Читать книгу Sicherer Wegweiser zu einer guten und gesunden Wohnung - Balmer-Rinck Johann Jakob - Страница 5

Seite 3 I
5. Wie die Bewohner einer schlechten Wohnung aussehen

Оглавление

Sehen wir uns indeß ein wenig genauer nach den Bewohnern selber um.

Der Mann arbeitet seit früh auf der Fabrik; er kehrt erst Mittags auf die kurze Zeit des Essens nach Hause und Abends vielleicht noch schnell, bevor er im Wirthshause seiner Erholung nachgeht. Die Frau ist heute nicht auswärts; im Wasserzuber der Küche wäscht sie einiges Linnen in der Stube aus, um auf Sonntag reine Wäsche zu haben. Sie breitet diese soeben um den Ofen aus, an dem, neben wollenen Strümpfen und dem Waschlappen, bereits auch Windeln hängen, die naß sind, ohne gewaschen zu sein. Mehr Raum zu gewinnen, stellt sie ein Paar feucht gewordene Endefinken vom Ofen herunter in's Ofenrohr hinein, bei welchem Anlasse sie den eingedorrten Speiserest entdeckt, welchen sie gestern vergeblich dem Manne vom Nachtessen aufgehoben. Das Aeußere der Frau ist allerdings nicht sehr einnehmend. Sie mochte einst kein so übles Mädchen gewesen sein, aber diese ungekämmten, im Gesichte herumhängenden Haare, die gelbe, verknitterte Haube, das zerrissene bunte Halstuch passen zu einem ordentlichen Aussehen so wenig, als das unreinliche Fähnchen von Indienneröckchen, welches sie trägt, oder als die herabhängenden Strümpfe und niedergetretenen Schuhe. Man könne im Hause nicht Staat machen! – meint die Frau; denn allerdings, wenn sie ausgeht, dann flattern um keine andere Haube so viele und so bunte Bänder, da ist ihr Halstuch das blumenreichste, ihr Rock der steifste, von gestickten Kräglein, Anstößlein, Vorstecknadeln und anderem Zierrath nicht zu sprechen. Daneben geben ihr jetzt die Kinder viel zu thun, deren eines gerade wieder krank ist und um deßwillen sie heute auch zu Hause geblieben. Das ältere, ein Büblein, hockt am Boden und nagt an einem Weck. Der kleine Kegel sieht drollig genug aus in seinen bis unter die Arme reichenden Höslein, dem dicken, wollenen Halstuche und der Pelzkappe, die er über die Ohren heruntergezogen, trotzdem er am Ofen sitzt und draußen ein ganz hübscher Märztag ist. In der Nähe giebt's freilich allerlei an ihm auszusetzen: so scheint mütterliche Liebe seine struppigen Haare ebenso nachsichtig der Pein des Kämmens, als das aufgedunsene Gesicht der Qual des Waschens zu überheben. Es hätte freilich dem armen Kleinen auch gar zu wehe gethan, bei den Schorfen und Borken, die ihm auf dem Kopfe, an der Nase, hinter den Ohren sitzen und deren schmerzhaftes Jucken ihn so schon launisch und meisterlos genug machen, weßhalb ihm die Eltern in Allem seinen Willen lassen müssen. Sein jüngeres Schwesterchen dagegen, das leider den ganzen Winter den Doktor gebraucht und auch jetzt in den Federkissen seines Bettchens tief versenkt liegt, zeigt sich als das gerade Gegentheil von ihm. Es sei das beste Kind von der Welt! – rühmt es die Mutter, Tagelang bleibe es liegen, wo sie's hinlege und störe sie in nichts, sobald es nur seinen Lutscher habe und was koste der, als ein wenig Zucker und Brotkrumme! Wenn der Mehlbrei, – und sie koche ihn doch absichtlich recht steif, – nur besser bei ihm anschlüge! (fügt sie klagend bei,) aber es setze sich Alles in den Bauch, der werde kugelrund und Aermlein und Beinlein blieben wie Schwefelhölzchen. Nächstens werde das Emilie zweijährig und vom Stehen sei noch keine Rede bei ihm; auch leide es an den Augen, gäb wie sie es vor dem kleinsten Luftzuge behüte!

Die arme Frau ahnt es nicht, daß sie allein mit ihrer unvernünftigen Pflege der Gesundheit ihrer Kinder hindernd im Wege steht.

Sicherer Wegweiser zu einer guten und gesunden Wohnung

Подняться наверх