an Gütern reich.

Dieses erwähnt Jakobus gleich.

Über Joachims Elternhaus

fand man letztendlich dann heraus

und nahm' s auch als erwiesen an:

Joachim kam aus Davids Stamm.

Auch Anna – hat man angenommen –

könnte von Davids Stamme kommen.

Joachim, der großzügig war,

brachte auch gerne Gaben dar.

Zum Tempel hin trug er sie gern,

um Dank zu sagen Gott dem Herrn.

Was mehr als üblich allgemein,

das sollte für die Armen sein!

An einem großen Tempelfeste

hielt Joachim es für das Beste,

schon in der Frühe aufzustehen,

um gleich zum Tempel hin zu gehen.

Daher kam dieser fromme Mann

mit Gaben dort als Erster an.

Jedoch Rubim, der Priester war,

machte unmissverständlich klar,

dass er als Erster seine Gabe

zu bringen er das Recht nicht habe,

weil er keine Nachkommenschaft

bisher in Israel geschafft.

Joachim – traurig ob der Schmach –

sah in den Stammesbüchern nach,

ob er denn wirklich ganz allein

hier würde ohne Nachwuchs sein.

Dort musste er enttäuscht dann lesen,

dass er der Einzige gewesen.

Das schlug ihm heftig auf den Magen!

Ohne daheim etwas zu sagen

ging er von seinem Heimatort

zum Fasten in die Wüste fort.

Nur das Gebet sollte allein

für ihn Speise und Trank dort sein.

Anna, sein Weib – so kann man sagen – 4

hatte nun doppelt Grund zum Klagen:

Nicht, weil sie ohne Kinder bloß,

jetzt war sie auch den Mann noch los!

Zum Himmel schaute sie hinauf

und hörte nicht zu jammern auf.

Als Gott vernahm all diese Klagen

ließ er ihr durch 'nen Engel sagen:

»Gott wird den Wunsch dir nun gewähren,

du wirst empfangen und gebären!

Die Leibesfrucht – noch unbekannt –

wird bald in aller Welt genannt.«

Anna sprach: »Wenn ein Kind ich habe, 5

sei es nun Mädchen oder Knabe,

will ich’s dem Herrgott wiedergeben!

Nach Priesterart soll es dann leben.

Es soll sein Leben lang allein

nur Gott dem Herrn zu Diensten sein.«

Nach vierzig Tagen Fastenzeit

machte Joachim sich bereit,

wieder zu seinem Weib zu gehen,

um sie endlich wieder zu sehen.

Ein Engel hatte ihm bei Nacht

auch diese Botschaft überbracht.

Er sprach zu ihm: »Geh wieder Heim,

bald wird dein Weib dann schwanger sein!«

Voll Freude ging er auch sofort

zurück an seinen Heimatort.

Sein Weib hatte ihn froh empfangen

und gleich an seinem Hals gehangen.

Er legte sich nun erst mal hin,

und seine Frau umhegte ihn.

Da beide ja schon alt an Jahren

und in der Liebe recht erfahren,

sorgte Joachims Samen eben

jetzt endlich für ein neues Leben.

1 Lukas 3, 23 – 38 / 2 Lukas 3, 23 / 3 Protevangelium 1 /

4 Protevangelium 2 – 4 / 5 Protevangelium 4, 2 – 5, 1

* * *

Marias Geburt und ihre Zeit als Kleinkind

Wie es vom Engel prophezeit, 1

war es auch ziemlich schnell soweit,

dass Anna war in Schwangerschaft.

Als dann neun Monate geschafft,

kam ihr ersehntes Kind zur Welt;

ein Mädchen – wurde festgestellt.

Die Mutter hatte es bewegt

zum Nähren an die Brust gelegt.

Und sie entschied nun ganz allein:

»Maria soll ihr Name sein!«

Mit Annas Fürsorge wuchs dann

ihr Töchterlein gesund heran.

Damit Maria bleibe rein,

richtete sie ein Zimmer ein,

das einem Heiligtume glich.

Gleichzeitig kümmerte sie sich

darum, dass sie nichts schlechtes aß;

sorgte für Abwechslung und Spaß.

Als dann das erste Lebensjahr 2

des Mägdeleins vollendet war,

sollte dies groß gefeiert sein,

drum lud Joachim Gäste ein;

auch Priester und die Schriftgelehrten,

die einst das Spenden ihm verwehrten.

Zudem lud er in großer Zahl

das Volk rundum zu diesem Mahl.

Und alle sind zu ihm gekommen.

Nun hatte er das Kind genommen

um hier sogleich um Gottes Segen

die Hohenpriester zu bewegen.

Und diese segneten nun auch

das Kind nach hergebrachtem Brauch.

Und einer sprach: »Herr, sieh herab

aufs Kind, dem ich den Segen gab;

gib du ihm den vollkomm’nen Segen

den sonst kein anderer kann geben!«

Marias Mutter war nun froh

und dankbar, darum sprach sie so:

»Gott schenkte mir in dieser Zeit

die Frucht seiner Gerechtigkeit!

