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5. Kapitel.

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Erich Thornberg wohnte mit seiner jungen Frau im Westen Berlins. In einem der ruhigen vornehmen Häuser in der Nähe der Corneliusbrücke. Er hatte als Polarforscher keine Schätze sammeln können. Er besaß kein Auto, und sein Bankkonto war schmal genug. Aber ein Heim besaß er. Es gab keine Perserteppiche darin und keine Van Goghs. Es war auch nicht übermäßig groß. Aber es besaß in seiner ganzen Einrichtung die stille gediegene Vornehmheit eines alten kultivierten Hauses. Die Möbel, die wenigen Gemälde, der Bechsteinflügel stammten noch von Großvater und Urgroßvater her, mit Liebe im Laufe der Jahrzehnte gesammelt. Und Frau Ingeborg hatte durch allerlei mit sicherem Geschmack ausgesuchte Neuanschaffungen eine neue, helle Note in den alten Haushalt gebracht.

Die Thornbergs lebten sehr zurückgezogen. Eigentlich waren es nur zwei Gäste, die regelmäßig ihr Heim besuchten und die auch stillschweigend und selbstverständlich als dazu gehörend betrachtet wurden: Thornbergs Vater, der Professor und Kustos am Staatlichen Museum, und der junge Arnaluk.

Arnaluk gehörte zu Thornberg wie das Eis zur Arktis gehörte. Er war Grönländer. Seine Mutter war gestorben, als er 18 Jahre alt war und noch in Tassinork Kajak- und Renntierbilder in die Messerscheiden schnitzte. Der dänische Professor Wesenberg, der seit Jahren regelmäßig mit der „Hans Egede“ Grönland besuchte, hatte ihn damals mit nach Kopenhagen genommen. Arnaluks Gestalt und Züge hatten nichts Grönländisches. Sein ovales, hageres Gesicht, sein flachsblondes, langsträhniges Haar, seine großen, hellblauen Augen und seine hochgewachsene Gestalt trugen alle Merkmale einer germanischen Rasse. Wer’s nicht besser wußte, hielt ihn für einen Dänen oder Norweger, und Erich Thornberg sagte manchmal, wenn er den langen blonden Jungen und seine kleine blonde Frau beisammen sah, lächelnd, Ingeborg hätte eigentlich Arnaluk heiraten sollen, ein Scherz, über den Arnaluk und Ingeborg jedesmal in herzliches Gelächter ausbrachen.

Nun, auch Professor Wesenberg ruhte längst auf dem Vester-Friedhof in Kopenhagen. Arnaluk hatte die Schule in Kopenhagen besucht und war dann nach Deutschland gegangen. In Berlin hatte er Unterricht bei einem Bildhauer genommen, und sein Talent hatte sich rasch entwickelt. Er hatte mehrere beachtenswerte Arbeiten ausgestellt und verkauft, und es gab in Fachkreisen Leute, die ernstlich mit dem jungen Grönländer rechneten.

Er fühlte sich wohl in Berlin, aber die Sehnsucht nach Mitternachtssonne und Nordlicht war in ihm lebendig geblieben. Als Erich Thornberg vor vier Jahren seine erste Polarexpedition ausrüstete, war der junge Bildhauer eines Tages bei ihm erschienen und hatte ihn flehentlich gebeten, mitmachen zu dürfen. Und seither hatte Arnaluk Erich Thornberg auf jeder Fahrt begleitet. Er war einfach unentbehrlich geworden. Er sprach grönländisch, war der beste Hundeschlittenführer, den man sich denken konnte, der schnellste Kajakfahrer. Er kannte die Arktis, ihre Gefahren und Tücken, und er störte nie, denn er liebte die gewaltige Stille der Arktis. Das Letztere war es wohl gewesen, was ihn mit Thornberg so innig verbunden hatte.

Als Erich Thornberg vor zwei Jahren Ingeborg geheiratet hatte, die Tochter des kleinen Rostocker Reeders, der ihm das erste Schiff zur Nordlandfahrt anvertraut hatte, da hatte Arnaluk als Trauzeuge am Altar gestanden. Und als Frau Ingeborg ein Jahr später am Grabe ihres Vaters stand, da stand Arnaluk neben Erich Thornberg vor dem offenen Grabe. Er gehörte eben zur Familie.

