Читать книгу Reigen Reloaded - Arthur Schnitzler, Arthur Schnitzler - Страница 11
ОглавлениеLEONIE: … und dann hat sie gesagt, ich soll das Badezimmer putzen, wenn ich es schon dauernd belege. Äfft ihre Mutter nach. Weil es sich nicht von selber putzt.
JOSH: Bitter.
LEONIE: Voll. Musstest du auch putzen, früher?
JOSH: Nein. Aber Staubsaugen.
LEONIE: Boah, so ehrenlos.
JOSH: –
LEONIE: Alles okay bei dir?
JOSH: Ja.
LEONIE: Freust dich schon auf Montag?
JOSH: Nein.
LEONIE: Ich hätt mir nicht gedacht, dass ich mich einmal auf die Schule freu.
JOSH: Auf dich freu ich mich natürlich schon.
LEONIE: Sind dir deine Eltern im Urlaub auch so auf den Arsch gegangen?
JOSH: Wir waren selten auf Urlaub.
LEONIE: Oh.
JOSH: Meine Mutter.
LEONIE: Was war mit deiner Mutter?
JOSH: Hat genervt.
LEONIE: Dein Vater nicht?
JOSH: Der hat woanders gelebt. Den hab ich so gut wie nie gesehen.
LEONIE: Das tut mir leid.
JOSH: Kein Stress. Es war wohl besser so.
LEONIE: Sorry …
JOSH: Vergiss es. Der hätte mich eh nur erschlagen.
LEONIE: Oidaaaaa.
JOSH: Ja, Oidaaaaa.
LEONIE: Ich wollte dir was zeigen.
JOSH: Was denn?
LEONIE: Ich hab mir in Grado einen Hut gekauft, schau. Steht auf, kramt in einer Tasche, setzt sich einen schwarzen Stoffhut auf, nimmt wieder auf dem Bett Platz und grinst ins Handy.
JOSH: Steht dir. Magst mir Grado zeigen?
LEONIE: kichert. Nimmt den Hut. Jeder kennt doch Grado.
JOSH: Ich nicht.
LEONIE: tippt in ihr Handy. Ich schick dir ein paar Fotos. Hast nichts versäumt. Lauter Österreicher.
JOSH: Ich find’s schön.
LEONIE: Die Promenade ist schön. Und man kann gut shoppen. Und essen.
JOSH: Und ein Meer gibt’s auch. So schlecht kann es gar nicht sein.
LEONIE: kichert. Eh nicht.
JOSH: Zeig mir mal das Meer.
LEONIE: tippt herum. Kannst du auch was anderes sagen?
JOSH: Oh, oh. Schönes Teilchen.
LEONIE: kichert wieder. Ein ganz normaler Bikini!
JOSH: Gibt’s das Bild auch ein bisschen … verspielter?
LEONIE: wird verlegen. Du Geilspecht!
JOSH: Ich meinte eigentlich die Rückenansicht.
LEONIE: Nicht frech werden. Sonst zeig ich dich an, wegen sexueller Belästigung.
JOSH: abfällig. Geh bitte. Seit wann ist Telefonieren sexuelle Belästigung.
LEONIE: Na ja, bei dir weiß man nie. Man hört so einiges …
JOSH: Ooch – hab ich einen schlechten Ruf?
LEONIE: Na ja, nicht den besten.
JOSH: Aber beschwert hat sich noch keine, oder?
LEONIE: lacht leise. Es klingt falsch.
JOSH: Also was jetzt.
LEONIE: zögert kurz, dann tippt sie in ihr Handy. Was krieg ich dafür?
JOSH: pfeift anerkennend. Ein schöner Rücken kann entzücken.
LEONIE: Und was krieg ich im Gegenzug?
JOSH: Wünsch dir was.
LEONIE: Du kannst mir ein Geheimnis verraten.
JOSH: Deal.
LEONIE: Okay. Was war das vor den Ferien im Turnkammerl?
JOSH: –
LEONIE: Nicht?
JOSH: Lieber nicht.
LEONIE: Ich frag mich …
JOSH: unterbricht. Ich muss jetzt eh aufhören.
