Читать книгу Aramesh - Barbara Naziri - Страница 60
Ira (Rachsucht)
ОглавлениеSchnaubende Wut stiebt aus den Nüstern
des Rappen Zorn, der wild sich bäumt,
in meinem Blut ein hämisch Flüstern
bricht sich im Schrei, mein Geifer schäumt.
Der Groll hält meinen Geist gepackt,
rennt Amok durch die tiefsten Venen,
entblößt die Seele, macht mich nackt,
spielt mit mir lustvoll Teufelsszenen.
Der Jähzorn fesselt Menschenwürde,
legt meine Ratio in Ketten,
um mich herum nur Zaun und Hürde,
nichts kann mich vor mir selber retten.
Geschmack der Rache auf der Zunge,
die fordernd nach Vergeltung schreit,
und keuchend bebt es aus der Lunge:
Mach Dich zum Angreifen bereit!
In einem Nebelbett der Mächte
thront demagogisch blinder Hass,
mein Führer durch schlaflose Nächte,
mich quälend ohne Unterlass.
Ich speie Feuer, Schutt und Aschen,
sieh’, mein Vulkan aus Rachelust
wird mir mein Blut mit Säure waschen,
ein brennend’ Feuer in der Brust.
Von Deinen Qualen will ich zehren,
ob Herzeleid, ob Angst und Not,
will Dich zerstören und Dich lehren,
Dir nichts zu wünschen als den Tod.
So hab ich Ira mich verschrieben
als Dienerin im Höllenfeuer,
bin roten Flüssen treu geblieben,
kein Mensch, kein Tier – nur Ungeheuer.
2016, gewidmet meiner lieben Freundin,
der Malerin Schirin Khorram, zu ihrem Bild IRA
aus dem Projekt »Sieben Todsünden«