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Martin Jone, 2018-10-20

15: 33: 01

Das Telefon klingelt.

»Hallo?«

»Hallo, Jonesy, ich bin’s.«

Hari ist dran.

»Hör zu, du musst unbedingt vorbeikommen. Ich hab’ da was, das dich interessieren wird.«

»Okay, Zweistein, bin unterwegs. Um was geht’s denn?«

Klick.

Harald ›Hari‹ Stein mag es normalerweise gar nicht, wenn man ihn Zweistein nennt. Niemand kommt an Einstein heran, sagt er. Nach Einstein kommt Zweistein, sage ich.

Manchmal ist Hari ein bisschen weltfremd. Geht wohl davon aus, dass ich jetzt gerade nichts Besseres zu tun habe, als zu ihm zu kommen.

Hari kennt mich gut.

15: 51: 18

Keine zwanzig Minuten später stehe ich in seinem Zimmer. Es sieht aus wie immer. Kontinente und Gletscher bewegen sich zu langsam, als dass das menschliche Auge etwas erkennen könnte, und so ist es auch mit den Stapeln von Büchern, Fachzeitschriften und Notizen, die sich überall in Haris Arbeitszimmer auftürmen. Manchmal sogar vor und auf seinem Bett. Die untersten Papiere sind vermutlich schon im Zustand fortgeschrittener Sedimentierung, und ab und zu stürzt ein Stapel um.

Spannender ist da schon die Frage, wo Jogi diesmal steht. Jogi ist ein Joghurtbecher (beziehungsweise mehr dessen Inhalt), der seit einem guten Monat die Entwicklung vom Urschleim zu intelligentem Leben in verkürzter Form durchläuft.

»Hallo, Zweistein. Hallo, Jogi.«

Der Becher steht auf einem Zeitschriftenstapel direkt neben der Tür. Er scheint meinen Gruß zu erwidern.

»Lass den Quatsch, Jonesy. Du, ich bin da gerade einer ganz tollen Sache auf der Spur, geradezu genial. Pass auf, du kennst doch Magnete, oder?«

»Du meinst die Teile, die am Kühlschrank halten sollen und mit irgendwelchen Lebensweisheiten oder Schimpfwörtern bedruckt sind?«

»Ha, ha. Nein, viel grundlegender. Ein Stück Eisen zum Beispiel. Jedes Atom ist ein Elementarmagnet, aber das ganze Stück Eisen ist deshalb nicht automatisch magnetisch.«

»Ja, klar, je nachdem wie sich die Magnete aus…«

»…richten, ja. Du hast einzelne Bereiche, in der die Elementarmagnete in eine bestimmte Richtung ausgerichtet sind, die Weißschen Bezirke. In einem Nachbargebiet sind die Magnete unter Umständen ganz anders orientiert. Und die Gebiete sind durch Bloch-Wände voneinander getrennt.«

»Mhmm, ich erinnere mich. Aber was ist daran neu?«

»Jetzt warte doch mal. Bin ja noch nicht fertig. Also, wenn die Weißschen Bezirke alle in etwa die gleiche Richtung zeigen, dann ist das Eisenstück magnetisch, wenn die Richtungen kreuz und quer verlaufen, dann nicht.«

Pause. Er sieht mich an und wartet auf ein Zeichen von mir, dass ich ihm noch folgen kann. Wir haben zwar miteinander studiert, aber das scheint er schon längst verdrängt zu haben. Okay, ist tatsächlich auch schon einige Jahre her. Trotzdem: Weißsche Bezirke, Bloch-Wände – das war Schulstoff in der Oberstufe.

»Ja?«

»Jetzt ersetze mal die magnetische Richtung durch die Sinnausrichtung.«

Er grinst zufrieden und lehnt sich zurück, als ob alles gesagt wäre.

»Bitte was?«

Mir ist nicht klar, worauf er diesmal wieder hinaus will.