LEONIE: Nur noch ein bissl. Mir ist so fad, ich kann nicht einschlafen!
JOSH: seufzt.
LEONIE: Nicht seufzen.
JOSH: stöhnt übertrieben gequält.
LEONIE: Warte kurz.
Leonie steht auf, macht die Schreibtischlampe aus, knipst stattdessen die Lavalampe an, die mitten im Raum auf dem Boden steht. Das Zimmer ist jetzt nur von der Lavalampe beleuchtet, in der sich ein violetter Batzen zu bewegen beginnt und sich träge auf und ab wälzt.
LEONIE: So isses besser.
JOSH: Hat dich ein Wal verschluckt?
LEONIE: lacht.
JOSH: Alles so lila um dich herum.
LEONIE: Und bei dir ist alles grau. Zeig mir dein Zimmer.
JOSH: Sicher nicht.
LEONIE: Feig.
JOSH: Wozu soll das gut sein?
LEONIE: Weiß nicht.
JOSH: Es ist so eine unaufgeräumte Singlewohnung. Du versäumst nix.
LEONIE: Hast du keine Freundin?
JOSH: Eine nicht, nein.
LEONIE: lacht auf. Also mehrere?
JOSH: Nicht mehr als nötig.
LEONIE: plötzlich kühl. So genau wollt ich es gar nicht wissen.
JOSH: Ist vielleicht eh besser.
Eine unangenehme Pause entsteht. Leonie windet sich ein bisschen, streckt sich, man hat das Gefühl, dass sie mit etwas ringt.
LEONIE: platzt plötzlich heraus. Ich wollt dir nur sagen, ich wollt damals am Freitag nicht reingeplatz …
JOSH: unterbricht sie hastig. Lass einfach stecken.
LEONIE: Es hat nicht so ausgeschaut, als ob …
JOSH: unterbricht … es war auch nicht so. Es is nix passiert.
LEONIE: Das musst eh du wissen.
JOSH: Es gibt nix zu wissen und nix zu erzählen.
LEONIE: Wenn nix passiert is, eh nicht.
JOSH: Selbst wenn was passiert wär, geht es niemanden was an.
LEONIE: Wenn du’s sagst.
JOSH: Ich sag’s.
LEONIE: Na dann.
LEONIE: Einvernehmlich, sagt man dazu.
JOSH: Genau.
LEONIE: So hat es aber nicht ausgeschaut.
JOSH: Was geht dich das an. Ich muss jetzt ohnehin Schluss machen.
JOSH: Hallo?
LEONIE: Dann mach Schluss. Wenn du was Besseres zu tun hast.
JOSH: lacht rau.
LEONIE: Was hast denn Besseres zu tun?
JOSH: Was man halt so zu tun hat. Wenn man nix zu tun hat. Beide lachen spontan.
LEONIE: Geh, du bist cringe.
JOSH: Geh bitte. Bist Nonne, oder was?
LEONIE: Bist leicht stolz drauf?
JOSH: Warum nicht?
LEONIE: Zeig, wennst dich traust. Ich schau zu.
JOSH: Pfff.
LEONIE: Hab eh schon alles gesehen.
JOSH: –
LEONIE: Oops. Tut mir leid.
JOSH: Der war tief. Aber gut. Da schau, wennst dich so drum reißt …
LEONIE: schaut angestrengt aufs Display. Geh bitte, was soll ich mit deinem Nabel? Mach einmal ein bissl Licht. Ich seh ja gar nix!
JOSH: Darf ich vorstellen: meine rechte Brustwarze.
LEONIE: Oh, wow, eine Brustwarze.
JOSH: Und jetzt: meine linke Brustwarze.
LEONIE: lacht übertrieben herzlich.
JOSH: Jetzt du.
LEONIE: Warum sollte ich?
JOSH: Weil uns fad ist und wir nix Besseres zu tun haben.
LEONIE: Eine männliche Brustwarze ist was anderes als eine weibliche Brustwarze.
JOSH: Das war’s, ich bin raus. Ich wollte ohnehin …
LEONIE: … warte. Okay, okay. Aber Keine Screenshots!