Drum stimm' ich an den Lobgesang

und preise Gott mein Leben lang!«

Maria – Annas Kind – gedieh; 3

bereits zwei Jahr' alt wurde sie.

Joachim sprach: »Nun ist’s so weit,

ich denke, es ist an der Zeit,

dass wir unseres Kindes Leben

jetzt in der Priester Obhut geben.

Wir woll’n das Kind zum Tempel bringen!

Der Grund ist hier vor allen Dingen,

unser Versprechen zu begleichen

bevor der Herr uns gibt das Zeichen!«

Doch Anna sprach: »Lass' uns die Frist,

bis unser Kind drei Jahr' alt ist!«

Sie brachte auch das Argument:

»Wird es erst dann von uns getrennt,

fällt ihm die Trennung nicht so schwer

und es vermisst uns nicht so sehr.«

Joachim hat das eingesehen

und ließ ein weitres Jahr vergehen.

Doch allzu schnell die Zeit verrinnt. 4

Schon war drei Jahre alt das Kind.

Die Eltern aber bangten schon

um Ihres Kindes Reaktion.

Wie wird Maria sich verhalten –

wie wird ihr Dasein sich gestalten?

Doch es war nicht mehr zu umgehen –

sie mussten jetzt zum Tempel gehen.

So haben sie noch vor der Nacht

Maria auch dort hin gebracht.

Ein Priester nahm das Mädchen dann

zwecks deren Obhut freundlich an.

Er segnete es und sprach leise

in einer feierlichen Weise:

»Der Herr wird in einigen Jahren

durch dich sich selber offenbaren!«

Dann setzte er Maria wieder

auf des Altares Stufen nieder.

Maria aber stand darauf

mit ihren kleinen Füßchen auf,

begann, sich tanzend zu bewegen.

Gott hat die Anmut ihr gegeben.

Und – wie Jakobus niederschrieb –

gewann ganz Israel sie lieb.

Nachdem die Eltern dies gesehen,

konnte sie nun nach Hause gehen.

Ihr Kind jedoch ließen sie hier

und dankten sogar Gott dafür,

dass es erstaunlich leicht doch ging

und ihr Kind nicht an ihnen hing.

Maria lebte nun hinfort

im Tempel – diesem heil’gen Ort.

Neun Jahre ward sie mit Bedacht

sehr fromm erzogen und bewacht.

Und Nahrung für ihr zartes Leben

hat stets ein Engel ihr gegeben.

1 Protevangelium 5, 2 – 7 / 2 Protevangelium 6, 1 – 3 /

3 Protevangelium 7 + 8 / 4 Protevangelium 7, 2 + 3

* * *

Die Überantwortung Marias an Josef

Als das Kind zwölf geworden war, 1

wurde der Priesterschaft nun klar,

dass dessen Kindheit bald vorbei

und es dann nicht mehr möglich sei,

dass es im Tempel dann noch bliebe;

das ginge nicht – bei aller Liebe!

Ein Priester aus dem Gotteshaus

sprach das Problem auch deutlich aus:

»Wenn sie der Regel Blut entdeckt,

würde das Heiligtum befleckt,

drum muss sie aus dem Tempel nun.

Brüder – was können wir nur tun?«

Der Hohepriester ging allein

ins Allerheiligste hinein.

Ganz ehrfurchtsvoll und im Ornat

bat er dort Gott den Herrn um Rat.

Er rief: »Herr, sag’ mir deine Meinung!«

Es trat ein Engel in Erscheinung.

Der sprach zu Zacharias nun:

»Du solltest folgendes gleich tun:

Ruf alle Witwer hier zusammen,

welche vom Hause Davids stammen!

Und jeder soll vor allen Dingen

seinen eigenen Stab mitbringen.

Gott wird euch einen Hinweis geben,

mit wem Maria dann soll leben.«

Herolde zogen nun durchs Land

und machten das Gebot bekannt.

Die Witwer zogen brav dort hin

und rätselten über den Sinn.

Man hat – als sie dort angekommen –

ihnen die Stäbe abgenommen;

und Zacharias trat allein

damit gleich in den Tempel ein.

Er bat Gott um ein klares Zeichen,

die rechte Auswahl zu erreichen.

Als er dann wieder kam hinaus,

teilte er alle Stäbe aus.

Dabei verwechselte er keinen;

als Letzter bekam Josef seinen.

Trotz Überprüfung fand kein Mann

eine Veränderung daran.

Doch plötzlich es ein Wunder gab,

denn einzig aus des Josef Stab

flatterte eine Taube jetzt,

die sich auf Josefs Haupt gesetzt.

Und alle, die dort hin gekommen,

haben dies staunend wahrgenommen.

Doch Zacharias sprach zu allen:

»Seht, hier ist Gottes Los gefallen!«

Zu Josef sprach er dann allein:

»Du sollst Marias Hüter sein;

sollst sie vor weltlichen Gefahren

bei dir zu Hause treu bewahren!

