Читать книгу Gesund älter werden mit den besten Heilpflanzen - Aruna M. Siewert - Страница 28

WIE VIELE MEDIKAMENTE BRAUCHEN WIR EIGENTLICH IM ALTER?

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Eines Tages kam eine alte Dame in meine Praxis und klagte über Schwindelgefühle. Alles schwanke, sie habe aber keinen typischen Drehschwindel. Es ging ihr so schlecht, dass sie nicht mehr in der Lage war, allein auf die Straße zu gehen. So wurde sie auch zu mir von einer Freundin begleitet. Bei der Anamnese fragte ich sie, ob und welche Medikamente sie regelmäßig einnehme. Sie begann aufzuzählen: ein Medikament wegen ihrer Schilddrüsenunterfunktion, eines zur Beruhigung, ein Antidepressivum, ein Mittel gegen Schlafstörungen, eines für den Magen und das obligatorische ASS zur »Blutverdünnung«, das fast alle Menschen über 60 Jahre verschrieben kriegen.

Nach ihrer Aufzählung war mir selbst ganz schwindelig! Wohlgemerkt war ihr alles von derselben Ärztin verordnet worden. Um die schiere Paradoxie dieser »bunten Mischung« deutlich zu machen: Eine Schilddrüsenunterfunktion beispielsweise hat meist Antriebslosigkeit zur Folge, das eingesetzte Mittel bringt unter anderem wieder etwas Schwung ins Leben. Dieses Mittel steht also in seinem Wirkspektrum einem zugleich verordneten Beruhigungsmittel entgegen. Ein Antidepressivum macht uns wach, ein Schlafmittel soll die Wachheit verhindern. Wen sollte es da wundern, dass meiner Patientin schwindelig wurde und ihr Magen rebellierte?

Den Wechselwirkungen von Medikamenten wird oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sie sind als Einzelmedikament genauestens erforscht und werden mit einem großen Beipackzettel ausgestattet. Die Wirkungen, die sich einstellen, wenn wir mehrere Medikamente auf einmal nehmen, sind jedoch sehr viel weniger genau beschrieben.

Auf meine Bitte hin, sie möge gegenüber ihrer Ärztin die Medikation noch einmal hinterfragen, sagte die alte Dame, die Ärztin sei so eine Nette, das könne sie nicht tun. Ich musste an dem Punkt die Behandlung leider abbrechen, denn es wäre sinnlos und ihrer Gesundheit auch nicht zuträglich gewesen, auf dieses Durcheinander nun noch Pflanzen zu verordnen. Ich bin sicher, diese Dame ist kein Einzelfall gewesen.

Ein anderer Fall war eine nähere Bekannte von mir. Sie war Anfang 80, bekam vier verschiedene Schmerzmittel und litt stark unter Halluzinationen. Sie »sah« Menschen in ihrem Haus, die ständig feierten und auf dem Sofa herumlümmelten. Sie konnte nicht einmal mehr in ihr Bett, denn es war bereits von einem ihr fremden Menschen besetzt. Sie hatte überraschenderweise keine Angst vor ihren Wahrnehmungen, vielmehr ging es ihr auf die Nerven, dass sie offenbar nicht mehr allein in ihrem Haus war und sie nie ihre Ruhe hatte. Die Ärztin verwies sie an den Neurologen, der zusätzlich ein Psychopharmakon verschreiben wollte, da sie ja unter Halluzinationen leide. Auf Drängen ihrer Tochter wurden dann aber erst einmal alle Schmerzmittel bis auf eines abgesetzt – und siehe da, die Halluzinationen waren verschwunden, das Bett gehörte wieder ihr und die ständigen unerwünschten Partys in den eigenen vier Wänden gehörten ebenfalls der Vergangenheit an. Und die Schmerzen? Sie waren nicht stärker als während der Medikamenteneinnahme.

MEDIKAMENTENEINNAHME

Schätzungen zufolge nehmen rund ein Drittel der Menschen über 65 täglich mehr als 5 verschiedene Medikamente ein. Im Deutschen Ärzteblatt wurden 2012 anhand einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts folgende Zahlen veröffentlicht: In der Altersgruppe über 65 Jahre sind nur noch 7,1 % der Frauen und 9,4 % der Männer gesund. Zirka 41 % dieser Altersgruppe haben 1–2 chronische Erkrankungen, 37 % haben 3–4 und die übrigen mehr als 5. Es wird geschätzt, dass ein Drittel der Erkrankten Mehrfachmedikationen von 4 und mehr Medikamenten bekommen – mit unwägbaren Risiken. Man geht davon aus, dass es sich ab 5 Medikamenten nicht mehr vorhersagen lässt, wie die verschiedenen Substanzen unter- und miteinander in Körper und Gehirn reagieren.

Gesund älter werden mit den besten Heilpflanzen

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