Frau Ingeborg trug kein Verlangen nach der großen Welt, obwohl sie erst 24 Jahre zählte. Von ihrem Wesen ging eine stille, wohltuende Freundlichkeit aus. Damals, als Thornberg von seiner ersten Fahrt zurückkehrte, hatte sie ein paar Wochen lang das Leben in seinen Strudel gezogen. Thornberg war gefeiert worden. Er und seine Frau hatten Einladungen erhalten zu Banketts und Bällen. Aber jedesmal, wenn man von so einer Festlichkeit spät nachts heimkehrte, hatte Frau Ingeborg mit zärtlichem Aufatmen auf ihr kleines Reich geschaut und sich vor dem Schlafengehen noch einmal wohlig und zufrieden in ihre Lieblingsecke gedrückt. Dann war die Sensation Thornberg allmählich verrauscht und das stille häusliche Leben wieder eingekehrt. Frau Ingeborg war es zufrieden. Sie besaß keinen Ehrgeiz. Das Schicksal hatte ihr den größten Wunsch ihrer Mädchenzeit erfüllt: Der Polarforscher Erich Thornberg, den sie mit fanatischer Schwärmerei verehrte, war ihr Mann geworden. Was konnte es sonst noch geben auf der Welt?

Heute war Festtag bei Thornbergs. Am Mittag war Arnaluk angekommen und hatte sein neuestes Werk gebracht: eine Büste, zu der Frau Ingeborg Modell gestanden hatte. Das mußte gefeiert werden. Der Kaffeetisch war mit Blumen geschmückt, und der Konditor hatte eine Riesentorte liefern müssen. Gab es etwas Gemütlicheres, als hier zu Hause beim Kaffeetisch zu sitzen mit einem Freund, der ein so lieber Junge und dazu noch ein so begnadeter Künstler war wie Arnaluk. Thornbergs strahlten. Arnaluk selber aber blieb merkwürdig schweigsam und ernst, und als Frau Ingeborg ihm das dritte Stück Torte auf den Teller legte, sah sie die Sorge so deutlich in seinen Augen stehen, daß sie in ihrer stillen, wohltuenden Art nach dem Grunde fragte.

Arnaluk sah beide an. Er hatte eine sonderbare Art, beim Sprechen unaufhörlich bald den Blick auf Thornberg, bald auf Ingeborg zu richten, so daß jeder von beiden es empfand, als ob er zu ihm spräche: „Wenn Arnaluk bei euch ist, spricht er nur im Plural!“ pflegte Professor Thornberg zu sagen. Diesmal aber glitt sein Blick schnell von Ingeborg fort und heftete sich fest auf Thornberg.

„Du mußt nun bald reisen, Erich.“

„Gewiß.“ Thornberg sah erstaunt auf. „Sobald das Geld dazu da ist. Du weißt ja Arnaluk ...“

„Ich weiß, daß du deine Fahne oben im Neuland hissen willst. Wenn du dich nicht beeilst, wird vielleicht schon eine andere Fahne da sein, bevor du kommst.“

Thornberg lächelte. „Du meinst, es könnte mir gehen wie Scott, dem Amundsen am Südpol zuvorkam?“

Der junge Grönländer nickte ernst. „Ja, das kann dir auch passieren.“

Erich Thornberg wurde unruhig. Arnaluk sprach so ernst. „Hast du am Ende etwas gehört?“ wollte er wissen.

Es dauerte eine Weile. Arnaluk schien irgend etwas zu überlegen, und die beiden Thornbergs warteten geduldig. Sie wußten, Arnaluk sprach nie, ohne seiner Sache ganz sicher zu sein.