Schütze dies jungfräuliche Lamm

als ehrenvoller Bräutigam!«

Halte die Brautzeit treulich ein,

dann soll dein Eheweib sie sein.«

Doch Josef war zunächst entsetzt

und sprach zu Zacharias jetzt:

»Hör zu, ich bin ein alter Mann,

der das nicht auf sich nehmen kann.

Was soll ich mit dem Mädchen bloß?

Ich habe Söhne, die schon groß!

Wenn ich die Jungfrau freien würde,

wäre das für mich eine Bürde!

Zudem würde ich so auch schnell

Opfer des Spotts in Israel!«

Der Priester aber sprach bestimmt:

»Es ist wohl besser, dass man nimmt

was Gott für uns hat vorgesehen.

Es könnte Schlimmes sonst geschehen.

Denke mal an die Schriften bloß.

Drum fürchte Gott, denn er ist groß!«

Josef hatte jetzt Angst bekommen

und dieses Mädchen mitgenommen.

Maria ward wohl kaum gefragt.

Sie hat sich wohl auch nicht beklagt.

Als er daheim dann mit ihr war,

machte er gleich Maria klar,

dass er zur Zeit mit vielerlei

Arbeiten noch beschäftigt sei.

Er müsse unverzüglich fort

an einen weit entfernten Ort.

Ich bin zu Arbeiten verpflichtet.

Habe ich diese dann verrichtet,

komme ich auch zurück zu dir

und sorge für dich, glaube mir!

Der Herr wird dich hier vor Gefahren

gewiss während der Zeit bewahren.

Josef ging von Maria fort

zwecks Arbeiten an manchem Ort.

Maria – ich kann es kaum fassen –

wurde von ihm allein gelassen!

Niemand ist sich hier wohl im Klaren,

ob Josefs Söhne bei ihr waren.

Die hatte er – mal angenommen –

als Hilfskräfte wohl mitgenommen.

Haben sie Engel dort ernährt?

Im Bibeltext man nichts erfährt

über Ihr Leben in dem Haus.

Darüber schweigt die Schrift sich aus.

Hier kann ich es nicht unterlassen,

dies inhaltlich mal zu erfassen,

und zwar auch aus Marias Sicht;

ein andrer tat’s bisher wohl nicht:

Wie bitte – ja, so frage ich –

fühlte das Kind Maria sich?

Von ihren Eltern abgegeben

um bei der Priesterschaft zu leben.

Fühlte sie sich nicht einsam dort

an diesem kinderlosen Ort?

Es fällt mir schwer, an solchen Stellen,

mir das Beschrieb'ne vorzustellen!

Neun Jahre bei der Priesterschaft!

Wie hat das Kind das nur geschafft?

Ist es ganz ohne Spiel und Faxen

und ohne Freundin aufgewachsen?

Unklar ist auch, ob in den Jahren

die Eltern manchmal bei ihm waren.

Ob es Maria gar nicht quälte,

weil doch die Elternliebe fehlte?

Ich frag’ mich, was kann das bedeuten,

dass sich die Eltern auch noch freuten,

dass ihre Tochter guter Ding

dort blieb, und nicht an ihnen hing.

Sie wuchs heran – zwar fromm und rein –

doch, durfte sie auch kindlich sein?

Hat man – frage ich unverhohlen –

Marias Kindheit so gestohlen?

Wer weiß, wie ihr zumute war,

als sie grad zwölf geworden war,

und man ihr unschuldiges Leben

jetzt wieder weiter hat gegeben.

Was hat Maria wohl gesagt,

als man sie einfach ungefragt

einem wildfremden Mann gegeben,

mit welchem sie dann sollte leben?

Wer glaubt denn, dass die Weltentrückte

diese Situation beglückte?

Aber bezüglich solcher Fragen

will kein Evangelist was sagen.

1 Protevangelium 8 + 9

* * *

Die Verheißung der Geburt Jesu

Maria lebte lange Zeit 1

in Josefs Haus in Einsamkeit.

Die Braut Josefs – noch ach so jung –

vermisste auch Beschäftigung.

Im Haus tat sie zwar dies und das,

doch das machte nicht wirklich Spaß.

Die Priesterschaft wollte nun gern

'nen Vorhang für das Haus des Herrn.

Der sollte aber ganz allein

von Jungfrauen geschaffen sein,

die aus dem Stamme Davids stammen.

Es fanden sieben sich zusammen.

Maria war dabei. – Deswegen

kam ihr der Auftrag sehr gelegen!

Die Arbeit wurde aufgeteilt

und durch Verlosung zugeteilt.

Jede nahm ihren Teil daraus

zwecks der Verrichtung mit nach Haus.

Im Protevangelium Zehn

können wir durch Jakobus sehn

– da er als Einziger notierte

was viele Christen interessierte –

dass dieses Kind Maria klar

Nachkomme vom Stamm Davids war.