»Komm schon. Du hast elementare Sinn-Einheiten, zum Beispiel eine Gruppe von Menschen, die den Sinn des Lebens in – sagen wir mal – der Auferstehung nach dem Tod sehen. Diese Gruppierung – «

Er macht eine bedeutungsschwangere Pause und hebt den Zeigefinger:

» – die nicht einmal räumlich lokalisiert sein muss, bildet einen Weißschen Bezirk. Durch Bloch-Wände getrennt, schließen sich Bezirke an, also Menschengruppen, die den Sinn in ganz anderen Dingen sehen. Laufen die Sinn-Ausrichtungen benachbarter Gruppen konträr, gibt es Spannungen.«

»Ah, verstehe, du willst die Glaubenskriege physikalisch erklären.«

»Nein. Das mit dem Leben nach dem Tod war ja nur ein Beispiel. Der Sinn der Lebens hat nicht zwangsläufig etwas mit Religion zu tun. Ein anderes Beispiel wäre, äh …«

» … die Frage, ob Ordnung ein Lebensprinzip ist? Ulla lebt da in einem anderen Weißschen Bezirk als du, und die Bloch-Wand ist deine Tür.«

Was Hari betrifft, ist Ordnung eine mehr oder weniger überflüssige Option, für Ulla ist sie Lebensinhalt. Klar, dass es da fast täglich Zoff gibt, sei es, weil Hari die Telefonrechnung verlegt, das Geschirr nicht gespült oder keinen neuen Kaffee besorgt hat.

Und Ulla? Wenn es nach ihr ginge, wären die Lebensmittel im Kühlschrank alphabetisch geordnet, oder besser noch nach Verfallsdaten. Und sie liebt Kühlschrankmagnete. Vermute ich. Am besten welche mit irgendwelchen positiven Lebensweisheiten. Oder der Aufschrift ›wichtig‹, gefolgt von mindestens zwei Ausrufezeichen. Damit werden Zettel mit Informationen für Hari fixiert, wie zum Beispiel:

›Die Mülltonne wird morgen geleert‹

›Es ist keine Milch mehr da‹

›Gestern war die Müllabfuhr da …!‹

›Milch kaufen!!!‹

Die Zahl der Ausrufezeichen ist ein exponentieller Gradmesser für die Dringlichkeit der Botschaft, das ist allerdings noch nie zu Hari durchgedrungen.

»Ulla? Sehr witzig. Da fällt mir ein, ich sollte noch Kaffee …«

»Ich hab’ aus einer Vorahnung heraus Kaffee besorgt und den Zettel schon vom Kühlschrank weg.«

»Oh, danke!«

Er scheint ernsthaft überrascht, aber auch verwirrt, weil ihn der Kaffee aus dem Konzept gebracht hat.

»Vier Ausrufezeichen sind dein neuer Rekord, Hari.«

»Ja, schon gut, ich weiß. Was bin ich dir schuldig?«

»Passt schon. Das regeln wir beim nächsten Mal.«

»Soll ich uns ’nen Kaffee machen, jetzt, wo wieder einer da ist?«

Typisch Hari. Unverbesserlich.

»Immer.«

Hari schlurft nach draußen, um Kaffee zu kochen. Ich bleibe in seinem Zimmer und sehe mir seine Aufzeichnungen auf dem Schreibtisch an. Er hat ein Rechteck auf ein Blatt Papier gemalt, in kleine, unregelmäßige Bereiche unterteilt und kleine Pfeile in alle Richtungen eingetragen. Darunter dasselbe Bild, nur dass die Pfeile in mehr oder weniger dieselbe Richtung zeigen. Darunter steht in Haris Handschrift: Hat das Universum einen Sinn?

Ich gehe zu Jogi. Eine grünliche Schimmelschicht überzieht mittlerweile das untere Drittel des Bechers. Bei meinem letzten Besuch konnte man noch die Reste des Himbeerjoghurts erkennen, was einen guten Kontrast zu dem grüngrauen Pelz abgab, aber mittlerweile ist alles zugewuchert. Mal sehen, wann das Ding da drin Augen oder Beine entwickelt … in Haris Zimmer ist alles möglich.

Hari kommt mit zwei Tassen Kaffee wieder zurück.

»Hier ist deiner. Schwarz und verbittert, wie immer. Milch ist, äh, gerade aus.«

Er grinst verlegen.

