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KRANKHEITSGEWINN

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»Die beste Krankheit taugt nichts« sagt eine launige Redensart. Doch stimmt das wirklich in jedem Fall? Sind die berühmten Sätze, die mit »In meinem Alter« oder »In meinem Gesundheitszustand« beginnen, nicht auch manchmal willkommene Ausreden?

Eine Patientin von mir erzählte von den Erkrankungen ihrer Mutter und wie sehr sie deren gesundheitlicher Zustand mitnahm und auch unter Druck setzte. Auf meine Frage, inwieweit sie sich unter Druck gesetzt fühle, antwortete sie: »Immer wenn ich weg bin, wird sie sofort krank. Fahre ich in den Urlaub oder auf ein Seminar, kommt prompt nach 24 Stunden ein Anruf mit der Bitte, sofort zurückzukommen und sich um die Mama zu kümmern …«

Niemand kann der Mutter vorwerfen, sie hätte ihre Krankheitsschübe nur vorgespielt. Aber warum hatte sie immer dann einen Schub, wenn die Tochter ihr nicht zur Verfügung stand? In meiner Praxis habe ich so etwas nur einmal in dieser ausgeprägten Form erlebt. Aber ich habe meine Patienten öfter gefragt, was sie von ihrer Krankheit hätten. Manche waren erst einmal entsetzt über diese Frage und fanden sie anmaßend. Erst nach einiger Zeit verstanden sie den Hintergrund und in einem tieferen Gespräch stellte sich dann der »Benefit« der Erkrankung auch für den Patienten deutlich dar.

Eine Erkrankung kann uns zum Beispiel aus der Isolation helfen: Wir müssen zum Arzt, die Nachbarin geht für uns einkaufen und bleibt danach noch auf einen Kaffee, der Apotheker spricht nett mit uns und unsere Kinder rufen einmal mehr an als sonst und kommen sogar zusätzlich am Wochenende zu Besuch. Wenn wir krank sind, kümmern sich unsere Angehörigen meist mehr um uns, als wenn wir fidel sind wie ein Fisch im Wasser. Wir bekommen Anrufe und Hilfeangebote, man erkundigt sich nach unserem Befinden, wir können ein bisschen leiden und werden bemitleidet. Man erwartet jetzt zudem nichts von uns, seien es Haushaltsarbeiten, Zuhören bei Sorgengeschichten, Sex mit dem Partner … Eine Erkrankung entbindet uns auch von anstrengenden Familienfeiern und lästigen Erledigungen.

Zwischendurch ist es wirklich ganz nett und ich finde es ab und zu ganz schön, ein wenig »betüdelt« zu werden. Ich liege dann auf dem Sofa und leide, lese oder schlafe – herrlich, zumindest mal für zwei Tage und wenn es nur ein kleiner Infekt ist. Mein Mann bringt mir Tee, ich muss mich nicht um die Tiere kümmern (und die lieben es, wenn ich auf dem Sofa rumlümmele) und nichts im Haushalt tun. Natürlich ist ein vorübergehender Infekt nicht zu vergleichen mit einer ernsten Erkrankung, aber es ist durchaus eine Überlegung wert, ob wir unserer Gesundheit nicht manchmal selbst im Weg stehen – weil das Kranksein eben nicht nur Nachteile bringt. Wenn wir uns das einmal bewusst machen, finden wir vielleicht auch Wege, unsere Gesundheit aktiv in die Hand zu nehmen – und herauszufinden, wovon wir uns in unserem Leben mehr beziehungsweise weniger wünschen. Mehr Zuwendung, Kontakte, Gespräche? Weniger Stress, Aufgaben und Verpflichtungen? Selbst bei einer ernsten Erkrankung kann es in vieler Hinsicht hilfreich sein, aktiv zu handeln.

SCHULDZUWEISUNGEN

Im Umgang mit Erkrankungen sind (Selbst-)Vorwürfe wenig hilfreich. Was nützt dem Raucher ein »Du bist doch selbst schuld« nach einer Krebsdiagnose! Auch der in esoterischer Literatur häufig auftauchende Gedanke vom »schlechten Karma« ist wie Hohn in Anbetracht der schlimmen Erkrankungen, denen manche Menschen viele Jahre ihres Lebens ausgesetzt sind. Es ist eine für mein Gefühl unsägliche Sichtweise auf das Leiden anderer, zugleich stülpen wir damit die Schuld wie einen Eimer Müll über sie. Wer sind wir, dass wir meinen, den Grund für die Erkrankung eines anderen zu kennen? Jeden Tag kann sich das Blatt wenden und wir erkranken selbst.

Gesund älter werden mit den besten Heilpflanzen

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