Somit ist für die Christenwelt

meines Erachtens festgestellt,

dass durch Maria ganz allein

Jesus konnt’ vom Stamm Davids sein.

Die wichtige Information

fehlte mir in der Bibel schon.

Nach sechs Monaten so allein, 2

kehrte bei ihr ein Engel ein.

Als den Maria dort entdeckt,

hatte sie sich schon sehr erschreckt.

Es war der Engel Gabriel,

der zu ihr sprach an dieser Stell':

»Gegrüßet seist du, holde Maid,

vor allen Frau’n gebenedeit!

Kein Grund ist, dass ein Schreck dich quält,

denn du bist von Gott auserwählt

aus all den Frauen hier auf Erden,

denn du wirst bald schon schwanger werden!

Gott will die Gnade dir gewähren,

denn du wirst einen Sohn gebären,

welcher die Welt erretten kann!

Gib ihm den Namen Jesus dann.

Man wird ihn Sohn des Höchsten nennen

und alle Welt wird ihn bald kennen.«

Maria konnt' das nicht verstehen

und fragte: »Sprich, wie soll das gehen,

denn nie hat mich ein Mann genommen!

Woher soll denn das Kindlein kommen?

Kein Mann hatte mich je verführt;

ich selbst hab nie den Drang verspürt!«

Der Engel antwortete ihr:

»Genau das ist es – glaube mir –

was Gott dem Herrn an dir gefällt;

darum hat er dich auserwählt!

Weil du nichts von Empfängnis weißt,

schickt Gott zu dir den Heil’gen Geist.

Durch ihn empfängst du völlig rein

und wirst auch dann noch Jungfrau sein!

Das bei Gott alles möglich ist,

spürst du, wenn du bald schwanger bist.

Das Kind, das du gebierst auf Erden,

wird Gottes Sohn genannt dann werden!

Was Gott beschließt, das wird auch wahr!

Elisabeth wird ja sogar

– trotz dass sie jetzt schon ziemlich alt –

den ersten Sohn gebären bald.

Deiner Verwandten Austragfrist

jetzt nur sechs Monate noch ist.«

Maria ward es völlig klar,

da sie folgsam erzogen war,

dass sie – wer weiß schon, was sie fühlte –

die Weisung Gottes auch erfüllte.

Sie sprach: »Ich bin nur Gottes Magd,

so werde wahr, was du gesagt.«

1 Protevangelium 10 / 2 Lukas 1, 26 – 38

* * *

Marias Schwangerschaft

und ihr Besuch bei Elisabeth

Maria wurde in der Tat 1

– wie Gabriel verkündet hat –

in kurzer Zeit auch schwanger schon.

In ihrem Leib wuchs Gottes Sohn!

Sie hatte Gott dafür gedankt –

doch, ihr Gefühl hat auch geschwankt.

Sie fragte sich: »Wird’s mir gelingen,

dies alles Josef beizubringen?«

Maria aber brauchte dann

jemand, mit dem man reden kann

über das Schwangerschaftsgeschehen

und wie es weiter würde gehen.

Nachdenkend, mit wem so was geht,

dachte sie an Elisabeth,

mit einem Sohn in ihrem Bauch.

Mit ihr wollte sie reden auch.

Maria ging mit frohem Sinn

eilend zu deren Wohnort hin.

Dort grüßte sie Elisabeth

und fragte höflich, wie’s ihr geht.

Als diese ihren Gruß vernahm,

es unvermittelt dazu kam,

dass dieses Kindlein in ihr drinnen

vor Freude hüpfte wie von Sinnen.

Elisabeth selbst fand das toll;

sie ward des heil’gen Geistes voll

und rief: »Du bist gebenedeit

unter den Frauen aller Zeit,

ebenso deines Leibes Frucht!

Wie schön ist’s, dass ihr uns besucht.

Du bist die Mutter unsres Herrn,

darum empfangen wir dich gern!«

Maria hat darauf gesagt:

»Ich selbst bin ja nur Gottes Magd.

Doch wird man preisen mich und loben,

weil Gott mich gnädig hat erhoben.«

Laut dem, was Lukas niederschrieb,

Maria dort noch länger blieb;

drei Monate hielt sie’s dort aus,

danach ging sie wieder nach Haus.

Maria hatte so für Wochen

mal ihr Alleinsein unterbrochen.

Diese Gespräche taten gut

und gaben ihr auch frischen Mut.

Doch sicher ist – so meine ich –

die zwei Frauen verstanden sich;

und die zwei Söhne scheinbar auch,

welche noch in der Mütter Bauch.

1 Lukas 1, 39 – 45

* * *

Josefs Heimkehr

Als sie im sechsten Monat dann, 1

kam auch zurück ihr Bräutigam.

Dass mit Maria was geschehen,

war selbstverständlich schon zu sehen.

Josef hatte es gleich entdeckt

und hat sich fürchterlich erschreckt.

