Читать книгу Das Model und der Walflüsterer - Ava Lennart - Страница 11
ELLE
ОглавлениеValérie und Mister Chang stehen neben der Bootsbrücke und unterhalten sich angeregt über Wale. Offensichtlich hat den beiden die Tour gefallen. Innerlich danke ich Jill für die gute Idee. Mister Chang soll sich in Vancouver wohl fühlen. Mit neuer Energie streiche ich den Bleistiftrock glatt.
„Mister Chang, ich hoffe, der Ausflug hat Ihnen gefallen. Darf ich Sie bitten, sich kurz zu gedulden? Wir können hier in dem Restaurant einen Kaffee trinken, bis der Bootsmann mein Handy befreit hat.“ Ich zeige in die Richtung des Restaurants und laufe bereits los. Festen Boden unter den Füßen, habe ich zur alten Form zurück gefunden.
„Oh, gute Idee! Wo Kaffee ist, ist meistens auch Tee!“, ruft Mister Chang fröhlich und folgt mir. Ich könnte mich ohrfeigen! Verflixt, ich habe völlig vergessen, dass Mister Chang Teetrinker ist. Schließlich gehören ihm riesige Teeplantagen in China. Ich sollte mich konzentrieren. Auch meine Tochter setzt sich in Bewegung. „Wo Tee ist, ist meistens auch Cola“, grinst Valérie mich an. Naseweis. Woher hat sie das? Ein rascher Blick auf den gutmütig lächelnden Mister Chang zeigt, dass dieser Valéries Humor versteht. Erleichtert stoße ich die Luft aus. Noch eine halbe Stunde in diesem Lokal, und der Tag kann wie geplant weitergehen. Meiner Armbanduhr nach würden wir es rechtzeitig in das angesagte Restaurant nach China-Town schaffen, wo ich in einen Tisch reserviert habe. Vorausgesetzt, dieser Kerl stellt sich bei der Bergung des Handys nicht allzu dämlich an.
„Ich muss los, vielleicht sieht man sich bald wieder?“ Als ich mich umdrehe, schaue ich in Neils erwartungsvolle Augen. Den habe ich komplett vergessen.
„Ja, vielleicht“, antworte ich unverbindlich, umfasse den Arm meiner Tochter und ziehe sie unter Neils entgeistertem Blick Richtung Hafenrestaurant.
Munter plaudernd betreten wir nach wenigen Metern die Stufen, die zu der Holzveranda hinaufführen, die längs der Hafenseite verläuft. Brusthohe Glasscheiben schützen die Gäste vor dem Seewind. Diese sitzen an langen Holztischen auf rustikalen Bänken. Ein großes Schild, auf dem, mit Wildblumen verziert, „The Heidelberg“ geschnitzt ist, begrüßt die Eintretenden. Das Lokal ist offenbar beliebt. Draußen ist kein freier Platz mehr zu finden. An der schweren Tür kommt uns eine dralle Frau entgegen, die ein Tablett mit Getränken und essbaren Kleinigkeiten balanciert. Mein Magen erinnert mich lautstark daran, dass ich heute das Frühstück habe ausfallen lassen. Während ich den Blick kaum von den Tellern lösen kann, zupft Valérie mich am Ärmel.
„Mama, schau. Die Frau hat genauso ein Kleid an, wie ich als Kind mal von Tante Sabine geschenkt bekommen habe. Wie hieß das noch mal?“ Ich nehme die Bedienung genauer in Augenschein. Tatsächlich. Die Frau trägt ein Dirndl. Diese geschmackvolle Version hat allerdings wenig mit dem pinken Ungetüm mit grüner Schürze zu tun, das Valérie zu meinem Entsetzen im Alter von vier Jahren Tag und Nacht tragen wollte. Es bedurfte viel Überredungskunst, das Kleid wenigstens ab und an in die Waschmaschine zu stecken. Als Valérie dann endlich selbst zugab, aus dem Dirndl herausgewachsen zu sein, flossen bittere Tränen. Erleichtert hatte ich den Lumpen entsorgt. Ich hätte nicht gedacht, dass sich Valérie daran erinnert.
