Читать книгу Qualitative und interpretative Methoden in der Politikwissenschaft - Barbara Prainsack - Страница 6
ОглавлениеVorwort und Dank
Dieses Buch versteht sich als Einführung in die qualitative Forschung für Studierende der Politikwissenschaft, die noch keine Erfahrung mit qualitativen Methoden gemacht haben. Es dient neben einer generellen Einführung in die Thematik als Handreiche zur Durchführung studentischer Forschungsprojekte. Dabei folgt das Buch in seinem Aufbau den Phasen eines empirischen Forschungsprojektes: Es gibt einen Überblick darüber, welche Fragestellungen sich mit qualitativen Methoden beantworten lassen, wie man relevante forschungsethische Aspekte identifiziert und auf sie eingeht, welche unterschiedlichen Methoden der Datenerhebung und Datenanalyse es gibt sowie wie Forschungsergebnisse verschriftlicht und bewertet werden. Neben einer Einführung in „klassische“ Methoden stellt das Buch auch innovative Methoden vor, die bisher in der Politikwissenschaft noch weniger Aufmerksamkeit erfahren haben, aber nützliche Ansätze darstellen, um Politik aus neuen Perspektiven zu erforschen. Der Fokus der vorgestellten Methoden liegt dabei auf interpretativen Ansätzen.
Wir setzen diesen Schwerpunkt aus folgenden Gründen: Wir sind davon überzeugt, dass ein interpretativer Blick – der den Fokus auf die soziale Bedeutung politischer Phänomene legt – unerlässlich ist, um Politik zu analysieren, zu verstehen und zu kritisieren. Interpretative Methoden ermöglichen es, politikwissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen, die durch andere Methoden und Formen der Wissensgenerierung nicht ersetzt werden können. Unserem Verständnis zufolge ist qualitative Forschung dort am fruchtbarsten, wo sie sich politischen Phänomenen mit einer ergebnisoffenen Haltung nähert und diese versucht in ihrem gesellschaftlichen Kontext zu verstehen. [10]
Eine kleine qualitative Studie beispielsweise, die sich zum Ziel setzt, „aufzudecken“, was Menschen über ein bestimmtes Thema „wirklich denken“, und die die Aussagen der Studienteilnehmerinnen1 nach vorgegebenen Themengebieten zusammenfasst, wirft die Frage auf, warum nicht gleich eine große repräsentative Umfrage durchgeführt wurde. Eine qualitative Studie hingegen, die sich frei von vorab bestimmten thematischen Grenzen mit der Frage beschäftigt, was politische Akteurinnen tun und warum, welche Handlungsmuster erkannt werden können und welche Bedeutung bestimmte Praktiken, Entwicklungen oder Phänomene in ihrem Leben sowie in einem spezifischen gesellschaftlichen Kontext für sie haben, liefert Einsichten, die mit anderen Methoden nicht gewonnen werden können. In diesem Sinne sind interpretative Ansätze besonders gut dazu geeignet, politikwissenschaftliches Wissen über soziale und politische Prozesse und Phänomene zu generieren, das neu und theoretisch gehaltvoll ist.
Neben der Vermittlung dessen, was interpretative Methoden zum Verständnis von Politik beitragen können, möchten wir Studierende mit diesem Buch dafür sensibilisieren, dass die Anwendung qualitativer Methoden an sich nicht leichter als die Anwendung quantitativer Methoden ist. Qualitative Forschung besteht nicht darin, „einfach“ ein Interview durchzuführen und sich die Daten „anzuschauen“, sondern sie verlangt Fertigkeiten, die systematisch erlernt und durch Praxis und Erfahrung weiter verbessert werden. Mit diesem Buch möchten wir Studierenden ein „Werkzeug“ an die Hand geben, das sie bei der Durchführung eigener qualitativer Forschungsprojekte unterstützt und sie beim Lernen begleitet.
Wir bedanken uns bei allen, die an diesem Projekt mitgearbeitet oder es auf andere Weise ermöglicht und unterstützt haben. Allen voran danken wir Karen Lowton an der Universität Sussex, von der Barbara Prainsack während ihrer gemeinsamen Jahre am King’s College London vieles über das Unterrichten qualitativer Methoden gelernt hat. Auch die Struktur einiger Kapitel ist ihrer didaktischen Erfahrung geschuldet. Einige Kolleginnen und Studierende haben uns zudem als Testleserinnen hilfreiches Feedback zu inhaltlichen und didaktischen Aspekten dieses Manuskripts gegeben: Wir bedanken uns dafür bei Maximilian Blaßnig, Kamala Deusch, Seliem El-Sayed, Antonia Modelhart, Matthias Neuböck, Lukas Schlögl und Bettina Zimmermann. [11]
Allen Gastautorinnen einzelner Kapitel in diesem Buch danken wir für das Einbringen ihrer Expertise, ihrer Zeit und ihrer Arbeit in dieses Gemeingut-Projekt (die Tantiemen für dieses Buch gehen an das Institut für Politikwissenschaft und werden zur Unterstützung von Weiterbildungs- und Reisetätigkeiten von Nachwuchsforscherinnen verwendet). Dem facultas Verlag bei utb, insbesondere Sabine Kruse, danken wir für die hervorragende Zusammenarbeit.
Barbara Prainsack & Mirjam Pot
Wien, am 31. Januar 2021
1 Aus Gründen der Lesbarkeit wird im Text auf die Verwendung der männlichen Form verzichtet, welche unter die weibliche Form subsumiert wurde. [12]