Voll Kummer schlug er selber sich

und weinte danach bitterlich.

Enttäuscht sprach er Maria an:

»Sag', warum hast du das getan?

Du wurdest doch als meine Braut

jungfräulich rein mir anvertraut.

Du wardst im Tempel doch erzogen!

Damit hast du auch Gott betrogen!

Du warst doch unbefleckt und rein.

Warum gingst du auf so was ein?«

Maria indes weinte sehr

und die Erklärung fiel ihr schwer.

Sie sprach: »Ich bin auch jetzt noch rein;

ich ließ mit keinem Mann mich ein!«

Josef darauf: »Dann sag mir, Weib,

wie kam das Kind in deinen Leib?«

Maria sagte: »Auf die Fragen

kann ich dir nichts Genaues sagen.«

Josef, der ein sehr frommer Mann, 2

bedachte, was man machen kann,

was diesen Umständen entspricht.

Glücklich darüber war er nicht.

Doch wollte er vor allen Dingen

Maria nicht in Schande bringen!

Andererseits wär’s auch bequem,

ganz heimlich von ihr fortzugeh’n.

Weil er darüber nachgedacht,

ist ihm ein Engel in der Nacht

im Traum erschienen; und der sprach:

»Denk da nicht weiter drüber nach!

Du musst ihr deinen Schutz gewähren.

Bald wird sie einen Sohn gebären,

der ihr von Gottes Geist gegeben!

Du darfst getrost dann mit ihr leben!«

Als Josef nach dem Traum erwachte,

war klar, dass er das auch so machte,

wie es der Engel ihm empfahl.

Doch nahm er sie kein einz’ges Mal

als Weib; da übte er Verzicht.

Denn es steht deutlich im Bericht,

dass er sein Recht erst dann nahm wahr,

nachdem sie ihren Sohn gebar.

Doch für Maria – denk’ ich mal –

war dies zunächst mal ideal,

denn alles war für sie ja neu.

Vielleicht verspürte sie auch Scheu

und war entsprechend auch gehemmt,

denn Josef war ihr ja noch fremd.

Dem Alter nach könnt' er allein

ihr Vater – Großvater gar sein!

Allerdings war ihr junges Leben

von alten Priestern nur umgeben.

Junge Burschen aus ihrem Land

hat sie bisher wohl kaum gekannt.

Sie wurde fromm erzogen – bloß

recht weltfremd. – Sie war ahnungslos,

was außerhalb der Tempelmauern

für weltliche Gefahren lauern.

Genug jetzt von meinen Gedanken,

die sich um solche Dinge ranken.

Ich stelle besser weiter dar,

was nun danach geschehen war.

1 Matthäus 1, 18 – 25 / ​Protevangelium 13, 1 – 3

2 Protevangelium 14

* * *

Jesu Geburt und Marias Leben danach

Nach ihrer langen Schwangerzeit 1

war’s bei Maria bald soweit.

Hochschwanger musste sie jedoch

nach Bethlehem erst ziehen noch,

wo sie – da sonst kein Raum frei war –

Jesus in einem Stall gebar.

Von da an zählte man die Zeit

als Anfang unsrer Christenheit!

Weil dies veränderte die Welt,

hab ich gesondert dargestellt,

was damals um das erste Jahr

von Jesus dort geschehen war.

Hier will ich erst mal mit dem Schreiben

beim Schicksal von Maria bleiben.

Darüber doch – stellte ich fest –

sich nicht mehr viel erfahren lässt!

Über den weit’ren Lebenslauf

Marias schrieb man wenig auf.

Von den Chronisten – allen vieren –

gibt’s wenig zu interpretieren.

War sie denn – denke ich hier richtig –

für sie und Jesus nicht mehr wichtig?

Das, was man schrieb über sie doch,

fasse ich hier zusammen noch:

Man liest ganz nebenbei nur so, 2

dass sie mit nach Ägypten floh

mit Josef und mit ihrem Kinde,

wobei ich eigenartig finde,

dass ab jetzt Josef offenbar

für Gott der Ansprechpartner war.

Der Engel warnte nämlich ihn,

sie sollen nach Ägypten zieh’n.

Der sprach zu ihm: »Bleibe nicht hier,

nimm Kind nebst Mutter schnell zu dir;

Herodes Häscher zieh’n herum,

und bringen alle Knäblein um.

Dort, in Ägypten sollt ihr leben.

Ich werde dir Bescheid dann geben,

wenn die Bedrohung ist vorbei –

dann geht nach Hause alle drei.«

Jeder achtet wohl nicht darauf,

mir jedoch fiel es hierbei auf,

als Josef die Nachricht erfuhr,

dass dieser Engel einfach nur

von der Mutter des Kindleins spricht,

denn ihren Namen nennt er nicht.

Genau so drückte er sich aus

bei dem Gebot: »Nun geht nach Haus.«

Dann hatte Lukas noch beschrieben, 3

dass Jesus mal zurückgeblieben

nach einem Feste ehedem

im Tempel zu Jerusalem.