„Die Kleider nennt man Dirndl. Eigentlich tragen die Heidelberger keine Dirndl. Die Stadt liegt zu weit nördlich für diese Tracht“, kann ich mir nicht verkneifen, den verträumten Gesichtsausdruck meiner Tochter zu bremsen. Valérie kommt doch nicht etwa auf die Idee, unbedingt wieder ein Dirndl zu wollen? Obwohl, wenn ich sie in der schwarzen Skinny-Jeans und dem dunklen, langen Pullover so ansehe, stünde ihr Farbe und Weiblichkeit nicht schlecht. Ich seufze. Valérie ist so hübsch. Alle Versuche, ihr Modeempfinden beizubringen, perlen an ihr ab. Typisch Teenager halt. Kaum zu glauben, dass sie dasselbe Kind ist, das einst das pinke Dirndl vergöttert hatte.
Als wir durch die Eingangstür treten, frage ich mich, weshalb das Bild der Deutschen in der Welt immer bayerisch sein muss.
Das Innere des Restaurants empfängt uns mit einer angenehmen Ruhe, die sich von der Betriebsamkeit auf der Veranda unterscheidet. Der Raum ist hell und geräumig. Neben einer langen Bar aus unbehandeltem Holz, vor der hohe Hocker aus dicken Ästen stehen, finden sich an den Fenstern große, mit Bänken kombinierte Holztische. Dazwischen ist viel freier Raum, der sich nach oben fortsetzt. Das hohe Gebälk, in dem sich das Gemurmel und Besteckklappern der Gäste verliert, gibt dem Restaurant etwas Luftiges. Ich erkenne an, dass genau die Balance zwischen Landhausstil und Moderne getroffen ist. Wie zufällig sind Felle auf modernen Holzbänken verteilt und auf Tischen und Fensterbänken stehen gläserne Windlichter neben Vasen mit Wildblumen. In seiner Schlichtheit wirkt alles einladend und stimmig. Mister Chang scheint das ebenfalls so zu empfinden. Sein Gesicht strahlt und er klatscht erfreut in die Hände, als er weitere Mädchen im Dirndl erspäht. Vielleicht ist die Idee, ihn mit dem gediegenen Restaurant in Chinatown Heimatfeeling zu geben, nicht so ausgereift gewesen?
Eine schlanke Dame um die sechzig, in langer Tracht kommt auf uns zu. Sie streckt uns die Hände entgegen und begrüßt uns freundlich. „Ich bin Christiane Herbst, Alexanders Mutter. Sie müssen die Gruppe sein, die unser Sohn telefonisch angekündigt hat. Er hat nicht übertrieben. Sie sind sehr hübsch. Sprechen Sie tatsächlich Deutsch?“ Ich bin so überrumpelt, dass ich kein Wort hervorbringe. Hübsch? Interessant, dass ihm das trotz allem aufgefallen ist. Misstrauisch ergreife ich die dargebotene Hand. Ich vermute eher, dass Alexander mich als „Oberzimtzicke“ avisiert und Christiane das eigenmächtig umgetauft hat. Sie ignoriert meine Verwunderung.
„Entschuldigen Sie meine Neugier. Ich freue mich immer, wenn ich auf Landsleute treffe, die hier leben.“ Die Frau ist so nett, ich kann sie kaum mit dem grantigen Boots-Alexander, der mein Handy auf dem Gewissen hat, in Verbindung bringen. Die Verwandtschaft ist nicht zu leugnen. Dieselben blauen Augen. Dass mir das auffällt? Ein ungewohntes Kribbeln macht sich in meinem Magen breit.
„Ich spreche auch Deutsch“, schaltet Valérie sich dazwischen, die stolz darauf ist, zweisprachig erzogen worden zu sein. Ich besinne mich meiner Erziehung.
„Mein Name ist Elle Sommerfeld und das ist meine Tochter Valérie. Meine Eltern stammen aus Deutschland. Wir sind hierhin gezogen, als ich sechs Jahre alt war. Aber Valérie ist in Vancouver geboren.“ Im Affekt streiche ich Valérie über das Haar, was meine Tochter mit einem Augenrollen quittiert. Schnell ziehe ich die Hand zurück.