»Danke.«

»Wo war ich? Ach ja, die Sinnpfeile in den Weißschen Bezirken des Universums.« Er zieht die Tür hinter sich zu. »Die Frage ist doch: ist das Universum magnetisch, also im übertragenen Sinne – gibt es einen globalen, einen universellen Sinn? Oder ist alles sinnlos?«

Ich nippe vom Kaffee, bevor ich antworte. Die Theorie hat was, zugegeben. Bezirke, in denen irgendwas sinnvoll ist, andere Bereiche, in denen gerade jenes Verhalten sinnlos erscheint. Ergibt Haris Theorie Sinn? Hat das Leben einen Sinn?

In diesem Moment klopft es an der Tür, und fast zeitgleich fliegt sie auf, bevor Hari reagieren kann. Ulla stürmt herein, ihre graublonden Haare wie immer streng nach hinten zu einem Pferdeschwanz gebunden.

»Jetzt reicht es aber langsam, Harald. Seit drei Tagen ist keine Milch mehr im Kühlschrank, und du hältst es nicht für notwendig, neue zu besorgen. Dafür steht seit zwei Wochen dein blöder O-Saft offen drin herum, obwohl der seit einem halben Jahr abgelaufen ist. Mir steht es bis hier!«

Ulla deutet mit der flachen Hand über ihren Kopf.

»Kümmere dich gefälligst mal drum und lies mal die Notizen am Kühlschrank, steht ja alles dran.«

Erst jetzt scheint sie mich zu bemerken.

»Hallo Martin, hast du den Kaffee besorgt?«

Ich nicke. »Hallo, Ulla.«

»Danke – wobei ich nicht verstehe, warum du ihn« – sie macht eine Kopfbewegung zu Hari – »auch noch in seiner Faulheit unterstützt. Rede du mal mit ihm, das kann doch so nicht weiter gehen.”

Ich nicke wieder. Diese Aufforderung kommt so ungefähr jedes Mal, wenn sie mich sieht.

Sie wendet sich wieder Hari zu. »Kümmer’ dich drum!«, faucht sie noch einmal, dann stürmt sie aus Haris Zimmer und donnert die Tür hinter sich zu.

Das gibt dem Zeitschriftenstapel den Todesstoß. Langsam, fast in Zeitlupe kippt er zur Seite und begräbt Jogi unter sich. Mach’s gut, kleiner Freund. Hier endet die Evolution für dich, denke ich und ertappe mich dabei, ernsthaft über die Möglichkeit zu grübeln, in ein paar Jahren einen versteinerten Joghurtbecher aus Haris sedimentierten Unterlagen zu meißeln.

Ich trinke den Kaffee aus und halte die Tasse fest. Wenn ich sie hier abstellen würde, würde sie vielleicht demnächst Jogis Schicksal teilen. Nach Ullas Standpauke ist Haris Stimmung für Theorien und Hirngespinste aber erst einmal dahin.

»Ich muss dann mal wieder. Ich denk’ drüber nach – klingt vielversprechend, aber ergibt deine Theorie auch wirklich Sinn?«

Ich zwinkere Hari zu, aber der ist gedanklich momentan in seinem eigenen Universum. Er betrachtet sinnierend den umgefallenen Stapel.

»Ja, ich muss dann auch mal in die Stadt, Kaffee kaufen.«

»Milch.«

»Was? Ach ja, Milch.«

»Mach’s gut, Hari, bis die Tage.«

»Du auch, Martin. Bis bald.«

Martin. So nennt er mich nur, wenn die Hütte brennt. Armer Hari.

16: 07: 43

Kaum bin ich die Treppe aus dem fünften Stock runter und auf der Straße, klingelt das Telefon.

»Hi Hanna, was gibt’s?«

»Hi Martin. Zwei Sachen: erstens ist der Geburtstagsgig jetzt fix, die haben gerade zurückgerufen.«

»Das war der sechzigste, oder? Hm.«

Motivation klingt anders, sorry.

