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2. Kapitel

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Nur wir zwei

Lucas

»Daddy, du kannst mich jetzt ins Bett bringen und mir etwas vorlesen«, sagt Madeline. Mein kleines Mädchen steht in ihrem leuchtend pinken Pyjama, dessen Baumwollstoff über und über mit Einhörnern bedruckt ist, in der Tür zu ihrem Zimmer. Ihr Haar ist noch feucht vom Duschen und ein bezauberndes Lächeln erhellt ihr Gesicht.

»Hast du dir die Zähne geputzt?« Ich werfe einen Blick auf die Uhr und sehe, dass es bereits nach acht ist.

»Jap.« Sie grinst, und ich mustere sie aus zusammengekniffenen Augen.

»Hast du all dein Mädchenzeug zurück auf dein Regal in der Dusche gestellt?«

Ihre Augen beginnen zu funkeln und sie kichert. »Ja, Daddy.«

»Gott sei Dank.« Sie hüpft ins Bett, und ich lege mir die Hand auf die Stelle über meinem Herzen. »Noch so einen Glitterunfall wie neulich verkrafte ich nicht.«

Glucksend lässt sie sich in ihre Kissen fallen.

Ihr Lachen ist ansteckend. Im Nachhinein betrachtet, ist das Ganze ziemlich lustig, letzte Woche war das aber völlig anders. Da habe ich versehentlich ihr Duschgel benutzt und das Zeug hinterließ einen Glitterfilm auf meinem Körper, der sich partout nicht abwaschen ließ. Ich sah aus wie dieser verdammte silberne Troll aus Trolls. Zum Glück hatte ich an jenem Tag kein Meeting mit einem Klienten und konnte mich in meinem Büro verschanzen.

»Du bist doof, Daddy.« Grinsend setzt sie sich auf.

»Also, was lesen wir heute?«, frage ich, als sie ihre Nachttischlampe anmacht, und schalte das Oberlicht aus, ehe ich mich auf die Bettkante setze.

»Das hier.« Sie drückt mir ein Buch in die Hand.

Amüsiert betrachte ich das Cover. »Schon wieder?«

»Es ist meine Lieblingsgeschichte.« Sie rutscht ein Stück zur Seite, und ich lege mich neben sie. Dann hebe ich den Arm, damit sie sich an meine Seite kuscheln kann, wie sie es seit ihrer Geburt jeden Abend macht.

»Alles klar.« Ich schlage die erste Seite auf und lese Madeline Die Prinzessin auf der Erbse vor, bis ich ihr leises Schnarchen höre. Als ich erkenne, dass ihre Lider fest geschlossen sind, drücke ich ihr für einen langen Moment einen Kuss auf die Stirn.

Nie hätte ich erwartet, dass es eines Tages nur uns beide geben würde und ich alleinerziehender Vater wäre. Als ich Madelines Mutter kennenlernte, machte ich mir nicht viele Gedanken darüber, welche Art von Frau sie war – ihr Aussehen und der Spaß, den wir miteinander hatten, haben mich geblendet. Zugegeben, ich war ein Arschloch ... Vielleicht ließ ich mich, was sie anging, auch lediglich von meiner Lust leiten. Sie war wunderschön, hatte ein atemberaubendes Lächeln und konnte im richtigen Moment sehr witzig sein. Die Anziehungskraft zwischen uns war unglaublich. Damals reichte mir das. Was sich änderte, als sie mir von ihrer Schwangerschaft erzählte.

Während meiner Kindheit und Jugend waren mir die Liebe meiner Eltern und das, was sie für ihre Ehe taten, stets ein Vorbild gewesen. Ich wollte von jeher eine eigene Familie gründen und nahm an, dass ich das zusammen mit Eva tun könnte. Ich glaubte, ein Erfolg hinge allein davon ab, dass ich mich genug darum bemühte. Als sie im zweiten Monat schwanger war, habe ich ihr einen Antrag gemacht. Keine dreißig Tage später gaben wir uns bei einer kleinen Zeremonie in der Kirche, in die meine Familie geht, das Jawort. Für eine Weile lief es gut. Nicht herausragend, aber es war in Ordnung. Wir entwickelten eine Routine, mit der wir beide zurechtkamen und in der ich ihr jeglichen Spielraum ließ.