„Freut mich sehr.“ Ihr Blick ruht einen Moment wohlwollend auf Valérie und mir.
„Sollten Ihre Eltern noch in Vancouver sein, müssen Sie mit ihnen unbedingt in unser Restaurant kommen. Hier ist ein beliebter Treffpunkt für deutsche Einwanderer.“
„Meine Eltern hat das Heimweh vor ein paar Jahren zurück nach Deutschland getrieben. Meine Schwester lebt mit Mann und zwei Kindern dort. Sie wollten in ihrer Nähe sein.“ Man sieht mir anscheinend an, wie sehr ich meine Eltern vermisse, denn Christiane legt mit einer tröstenden Geste ihre Hand auf meinen Arm. Bei so viel Mitgefühl wird meine Kehle eng und ich konzentriere mich zur Ablenkung auf Christianes schmale Finger. Wieder eine offensichtliche Gemeinsamkeit mit ihrem Sohn Alexander. Nach einem kurzen Drücken zieht Christiane die Hand weg.
„Das tut mir sehr leid. Ja, der Ruf der Heimat ist stark. Mein Mann und ich haben auch manchmal Lust, alles stehen und liegen zu lassen und zurückzugehen. Aber wir sind zwei Jahre nach unserer Hochzeit nach Kanada ausgewandert und haben bis auf eine Schwester meines Mannes keine Verwandten mehr in Deutschland. Ich befürchte fast, wir sind jetzt echte Kanadier.“ Ich weiß sofort, was Christiane meint. Genau das ist die unterschwellige Angst meiner Eltern gewesen: die deutsche Identität zu verlieren. Dabei waren sie einst voller Träume nach Kanada ausgewandert um „der deutschen Enge“ zu entkommen. Als meine Schwester Sabine ihr Herz ausgerechnet an einen durchreisenden Deutschen verlor, waren meine Eltern insgeheim erleichtert. Einen besseren Grund nach Deutschland zurückzugehen, als zu ihrer schwangeren Tochter, gab es nicht. Mich hingegen zog nach meiner Modelphase in Paris die Sehnsucht wieder zurück nach Kanada. Obwohl das bedeutet hatte, meine Tochter Valérie ohne Hilfe meiner Eltern großzuziehen.
„Wenn meine Eltern uns das nächste Mal besuchen kommen, werde ich ihnen Ihr Restaurant auf jeden Fall zeigen.“ Christiane lächelt zufrieden. Sie wendet sich an Mister Chang und spricht ihn auf Deutsch an. „Herr Sommerfeld?“ Herr Chang blickt sie freundlich an, reagiert aber nicht.
Valérie entfährt ein Kichern. „Nein, das ist Mister Chang. Er kann kein Deutsch, aber Chinesisch und Englisch. Mama will finanzielle Unterstützung von ihm, deshalb verbringen wir den Tag mit ihm.“ Mir bleibt das Herz stehen. Räuspernd werfe ich meiner Tochter, die zu viele Vokabeln aus meiner Welt aufschnappt, einen Blick zu. Christiane macht einen verwirrten Eindruck und scheint Valéries Aussage zu überdenken. Ich spüre, wie meine Wangen sich erhitzen. Sie denkt doch nicht etwa ... !
„Mister Chang ist heute unser Gast. Er ist ein möglicher Investor in mein Unternehmen. Meine Tochter hat eine sehr blumige Sprache“, korrigiere ich Valéries Aussage. Sichtlich erleichtert, mustert Christiane uns mit wachsamen Augen.
„Dann müssen Sie mit Ihrem Mann einmal bei uns vorbeischauen.“
„Meine Mutter hat keinen Mann. Unsere Familie sind Mama und ich. Mein Vater lebt in Paris.“ Was ist nur in Valérie gefahren? Das geht die fremde Frau nichts an. Was soll sie von mir denken? Christiane scheint der Spruch von Valérie nicht zu stören. Im Gegenteil! Sie mustert mich eindringlich. Ein interessiertes Glitzern stiehlt sich in ihre blauen Augen. Unvermittelt fühle ich mich, als hätte ich einen Test bestanden.
