Читать книгу Das Basische Prinzip. Dr. Jacobs Schutzformel gegen die größten Gesundheitskiller unserer Zeit - Barbara Simonsohn - Страница 4
ОглавлениеVorwort von Dr. med. Ludwig Manfred Jacob
Dr. med. Ludwig Manfred Jacob – Arzt, Forscher, Erfinder, Unternehmer und Autor
Meine erste Begegnung mit dem Thema Übersäuerung war dramatisch. Ich war zwölf Jahre alt und unterhielt mich in einem Moment noch mit meinem Vater. Im nächsten Moment lag er kreidebleich im Bett und krümmte sich vor Schmerzen. Er hatte eine Nierenkolik.
Nierensteine sind typischerweise das Ergebnis chronischer Übersäuerung, wonach aus Kalzium und Oxal- oder Harnsäure kristalline Ablagerungen entstehen. Wenn diese dann im Harnleiter stecken bleiben, kommt es zu den furchtbarsten Schmerzen. Das war ein Erlebnis, das er nie mehr vergessen sollte. Ab diesem Zeitpunkt nahm er jeden Abend eine große Portion Citrate, die Nierensteine verhindern und auflösen können. Nicht nur bekam er keine Nierensteine mehr, sondern auch sein Haarausfall, der bereits weit fortgeschritten war, hörte auf. Das gab ihm zu denken, und er veränderte auch seine ärztliche Vorgehensweise: Der Säure-Basen-Haushalt wurde zum besonderen Steckenpferd in seiner internistischen Praxis. Bei allen Krebspatienten stellte er eine chronische Übersäuerung fest. Ihre Urinwerte waren meistens sauer. Zu jener Zeit waren »Naturheilkunde« und »Übersäuerung« für Schulmediziner noch Schimpfworte und wurden einfach komplett ignoriert. Mein zweites Schlüsselerlebnis war die Vorlesung eines Pharmakologen im Medizinstudium. Dieser erklärte, dass die Menschen im Laufe ihres Lebens die Hälfte ihrer Nierenfunktion verlieren würden und man daher die Medikamente anpassen sollte. Ich war schockiert. Ohne mit der Wimper zu zucken, erklärte er es als praktisch normal, dass wir die Hälfte dieses lebenswichtigen Organs verlieren. Das konnte ich nicht akzeptieren; tief in mir bildete sich die unerschütterliche Überzeugung, dass der Verlust der Nierenfunktion nicht etwas Natürliches ist, sondern mit unserer Lebensweise zu tun hat. Eine chronisch säurebildende und salzreiche Ernährung schädigt die Nieren. Meine damalige Vermutung ist inzwischen auch durch zahlreiche Studien belegt. Dazu kommt noch, dass die meisten Menschen zu wenig trinken und ihr Urin daher zu konzentriert ist, also einen hohen Anteil an Schadstoffen enthält.
Was kann man dagegen tun? In Deutschland gab es damals nur natriumreiche Citratmischungen und Basenmittel mit viel Natron, Kalziumcarbonat oder noch Schlimmerem wie sogar Aluminium- und Nickellaktat.
Klar war, dass Citrate optimal sind, weil sie organisch sind und auch die Hauptbasen in Gemüse und Obst darstellen. Aber was wäre die beste Form für diese wirkungsvollen Basenstoffe? Um das herauszufinden, untersuchte ich vor allem die Mineralstoffzusammensetzung von Gemüse, Kräutern und Obst. Ich errechnete den Mittelwert von etwa fünfzig der am häufigsten verzehrten Pflanzen und fand heraus, dass diese sehr kaliumreich waren und praktisch kein Natriumchlorid oder Salz enthielten. Darüber hinaus enthielten sie Kalzium und Magnesium im Verhältnis von 3:2. Also waren sie tatsächlich wertvolle Lieferanten für basenbildendes Kalium, Magnesium und Kalzium – alle drei Mangelmineralien in der typischen Ernährung.
Im Gegensatz dazu enthält Milch zehnmal mehr Kalzium als Magnesium, und das Kalzium liegt als Kalziumphosphat vor, also nicht als eine basenbildende Kalziumverbindung. Nach dem Rezept der Natur entwickelte ich im Jahr 2000 das erste Citrat-Basenmittel ohne Natriumzusatz. Das nahm auch mein Vater ab diesem Zeitpunkt.
Je mehr ich mich dann im Laufe der Jahrzehnte mit dem Mineralstoff- und Säure-Basen-Haushalt beschäftigte, desto klarer wurde mir, warum die Schulmedizin und die Naturheilkunde in einem sehr langen und intensiven Konflikt standen. Die Schulmedizin betonte die Bedeutung der Mineralstoffe, konnte aber mit dem Thema Übersäuerung und Säure-Basen-Verhältnis nichts anfangen. Die Naturheilkunde dagegen thematisierte sehr stark die Übersäuerung, hatte aber falsche Erklärungsmodelle und verkannte die immense Rolle der Mineralstoffe im Säure-Basen-Haushalt. In der Naturheilkunde verwendete man traditionell Natriumbicarbonat und Kalziumcarbonat. Das sind besonders preiswerte basische Verbindungen.