JOSH: Bist du wahnsinnig. Nein!
LEONIE: Woher weiß ich, dass du keine Screenshots machst?
JOSH: Warum sollte ich.
LEONIE: Um mich zu erpressen.
JOSH: Geh bitte. Außerdem steht Vertrauen gegen Vertrauen, oder?
LEONIE: Deal. Keine Screenhots!
JOSH: Deal!
LEONIE: zögert, lacht verlegen.
JOSH: Ich schau inzwischen woanders hin! Er pfeift, als würde er verlegen Blick und Kopf abwenden.
LEONIE: hebt zaghaft das Shirt. Aus dem Handy ist ein anerkennendes Pfeifen zu hören.
JOSH: Nice … also das, was ich sehen kann, und das ist nicht viel…. aber nice … gibt’s kein Licht?
LEONIE: Tataaaaa! Sie knipst die Leselampe ihres Nachtkästchens an.
JOSH: Es werde Licht! Oh, wunderschöne, apfelgroße Brüstchen, könntest du sie ein bisschen pushen, damit ich zwischen …
LEONIE: zieht empört das Shirt herunter. Genug jetzt.
JOSH: Na geh! Nicht aufhören!
JOSH: Biiitteeee …
LEONIE: hebt langsam das Leibchen, entblößt zuerst die rechte, dann die linke Brust.
JOSH: Mmmhhhh, nice, nicht runterlassen …
Aus dem Handy ist ein anerkennendes Raunen zu hören.
LEONIE: zieht abrupt das Shirt über die Brüste. Ich weiß nicht, ob ich das mag.
JOSH: Natürlich magst du das. Deswegen bist du ja hier. Kannst jederzeit auflegen.
LEONIE: Jetzt wieder du.
JOSH: Bitte sehr.
LEONIE: beugt sich konzentriert nach vorne. Ich seh gar nix. Nur schwarz.
JOSH: Bitte sehr.
LEONIE: erschrickt kurz, verzieht das Gesicht. Holy shit. Ich weiß nicht, ob ich das sehen will.
Zeig mir lieber wieder dein Gesicht.
JOSH: Du kannst ihn ja in den Mund nehmen, dann siehst du ihn nicht.
LEONIE: zuerst angewidert, dann plötzlich beginnt sie zu kichern, öffnet die Lippen und führt das Handy nahe an den Mund, beginnt es rhythmisch zu und von ihren Lippen zu bewegen. So?
JOSH: Oh yeah. Und jetzt alles. Du weißt schon. Aber schön die Decke wegziehen, damit ich was seh.
LEONIE: verzieht das Gesicht.
JOSH: Wir haben einen Deal.
LEONIE: schlägt die Decke zurück, hält das Handy vor den Unterkörper, seufzt, zieht ein Bein an. Mit der Linken hält sie das Handy, mit der Rechten zieht sie die Unterhose zur Seite.
JOSH: Oh, niiiice. Noch ein bissschen nach unten kippen. Yeeees, genau so. Singt. Sie hat dicke Lippen …
LEONIE: lacht verlegen. Genug jetzt.
JOSH: Oops.
LEONIE: Was, oops.
JOSH: Vielleicht hab ich jetzt doch einen Screenshot gemacht?
LEONIE: reißt das Handy nach oben. Hast du nicht!
JOSH: Wer weiß.
LEONIE: Du Orschloch. Kurze Nachdenkpause. Ich hab vielleicht auch einen gemacht! Ätsch!
JOSH: Na dann schick!
LEONIE: Du zuerst.
JOSH: lacht leise. Gute Nacht, Süße.
LEONIE: Trottel.
Sie drückt ihn weg, legt das Handy aufs Nachtkästchen, zieht die Decke über die Knie und reibt sich das Gesicht. Seufzt. Greift nochmal zum Handy und schaut.
LEONIE: Fuck. Fuck. Fuck.
Sie kneift die Augen zusammen und legt das Handy wieder weg. Knipst das Leselicht aus, sitzt jetzt im Dunkeln. Im fahlen Licht der Lavalampe sind nur mehr ihre Umrisse zu sehen.