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Elftes Kapitel
ОглавлениеSchon als Knabe hatte ich Kunde von dem ewigen Leben, uns verheißen durch die Erniedrigung unseres Herrn und Heilandes, der herabstieg zu unserem Hochmute, und ich ward mit dem Zeichen seines Kreuzes bezeichnet und mit seinem Salz geweiht schon von dem Leibe meiner Mutter an, deren ganze Hoffnung du warst. Du sahst, o Herr, wie ich, noch ein Knabe, eines Tages plötzlich von heftig brennendem Magenkrampfe ergriffen wurde und fast dem Tode nahe kam. Du sahst, mein Gott, denn du warst schon damals mein Hort und Hüter, mit welcher Bewegung des Herzens, mit welchem Glauben ich die Taufe deines Gesalbten, meines Herrn und Gottes, von der Frömmigkeit meiner Mutter und der Mutter unser aller, deiner Kirche, verlangte. Und meine leibliche Mutter, mächtig erschüttert, weil sie auch mein ewiges Seelenheil als ein teures Pfand unter dem Herzen trug, das im Glauben an dich zu heiliger Reinheit gelangt war, würde eilend dafür gesorgt haben, dass ich in die heiligen Sakramente eingeweiht und durch sie gereinigt würde in deinem Bekenntnis, Herr Jesu, zur Vergebung der Sünden, wenn ich nicht sogleich genesen wäre. Es wurde daher meine Entsühnung durch die Taufe verschoben, gleich als müsse ich mich noch beflecken, solange ich am Leben bliebe, weil nach der Taufe die Schuld sündiger Befleckung noch größer und gefahrvoller würde. So waren damals schon ich, die Mutter und das ganze Haus gläubig, ausgenommen den Vater, der, obwohl er ein Heide war, doch nicht das Recht der frommen Mutterliebe zugunsten seines Vaterrechts umstieß, um mich am Glauben an Christum zu hindern. Denn mit ängstlichem Eifer schärfte mir meine Mutter ein, dass du, mein Herr und mein Gott, in noch viel höherem Grade mein Vater wärest als jener, und du standest ihr bei, dass sie den Gatten (im Glauben) überwand, dem sie, als die Bessere, untertan war, weil sie dadurch dir und deinem Gebote gehorchte.
Ich bitte dich, mein Gott, lass mich wissen, wenn es dein Wille ist, dass ich es wisse, welcher Art die Absicht war, derzufolge meine Taufe damals verschoben wurde, ob dadurch zu meinem Besten der Sünde Zügel gelockert wurden oder nicht. Weshalb hören wir auch jetzt noch von dieser und jener Seite: Lass ihn nur machen, er ist ja noch nicht getauft, und doch sagen wir zum Wohle des Körpers nicht: Der Wunden noch mehr, er ist ja noch nicht geheilt. Wäre es nicht viel besser gewesen, ich wäre schnell geheilt worden und man wäre mit mir durch die Meinen und meine eigene Sorge so verfahren, dass das wiedergewonnene Heil meiner Seele sicher unter deinem Schutz gewesen wäre, den du mir verliehen hättest? Wohl wäre es besser gewesen. Aber wie viele und wie mächtige Fluten der Versuchung auf mich eindringen würden, wusste meine Mutter schon, und lieber wollte sie den natürlichen Menschen vor der Wiedergeburt als das (durch die Taufe wiederhergestellte) Ebenbild Gottes preisgeben.