Читать книгу Gesund älter werden mit den besten Heilpflanzen - Aruna M. Siewert - Страница 10

Zwei Omas, zwei Welten

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Während ich dieses Kapitel schreibe, erinnere ich mich an meine beiden Omas. Die eine war damals, Mitte der 1970er-Jahre, Anfang 60, arbeitete als städtische Angestellte und fuhr einen grünen VW Käfer. Ihre langen dunklen Haare steckte sie zu einem Dutt hoch, und ihre Lippen schminkte sie mit einem schönen roten Lippenstift, der mich als Kind sehr beeindruckte. Sie trug schmale Röcke, der damaligen Mode entsprechend. Sie war aktiv, attraktiv und manch älterer Herr schaute sich nach ihr um, wenn sie durch die Einkaufsstraße der kleinen Stadt lief. Sie war nicht unbedingt die Oma, die wir Kinder uns wünschten. Bei ihr roch es nicht nach Pflaumenkuchen, sie las uns auch nichts vor, saß nicht im Schaukelstuhl und strickte uns keine Pullover. Der Vanillepudding zum Nachtisch, wenn wir am Wochenende einmal bei ihr schliefen, war das Einzige, das so richtig »wie bei Oma« war. Aber ich war stolz auf meine Oma, sie war so schön und so unternehmungslustig. Keine meiner Freundinnen hatte eine solche Oma.

Meine andere Oma war vier Jahre älter und durchaus eine »richtige« Oma. Sie war rundlich und hatte immer Kuchen im Haus. Ihre Wohnung war wie die von einer Oma, sie fuhr weder Auto, noch arbeitete sie, sie hatte keine Hobbys und ihr Zeitvertreib waren der Plausch mit der Nachbarin und die Pflege ihres Wellensittichs. Sie saß immer sonntags am Fenster und wartete darauf, dass meine Eltern mit uns Kindern unseren Pflichtbesuch absolvierten, der weder uns noch ihr sonderlich Spaß machte. Später dann hat meine Großmutter meine Kinder so gut wie nie gesehen. Sie wusste – obwohl sie geistig fit war – nicht einmal, ob ich Jungen oder Mädchen habe, und es interessierte sie auch nicht besonders. Sie war zwar irgendwie unkompliziert und hatte immer ausreichend Zeit, aber sie hatte keine Interessen, keine Freunde, hat die Verantwortung für ihr Leben irgendwann in ihrem Leben aufgegeben. Ich war als Kind nicht gerne bei ihr, und obwohl sie »richtig« Oma hätte sein können, war sie es für mich nicht. Heute glaube ich, sie wartete einfach darauf, dass das Leben wieder durch ihre Tür trat. Aber sie machte keinerlei erkennbare Anstalten, es zu sich einzuladen. Es steht mir nicht zu, ihre Lebensweise zu bewerten, vielleicht waren ihre jungen Jahre so von Elend und Not geprägt, dass sie einfach keine Kraft mehr hatte, aktiv ihr Leben in die Hand zu nehmen, vielleicht hatte sie dies auch nie lernen können.

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