Nach Madelines Geburt waren Eva und ich ziemlich beschäftigt – ich mit der Arbeit und sie damit, sich in meiner Abwesenheit um unser Zuhause und unsere Tochter zu kümmern. Mit der Zeit wurden die Dinge schwieriger. Es wurde anstrengender, so zu tun, als sei ich glücklich, und ich begann, ihr aus dem Weg zu gehen. Mir gefiel nicht, wie sie Madeline behandelte. Dass sie sich lieber mit ihren Freundinnen traf, als ihrer Rolle als Mutter nachzukommen. Viel zu lange habe ich diesen Mist mitgemacht. Eine Scheidung stand für mich nicht zur Debatte, denn ich wollte vermeiden, dass mich meine Tochter nur an den Wochenenden oder an von einem Gericht festgelegten Tagen sehen würde. Als Madeline fünf wurde, ließ sich das Unvermeidbare aber nicht länger abwenden. Ich konnte nicht mehr in den Spiegel schauen, ohne mich zu fragen, wer zur Hölle mir daraus entgegenblickte. Mir ging es dreckig, ich wusste nicht mehr ein noch aus und ich lebte eine Lüge mit einer Frau, mit der ich es kaum im selben Raum aushielt.

Als ich beschloss, unsere Ehe zu beenden, erwartete ich insgeheim, dass Eva mit harten Bandagen kämpfen würde; oder versuchen würde, Madeline als Druckmittel gegen mich zu verwenden, um ihren Willen durchzusetzen. Allerdings habe ich schnell herausgefunden, dass sie bereits einen Plan B in der Hinterhand hatte. Sie hatte schon eine Weile eine Affäre mit einem Mann der – zu meinem Glück – nicht das Kind eines anderen großziehen wollte. Eva überließ mir das alleinige Sorgerecht und zog zu ihrem Lover. Vor zwei Jahren verließen Madeline und ich Connecticut und wagten in der Stadt einen Neustart. Seither hat sich Eva kaum blicken lassen.

Meine Tochter ohne Mutter aufwachsen zu sehen, finde ich furchtbar, aber ein Teil von mir ist dankbar dafür. Es handelt sich immerhin um eine Frau, die einen Mann ihrem eigenen Kind vorgezogen hat. Madeline vermisst ihre Mom jedoch – oder zumindest die Vorstellung, die sie von ihr hat. Ich erkenne es in ihren Augen, wenn sie von den Müttern ihrer Freundinnen erzählt oder irgendetwas passiert, was sie mit ihrer eigenen teilen sollte. Zum Glück haben wir ein paar tolle Frauen in unserem Leben. Meine Mom und die Ehefrauen meiner Brüder haben sich der Herausforderung gestellt und versuchen, die Lücke zu füllen, die Eva hinterlassen hat.

»Ich liebe dich, Kleines.« Ich drücke ihr einen weiteren Kuss auf die Stirn, ehe ich vorsichtig aufstehe und sie zudecke. Dann lege ich das Buch auf den Tisch neben dem Bett, schalte die Lampe darauf aus und ihr Nachtlicht an, das kleine Sterne an die Decke projiziert. Anschließend verlasse ich ihr Zimmer. Ich muss morgen arbeiten und Maddi in die Schule, also werde ich früh aufstehen, um sie zu wecken und fertig zu machen, was keine leichte Angelegenheit ist.

Ich reibe mir über die Augen, lösche alle Lichter in der Wohnung, mache den Fernseher aus und gehe in mein Schlafzimmer. Ausgezogen lege ich mich ins Bett und nehme mein Handy, um mir einen Wecker zu stellen. Sofort springt mir eine Nachricht meiner Assistentin, Sam, bezüglich einer potenziellen neuen Klientin ins Auge. Der Umzug nach New York City hat mich zuerst beunruhigt. Allein die Preise für eine Wohnung reichten aus, um mir Herzrasen zu bereiten, aber es war die beste Entscheidung überhaupt. Impeccable Designs gilt als eines der besten Architekturbüros der Stadt und dank der Empfehlungen zufriedener Kunden habe ich mehr Arbeit, als ich bewältigen kann. Wenn die Dinge weiterhin laufen wie bisher, sollte ich nächstes Jahr in der Lage sein, mir für Madeline und mich eine größere Bleibe zu leisten.

Ich bin in die alte Wohnung von Fawn – der Ehefrau meines Bruders – gezogen; diese ist zwar schön, aber klein. Madelines Zimmer ist nicht einmal ein richtiges Zimmer. Ich glaube, dass es ursprünglich eine Abstellkammer war. Trotzdem kann ich mich glücklich schätzen, dass sie ihr eigenes Reich hat. Wirklich, ich kann mich über unsere Wohnsituation nicht beschweren. Levi und Fawn leben direkt gegenüber auf der anderen Seite des Flurs und sind immer bereit, mir mit Madeline unter die Arme zu greifen. Worüber ich mehr als froh bin, wenn ich länger arbeiten muss oder Maddi in der Schule krank wird, ich sie aber nicht abholen kann.

Ich verbinde mein Mobiltelefon mit dem Ladegerät und lege es auf den Nachttisch, ehe ich die Augen schließe. In den Jahren vor der Trennung hatte ich Probleme zu schlafen, aber seit Eva weg ist, hat sich das geändert. Auch heute döse ich mühelos ein.

Drawn Into Love

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