„Gestern war mein Schulfreund Kai Strange bei mir. Er ist jetzt Journalist bei der ‚Politiken‘ in Kopenhagen. Er sprach von unserem Neuland.“

„Was!“ Thornbergers Löffel klirrte hart auf der Untertasse. „Meinst du, daß die Dänen Wind von der Sache bekommen haben?“

„Er war eigens deswegen zu mir gekommen, Erich. Natürlich habe ich nichts gesagt, aber er wußte so ziemlich Bescheid. Er fragte sogar, ob ich an einer dänischen Expedition teilnehmen wollte.“

„Das ist — fatal!“ Thornberg hatte eine steile, kleine Falte auf der Stirn, und auch Frau Ingeborg war erschrocken. Sie wußte nur zu gut, was es für Thornbergs stille, tiefe Vaterlandsliebe bedeutete, wenn eines anderen Landes Farben da oben wehen würden, in diesem Eisland, das er seiner Heimat erringen wollte.

„Wenn ich nur das Geld hätte!“ Thornberg sah finster auf seinen Teller. „Ein Drittel können Vater und ich zusammenscharren, aber was nützt mir ein Drittel! Die Expedition muß erstklassig ausgerüstet sein. Wir müssen überwintern können, wir müssen die modernsten Apparate haben. Einen unvorhergesehenen Rückschlag darf es nicht geben.“ Thornberg machte eine Pause und blickte grübelnd vor sich hin. „Mir fehlen noch 500 000 Mark!“

„Viel, viel Geld!“ Arnaluk krümelte mit dem Löffel bekümmert in seinem Kuchen herum. „Und du hast immer noch keine Aussicht?“

„Wir haben uns, weiß Gott, die Sohlen abgelaufen. Vater und ich.“ Thornberg zuckte die Achseln. „Der Geheimrat Kreß war der einzige, der mir in positivem Sinne schrieb. Aber der ist tot.“

„Und seine Frau? Du sagtest doch ...“

„Ich habe seither nichts von ihr gehört.“ Thornbergs Blick wurde weit. Einen Augenblick sah er Frau Britta Kreß vor sich: herb, kalt, ruhevoll. Wie das Eis der Arktis.

Fast unwillkürlich fügte er hinzu:

„Aber ich hoffe, sie wird mir doch noch schreiben.“

„Wenn’s dann nicht zu spät ist.“

Bekümmert schwiegen die drei Menschen. Als die Flurklingel schrillte, erhob sich Frau Ingeborg mit einem kleinen Seufzer und ging selbst hinaus. Das Mädchen hatte heute ihren Ausgangstag.

Und dann war plötzlich alles anders. Die Blumen an den Fenstern dufteten wieder, der festlich gedeckte Tisch lachte, die Sonnenkringeln tanzten auf dem weißen Tischtuch. Und zwischen den drei Freunden saß quicklebendig und wohlproportioniert der Bankier Friedenauer und verbreitete mit seinem vor Wohlwollen strahlenden Gesicht, seinem jovialen Geplapper eine Atmosphäre von Gemütlichkeit und Hoffnungsfreudigkeit.

Friedenauer strömte über von Lob. Er fand den Kaffee ausgezeichnet, den Kuchen wunderbar, das einfache Hauskleid Frau Ingeborgs geschmackvoll und eigenartig, die Zigarre, die Thornberg ihm anbot, primissima. Wenn man ihm glauben durfte, so möchte er überhaupt nicht mehr aufstehen, sondern für alle Ewigkeit hier sitzen bleiben in dieser traulich-stilvollen Häuslichkeit. „Ein Paradies, jawohl, ein Paradies, haben Sie hier, gnädigste Frau. Aber Ihr Glücklichen wißt das ja leider meistens selber nicht.“

Und dann kam Friedenauer auf das Geschäft zu sprechen. Ganz nebenbei, versteht sich, denn es sollte beileibe nicht den Anschein erwecken, als ob er etwa deswegen hergekommen sei. Bewahre! Nur der Wunsch, seinem „lieben Reisegefährten“ auf der Fahrt von Kairo nach Berlin im Vorübergehen einen guten Tag zu wünschen, hatte ihn veranlaßt, hinaufzugehen. Friedenauer wartete klug und geduldig ab, bis eine Bemerkung Thornbergs selbst ihm die Gelegenheit gab, auf die bevorstehende Expedition zu kommen. Geld? Aber! Warum sollte Thornberg sich Sorge machen über die Beschaffung des Kapitals?