„Wunderbar! Bitte seien Sie heute unsere Gäste.“ Überrumpelt von Christianes Herzlichkeit – oder geht es nur mir so? - lässt sich unsere kleine Gruppe an den Tisch führen. Die Sitzecke aus unbehandelten Holzmöbeln strahlt „deutsche Gemütlichkeit“ aus. Auf den Bänken liegen flaschengrüne Filzkissen. Auch auf dem Tisch befinden sich schlichte Filzuntersetzer. Zu meinem Erstaunen nimmt Christiane ebenfalls Platz. Auf ihr Fingerschnippen hin nähert sich zur sichtbaren Freude von Mister Chang eine Dirndl-Bedienung. Als sie die Speisekarten verteilt, will ich dankend abwinken. Schließlich wartet der Tisch in Chinatown auf uns. Aber Mister Chang starrt so gebannt in das Balkon-Dekolleté, dass ich innerlich umdisponiere.
„Peter. Da bist du ja. Komm zu uns!“ Christiane winkt einem Herrn mit grauem Haar zu, ebenfalls in Tracht. Er hat das Restaurant durch eine Seitentür betreten und hält einige Papiere in der Hand. Instinktiv weiß ich, das ist Alexanders Vater. Er hat die gleiche Aura wie sein Sohn. Eine männliche, raumbeherrschende Präsenz. Moment mal. Habe ich Aura gedacht? Jetzt geht es mit mir durch. Dieser Holzklotz Alexander hat außer schlechter Laune überhaupt keine Aura. Christiane zieht den Mann auf den Platz neben Valérie.
„Stell dir vor, unser Sohn hat diese hübsche Landsmännin kennengelernt.“ Christianes Augenbrauen sind bei dem Satz bedeutungsvoll hochgezogen. Mir wird mulmig zumute. Was geht hier vor? Bin ich auf der Fleischbeschau eines Heiratsmarktes?
Peter hält mir die Hand hin und ich erkenne das Lächeln wieder, das sein Sohn mir zaghaft geschenkt hat. Bevor ich ihn in seine Schranken verwiesen habe.
Ich senke den Blick, irritiert von meinen Gedanken, und öffne die Speisekarte. Sofort bin ich abgelenkt und schmunzle. Sämtliche deutsche Leibgerichte meiner Schwester und mir sind aufgeführt: Schweinebraten, Kohlrouladen, Blaukraut, Heringsstipp, Königsberger Klopse, Kartoffelpuffer, und, und, und. Mein Magen jauchzt vor Freude und das Wasser läuft mir im Munde zusammen. Am liebsten hätte ich die Speisekarte rauf und runter bestellt. Merkwürdig, dass mir das Restaurant bislang nie aufgefallen ist. Gleichzeitig sticht mir die Sehnsucht nach meiner Mutter ins Herz. Sie kann diese Köstlichkeiten seit der Rückkehr nach Deutschland höchstens einmal im Jahr für mich zubereiten. Obwohl ich passabel koche, schmecken sie einfach nicht so gut wie bei ihr. Ich hebe die Augen. Anscheinend bin ich die einzige die hungrig ist und die Speisekarte studiert habe. Valérie unterhält sich lebhaft mit Christiane. Mister Chang lächelt und studiert die Konstruktion der Holzbalken an der Decke.
„Mister Chang“, wende ich mich ihm zu, „wir könnten hier etwas essen. Die deutsche Küche ist sehr schmackhaft und passt hervorragend zu meinem deutschen Design.“ Mister Chang nickt höflich, was ich als sein Einverständnis werte.
„Meine Mama sagt, in Heidelberg gibt es überhaupt keine Dirndl. Stimmt das? Ich war leider noch nie in Heidelberg.“ Wieder stöhne ich innerlich, aber Christiane grinst nur.