»Hey, komm schon. Der letzte war blöd, ich weiß, aber müssen ja nicht alle gleich ablaufen. Das Geburtstagskind hat uns schon mal gehört und will uns unbedingt haben. Also bitte Klappe halten, nett lächeln und den Termin auf die Homepage setzen.«

»Ja, schon gut.«

Der letzte Geburtstagsgig war ebenfalls ein sechzigster, und da war den Gästen das Gitarrestimmen schon zu laut, außerdem standen wir strategisch ungünstig zwischen der Feier und dem Buffet. Wenn Blicke töten könnten …

»Der zweite Punkt: die Probe heute abend. Meine Schwiegermama ist krank und muss das Bett hüten, und Andi ist ja nicht da. Ich hab also niemanden für Laura. Wenn es okay ist für dich, nehme ich halt das Babyfon in den Keller, normalerweise schläft sie ja durch.”

»Ja, einverstanden. Ansonsten kann sie gerne mitsingen oder ein bisschen den Shaker schwingen.«

»Ja, klar, du Spinner.«

Hanna kann einen so nett beschimpfen, dass man ihr nicht böse sein kann.

»Schreib mich aber bitte an, nicht klingeln, sonst …«

»Schon klar.«

»Also dann, bis heute abend!«

»Bis denne!«

19: 08: 11

Nach dem Abendessen wird es langsam Zeit, die Sachen für die Probe zusammenzupacken. Ich stöpsle die Gitarre aus, packe sie ein und wickle die Kabel zusammen. Die kommen mit dem restlichen Equipment in die Sporttasche und – halt, der Ordner mit den Songs! Beim Gig läuft alles auswendig, aber so schnell wie früher wollen die Songs und die Texte nicht mehr in den Kopf.

Ich öffne die Schranktür und hole den Ordner. Mein Blick bleibt an der unscheinbaren Schachtel mit den CDs hängen. Die CDs, ja. Eigentlich könnte ich sie entsorgen.

Ich hole eine aus der Schachtel. Vorne prangt das Konterfei von Jill und meiner Wenigkeit. ›Jilly Jones – Acoustic Songs‹ steht darunter. Der Bandname ›Jilly Jones‹ ist Jills Idee gewesen. Sie hieß tatsächlich Jill, Jill Kirchberger. Weil es cooler klingt, wurde daraus Jill Churchhill. Mich hat sie auch anglisiert, Martin Jone – bitte, Martin wer? Also flugs Marty Jones daraus gemacht. Aus ›Jill ‘n’ Jones‹ wurde dann ›Jilly Jones‹, weil ›Jilly‹ nach ›Chili‹ klingt und die Red Hot Chili Peppers ganz groß waren. So groß wie die waren wir nicht, aber es hat sich rumgesprochen, dass wir zwei keine schlechte Mucke machen, es kamen Gigs und noch mehr Gigs, und dann haben die ersten gefragt, ob es nicht eine CD von uns gibt. ›Nee, leider nicht‹, war dann die Antwort. Irgendwann haben wir gedacht, dass das mit der CD doch gar keine so schlechte Idee wäre, und sind ins Studio, das ein Kumpel von uns betrieben hat.

Vor drei Jahren haben wir dann auf Hannas Geburtstag gespielt. Hanna und Andi waren gerade zusammengekommen, und er wollte ihr eine richtig schöne Geburtstagsparty bieten, mit Band und allem. War ein schöner Gig, so einer, an den man sich immer wieder gerne erinnert. Dabei war es nicht mal ein runder Geburtstag – 27 oder 28.

Hanna hat dann zu späterer Stunde auch ein paar Songs mitgeträllert, Alanis Morisette, Melissa Etheridge, und mir dann erzählt, dass sie als Teenager auch in einer Band gesungen hat, und irgendwie würde ihr das schon manchmal abgehen.

Dann kam die Sache mit Jill. Jill war immer furchtbar nervös, ein Nervenbündel bis kurz vorm Erbrechen – bis der erste Song vorbei war. Dann war alles Zucker. Um die Nervosität in den Griff zu bekommen, hat sie es mit Alkohol probiert. Das ging am Anfang – so blöd das auch klingt – gar nicht so schlecht, aber recht bald hat sie die Kontrolle verloren und härtere Sachen in sich reingeschüttet.