Denn als das Passahfest war aus,

zog alles Volk wieder nach Haus.

Wie es beim Volksgetümmel ist,

ward Jesus erst recht spät vermisst.

Die Eltern dachten wohl dabei,

dass er bei den Gefährten sei.

Doch bangten sie nach einer Zeit

um ihres Sohnes Sicherheit.

Unruhig wurden sie, darum

hörten sie sich bei Freunden um.

Unter der großen Menschenschar

er aber nicht zu finden war.

So sind die Eltern unter Bangen

den ganzen Weg zurückgegangen.

Drei Tage suchten sie jetzt schon;

dann endlich fanden sie den Sohn!

Sie war’n erstaunt darüber, dass

ihr Kind bei den Gelehrten saß.

Er stellte ihnen kluge Fragen

und wusste selbst auch viel zu sagen.

Und alle Lehrer, die zugegen

staunten, seines Verstandes wegen.

Doch als die Eltern ihn entdeckt,

war’n sie verärgert und erschreckt.

Drum sprach Maria ganz spontan:

»Sag, warum hast du das getan?

Warum bliebst du alleine hier?

Drei Tage suchten wir nach dir!«

Doch Jesus rechtfertigte sich –

fragte: »Warum suchtet ihr mich?

Ich konnte – logisch – doch allein

nur im Haus meines Vaters sein!«

Die Eltern dies nicht so empfanden,

weil sie zunächst es nicht verstanden.

Doch seine Mutter behielt schon

im Herzen, was gesagt ihr Sohn.

Und Jesus sah danach doch ein,

er könne froh und dankbar sein

für seine Eltern – die geduldig.

Er war ihnen Gehorsam schuldig.

Also ging er mit ihnen dann

nach Haus – ward ihnen untertan.

Dort hat Beachtung er bekommen,

da er an Weisheit zugenommen.

Darüber, was er tat zu Haus,

schweigt sich die Bibel leider aus.

Da man darob nichts lesen kann,

nehme ich folgendes mal an:

Er lernte – denke ich – recht fleißig

und blieb dort wohl bis er fast dreißig.

Er hat die Schriften wohl studiert

und in der Werkstatt assistiert.

Über Maria liest man dort

in diesem Zeitraum nicht ein Wort.

Jesus hatte sein Heim verlassen

und sich im Jordan taufen lassen.

Nachdem er dann im Wüstensand

etliche Prüfungen bestand

und dann nach Galiläa kam,

man von Maria was vernahm.

In Galiläa – ist zu lesen –

in der Stadt Kana sei’s gewesen, 4

regte sie bei 'ner Hochzeit dann

Jesus zum ersten Wunder an.

Dieses beschrieb Johannes nur;

bei andren davon keine Spur.

Was sich dort zugetragen hat,

berichte ich noch separat.

In Kapernaum – viel später dann –

hat Jesus Wunder auch getan.

Er heilte und trieb Teufel aus

und predigte in manchem Haus.

Als er in einem großen Saal 5

zu seinem Volke sprach einmal,

stand seine Mutter dort am Tor,

auch seine Brüder war’n davor.

Maria schickte einen Mann

in diesen Raum zu Jesus dann,

um ihm zu sagen, dass sie hier

ihn sprechen wollten vor der Tür.

Der ging zu ihm – und nicht alleine –

und sprach zu ihm: »Es stehen deine

Mutter und Brüder vor der Tür

dort draußen und fragen nach dir!«

Im Raum war es ganz still danach,

doch Jesus sah umher und sprach:

»Wer ist denn meine Mutter hier –

wer meine Brüder, sagt es mir!«

Er sah auf seine Jüngerschar,

welche sehr nahe bei ihm war

und sprach: »Hier sind sie allesamt –

Mutter und Brüder insgesamt!

Jeder, der Gottes Willen tut,

der ist für mich genauso gut

Bruder, Schwester und Mutter mein;

dies kann für mich hier jeder sein!«

Doch kein Evangelist notierte,

was nach der Szenerie passierte.

Ich fand – was dies Gescheh’n betrifft –

nirgendwo eine Niederschrift.

Mir drängten sich hier Fragen auf,

doch Antworten gibt’s nicht darauf.

Ich hab darüber nachgedacht,

was Jesus wohl danach gemacht.

Ist er zu ihr herausgekommen

und hat sie in den Arm genommen?

Fragte er seine Mutter nun:

»Sag mir, was kann ich für dich tun?«

Oder beachtete er nicht

die gottgewollte Sohnespflicht?

Hat er die Bitte ignoriert?

Da bin ich etwas irritiert!

Hiermit stelle ich fest – betroffen –

die Fragen bleiben leider offen.

Ab jetzt – und das vermiss ich sehr –

schrieb keiner von Maria mehr!

Erst als sie unterm Kreuze stand,

ich sie schriftlich erwähnt noch fand.

