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WILLKEMMON

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Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten, Menschen willkommen zu heißen. Ich erzähle dazu folgende Geschichte.

Eines Morgens im Jahr 2015 zog ich ein Sakko an und fand in der Tasche ein Parkticket aus Schweden. Aber ich war seit Jahrzehnten nicht mehr in Schweden gewesen! Genau genommen hatte ich mich überhaupt nur einmal im Leben dort aufgehalten, als Zeitungsreporter nach dem Mord an Olof Palme.

Aber das war 1986, damals vor fast dreißig Jahren.

Und zwar ohne Auto. Ich hätte also auch kein Parkticket benötigt, in jenem lange zurückliegenden Jahr.

Oder war ich doch dort? Hatte ich etwas vergessen? Ist es schon so weit mit mir gekommen?, dachte ich: dass ich Reisen nach Schweden vergesse?!

Dann fiel mir ein, dass ich das Sakko seit einem Jahr nicht mehr getragen habe, damals aber zuletzt bei einer Lesung. Und dort hatte mir ein Leser diesen Zettel zugesteckt, ein Parkticket aus der Astrid Lindgrens Värld in Vimmerby/Småland. Er fand es lustig (und das ist es ja auch), dass auf diesem Papier das schwedische Wort Parkeringsbiljett (also Parkticket) als Strafzettel übersetzt worden war und dass damit sozusagen auch der korrekt Zahlende bestraft wurde. Und dass darunter Välkommen!, Welcome!, Willkommen! stand, was sich unter dem Begriff Strafzettel irgendwie seltsam macht.


Leise Ironie des Alltags: Ich lernte bei der Gelegenheit noch ein bisschen Schwedisch, weil ich nämlich von des Schwedischen mächtigen Menschen erfuhr, dass in Schweden ein Schnellzug, ans Deutsche angelehnt, snälltåg heißt, das Wort snäll als Adjektiv aber nett bedeutet. Was wiederum mit sich brächte, dass die schwedischen Schnellzüge eben auch nette Züge wären, Nettzüge.

Välkommen also, liebe Leserinnen und Leser, in den Freundlichkeiten der schwedischen Sprache!

Vor dem Betreten Sprachlands jedoch benutzen wir einen leicht variierten Gruß. Wir sagen:

Willkemmon!

Dieses schöne Wort fand sich vor Jahrzehnten auf einer Speisekarte einer britischen Unterkunft namens The Grand Hotel, in dem man eine Reisegruppe so begrüßte: Willkemmon, »Lauscher Reisen«.

Im folgenden Menü konnte man, so las ich, täglich wählen zwischen Gerichten wie Braten Sie Bein englischen Lammes MIT ROSMARIN GEDIENT, WITTERTE BRATENSAFT oder auch einer sorgfältig betitelten Speise namens Selbstgefertigtes Hähnchen Kiew Filet Von Hähnchen, das MIT EINER Knoblauch-Butter gefüllt-wird, Breadcrumbed Und backte Bis Golden.

Den Abschluss bildete Frisch gegorener Kaffee.

Es ist, wie wir sehen, beim Betreten unseres Landes wichtig, einige Grundsätze zu beachten. Den ersten fand jemand für mich vor vielen Jahren am Eingang eines italienischen Restaurants namens Mi Piace (das heißt Gefällt mir). Dort wurden auf einer Tafel die Sprachkenntnisse des Personals annonciert, We speak english zum Beispiel, auch Mluvíme po cesky.

Und dann: Wir sprachen deutsch.


Den zweiten Grundsatz entdeckte ein anderer Leser vor dem Eingang zu den Katakomben in Rom, wo auf einem Schild der englische Satz PLEASE WAIT UNTIL YOU ARE CALLED BY LOUDSPEAKER übersetzt worden war mit BITTE WARTEN, DIE DEUTSCHE SPRACHE WIRD AUFGERUFEN.

Für den Besucher Sprachlands bedeutet das alles: Wer ausschließlich an korrekter deutscher Sprache interessiert ist, der warte bitte hier. Die Bewohner dieser eigenartigen Region sprachen deutsch und versuchen sich gerade zu erinnern. Wenn ihnen etwas Richtiges eingefallen ist, melden sie sich und rufen die Reisenden auf.

Alle anderen Interessenten folgen mir jetzt bitte.

Wir werden nämlich mit dem ersten netten Zug losfahren, wir werden die Beine englischer Lämmer braten, wir werden Bratensaft wittern, Hähnchen selbst fertigen und mit Rosmarin dienen.

Es wird ein großes Abenteuer.

Willkemmon in Sprachland!

Im Bann des Eichelhechts

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