„Sie wissen doch, lieber Thornberg, daß ich bereits in Kairo erwogen habe, der Sache näherzutreten. Ich hab’ inzwischen noch weitere Informationen eingezogen über Ihr Projekt. Wie Sie mich hier sehen, lieber Herr Thornberg, bin ich nunmehr bereit, die Finanzierung Ihrer Expedition zu übernehmen.“

„Herrlich!“ Frau Ingeborg sprang vor Überraschung auf und klatschte in die Hände wie eine beschenktes Kind. „Dann ist ja alles gut! Erich! Was sagst du dazu?“

„Ja — ich weiß nicht ...“ Erich Thornbergs Augen gingen etwas verlegen zwischen seiner Frau und dem Bankier hin und her. Friedenauer schlürfte selbstzufrieden die dritte Tasse Kaffee.

„Geld ist teuer heute, lieber Herr Thornberg. Das wissen Sie ja wohl selbst, seitdem Sie auf der Suche danach sind. Aber ich mach’s! Sehen Sie, ich habe nun mal Sympathie für Männer wie Sie, Forscher, die unerschrocken ihr ganzes Sein an eine Aufgabe setzen. Ich will ...“

„Lieber Herr Friedenauer,“ unterbrach ihn der Forscher mit einem kleinen gutmütigen Lächeln. „Sie wollen mich wahrscheinlich übers Ohr hauen. Nichts für ungut! Ich meine das nur so: Ich bin ein Kind in Geschäftssachen. Sie sind ein Fachmann ersten Ranges. Wenn ich mit Ihnen die Sache mache, so ist es natürlich nur, daß Sie mich dabei gründlich hochnehmen.“

„Ich? Sie?“ Friedenauers Gesicht war die gekränkte Unschuld selbst. „Gestatten Sie, daß ich lache! Haben Sie’s gehört, gnädige Frau?“

„Vielleicht habe ich mich da ungeschickt ausgedrückt.“ Thornberg machte eine um Entschuldigung bittende Handbewegung. „Sie müssen das nicht übel nehmen, Herr Friedenauer. Glauben Sie mir, ich weiß Ihr Angebot wohl zu schätzen und traue Ihnen auch nichts Unreelles zu. Wenn so etwas vielleicht in meinen Worten vorhin lag, so ...“

„Bitte, bitte, bitte! Reden wir nicht davon, lieber Herr Thornberg.“ Friedenauer lachte aus vollem Halse. „Was glauben Sie, was ich mir im Geschäft alles sagen lassen muß!“

„Freut mich, daß Sie meine unbedachte Äußerung nicht übel nehmen, Herr Friedenauer. Aber — wie gesagt: Ich weiß nicht recht ...“ Thornberg sah in seiner Verlegenheit den Bankier fast bittend an. „Ich habe wirklich etwas Angst vor Ihnen. Sie sind nun mal ein — hm — allzu ausgezeichneter Geschäftsmann, und ich — na ja, ich versteh nicht viel von diesen Dingen.“

Friedenauers Gesicht wurde plötzlich ernst. Nur ganz hinten in den Augenwinkeln spielten ein paar lustige Fältchen. „Wenn Sie das Geschäft mit Frau Kreß machen, lieber Herr Thornberg, dann werden Sie vielleicht noch ungünstiger abschneiden. Die zieht Ihnen noch ganz anders das Fall über die Ohren.“

Die feineren Ohren des Bankiers erfaßten sofort den leisen Unwillen in Thornbergs Stimme. „Ich will nichts gesagt haben. Aber wenn Sie ’n anderes und vielleicht schlechteres Angebot kriegen sollten, denken Sie daran: Friedenauer nimmt sechs Prozent; nicht mehr!“

Frau Ingeborgs Augen hingen erstaunt an dem unschlüssigen Gesicht ihres Mannes. Was hatte er nur? Das war doch großartig, daß Bankier Friedenauer die Expedition finanzieren wollte! Da war man ja aller Sorge ledig. Und Erich zögerte? Heimlich begann sie hinter Friedenauers Rücken ihrem Mann Zeichen zu machen: Greif doch zu! Ich versteh dich nicht! Sag’ doch ja!