Was in der Zwischenzeit gewesen,

kann man im Bibeltext nicht lesen.

Johannes schrieb die Szenerie –

und ich interpretiere sie:

Als Jesus schon am Kreuze hing 5

und mancher dort zum Schauen ging,

stand an dem grauenvollen Ort

Maria – Jesu Mutter – dort.

Auch seine Tante stand daneben,

um Jesu Mutter Halt zu geben.

Maria – die aus Magdala –

stand ebenfalls verzweifelt da.

Was auffällt ist, dass offenbar

kein Jünger sonst zugegen war.

Wollten aus purer Angst die feigen

Jünger sich lieber dort nicht zeigen?

Nur einer bei Maria blieb.

Es heißt: Jesus hatte ihn lieb!

Als Jesus diesen dort gesehen

ganz nahe bei Maria stehen,

gab er von seinem Kreuz herab

die irdisch letzte Weisung ab.

Er sprach in fürsorglichem Ton:

»Weib, siehe, dieser ist dein Sohn!«

Und seinem Jünger zugewandt

er ebensolche Worte fand.

Er sprach: »Pass auf die Frau gut auf –

nimm sie als deine Mutter auf!«

Nach diesen Worten seines Herrn

tat der dies selbstverständlich gern.

So, wie’s Johannes niederschrieb,

hatte er diesen Jünger lieb;

den Namen gibt er nicht bekannt.

Doch für Maria –›Weib‹ genannt –

gab er ihm die Fürsorgepflicht,

dass Jesus sie lieb hatte, nicht.

Es sieht hier zwar schon danach aus,

doch sprach es Jesus jemals aus?

Jedenfalls schrieb’s kein Jünger nieder

und das verwundert mich nun wieder.

Nach dieser Episode kann

man kaum noch etwas lesen dann

über Maria in der Schrift –

nichts, was ihr Dasein noch betrifft.

Weder, als man sich sorgend regte

und ihren Sohn ins Grab dann legte,

noch, als man ihn später nicht fand,

wird Jesu Mutter noch genannt.

Wer hat Maria Trost gespendet,

nachdem ihr Sohn am Kreuz verendet

nach seinem allerletzten Schrei?

War sie denn nirgend mehr dabei?

Man kann an keiner Stelle lesen,

was sie für ihren Sohn gewesen.

Es fiel mir auf auch irgendwann:

Er sprach sie nie mit ›Mutter‹ an;

stets nur mit ›Weib‹ oder mit ›Frau‹.

Ich registrierte das genau.

An vielen Stellen steht zwar schon,

Maria liebte ihren Sohn

und litt gewisslich zu der Zeit

oft unter Sorgen und auch Leid.

Die vier Evangelisten schrieben

jedoch rein nichts mehr von der lieben

Mutter von Jesus! – Ist das fair? –

Sie fand keine Beachtung mehr!

Sie hat als Mutter Gott gedient

und mehr Erwähnung hier verdient!

Maria fand ich einmal doch 6

erwähnt kurz in der Bibel noch:

Nachdem Jesus gen Himmel fuhr,

fand ich Marias letzte Spur.

So kann man in der Bibel lesen,

bei einem Treffen sei’s gewesen

am Ölberg war man, zum Gebet.

Bei denen – die genannt dort – steht

am Schluss auch Jesu Mutter noch.

Dies ist der letzte Eintrag doch!

Heute doch wird sie mehr verehrt!

Was in der Bibel ihr verwehrt,

wird mittlerweile übertrieben.

Man hat ihr Einfluss zugeschrieben

bei Jesus als Fürsprecherin.

Ich frage: »Hat das einen Sinn,

da Jesus laut Johannes spricht:

›Ihr kommt zu meinem Vater nicht,

es sei denn nur durch mich allein!‹

Dies sollt'der einz’ge Weg nur sein!«

Damit man mich nicht missversteht,

schreibe ich hier, worum’s mir geht:

Maria war – wie ich’s beschau –

eine sehr vorbildliche Frau!

Sie war vom Herrgott auserkoren

und hatte Gottes Sohn geboren.

Sie tat getreulich ihre Pflicht!

Doch Mutter Gottes war sie nicht.

Ich möchte mich hier an den alten

Schriften der Bibel lieber halten!

Mutter war sie von Gottes Sohn,

Gott Vater gab es immer schon!

Trotz dieses Faktes betet man

sie doch als Mutter Gottes an.

Dass man sie heut' verehrt so sehr,

kommt aber nicht von Ungefähr:

Päpste trugen wohl dazu bei;

durch diese dann die Malerei.

Die Bildhauer nahmen sodann

sich ebenfalls des Themas an.

Die Kirche hat sie angestellt;

durch sie verdienten sie ihr Geld.

Nun kann man vor Maria treten,

um sie im Bildnis anzubeten.

So ist durch Kunst in vielen Landen

auch eine Darstellung entstanden,

die mittlerweile jeder kennt

und welche man Pietà nennt.