Sie entsäuern zwar stark, aber alkalisieren und schädigen Magen und Darm. Zudem liefern sie die falschen Mineralstoffe.
Inzwischen ist auch in der medizinischen Forschung die Bedeutung des Säure-Basen-Haushalts klar erkannt und belegt. Es wird sicherlich aber noch einige Jahre oder gar Jahrzehnte dauern, bis diese Erkenntnisse auch beim Arzt vor Ort wirklich angekommen sind. Für den heutigen Mediziner ist die Übersäuerung oder Azidose immer noch eine akute intensivmedizinische Situation, die zwar lebensbedrohlich ist, aber nur sehr selten vorkommt.
Die latente Übersäuerung, die quasi über Jahrzehnte relativ symptomlos verläuft, entgeht seiner Wahrnehmung und wird auch in seiner Ausbildung nicht thematisiert. Dabei sollte es jedem Arzt bewusst sein, welche enorme Bedeutung der pH-Wert auf alle Reaktionen im menschlichen Körper hat, denn die Funktion von Proteinen und Enzymen wird durch den pH-Wert reguliert. Schon kleine Veränderungen des pH-Werts haben eine enorme Wirkung auf die Aktivität eines Enzyms und damit auf den gesamten Organismus.
Aber genauso wie der Verlust der Nierenfunktion über Jahrzehnte undramatisch abläuft, sind die Schädigungen durch die chronische Übersäuerung lange Zeit relativ symptomlos und erst dramatisch, wenn die Nieren nicht mehr in der Lage sind, die fixen Säuren auszuscheiden. Hier spielt Ammoniak als giftiger »Notpuffer« der Säuren eine besonders negative Rolle. Die Situation spitzt sich nun stark zu, und es kommt im Alter zum bekannten Knochen- und Muskelverlust als eine Folge jahrzehntelanger chronischer Übersäuerung.
Daher spielt ein gesunder Säure-Basen- und Mineralstoff-Haushalt, die beide untrennbar miteinander verbunden sind, eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung unserer Gesundheit und beim Erreichen eines gesunden Alters. Wir haben inzwischen den Verlust der Nierenfunktion als etwas Natürliches akzeptiert, und wir glauben, dass chronische Nierenerkrankungen, die es noch vor hundert Jahren praktisch nicht gab, etwas ganz Normales sind. Dem ist aber nicht so. Es gibt Populationen in sogenannten »Blue Zones«, die gesund alt werden, und Naturvölker, welche diese Probleme überhaupt nicht kennen. Das basische Prinzip begegnet uns hier auf Schritt und Tritt als ein Grundpfeiler der Gesundheit, während die latente Azidose bei quasi allen Wohlstandserkrankungen als wesentlicher Co-Faktor auftritt.
Bluthochdruck ist inzwischen weltweit die Todesursache Nummer eins. Ein wesentlicher Auslöser ist die säurebildende, salzreiche und kaliumarme Ernährung, deren Auswirkungen durch Stress und Übergewicht und einen dadurch erhöhten Cortisolspiegel potenziert werden.
Dabei sind weder Säuren noch Basen an sich das Problem, sondern der Verlust des Gleichgewichts all dieser Elemente. Hippokrates fasste es vor Jahrtausenden zusammen: »Alles im Übermaß ist der Natur entgegengesetzt.« Im heutigen Lebens- und Ernährungsstil haben wir ein starkes Übermaß an Dingen, die uns in Körper, Geist und Seele übersäuern lassen: von Dauerstress über Schlafmangel bis hin zu Fast Food.
Barbara Simonsohn lernte die Bedeutung des Säure-Basen-Haushalts und die heilsame Wirkung des Säureausgleichs früh von der bekannten Basen-Ärztin Dr. Renate Collier kennen. Ihre langen Erfahrungen mit Entspannungsmethoden, welche die Seele entsäuern – heute häufig der Hauptsitz der Übersäuerung – ergänzen sich sehr gut mit meiner wissenschaftlichen und praktischen Arbeit im Bereich des Säure-Basenund Mineralstoff-Haushalts.
Unser beider großer Wunsch ist es, dass dieses Buch Ihnen das Wissen und die praktischen Werkzeuge an die Hand gibt, mit denen Sie gesund und vital alt werden können. Denn letztlich wollen wir unserem Leben nicht nur mehr Jahre, sondern unseren Jahren vor allem auch mehr Leben schenken. Hier erfahren Sie, wie das praktisch geht. Gesundheit ist in unseren Augen der wahre Wohlstand. In Anlehnung an den Schweizer Ernährungsreformer Max Bircher-Benner (1867–1939) möchte ich sagen, dass Ernährung und Gesundheit vielleicht nicht das Höchste sind, aber der Boden, auf dem das Höchste gedeihen oder verderben kann.
Bleiben Sie gesund!
Herzlichst
Ihr Dr. med. Ludwig Manfred Jacob im November 2019