Friedenauers mausflinke Äuglein hatten sehr gut diese stumme Zeichensprache bemerkt. Er schmunzelte innerlich. Eine Bundesgenossin im Lager des Feindes! Noch dazu die Frau des Hauses! Ausgezeichnet. Eine Frau vermag viel, vermag überhaupt alles, besonders, wenn sie mit ihrem Mann so glücklich lebt wie diese Frau Ingeborg mit Thornberg. Nur nichts überstürzen. Man wird wiederkommen, morgen oder übermorgen, und dann wird der gute Thornberg Ja sagen.

Voller Zuversicht erhob sich der Bankier, küßte Frau Ingeborg die Hand und schlug abschiednehmend Thornberg auf die Schulter.

„Überlegen Sie sich die Chose, lieber Herr Thornberg. Werde mir erlauben, in ein paar Tagen noch einmal bei Ihnen vorzusprechen, das heißt: wenn die gnädige Frau es erlaubt?“

„Aber natürlich, Herr Friedenauer! Sie sind immer willkommen!“

„Ich mag ihn nicht, Ingeborg!“ Thornberg ging mit langen Schritten unruhig im Zimmer auf und ab. „Es mag unrecht sein, aber ich kann nicht aus meiner Haut. Der Mann ist mir unsympathisch.“

„Was hast du nur gegen Friedenauer?“ Frau Ingeborg schürzte schmollend die Lippen. „Ich finde ihn sehr nett und liebenswürdig. Und wenn er dir helfen will — du sagst doch selbst, daß er ein ernster reeller Geschäftsmann ist, kein Halsabschneider oder so was.“

„Um Gottes willen, nein!“ Thornbergs Gerechtigkeitsgefühl war sogleich bereit, den Bankier in Schutz zu nehmen. „Friedenauer ist in seiner Art ein guter Kerl. Vielleicht anständiger als manche anderen Geldleute. Und außerdem unbedingt eine Größe in seinem Fach.“

„Nun also? Warum sträubst du dich nur? Du weißt doch nachgerade, wie schwer es ist, einen Kapitalisten zu finden!“

Thornberg blieb stehen und sah gequält auf. „Ja, Inge, ja. Ich weiß. Ich werde ja schließlich auch wohl mit Friedenauer zusammengehen. Aber — lieber hätte ich die Sache mit Frau Kreß gemacht.“

„Ach die! Von der hast du kein Wort mehr gehört. Wer weiß, ob die überhaupt noch mal auftaucht.“

„Es kommt nicht darauf an, wer der Geldgeber ist,“ sagte Arnaluks Stimme still vom Fenster her. „Es kommt nur darauf an, daß uns die andern nicht zuvorkommen. Hast du das vergessen, Erich?“

Thornberg zuckte zusammen. Die andern! Ja, man mußte handeln, schnell und entschlossen handeln! Es war geradezu ein Verbrechen, die Gelegenheit auszuschlagen, die Friedenauer bot.

„Wenn er dir persönlich unsympathisch ist, das hat doch nichts zu sagen.“ Frau Ingeborg schmiegte sich an ihren Mann. „Mit deiner Expedition hat er ja nichts zu tun. Oder glaubst du, er will sie mitmachen?“ Frau Ingeborg lachte herzlich bei dem Gedanken. „Nun also! Er gibt das Geld, und das —“

„Ist die Hauptsache!“ ergänzte Arnaluk mit Nachdruck.

Draußen im Flur ging die Klingel. Ein Brief fiel in den Kasten. Frau Ingeborg, die hinausgegangen war, drehte etwas verwundert das lange schmale Büttenkuvert in den Händen. Ein ausgesprochen ungeschäftlicher Brief und eine gänzlich unbekannte Handschrift.

Zwei Minuten später las Erich Thornberg die lithographierte Karte, die der Umschlag enthielt:

Frau Britta Kreß gibt sich die Ehre, Herrn und Frau Thornberg zu einem zwangslosen Abendessen Donnerstag, den 17. d. M. ergebenst einzuladen.

Die Eisfrau

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