Ich habe dann mit den Veranstaltern gesprochen, aber man kann auf einer Party ja nicht den ganzen Alkohol wegsperren. Außerdem hat Jill sowieso vorgesorgt und sich im Supermarkt eine Pulle Sprit gekauft. Die war dann nach dem Gig leer – und Jill voll. Als sie irgendwann schon vor dem ersten Song so betrunken war, dass sie sich nicht mehr gerade auf dem Barhocker halten konnte, habe ich die Handbremse gezogen.

Nach einem guten halben Jahr ohne Band ist mir Hanna wieder eingefallen. Sie war gleich begeistert und hat gemeint, dass sie das gerne mal probieren würde. Und nach der ersten Probe war klar, dass das optimal passt. Den Bandnamen konnten und wollten wir nicht weiterführen. Der aktuelle Name ›2u 2weit‹ kommt von Hanna. Sieht witzig aus, finde ich – und ist selbsterklärend. Wobei ein Gast schon mal an den Bühnenrand gewackelt kam und eine Visitenkarte von uns wollte.

Er ist schwankend stehengeblieben, die glasigen Augen auf die Visitenkarte gerichtet.

»Wass heißt denn Zzwei-u Zwei-weiiit?« Ja, was soll man darauf sagen?

Ich packe die CD wieder ein und schiebe die Schachtel zurück an ihren Platz.

Der Ordner kommt ebenfalls in die Sporttasche, Gitarre auf den Rücken, Haustürschlüssel. Nix vergessen? Nö.

Hanna wohnt ein bisschen außerhalb, daher fahre ich mit dem Auto. Es geht schon ein Bus bis knapp vor ihr Haus, aber der fährt tagsüber stündlich, nach sechs im Zwei-Stunden-Takt und nach halb elf gar nicht mehr.

20: 03: 51

Ich parke vor Hannas Haus und lade meine Sachen aus.

Hanna und Andi haben kurz nach dem Tod von Andis Vater sein Elternhaus renoviert und sind dort eingezogen. Seine Mutter lebt jetzt im ersten Stock, Hanna, Andi und die Kleine sind im Erdgeschoss. Im Keller hatte Andis Vater eine Hobbywerkstatt, aber Andi hat zwei linke Hände. Jetzt ist da drin ein Pseudo-Partyraum: unser Proberaum. Unsere kleine Anlage steht da drin, ideal für Geburtstage und mittelgroße Feiern.

›Bin da.‹

Kaum ist die Nachricht abgeschickt, öffnet Hanna schon die Tür.

»Grüß dich, Martin. Komm rein. Darf ich dir was abnehmen?«

»Hi Hanna. Danke, schaff ich schon. Was macht die Kleine, geht’s euch gut?«

»Ja, Laurie schläft.«

»Andis Mama ist krank?«

»Ja, die kriegt fast keinen Ton mehr raus, Fieber, Halsweh, Husten.«

»Geht wieder was um. Und Andi sitzt ja quasi an der Quelle.« Andi ist wie Hanna Lehrer an der Realschule hier in der Stadt. Die beiden haben sich auch dort kennengelernt. Und wenn irgendwo eine Grippewelle oder Magen-Darm im Anmarsch ist, sitzt man in der Schule und im Kindergarten an vorderster Front.

»Toi, toi, toi – Andi ist noch fit. Aber du glaubst nicht, was man da abkriegt. Die Eltern sind ja oft so unvernünftig, die schicken ihre Kind mit 40 Grad Fieber immer noch zur Schule. Könnten ja was Wichtiges verpassen und dann später den Traumjob nicht bekommen, weil sie einen Tag gefehlt haben.«

»Tja, und hernach verklagen sie euch, weil ihr den Stoff nicht nachgeholt habt.«

»Sonst noch was?« Sie lacht.

»Und du? Stimmlich fit?«

»Klar, und selbst?«

»Passt.”

Ich packe meine Gitarre aus. Hanna hat die Mikrofonstative schon vorbereitet und ihr eigenes Mikro schon angestöpselt. Ich schließe meins an, richte das Effektgerät ein und stimme die Gitarre.

»Okay, ich bin soweit. Womit fangen wir an?«

Lichtfisch

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