„Da hat deine Mama recht. Unsere Familie stammt auch nicht aus Heidelberg sondern aus einer kleinen Stadt im Odenwald. Aber Heidelberg klingt als Name spannender als Michelstadt. Das scheint in der Welt der Inbegriff des romantischen Deutschlands zu sein. Genauso wie das Dirndl. Seit unsere Bedienungen Dirndl tragen, ist der Umsatz verdoppelt.“ Sie zuckt mit den Achseln. Valérie grinst in Richtung Mister Chang. „Hm, ich kann mir vorstellen, woran das liegen könnte...“ Es ist Zeit für meinen Einsatz und ich werfe meiner Tochter einen warnenden Blick zu.
„Auf jeden Fall haben Sie es gemütlich.“
Christiane und Peter strahlen.
„Es freut mich, Elle, wenn es Ihnen gefällt. Es war ein Haufen Arbeit, aus dieser heruntergekommenen Hafenkaschemme das zu machen, was Sie heute sehen. Wir hätten besser damals abgerissen, statt den Bestand zu restaurieren. Aber das stellte sich erst heraus, als der Umbau bereits zu weit fortgeschritten war.“ Christiane nickt zu den Worten ihres Mannes.
„Zwischendurch war ich drauf und dran, aufzugeben. Jetzt, nach drei Jahren Arbeit, sehen wir endlich, dass der Aufwand gelohnt hat. Auch dank der Dirndl.“
Christiane streicht Valérie liebevoll über die blonden Locken und ich bin überrascht, dass meine Tochter den Kontakt von einer fremden Frau zulässt. Es liegt wahrscheinlich an Christianes offenem Wesen, das auch sie bezaubert.
„Die Tracht war übrigens Alexanders Idee.“ Innerlich verdrehe ich die Augen. War klar, dass dem Freund von Schwerenöter Neil O´Ryan hochgepushte Brüste als Verkaufsargument einfallen. Christiane blickt stirnrunzelnd auf ihre Armbanduhr und dann zur Tür. „Wo bleibt er nur?“ Sofort beißt mich das Gewissen. Obwohl er daran schuld ist, dass mein Handy weggeflutscht ist.
Valérie ist nicht mehr zu bremsen.
„Wo kann man denn diese Dirndl kaufen? Gibt es die auch in meiner Größe?“ Christiane lacht auf.
„Gefallen sie dir? Die Dirndl fertigt eine Freundin von mir an. Alles beste Handarbeit.“ Sie rückt ein Stück ab und betrachtet Valérie von oben bis unten. „Ich denke, Größe „S“ dürfte passen. Davon habe ich eins. Wir hatten vor einem Jahr eine jugendliche Praktikantin.“ Valérie strahlt übers ganze Gesicht.
„Mama, hast du das gehört? Ich bekomme wieder ein Dirndl.“ Ich lächle schief. So simpel ist es also, meine mürrische Teenagertochter zu erfreuen. Die dralle Dirndl-Blondine von draußen nähert sich dem Tisch. Mister Changs Gesicht erhellt sich, und wir geben unsere Bestellung auf. Wurde langsam Zeit. Mein Magenknurren ist mittlerweile peinlich.
„Ihre Freundin näht die Dirndl? Ich bin in der Textilbranche und immer auf der Suche nach gewissenhaften Näherinnen. Wenn sie Aufträge braucht, wäre ich an einem Kontakt interessiert.“ Valérie verdreht die Augen. Sie hasst es, wenn ich ständig über die Arbeit rede.
„In der Textilbranche? Was genau machen Sie denn?“
„Mama näht unglaublich schöne Kleider für Schwangere.“ Christiane zieht anerkennend die Brauen hoch und Peter lächelt versonnen.
„Nun ja, von selbst nähen kann keine Rede mehr sein. Ich habe mich seit Valéries Geburt mit einem eigenen Label für Schwangerschaftsmode selbstständig gemacht. Genau wie Sie nutze ich den guten Ruf des deutschen Handwerks und habe es Babe in Germany genannt.“
Valérie ist plötzlich aufgeregt.
„Mama, meinst du, du könntest Dirndl für Schwangere in dein Programm aufnehmen?“ Einen Moment starre ich irritiert auf meine Tochter.
Christiane fängt lauthals an zu lachen und Valérie und ich lassen uns anstecken. Selbst Herr Chang, der nicht wissen kann, worum es geht, kichert.