Maria stellt man dar dort groß

mit Jesu Leichnam auf dem Schoß.

Sie soll ihr Leid symbolisieren,

doch kann sie auch zum Fehlschluss führen.

In einem biblischen Bericht

gibt’s eine solche Szene nicht!

Maria wird verehrt sogar,

weil sie mit Zwölf noch Jungfrau war.

Die meisten Mädchen haben doch

selbst heut’ mit zwölf die Unschuld noch!

Zudem hatte sie in der Zeit

wohl kaum eine Gelegenheit

dort in Versuchung mal zu kommen;

die Möglichkeit ward ihr genommen.

Sie wusste kaum, wie’s ihr ergangen,

als sie in Unschuld einst empfangen.

Den Vorgang textlich zu erfassen,

hatte man leider unterlassen.

Erführe man darüber mehr,

fiele das Glauben nicht so schwer.

Wer glaubt schon Dinge einfach blind,

die logisch nicht begreifbar sind.

Nach der Geburt von Jesus dann 7

lebte sie ja mit ihrem Mann.

War sie mit ihm denn nie intim?

Ich denk, sie schlief dann schon mit ihm,

zumal das für ein Ehepaar

vor Gott ja keine Sünde war.

Wie aus der Bibel ich entnommen,

hat sie auch Kinder noch bekommen.

Päpste war’n es, die für die Welt

die neuen Lehren aufgestellt.

Dogmen – Enzykliken genannt –

wurden ans Christenvolk versandt.

Glaubten die Päpste zu der Zeit

selbst an ihre Unfehlbarkeit?

Doch so entstand – wie man’s heut kennt –

neu das Maria-Management.

Dadurch – so hör ich irritiert –

wird sie noch Jungfrau tituliert.

Jungfrau Maria nennt man sie

und fällt anbetend auf die Knie.

Vor Bildnissen – kunstvoll gestaltet –

so mancher seine Hände faltet

und fleht sie um Vermittlung an

und glaubt an deren Hilfe dann,

wobei es sinnvoller doch ist,

man betet gleich zu Jesus Christ!

Ich frag': Ist am Marienkult

allein jetzt nur der Klerus schuld?

Durch unsre Bibel ist da eben

nicht eine Grundlage gegeben!

Nun meine ich, dass ich zum Schluss

folgendes noch erwähnen muss –

und zwar: Maria Himmelfahrt.

Vielleicht scheint die Erkenntnis hart.

Von dem, was diesen Part betrifft,

steht gar nichts in der Heil’gen Schrift!

Den Glauben gibt’s – was kaum verwundert

bereits seit dem sechsten Jahrhundert.

Gefestigt ward er mit der Zeit

durch manch’ gehob’ne Geistlichkeit.

Darüber hab’ ich dann gelesen,

Pius, der zwölfte wär’s gewesen,

der die Legende mit Bedacht

zum wahren Dogma hat gemacht

für alle Katholiken künftig –

und das erst Neunzehnhundertfünfzig!

Damit der Glaube überdauert,

hat dieser Papst ihn fest ummauert.

Evangelisten schrieben’s nicht;

in keinem einzigen Bericht!

In Ihrer Zeit doch wär’ das schon

eine sehr große Sensation.

Sie hätten das, was schwer zu fassen,

wohl sicherlich nicht ausgelassen.

Wäre dies tatsächlich passiert,

hätten sie’s sicherlich notiert!

Wann – wo Maria einst verschied,

man auch nicht aufgezeichnet sieht.

Wann – wo Maria ward begraben,

auch nirgendwo vermerkt sie haben.

Nun – wie ich schon beschrieb vorher –

erwähnt Maria keiner mehr.

Nach dem, was Forschungen ergeben,

führte sie wohl ein frommes Leben.

Dieses doch war vom Kleinkind gleich

bescheiden und entbehrungsreich.

Ein Mensch war sie. – Von Gott erkoren

hat sie einst Gottes Sohn geboren.

Sie nutzte diesen Vorzug nicht

und stellte sich nicht selbst ins Licht!

Sie sorgte treu – so nimmt man an –

für ihren Sohn und ihren Mann,

für Jesu Schwestern auch und Brüder.

Doch darüber schrieb man nichts nieder.

Wie sie Ihr Schicksal trug – beschwert,

ist überaus bewundernswert!

Fazit: Maria zu verehren,

sollte man niemandem verwehren!

Dies sollte man jedoch ganz klar

für das, was sie laut Bibel war!

Für alles, was die Frau erduldet,

sei ihr viel Hochachtung geschuldet!

1 Lukas 2, 1 – 7 / 2 Matthäus 2, 13 – 23 / 3 Lukas 2, 41 – 50 /

4 Johannes 2, 1 – 12 / 5 Markus 3, 31 – 35 /

6 Johannes 19, 25 – 27 / 7 Apostelgeschichte 1, 14

* * *

Geschichten aus dem Neuen Testament - Lyrisch interpretiert

Подняться наверх